Die Anstrichstoffe müssen eine ausreichend dicken geschlossenen Film bilden. Der Untergrund muss trocken, tragfähig, Stahlbauteile vor Korrosion und Holz vor Fäulnis geschützt werden. Die früher verwendeten Ölfarbenanstriche wurden durch Alkydharzlacke weitgehend verdrängt.
Leinölfirnis ist das Bindemittel für die Ölfarben. Das Leinöl wird aus den Samen des Flachses gewonnen. Es wird mit Bleiglätte PbO miteinander verkocht und es entsteht eine Bleiseife, die als Katalysator bei der Verharzung des Leinöls wirkt. Das nur langsam trocknende Leinöl wird dadurch zu einem trocknenden Öl, welches durch die Sauerstoffaufnahme aus der Luft verharzen kann. Durch die Oxidation des ungesättigten Öls bildet sich ein zähfestes Linoxid als Bindemittelfilm. Für eine gute Erhärtung sind daher 2 bis 3 möglichst dünne Ölfarbenanstriche sind besser als ein einziger dicker Anstrich, denn das Leinöl erhärtet an der Oberfläche unter Aufnahme von Luftsauerstoff und wird damit selbst bis zu einem gewissen Grad luftundurchlässig, so dass bei zu dickem Anstrich die tieferen Schichten nur schwer erstarren und auf dem Holz nicht genügend haften.
(Achtung: Leinöl ist ein selbstentzündliches Material. Z. B. wird es zur Pflege von Möbeln oder anderen Holzteilen verwendet. Ölgetränkte Lappen reagieren mit Sauerstoff. Dabei entsteht Wärme, die im ungünstigen Fall den Lappen entzünden.)
Zur Beschleunigung des Trocknens können Sikkative (bis 3 %) zugegeben werden. Das sind Lösungen von Leinölseifen (Linoleate), Harzseifen in Terpentinöl, Terpentinölersatz (Lack- oder Testbenzin) oder schwermetallhaltige Trockenstoffe. Ist der Anteil höher, so kommt es zur Schädigung des Anstiches (Kleben und Reißen). Im Außenbereich sollten keine Sikkative zugegeben werden. Zur Verbesserung der Wetterbeständigkeit kann bis zu 10 % Standöl zum Leinöl zugegeben werden. (Standöl = polymerisierte Form des Leinöls) Es lässt sich schwerer verstreichen, ergibt einen dichteren Film, nimmt weniger Wasser auf und der Anstrich wird härter und glänzender.
Man verwendet Ölfarbenanstriche in erster Linie zum Anstreichen von Holz- und Metallgegenständen, wie Fenster, Türen, Küchen-, Zimmer-, Garten- und Balkonmöbel, Veranden und Balkons, Zäune, Blumenkästen, Schränken, Truhen, Maschinen, Wagen, Fahrrädern, Booten usw. Verzinkte Bleche sind nicht geeignet. Zinkblech muss angewittert oder mit Sandpapier angeraut sein. Bitumen oder Teer schlagen durch. Alte, brüchige, abblätternde Farben sind vor dem Anstrich zu entfernen.
Alle Untergründe müssen trocken sein, da der Farbfilm keine Feuchtigkeit durchlässt (Blasenbildung, Abblättern). Das Gleiche gilt auch für Putz II und III die noch nicht vollständig abgebunden sind, Unterbrechung des Abbindeprozesses und es besteht hier auch die Gefahr, das nicht abgebundener Kalk das Leinöl verseift. Saugende Untergründe, zum Beispiel Holz sind vorher mit Halböl (Eine Mischung aus Firnis und Terpentinersatz 1 : 1) zu streichen.
Während des Streichens und Trocknens ist jede Staubbildung durch Auskehren usw. sorgfältig zu vermeiden, da sonst der Anstrich leiden würde. Im Freien darf man nicht im Sonnenlicht, Wind und Regen anstreichen, weil die Ölfarbe in der warmen Sonne verläuft, im Wind verstaubt und im Regen nicht trocknet. Streicht man bei Frostwetter, so werden Ölfarben und Lacke leicht dickflüssig; es empfiehlt sich in diesem Fall, das Farbgefäß vor und während der Arbeit in heißes Wasser zu stellen. Vor der Verarbeitung ist die Ölfarbe grundsätzlich gut auf- und durchzurühren.
Der 1. und 2. Anstrich kann mit Bleiweiß ausgeführt werden. Beim obersten Anstrich empfiehlt sich zur Verhinderung des Nachdunkelns ein Anstrich von Zinkweiß oder von zinkweißhaltigem Lack. Nach dem 1. Anstrich, der mit dünnflüssiger Farbe ausgeführt wird, muss man etwa 2 Tage warten, bis alles trocken ist und ein fest angedrückter Finger nach etwa 20 Sekunden ohne Haften wieder abgehoben werden kann. Jeder folgende Anstrich muss etwas fetter als der vorhergehende sein. Vor dem nächsten Anstrich soll ein leichtes anschleifen erfolgen. Zur Erzielung eines schönen Glanzes genügt es vollkommen, wenn der oberste Anstrich aus Öllack besteht. Diese sind eine Kombination von Ölfarbe und Lacken Diese trocknen langsamer (24 bis 36 Std.) Mit höherem Ölanteil ist der Öllack fetter und für Außenanstriche besser geeignet.
Die klassischen Öllacke sind durch Alkydlacke und Acryllacke wegen der besseren Glanzhaltung und Wetterbeständigkeit verdrängt worden.
Ist die Entfernung der alten Farbschicht erforderlich, so ist dies weniger umweltbelastend als zum Beispiel von Kunstharzlacken. Nachteilig sind die hohen Lösungsmittelanteile (produktabhängig), schwermetallhaltige Trockenstoffe und Öllackfarben mit Kunstharzzusätzen. Ölfarben sind in der Regel biozidfrei.
Quelle:
Wilhelm Scholz, Wolfram Hiese; Baustoffkenntnis, 13. Auf., Werner Verlag GmbH Düsseldorf 1995, S. 552
Raaf, Hermann; Chemie des Alltags A-Z, Ein Lexikon der praktischen Chemie, Herder Freiburg Basel Wien, 27. Aufl. 1990, S. 48
Schwarz, Jutta; Ökologie im Bau, Verlag Paul Haupt Bern Stuttgart Wien, 4. Auf. 1998 S. 67
Kurt, Schönburg; Bauschäden sind vermeidbar, Wissensspeicher für den richtigen Baustoffeinsatz, 2. Aufl. 1978 S. 124/125
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