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Welche sinnvolle nachträgliche Wärmedämmung gibt es?

Nicht alle Bauteile sind in Bezug ihrer Dämmeigenschaften gut. Gerade bei dünnen Außenwänden kann es im Winter zu einer niedrigen Oberflächentemperatur in den Räumen kommen. Dies hat zur Folge, dass sich an dieser Bauteiloberfläche Kondenswasser bilden kann. Aber auch im Sommer auf der Süd- bzw. Westfassade kommt es zur Überhitzung der Räume.
Es gibt hier verschiedene Möglichkeiten, dieses Problem zu lösen. Die bauphysikalisch beste Lösung ist die Querschnitterweiterung, sodass eine monolithische Wand mit einer Wandstärke von mindestens 40 cm entsteht.

Eine energetisch günstige Lösung ist dieses Verbundmauerwerk. Bei älteren Gebäuden lässt sich eventuell von außen oder innen ein zusätzliches Mauerwerk vorsetzen. Dabei sollten keine durchgängigen Hohlräume entstehen und Sperrschichten sind zu vermeiden. Die zweite Lösung ist die Temperierung der inneren Wandfläche durch eine Strahlungsheizung. Die bauphysikalische ungünstigste Lösung ist das Anbringen einer Wärmedämmung an einer durch die Sonne beschienenen Fassade mit ausreichend dickem Mauerwerk. Wirtschaft ist eine Wärmedämmung zum Dachboden und in der Bodenplatte sinnvoll. Hier haben Sie ein Tool, wo Sie den U-Wert Ihrer Wandkonstruktion berechnen können, bevor Sie die Fassade dämmen.

Die Eigenschaften der Wärmedämmung sind zu beachten

Der Beitrag "Könnes kämpft - Fassadendämmung - Das Märchen vom Energiesparen" ist von WDR. (Ich hoffe, dass das Video nicht so schnell gelöscht wird.) Geht nicht vollständig auf die physikalischen Eigenschaften der Wärmedämmung ein. Aber es dürfte Ihnen die Augen öffnen, bevor Sie sich für eine wirtschaftlich sinnlose Variante der nachträglichen energetischen Ertüchtigung entscheiden. In mehrere Bundesstaaten (USA) ist die Dämmung von Wohnimmobilien durch vorgefertigte Platten aus Polystyrol, Polyurethan, Stein- oder Glaswolle verboten. Das Verbot beruht auf dem Schutz der Gesundheit der Bewohner. [6]

Dämmstoffe verändern aufgrund ihrer vielen Hohlräume schon bei geringer Feuchtigkeit ihr Dämmeigenschaften. Wer die verklumpte Glasfasserdämmung aus der Dachschräge seiner Dachwohnung ausgebaut, wird das wissen. Noch deutlicher wird es bei einer Trockenbauwand oder Vorsatzschale im Erdgeschoss, wenn diese während eines Hochwassers im Wasser stand. Styroporplatten und die anderen Dämmmaterialien nehmen kein Wasser auf. Aber das Wasser läuft in die kleinen Hohlräume und in den Zwischenraum von Wand und Dämmplatte. In diesen Poren sammelt sich auch das Kondenswasser. Sobald sich Wasser in diesen Poren befindet, erhöht sich die Wärmeleitung.

Die kunststoffmodifizierte Putzschicht außen ist eine Sperrschicht und verhindert den Feuchtetransport nach außen. Konnte die monolithische mineralische Wand durch Solar- und Windeinwirkung (Konvektion) immer abtrocknen, so ist dies nach der Dämmung nicht mehr möglich. Es ist eher anzunehmen, dass bei einer gedämmten Fassade das Gegenteil auftritt. Durch die sehr hohen Temperaturschwankungen kommt es an der Fassade zu Spannungsrissen, da die Wärmeausdehnung des Wärmedämmsystems vollkommen anders (größer) ist als bei dem Mauerwerk. Die einzelnen Werte können der Stoffwerttabelle entnommen werden.

Die fehlende Wärmespeicherung des äußeren Dämmstoffs verursacht eine starke Abkühlung der Fassadenoberfläche in den Nachtstunden weit unterhalb der Lufttemperatur. Die Folge ist eine Tauwasserbildung an der Oberfläche. Dies erkennt man an der Algenbildung auf der Oberfläche vor allem auf der Nordseite. Dieser teilweise über viele Stunden vorliegende Tauwasserfilm verhindert eine Trocknung der Fassade. Feuchtigkeit erhöht die Wärmeleitfähigkeit in den Bauteilschichten. Aber gleichzeitig hat das Wasser im konstruktiven Querschnitt ein hohes Wärmespeichervermögen, die dem wiederum entgegenwirkt. Das hängt von der Kapillarität, dem Porenvolumen, der Feuchtigkeitsmenge und dem Wechsel des Aggregatzustandes (Enthalpie) ab. Diese Ursachen sind verantwortlich, warum die theoretisch berechneten Energieeinsparungen nicht immer den Erwartungen entsprechen. Generell wird dieser komplizierte Prozess in einer porösen Konstruktion nicht vollständig verstanden. Da nicht nur innere, sondern auch äußere Einflussfaktoren wirken.

Als Ergänzung der Artikel "Wie hoch ist die Energieeinsparung durch eine nachträgliche Wärmedämmung?"

Nach deutschem Standard ist Polystyrol schwer entflammbar, nach europäischem Standard brennbar! Dies hängt mit der unterschiedlichen Klassifizierung zusammen.

Der theoretische Temperaturverlauf in einer Außenwandkonstruktion

Als Basis für die Betrachtung der Dämmeigenschaften dient eine 36,5-er Ziegelwand mit beidseitigem Putz, wo lediglich statische Zustände berücksichtigt werden. Es gibt Situationen, wo eine vorhandene Wandkonstruktion aus Kostengründen zu schmal ausgeführt wurde und nur durch eine sinnvolle Wärmedämmung (bei einer Fassade liegt diese bei bis 8 cm) eine energetische Verbesserung erreicht werden kann.
In der nachfolgenden Skizze [5] wird der Temperaturverlauf unter statischen Bedingungen bei einer Außentemperatur von -10 ºC und einer Innentemperatur von 20 ºC dargestellt. Links hat die Wandkonstruktion keine Außendämmung und die beiden anderen Außenwände haben auf der Außenseite eine Wärmedämmung von je 12 bzw. 6 cm. Es wird deutlich, dass die Oberflächentemperatur rechnerisch um ca. 4 K höher ist.

Temperaturverlauf in einer 40er Außenwand

Dass die theoretischen Werte mit der Praxis nicht immer übereinstimmen, zeigen die nachfolgenden Messungen. Zeitnah wurden drei annähernd gleiche Wohnungen untersucht und die Oberflächentemperatur bestimmt. (Der genaue Wandaufbau wurde bei der Untersuchung nicht erfasst, da dies nicht der Gegenstand der Auftragsstellung war.) Es handelt sich mit großer Wahrscheinlichkeit bei den beiden freien Giebelwänden um eine 36,5-er Ziegelwand mit Kalk- beziehungsweise Kalkzementputz. Bei der Außenwand der Wohnung 2 wird es sich um eine 24er Kalksandsteinwand mit 5-6 cm Styropordämmung handeln.

Wohnung 1 mit 1 Person relativ kleine Wohnung 2 Zimmer, Küche und Bad, gemessen wurde Giebelwand (Gebäude 4 WE und DG Altbau);
Wohnung 2 mit 2 Personen, gemessen wurde Außenwand mit Wärmedämmung, geräumige Wohnung 3 Zimmer, Küche, Bad (Gebäude 4 WE und DG, Neubau mit Wärmedämmung);
Wohnung 3 mit 4 Personen 3 Zimmer, Küche, Bad, gemessen wurde Giebelwand, (Gebäude 6 WE und DG, Altbau).

(WE = Wohneinheiten, DG = ausgebautes Dachgeschoss, EG= Erdgeschoss)

 Wohnung 1
EG, Altbau
Wohnung 2
EG, Neubau + Vollwärmedämmung
Wohnung 3
II. OG, Altbau
Wohnung 4
EG altes Bauerhaus + hinter lüftete Fassade
Datum/Uhrzeit16.3.06 8.30 Uhr6.4.06 8.30 Uhr6.1.06 10 Uhr27.3.03 11 Uhr
Außentemperatur-0,5 bis 1ºC3ºC - 1ºC16-18ºC
 Raum 1Raum 2Raum 1Raum 2Raum 1Raum 2 
Raumtemperatur17ºC 19ºC17,5ºC18ºC 17,5ºC17ºC20ºC
Temperatur Wandoberfläche 1 m hoch14ºC15,6ºC15ºC 15ºC15,5ºC14,5ºC14,5ºC
Wandoberfläche über
Fußbodenleiste
11ºC13ºC12ºC12ºC12,3ºC 10,5ºC11,5ºC
rel. Luftfeuchte im Raumca. 50 %ca. 50 %40 %40 % 53 %51 %67 %

Interessant ist, dass bei allen 3 Wohnungen die Oberflächentemperaturen an der feien Außenwand in 1 m über dem Fußboden und auch über der Fußbodenleiste annähernd gleich sind. Die theoretische Erhöhung der Oberflächentemperatur aus der oben gezeigten Skizze wird nicht erreicht. Hier sei aber auch gesagt, dass aus 3 Messungen keine allgemeingültige Aussage getroffen werden kann. Dies müsste über zahlreiche weitere Messungen an verschiedenen Fassaden überprüft werden. Auch müssten Messungen vor dem Anbringen der Wärmedämmung und danach erstellt werden. Dabei müsste der gleiche Nutzer (Mieter) seine Wohngewohnheiten beibehalten. Da jedoch mit der Sanierung auch gleichzeitig die älteren Fenster durch Isolierfenster ausgetauscht werden und in vielen Fällen auch eine Erneuerung des Heizsystems erfolgt, ist ein direkter Vergleich nicht gegeben.

Die nachträgliche Wärmedämmung

Grundsätzlich sollte der Hausbesitzer vor einer nachträglichen Wärmedämmung überlegen, welchen Sinn eine solche Maßnahme hat. Es gibt auch schmale Wandkonstruktionen, zum Beispiel Fachwerk, die energetisch nicht günstig sind. Hier sind Maßnahmen erforderlich, die ein hohes fachliches Wissen erfordern. Allein eine U-Wert-Berechnung ist hier fehl am Platz. Man sollte bedenken, dass viele der historischen Konstruktionen über Hunderte Jahre funktionierten und diese Funktion bei einem massiven physikalischen Eingriff feuchtetechnisch versagen können. Die zu erwartenden Schäden sind kostenintensiver als eine theoretisch ermittelte Energieeinsparung nach dem Energiepass. Den Bauherren kann nur geraten werden, dass sie sich vom Energieberater beim Erstellen des gesetzlich vorgeschriebenen Energiepasses auch eine Kostenberechnung der mit den vorgeschlagenen Energiesparmaßnahmen entstehenden Folgekosten aufstellen lassen.
Im nachfolgenden Abschnitt werden einige Außenwände mit verschiedenen Wärmedämmungen beschrieben. Konstruktionen mit Wärmedämmung haben gegenüber monolithischen Wandkonstruktionen gerade feuchtetechnische Nachteile. Im Artikel Dämmung wird darauf näher eingegangen.

Hier ein Beispiel. Weil in Europa überall Kunststoff auf die Fassade geklebt und gedübelt wird, macht man es auch in der Ukraine. Wer sein Lehmhaus gewaltsam vernichten möchte, klebt ebenfalls Kunststoffplatten auf die Fassade. Bei dem Bild in Transkarpatien ist dies deutlich zu sehen. Aber auch in Sachsen gibt es genau diesen bauphysikalischen Unsinn.

Lehmhaus

Das Wärmedämmverbundsystem

Die kostengünstige Variante ist das Anbringen von Wärmedämmplatten auf die Außenseite. Hier gibt es recht unterschiedliche Systeme.

Dämmplatten mit Putz

Für kleine Gebäude und wenn man es selbst machen möchte, gab es fertige Dämmplatten (Styropor *) mit fertigem glasfaserverstärktem Oberflächenputz und den Abmaßen 500 x 250 mm sowie einer Stärke von 50 und 85 mm. Diese Platten werden nur auf den festen Untergrund wie beim Mauern versetzt aufgeklebt. Es bleibt dann ein Fugenbild.[3] Der Vorteil hierbei ist, dass man in Ruhe je nach Zeit selbst die einzelnen Flächen dämmen kann. (Das System wird aber nicht mehr angeboten.

Die Dämmplatten des Wärmeverbundsystems, wie im Bild rechts, werden nach verschiedenen Verfahren angebracht. Styroporplatten werden meist geklebt. Ob dann zusätzlich Dübel eingesetzt werden, hängt vom System ab und auch von der Höhe der zu dämmenden Außenwand.

Wärmedämmverbundsystem auf einer Außenwand

Die Unterkante der Dämmfassade schließt eine spezielle Schiene ab, auf diese werden die Dämmplatten fluchtrecht aufgesetzt. Für die übrige Fläche verwendet man ein langes Richtscheit oder eine 2 m lange Wasserwaage. Gerade bei älteren Gebäuden mit ihrer frei gestalteten Oberfläche der Außenwand ist eine sorgsame Arbeit wichtig. Es ist nichts unschöner, als wenn dann die fertige neue Außenwand 5 oder mehr Zentimeter Beulen und Dellen aufweist und dies dann an der Kante zur Traufe sehr deutlich sichtbar wird.

In einem weiteren System werden die mineralischen Dämmplatten in ein parallel übereinander angebrachtes Schienensystem eingeschoben oder wie die Styroporplatten angeklebt. Es gibt System, wo das Bewehrungsgewebe bereits auf den mineralischen Dämmplatten befestigt ist. Fehlende Überlappungen werden durch Fugenbewehrung überdeckt. Alle Stöße der Dämmplatten an massive Bauteile, wie Fensterbänke, Fensterrahmen und so weiter sind dauerelastisch mit einem vorkomprimierten Dichtband auszuführen, damit keine Fugen und somit "Wärmebrücken" entstehen. Ebenso sind die Ecken an den Außenflächen neben den Fensteröffnungen zusätzlich durch ein Armierungsstreifen zu verstärken.

Mit einem speziellen Spachtel wird auf die Styroporplatten ein Gewebe aufgespachtelt. Ob nun nur mit der Glättkelle das Glasgewebe in die circa 4 mm starke Spachtelmasse mittig eingelegt wird oder der Mörtel mit einem 8 mm Kammspachtel aufgetragen wird, hängt vom System und vom handwerklichen Geschick des Verarbeiters ab. Die Glasgewebestöße sollten mindestens 10 cm überlappen. Die Höhe der Wandfläche ist auszumessen und die erforderliche Länge von der Geweberolle abschneiden. Das Einlegen des Gewebes beginnt oben. Ist die Fläche durch Fensteröffnungen unterbrochen, so werden die Gewebestücke entsprechend dem Abstand ausgemessen und aufgespachtelt. Für Fassadenflächen, wie neben dem Eingangsbereich oder im Balkon, wo höhere mechanische Beanspruchungen vorliegen, wird ein verstärktes Gewebe eingelegt. An die Ecken, wie Fensterlichten wird ein spezielles Eckgewebe eingelegt. Auch die Anschlüsse an die Fenster und Türen ist eine spezielle Anschlussschiene einzulegen, sodass ein dauerelastischer und sauberer Anschluss gewährleistet wird.

Nach der Aushärtung circa 1,5 bis 3 Tage kann dann der Edelputz aufgetragen werden. Ist der Edelputz nicht eingefärbt, so ist anschließend noch eine Farbbeschichtung aufzutragen. Das gleichmäßige Auftragen des Edelputzes bedarf ein entsprechend handwerkliches Geschick. Entweder versucht man es an einer Ecke, die nicht gleich jeder sieht oder man beauftragt hierzu lieber gleich eine Fachfirma. Dieser neue Putz ist vor ungünstiger Witterung, wie starke Sonneneinstrahlung oder Regen zu schützen. Die gesamte Wandfläche ist in einem Zug mit dem Putz auszuführen, sonst entsteht eine ungleichmäßige Struktur oder sogar Absätze.

Ganz wichtig hierbei ist, dass ein komplettes System verarbeitet wird und nicht kunterbunt verschiedene Produkte vermischt werden. Was nützen ein paar eingesparte Euros, wenn die Putzoberfläche Blasen bildet oder sich sogar Teile lösen.

Hier ein Beispiel eines Wohnungsbrandes.

Styropordämmplatten an der Fassade

Styropordämmplatten an der Fassade September 2023 in Leipzig, ein Kommentar erübrigt sich!

Siehe hierzu auch die Videos RTL 3.12.14 Dämmplatten Styropor - So leicht können ganze Häuser verbrennen. Brandgefahr bei Wärmedämmung, NDR MARKT 11.2011

Beispiele für die Ausführung des Wärmedämmverbundsystems in Kiew

Ein Teil der in Stahlskelettbauweise ausgeführten hohen Wohngebäude in der Stadt Kiew (Ukraine) (1. Bild in der Щербакова und 2. Bild in der Семьи Сосниных) erhalten außen ein Wärmeverbundsystem. Die Ausfachung erfolgt mit Vollsteinen mit einer Stärke von 25 cm. Nach der Fertigstellung der Stahlbetonkonstruktion erfolgt von unten her die Ausfachung. Anschließend werden die Fenster eingesetzt und das Wärmeverbundsystem an die Außenwand in den Balkons angebracht. Die Montage der Dämmung bei der übrigen Wandfläche erfolgt in vertikalen Streifen. Hierzu werden hängende Montagebühnen verwendet. Es ist auch schlecht vorstellbar, dass mit dieser Technologie Brandriegel eingesetzt werden. Diese sollen im Brandfall verhindern, dass sich ein Brand über die Fassade ausbreitet, wie es in London der Fall war. Im Bild 1 erfolgte 10 Jahre später der Austausch Wärmedämmung auf der gesamten Fassade durch Mineralwolle.

Schichtaufbau einer Fassade Wohnhochhaus in Kiew

Montage der Außenfassade

Der Nachteil bei der Montage der Dämmfassade mit einem Außengerüst besteht in dem kleinen Zwischenraum in Höhe der Laufbohlen. Hier kann man schlechter den Putz ausreiben, ist die handwerkliche Ausführung nicht so gut, so können Absätze in der Putzstruktur entstehen. Der Abstand zur Wand sollte ausreichend groß sein.

Hier ein interessanter Fehler bei der Ausführung der Außendämmung. Die Dämmplatte wurde auf die Außenwand aufgeklebt und schließt bündig mit der Ecke ab. Deutlich ist der Riss zu erkennen. Hier muss ein Eckprofil als Abschluss eingearbeitet werden. Es wurde auch keine Tropfkante an die Terrasse angebracht. Damit sind Feuchteschäden am Mauerwerk vorprogrammiert.(Вул. Зодчих  in Вiнниця)

Mangelhafte Ausführung der Terrasse und der Wärmedämmung

Risse im Eckanschluss der Wärmedämmung.

Das Anbringen der nachträglichen Wärmedämmung in Kiew erfolgt Wohnungsweise. Der Wohnungseigentümer dämmt seine Fassade selber. Bei diesem bauphysikalischen Unfug werden nicht nur Wärmebrücken, sondern es werden lokale Durchfeuchtungen geschaffen.

Wohnungsweise Dämmung der Fassade in Kiew

Noch viel schlimmer ist die deutsche Baukunst. Dieses Gebäude wurde aus Wandplatten 8 DF (der Ziegel ist 11,5 cm dick) errichtet und mit der gleichen Stärke mit Polystyrolplatten beklebt. Eines Tages bestehen die Wände nur noch aus Dämmstoff.

Musterhaus, Wände aus Wandplatten 8 DF, 11,5 cm

Musterhaus, die Wandstärke besteht zu 50 % aus Dämmung.

Der Wärmedämmputz

Eine etwas teurere Variante ist das Aufbringen eines Wärmedämmputzes. Die Ausführung sollte durch eine Firma erfolgen, die über entsprechende Erfahrungen beim Putzen verfügt. Statt der Dämmplatten wird ein mineralischer Dämmputz mit entsprechender Stärke per Hand oder mit einer entsprechenden Putzmaschine aufgebracht. Ist die Lage dicker als 60 mm, so ist eine zweite Lage aufzutragen.

Wärmedämmputz

Mängel bei einem Wärmedämmputz

Der zeitliche Abstand sollte ca. 48 Stunden betragen. Die Putzoberfläche wird abgezogen und leicht aufgeraut. Die Trocknungszeit liegt bei 1 Tag pro 1 cm Putzstärke. Darauf kommt ein 8 bis 12 mm starker Zwischenputz, der zum Ausgleich von Unebenheit dient. Die Oberfläche ist lot- und fluchtrecht herzustellen. Dieser Putz ist mindestens 1 Woche abzutrocknen, bevor der Oberputz, meist ein Edelputz, aufgebracht wird. Ist der Putz nicht eingefärbt, so ist ein mineralischer Ausgleichsanstrich aufzutragen.
Bei diesem Einfamilienhaus (Bild rechts) verwechselten die Putzer den Zwischenputz mit dem Dämmputz, so dass der Oberputz auf den Dämmputz aufgetragen wurden. An vielen Stellen traten so Risse, wie hier an der Fensterlichte, auf.

Hinterlüftete Fassade

Die zweischalige Außenwandkonstruktion ist die teuerste Variante, aber auch die günstigste, bezogen auf ihre bauphysikalischen Eigenschaften.

Hinterlüftete Fassade

Diese Konstruktion findet seit Jahrhunderten Anwendung, vor allem zum Schutz von Holzkonstruktion, wie Fachwerk, an Giebelwänden oder Gauben. Die Unterkonstruktion trägt die Außenwandschale (Schindeln, Kunststoff- oder Metallfassadenplatten), welche vor Regen oder mechanische Beschädigung schützt. Die Dämmung, mineralische Dämmstoffe, aber auch Weichholzfaserplatten, werden zwischen oder unter die Konstruktion mit der Wand luftdicht verlegt.

In den folgenden zwei Bildern wird ein schadhafter Wetterschutz an einer hinterlüfteten Fassade gezeigt. Die Glasfaserdämmung ist bereits verklumpt und nass.

Hinter lüftete Fassade mit Fehlstellen Schadhafte hinter lüftet Fassade mit verklumpte Dämmung

Zwischen Wand und Dämmung darf keine Luft durchströmen. Auch solche Konstruktionen werden erstellt. Kann die Luft von unten bis zum Traufbereich durchströmen, so entsteht ein Kamineffekt, der nicht zur Isolierung der Wandfläche, sondern zu einer zusätzlichen Abkühlung führt. Die Luft muss zwischen Dämmung und Außenwandschale strömen. So kann die Dämmung immer trocken gehalten werden und die Feuchte aus der Wand gelangt durch die mineralische Dämmung ohne Probleme nach außen. Nur trockene Dämmung hat gute Dämmeigenschaften.

Zweischaliges Mauerwerk mit Kerndämmung

Die bauphysikalischen Vorteile des zweischaligen Mauerwerkes sind nicht unproblematisch. Die äußere massive Wandstärke ist 120 bis 150 mm und verhält sich vollständig anders als das massive Sichtmauerwerk der älteren Gebäude. Dünne Außenwände sind anfällig für Risse und es kann schnell Feuchtigkeit von außen eindringen. Der gesamte Querschnitt wird durchfeuchtet. Dies zeigen auch Labortest an Backstein- und Kalksandstein als Sichtmauerwerke.[1] In der gleichen Literatur werden auf Seite 80 Infrarotaufnahmen gezeigt, wo bei einem Unterdruck von 50 Pascal die Fugen auf der Innenseite des unverputzten zweischaligen Mauerwerkes deutlich sichtbar werden. Es liegt ein 20-facher Luftwechsel vor.

Fassade von Gründerzeithäusern

Zahlreiche eigene Untersuchungen an über 4000 Balkenköpfe zeigten, dass die Balkenköpfe bei Altbauten gerade an den massiven Außenwänden mit Sichtmauerwerk häufig mehr durch Holz zerstörende Insekten und auch zum Teil durch Pilzbefall geschädigt sind. Ist der Fugenmörtel des Sichtmauerwerkes lose oder fehlt dieser, so kann auf der Schlagregenseite mehr Feuchte in das Mauerwerk gelangen als bei vollflächig verputzten Fassaden. Das Porenvolumen der Klinker ist kleiner als bei den normalen Ziegelsteinen. Sie sind schlechter feuchtigkeitsregulierend, sodass das Mauerwerk schlechter abtrocknet. Unter diesem Gesichtspunkt ist auch dieses Mauerwerk unter bestimmten Gesichtspunkten nicht ganz unproblematisch.

Im Bild links und rechts wird ein Zweischalenmauerwerk mit Kerndämmung und Hinterlüftung und links unten ohne Hinterlüftung gezeigt.

Zweischalenmauerwerk mit Hinterlüftung und Kerndämmung
Zweischalenmauerwerk ohne Hinterlüftung.
Zweischalenmauerwerk mit Hinterlüftung und Kerndämmung

In der oben dargestellten Skizze (Variante 1) zeigt der Temperaturverlauf von außen nach innen eine gleichmäßige Erwärmung. Eingedrungene Feuchte und Feuchte im Mauerwerk selbst kann nach außen abtrocknen. Behilflich hierbei ist der gleichmäßige Temperaturfluss. Bei einer Kerndämmung ändert sich der Temperaturverlauf, siehe folgendes Bild, sodass die äußere Wandschale eine niedrige Temperatur hat.

Temperaturverlauf bei einer Kerndämmung

Eine Trocknung wird bei dieser Konstruktion durch den sehr geringen Temperaturfluss von innen verzögert. Ebenso wird diese äußere Wandschale meist über den gesamten Querschnitt über längere Zeit dem Frostpunkt ausgesetzt. Dies führt zu einer zusätzlichen Zerstörung des äußeren Wandquerschnitts. Bei einer monolithischen Wand ist dieser Frostpunkt weit auf der Außenseite und bei einer Außendämmung überhaupt nicht im tragenden Bauteil.

Bei dem hinter lüfteten zweischaligen Mauerwerk kann die Feuchte aus dem äußeren Mauerwerk in beide Richtungen (außen und Hinterlüftung) abgelüftet werden. Wohingegen bei der unbelüfteten Kerndämmung die Feuchte nur auf der Außenseite abgeführt werden kann.

Es wurden in der Vergangenheit an verschiedenen Standorten in Deutschland, vor allem in Norddeutschland, zweischalige Mauerwerke mit Luftkammer erstellt. Wird eine solche Luftkammer geöffnet, so kann man feststellen, dass diese vorwiegend trocken sind. Aber trocken ist nicht gleich trocken. In einer untersuchten Villa lag ein Befall durch den Echten Hausschwamm an 2 bis 3 Balkenköpfen vor. Hier war das darüber befindliche Außenmauerwerk ein Zweischalenmauerwerk mit Luftschicht. In diesem Hohlraum hatte sich das Myzel sehr umfangreich ausgebreitet. Bezogen auf den Schaden an den Deckenbalken war die Ausbreitung des Pilzes gegenüber bei vergleichbaren Schäden bei einem einschaligen Mauerwerk mindestens doppelt so groß. Der Pilz konnte seine erforderliche Feuchte an der inneren Oberfläche der äußeren Wandschale gewinnen. Analog bietet diese Konstruktion auch anderen biologischen Prozessen ähnliche günstige Bedingungen, wenn ausreichend Nährsubstanz vorhanden ist.

Wird in ein vorhandenes zweischaliges Mauerwerk in den Hohlraum eine Dämmung eingeblasen, so verändern sich, wie oben beschrieben, die Temperaturverläufe und auch die Verteilung der Feuchte. Ein bisher funktionstüchtiges Mauerwerk kann so unter Umständen versagen. Kritisch sind hierbei besonders organische Dämmstoffe zu betrachten. Trotz ihrer chemischen Zusätze, die einen vorzeitigen biologischen Abbau verhindern sollen, sind diese Stoffe langzeitig einer biologischen Gefährdung durch ständige Feuchte ausgesetzt. Zum Vergleich. Holz wird bereits bei einer Holzfeuchte ab 8 bis 10% durch Holz zerstörende Insekten geschädigt. Das entspricht einer relativen Luftfeuchte zwischen 45 bis 55%. Da diese geschlossenen Wandabschnitte nicht kontrollierbar sind, sind auch anfängliche lokale Schädigungen nicht erkennbar. Damit möglichst keine Schäden auftreten, ist vor der Ausführung die Wetterexposition des Gebäudes zu betrachten.
Große Dachüberhänge oder vor Schlagregen geschützte Seiten sind hier weniger problematisch.

Wie bereits oben beschrieben, bildet sich an der Oberfläche der massiven Wandkonstruktion im Hohlraum Kondenswasser. Dieses Kondenswasser muss möglichst ungehindert nach außen und auch nach innen entweichen können. Es dürfen keine sperrenden Schichten vorhanden sein. Werden zum Beispiel mineralische Fasern eingeblasen, so können diese durch die Feuchte verklumpen. Diese Dämmung sackt ab und es bilden sich dann Hohlräume. Ein besserer Baustoff ist Perlite. Durch das gebrochene Korn mit unterschiedlicher Größe bleibt die Dämmschicht trotz Feuchte erhalten. Über Diffusion kann die Konstruktion trocknen. Perlite verrottet nicht. Wenn man sich unsicher ist, sollte man gegebenenfalls dann lieber auf diese nachträgliche Dämmung (einblasen von Dämmstoffen) verzichten.

Ebenso ist eine Innendämmung nicht immer die optimale Variante, da der Taupunkt weit in das zweischalige Mauerwerk wandert. Damit kann es an der Grenzschicht Außenschale und Kerndämmung zur höheren Feuchte kommen. Bereits geringe Feuchterhöhungen in der Dämmung verringern die Dämmeigenschaften erheblich. Siehe Beitrag Wärmeisolierung

Eine weitere Möglichkeit der nachträglichen Wärmedämmung ist die bauphysikalisch ungünstigere Innendämmung.

Bei einer nachträglichen äußeren Wärmedämmung des gesamten Wohngebäudes aus Großplatten mit dreischichtigen Paneelen ist eine massive Konstruktion aus Gasbeton eine gute Lösung, wie es in der Rekonstruktion des Gebäudekomplexes "Gagarin" in Dnepropetrowsk erfolgte. "Für die Einrichtungen der äußerlichen Wärmeisolierung wurden Blöcke aus autoklav-erhärteten Gasbeton von der mittleren Dichte D500, mit der Druckfestigkeit B1,5, und die Fensterstürze - aus Gasbeton D700 verwendet. Der zusätzliche thermische Widerstand dieser Konstruktion beträgt Ro=1,25 m2°K/Вт. Damit ergibt sich ein Widerstand der Wärmeübertragung dieser Wände mit Ro=2,35 m2°K/Вт ." [2]
Mit der Anwendung des Gasbetons verbessert sich die Wärmeisolierung. Bei dieser Ausführung ändern sich die Transportprozesse der Feuchtigkeit nur wenig in der Außenwand. Die positiven Einflüsse auf das Austrocknen der Außenwand von der Sonnenstrahlung und Konvektion bleiben erhalten.

*) Die Styroporplatten beinhalten ca. 7 g Flammenschutzmittel HBCD (Hexabromcyclododecan) pro kg Trägermaterial. HBCD gilt laut Europäischen Chemikalienagentur als "besonders besorgniserregend". Diese Chemikalie reichert sich im Organismus und in der Natur an und es besteht der Verdacht, dass sich diese Chemikalie ungünstig auf die Fortpflanzung auswirkt. Daher haben die Vereinten Nationen ein globales HBCD-Verbot beschlossen. [4]

Quelle:
[1] Blaich, Jürgen; Bauschäden, Analyse und Vermeidung, Herausgeber EMPA, 1999, Fraunhofer IRB-Verlag S. 63 u. 64
[2] В.И. Большаков, О.В. разумов, Л.Н. Дадиверина; Реконструция жилых зданий первых массовых серий с надстройкой этажей. Дом-комлекс "Гагаринский" В г. Днепропетровске,  Днепропетровск 2007, л
[3] Poresta-Fassade aus Firmenschrift Correcta GmbH, REG 1.1.11/95
[4] Sondermüll an der Fassade, Süddeutsche Zeitung, 28.10.2014
[5] Peter Rauch; Vortrag Schimmelpilzbildung infolge von Wärmebrückenbildung 1995
[6] Richard Haimann; Schimmel-Dämmplatten können krank machen, WELT ONLINE, 21. Juli 2011


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