Nicht nur beim Umzug sind die Wände neu zustreichen. Auch in der bewohnten Wohnung muss man aller paar Jahre die Wand streichen. Die Farben verschmutzen langsam, hier oder da Flecken an der Farbschicht auftreten oder eine neue Farbgestaltung der Räume gewünscht wird. Wussten Sie, dass man mit der richtigen Farbgestaltung die optische Raumgröße verändern kann. Das ist zum Beispiel sinnvoll, wenn die Räume sehr lang oder sehr hoch sind. Mit geschickter Farbgebung kann man eine Korrektur vornehmen. Natürlich spielt hier auch die Form und die Farbe der Möbel eine Rolle. Ebenso wichtig ist die Anzahl der Einrichtungsgegenstände. In dem nachfolgenden Beispiel sehen Sie den optischen Effekt bei einem gleich großen Raum aber bei einer unterschiedlichen Farbgebung.
In einer kleinen Farbspielerei können Sie die Wandfarbe verändern und ein paar Möbel mit der Maus hin und her schieben. Natürlich ersetzt es keine komplette Einrichtung, aber vielleicht verhilft es für ein paar neue Ideen bei Farbgestaltung oder Einrichtung.
Immer wieder werde ich gefragt, mit welcher Farbe man am besten die Wände streicht.
Hier muss man mehrere Gesichtspunkte beachten. Der Maler muss eine fleckenfreie Wandbeschichtung anbieten, sonst bekommt er kein Geld oder es wird ein Mangel angezeigt. Daher wird eher eine zu dicke Beschichtung als eine sehr dünne aufgetragen. Des Weiteren möchte der Kunde korrekte ebene Wandflächen. Der Trend geht zu Wandflächen mit höchsten Qualitätsansprüchen. Verarbeitungstechnisch lässt sich ein Kalkputz nicht 100 % glatt herstellen. Dies hängt mit dem unterschiedlichen Saugverhalten der Untergründe und der Putzstärke ab. Es sind geringe Abweichungen erkennbar (Schatten bei direkter Beleuchtung). Daher werden diese Flächen mit Malerspachtel (spezieller Gips) nachgearbeitet. Ebenso wie der Gipsputz sind dann die Oberflächen sehr dicht und die Feuchteregulierung mit der Raumluft wird behindert.
In der Praxis wird vorwiegend eine hochwertige Dispersionsfarbe verwendet. Dispersionsfarben sind vielfach die Auslöser für Schimmelpilze. Die Farbe selbst schimmelt. Daher werden dieser Farbe Fungizide beigemischt, damit diese im Behälter nicht verschimmeln.
Besser sind Silikatfarben. Sie haben eine hohe Deckkraft und sind diffusionsoffen. Diese Farbschicht hat ein gutes Sorptionsverhalten, nimmt schnell Feuchte aus der Raumluft auf.
Es gibt weiterhin natürliche Farben wie die Kaseinfarben. Ich selbst bevorzuge für meine Wohnung zum Streichen der Wände mit Leimfarben. Sie regulieren gut den Feuchteausgleich. Diese haben natürlich auch Nachteile. Sie sind nicht besonders wischfest. Wenn man an die Wand kommt, da wird man etwas weiß. Auch sind Sie bei ständiger Feuchtebelastung nicht vollständig schimmelresistent. Sie eignen sich nur für trockene Wände. Ebenso kann man die Wände mit einer Kalksfarbe beschichten. Die Verarbeitung ist jedoch nicht so einfach und die Qualität der Deckschicht hängt stark vom Untergrund ab. Meistens sieht man immer Streifen.
Es wird vor allem auch nach wischfesten Farben gefragt, die zum Beispiel in der Küche oder im Bad zur Anwendung kommen sollen. Zum Beispiel wurde mir in Transkarpatien in einem Bad demonstriert, wie gut die Farbe im Bad ist. Der Eigentümer und Bauunternehmer nahm ein paar Hände voll Wasser und spritze so die Wandfarbe voll. Es gab keine Flecken an der Wand. Es war eine praktische Vorstellung. Allerdings konnte ich nicht erfahren, um welche Farbe es sich handelt. Es dürfte sich um eine Latexfarbe handeln.
Einige Jahre später wurde mir eine verschimmelte Wandfläche im späten Sommer in einer Wohnung zur Beurteilung der Ursachen gezeigt. Die Wandflächen mit der Naturfarbe waren schimmelfrei. Die Sorptionsfähigkeit der Wandfläche mit den Kunststoffanteilen ist sehr gering und dient somit nicht zur Feuchtigkeitsregulierung der Raumluft.
Früher und heute etwas seltener wurden die Sockel mit einer Ölfarbe gestrichen. Dies erfolgte aus praktischer Sicht, da diese lange hält und abwisch bar ist. Bei unseren Sanierungsarbeiten bei älteren Häusern musste diese Farbe an den Küchenwänden ab. In den meisten Fällen war von dem Kalkputz darunter nicht mehr viel übrig. An den anderen Wandflächen war er noch brauchbar. Eine dichte Wandbeschichtung ist langzeitlich wegen ihrer sperrenden Wirkung für den Wandaufbau ungünstig. Ebenso trägt diese Schicht nicht für die Feuchteregulierung der Raumfeuchte bei. Daher bin ich immer sehr vorsichtig mit der Empfehlung von sperrenden Farben. Die Moleküle des Wassers und der Luft sind unterschiedlich groß. Moderne Farben können darauf reagieren und so einen gewissen Feuchteausgleich bei gleichzeitiger Wasserbeständigkeit aufweisen. Aus meiner Sicht sind aber die Feuchtefilme, die sich kurzzeitig an der Wandfläche bilden können, kritischer als das Diffusionsverhalten. Das Wasser auf dieser Wandschicht muss sehr schnell in den Raum durch Lüften abgeführt oder in den Wandbaustoff geleitet werden. Die Sorptionsfähigkeit dürfte bei diesen Farben eingeschränkt sein. Deshalb müssen diese Farben bei richtiger Anwendung (Konstruktion, Raumgestaltung, Nutzung usw.) auch nicht schlecht sein. Sollten diese Farben verwendet werden, dann sollte man sich an einen Farbfachmarkt wenden und den Herstellerangaben vertrauen.
Kunstharzbeschichtungen finden vorwiegend im Außenbereich und bei hoch belasteten Wandoberflächen Anwendung. Der Anteil an Kunstharz ist unterschiedlich hoch. In der Regel werden die Kunststoffanteil zur besseren Haltbarkeit und auch zu Verarbeitung einem mineralischen Putz zugemisch. Dadurch wird Material sehr robust, langlebig und pflegeleicht. Zu einer Wandbeschichtung kann auch ein Bundsteinputz gezählt werden, welche aus Marmorgranulat, Kies oder Quarz bestehen. Dieser Putz lässt sich auf jedem Untergrund auftragen und wird ausschließlich als Oberputz verwendet. Die kleinen Steine können naturbelassen oder bunt eingefärbt sein, sodass sich viele Gestaltungsmöglichkeiten bieten.
Eine Kunstharzbeschichtung ist eine Sperrschicht und behindert die Diffusion. Diese Beschichtung ist daher auf einem feuchten Mauerwerk bzw. Bauteile nicht geeignet.
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