Inhaltsverzeichnis
1.1. Allgemeines zur Biologie der holzzerstörenden Pilze und Insekten
1.2. Serpula lacrimans [Wulf. ex Fr.] (Echter Hausschwamm)
1.3. Das typische Schadensbild des Echten Hausschwamms
2. Wachstumsfaktoren für den Echten Hausschwamm
2.1. Wachstumseinfluss durch die Feuchtigkeit
2.2. Wachstumseinfluss durch die Temperatur
2.3. Einfluss durch Licht und den Luftaustausch
2.4. Funktion und Charakteristik des Myzels
2.5. Die Merkmale des Myzels und der Hypen (mikroskopisch)
2.6. Zytologische Prozesse
2.7. Die Sporen vom Echten Hausschwamm
2.8. Substrat- und Umwelteinflüsse
3. Direkte und indirekte gesundheitliche Gefährdung durch den Echten Hausschwamm
4. Weitere Hausschwammarten
5. Bestimmungsmethoden der holzzerstörenden Pilze
5.1. Allgemein
5.2. Makroskopische Pilzbestimmung
5.3. Mikroskopische Pilzbestimmung
6. Ausgewählten Schäden durch den Echten Hausschwamm
7. Maßnahmen zur Sanierung von Schäden durch den Echten Hausschwamm
8. Sanierung durch Eigenleistung
9. Sanierung von pilzbefallenen Materialien (Einrichtungsgegenstände)
9.1. Einleitung
9.2. Glatte Oberflächen
9.3. Poröse Materialien
9.4. Holz
9.5. Möbel
9.6. Haushaltskeramik
9.7. Textilien
Anlage: Statistische Zusammenfassung aus Untersuchungen von Schäden durch den Echten Hausschwamm - Serpula lacrimans [Wulf. ex Fr.]
Literatur
Dipl.-Ing.oec., Ing.-eoc., Ing. Peter Rauch 2013
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Pilze nehmen eine wichtige Rolle im Haushalt der Natur ein und schließen so den Stoffkreislauf. Sie zersetzen eine Vielzahl von organischen (pflanzlichen) Stoffen in ihre mineralischen Bestandteile, sodass keine größere Anhäufung einer organischen Verbindung anzutreffen ist. Der Abbau erfolgt im Atmungsstoffwechsel mit Sauerstoff. Die organischen Bestandteile dienen als Energie- und Kohlenstoffquelle. Zu diesen komplexen Naturstoffen gehören Cellulose, Lignin, Proteine, Pektine, Lipide, Keratin u. a. Die Größe der Pilze ist nicht durch die Fruchtkörper erkennbar, sondern der Hauptteil des Pilzes besteht aus dem verborgenen Myzel. Die einzelnen Hyphen des Myzels, von den die Fruchtkörper entstehen sind meist mikroskopisch dünn. Sie können aber auch dicke und wurzelähnliche Stränge bilden und sehr große Längen erreichen. Im US-Staat Washington wurde 1992 ein an Baumwurzeln parasitierender Hallimasch (Armillaria ostoyae) gefunden, der die Ausdehnung von über 600 ha hatte. 2000 wurde ein anderer Hallimasch im US-Bundesstaat Oregon entdeckt, dessen Myzel bis 90 cm tief in die Erde reicht und eine Ausdehnung von ca. 880 ha hat. Das Alter des Pilzes wird auf 2400 Jahre geschätzt. Seine Masse dürfte die eines Blauwals deutlich übersteigen. [Schön] Es ist also nicht verwunderlich, warum die Länge des Myzels vom Echten Hausschwamm ohne Problem 12 m oder noch länger erreichen kann.
Der Befall durch holzzerstörende Pilze und Insekten erfordert eine erhöhte Feuchtigkeit, Kohlenstoffverbindungen als Energielieferant, andere Nährsubstanzen (Eiweiße, Fette), z. B. im Holz ca. ein Anteil von bis 5 % sowie Spurenelemente (verschiedene Kationen und Anionen). Weiterhin spielen verschiedene Umwelteinflüsse und auch der pH-Wert eine Rolle. Gemäß der DIN 1052 (Holzbau) sollte die Ausgleichsfeuchte für Hölzer in allseitig geschlossenen Räumen mit Heizung 6-12 % und unbeheizten Räumen 9-15 % betragen. Diese Feuchtigkeit sollte auch beim Neueinbau von Holzteilen eingehalten werden. In der nachfolgenden Tabelle 1 wird der Beginn des Wachstums verschiedener Schädlingsarten dargestellt.
Temperaturen | Holzfeuchte | |
holzschädigende Pilze | 5ºC | 13 - 30% |
holzzerstörender Pilze |
0 - 40ºC | (15) 20 - 80 (100)% |
holzzerstörende Insekten | 10- 38ºC | 10 - 60 % |
Eine genaue Aussage, wann ein holzzerstörender Pilz entsteht, also Spuren auskeimen oder Reste des Myzels anfangen zu wachsen, kann nicht eindeutig bestimmt werden. Es gibt bestimmte Grenzbereiche (in den nachfolgenden Ausführungen benannt), die in der Praxis allgemein eingehalten aber auch unter bestimmten Umständen überschritten werden. Liegen optimale Bedingungen, Feuchtigkeit, Temperatur, Nahrungsgrundlage u. a. vor, so ist die Wahrscheinlichkeit eines Befalls groß. Fehlen ein oder zwei der wichtigen Bedingungen, so kann kein Wachstum erfolgen bzw. das nur schwach ausgebildete Myzel geht in einen Starreprozess über und stirbt irgendwann ab. Ein wesentlicher Faktor ist auch die Zeitdauer, wo optimale Bedingungen vorliegen. Die unter Laborbedingungen ermittelten Ergebnisse können nicht ohne weiteres in die variantenreiche Praxis übernommen werden, wobei diese bestimmte Trends aufzeigen.
Bei den zahlreichen untersuchten Schadensfällen hat mehrheitlich auch der Echte Hausschwamm sein Wachstum eingestellt. An anderen Stellen lag vitaler Befall vor, obwohl scheinbar keinerlei äußerliche Bedingungen vorlagen. Die Ursachenentstehung lag zum Teil Jahre zurück. Die Aufstellung einer Systematik, wann und unter welcher Bedingung ein Wachstum erfolgt, kann wegen der großen Streuung nicht aufgestellt werden. Die gewonnenen Ergebnisse lassen sich sowohl aus Haftungsfragen und wirtschaftlichen Überlegungen in der Praxis nicht sicher verwerten. Es gibt eine Reihe verschiedener Erscheinungsbilder und Erfahrungen, die zur allgemeinen Beurteilung herangezogen werden können. Diese werden in den folgenden Abschnitten darstellen. Der Echte Hausschwamm zählt zu den am schwierigsten zu bekämpfenden Bauholzpilzen. Er stellt ein nur schwer abschätzbares Risiko dar und gilt daher als erheblicher Mangel nach BGB § 459.
Die Verbreitung der holzzerstörenden Pilze findet durch das Myzel und die Sporen nicht nur im Gebäude, sondern auch in den Landesgebieten statt. In bestimmten Gebieten, wo bei annähernd gleichen klimatischen Wachstumsbedingungen der Echte Hausschwamm wachsen müsste, ist er nicht vorhanden. Es wachsen dort am feuchten Holz andere holzzerstörende Pilze, mit geringerem Schadensumfang. Es kann auch festgestellt werden, tritt bei einem Gebäude ein massiver großflächiger Befall durch den Hausschwamm auf, so ist eine höhere Schadenshäufigkeit bei benachbarten Gebäuden zu beobachten. Aus dieser Tatsache ist es sehr wichtig, beim Erkennen eines Schadens durch holzzerstörende Pilze und besonders beim Echten Hausschwamm möglichst schnell eine fachgerechte Sanierung vorzunehmen.
Der Echte Hausschwamm gehört zur Abteilung Echte Pilze, Eumycota, Klasse Ständerpilze, Basidiomycetes, Ordnung Aphyllophorales, Familie Warzenschwämme, Coniopharaceae, Gattungen Coniophora und Serpula. Im Brockhaus wird er zu den Löcherpilzen bzw. im Brockhaus Biologie zu den Porlingen mit den Namen Merulius lacrimans ( = Merulius domesticus) zugeordnet. Zur Familie Porlinge, Poriaceae, gehört z. B. der Weiße Porenschwamm (Antrodia vaillantii), der wegen dem ähnlichen Schadensbild eines braunen Würfelbruches (Destruktionsfäule), verwechselt wird. Der Echte Hausschwamm ist auch unter dem Namen Merulius lacrimans bekannt. Die Gattung Merulius wurde von Fries nach rein äußerlichen Merkmalen aufgestellt, was zu dieser Zeit sicherlich auch nicht anders möglich war. Zu dieser Familie Fältlinge, Meruliaceae, werden die hellsporigen Arten berücksichtigt. Von PERSOON wurden die braunsporigen Vertreter in die Gattung Serpula eingeordnet. Im Bild 1 wird ein Fruchtkörper gezeigt.
Charakteristisch ist die Braunfäule (Destruktionsfäule). Dieser Pilz hat sich auf den Abbau von Zellulose spezialisiert. Übrig bleibt das Lignin, welches ein braunes Aussehen hat. Geschädigtes Holz hat an Holzoberfläche kubische Würfel mit meist 2 cm Kantenlänge. Die Würfelbrüchigkeit ist dunkel bis leuchtend braun (Bild 2).
Bei wirksamer Luftumspülung der Balken erfolgt ein Wachstum nur im Holzinneren (Bild 3). Bei brettartig verbautem Holz wölbt sich dieses rundrückig nach außen, bei z. B. befallenen Türzargen (Bild 4) oder Sockelverkleidungen aus Holz gibt es eine leichte Verwölbung, die oft nur an dem Abplatzen der Farbe zu erkennen ist. Bei optimalem und lang andauerndem Befall kommt es zur vollständigen Zerstörung der Holzkonstruktion. Durch die verdeckte Schadensausbreitung sind die Schäden erst relativ spät erkennbar und können bereits einen großen Umfang erreicht haben (Bild 4). Weiterhin typisch für den holzzerstörenden Pilz ist der Fruchtkörper und das ausgebildete schmutzig graue Myzel.
Der Echte Hausschwamm ist ein rein saprophiler Pilz, das heißt, er befällt totes und verbautes Holz. Sie die Beispiele im Bild 5 (Holzbalkendecke) und Fruchtkörper an einer Wandoberfläche (Bild 6). Der Echte Hausschwamm verursacht eine Destruktionsfäule, welche gegenüber der Weißfäule (Korrosionsfäule), zum Beispiel durch den Ausgebreiteten Hausporling oder Porenschwamm (Donkioporia expansa [Desm.] Kotl. et Pouz.), zu unterscheiden ist.Bei sehr großen Schäden kommen sehr oft beide Schadensarten vor.
Destruktionsfäule: Durch den Abbau der Zellulose des Holzes wird die Grundstruktur des Holzes zerstört. Übrig bleibt das braune Lignin. Es entstehen Risse im Holz quer zur Fasserrichtung. Das Holz verliert an Festigkeit
und es kann nicht mehr die Kräfte ableiten.
Korrosionsfäule: Von einigen Pilzen wird zuerst das Lignin abgebaut (später oft auch die Zellulose). Die weiße Zellulose bleibt übrig (Weißfäule). Das Lignin wird zur stärkeren Festigkeit des Holzes von den Pflanzen in das Zellulosegerüst eingelagert. Bei dieser Holzzerstörung bleibt daher die Struktur weitestgehend erhalten, und das Holz wird weicher.
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