Bei Mehrfamilienhäusern bilden Balkons und Dachterrassen einen Ersatz für die Wirtschaftsfläche oder den Garten.
Die Balkons sollten die Mindesttiefe von 1,00 m und eine Breite von 2,00 m nicht unterschreiten, da sonst eine zweckmäßige Nutzung kaum möglich ist.
Bei einem Dachgeschoss können aber auch Terrassen gebaut werden und so zusätzlich den Wohnwert erhöhen. Es zeigt sich immer mehr, dass sich Wohnungen mit Balkon besser vermieten lassen als vergleichbare Wohnungen ohne Balkon.
Die Balkons können bei Wohnhäusern sowohl als Einzelbalkons oder als Balkonband ausgebildet werden. Neben einer architektonischen Gestaltung der Gebäude haben diese in erster Linie eine Funktion zu erfüllen. Balkons vor Küchen dienen als zusätzliche Wirtschaftsfläche zum Abstellen von Geräten und zur Aufbewahrung von Lebensmitteln in der kühleren Jahreszeit. Bei dieser Nutzung sollte zweckmäßigerweise die Balkonumfassung geschlossen sein.
Balkone vor Schlafräumen dienen zur Lüftung und Trocknung von Kleidung oder der Bettwäsche. Wegen der gewünschten Durchlüftung sind die Balkonumfassungen offen zu gestalten.
Balkons die zur Erholung dienen sollten eine südliche Ausrichtung haben. Hier sind die Balkonumfassungen mit einem gewissen Sichtschutz zuversehen. Die Ausführungen der Balkongeländer können aufgelockert sein.
Bei allen Balkons sind die Balkongeländer in einer Höhe von > 90 cm auszuführen. Bei Hochhäusern über 22 m ist wegen des Schwindelgefühls eine Höhe von > 1,20 m einzuhalten. Die Verstrebung ist so auszuführen, dass diese nicht von Kindern bestiegen werden können, es darf kein "Treppeneffekt bzw. Leitereffekt" entstehen.
Neben dem Wohnbalkon gibt es auch Fluchtbalkons, diese werden zum Beispiel beim Dachgeschoss an der Straßenseite angebracht, wenn die Fenster der Dachwohnung zurückgesetzt und durch die Feuerwehr nicht erreichbar sind. Daneben gibt es Umgänge bei Büro- und Industriegebäude, die zur Fassadenpflege dienen. Da diese nur durch Erwachsene benutzt werden, können die Geländer weiter und luftige ausgeführt werden.
Bereits bei der Konstruktion des Balkons ist eine richtige dauerhafte Befestigung der massiven Brüstung oder der Balkongeländer zu planen. Eine Befestigung der Stäbe auf der Balkonoberseite ist wegen der Isolierschicht handwerklich kompliziert und daher teuer. Fehler führen zur Durchfeuchtung der Konstruktion, was unter Umständen zur Schädigung der Baustoffe führt.
Einfacher ist die Befestigung an der Balkonvorderseite. Hier werden bereits beim Betonieren Stahlplatten eingelegt, die später zum Anschweißen der Geländerstäbe dienen.
Hier zwei Beispiele mit senkrechten Stäben zwischen zwei Flachstählen gefasst und waagerechte Holzschalbretter.
Bei offenen Balkons ist für eine richtige Abdichtung des Balkonfußbodens zu sorgen. Ebenso sollte Regenwasser über ein Ablauf ablaufen können. Je nach Ausführung sind auch geeignete Abtropfkanten vorzusehen. Bei dem nachfolgenden Balkon fehlen die Abdichtung des Balkonfußbodens und vor allem eine Abtropfkante. Das Wasser konnte so von der Stirnseite in die Betonplatte eindringen. Begünstigt wird dies durch die Korrosion des Eisens und den Wechsel der Aggregatzustände des Wassers im Winter, was in den feinen Poren und Rissen zu einer Sprengwirkung führt. Hinzu kommt die Karbonatisierung des Betons und der passive Korrosionsschutz wird aufgehoben, wie bei der Balkonplatte in Vinnitsa (Bild).
Im nachfolgenden Bild wird ein Balkon als Dachausschnitt gezeigt. Auf die Holzbalkendecke wurde eine Bitumenwanne mit Betonestrich ausgebildet und außen mit Lerchenholz verkleidet. Durch die Fugen über den Fliesen und im oberen Bereich erfolgt eine Hinterlüftung, damit kann das Holz ständig ausreichend abtrocknen und der Aufbau funktioniert, wie eine hinterlüfte Fassade.
Weiterhin ist zu beachten, dass für lotrechte Verkehrslasten in Wohnräumen für Holzbalkendecken mit 2 kN/m2 angesetzt werden. Bei Spitzböden können auf Grund ihres Querschnittsabmessungen und die bisher nur bedingt begehbar waren 1 KN/m2 gelten. Es ist weiterhin zu beachten, dass bei Balkonen, Laubengänge und offene, gegen Innenräume abgeschlossene Hauslauben bis 10 m2 Grundfläche mit einer Verkehrslast von 5 kN/m2 zu rechnen ist. [1] Erfolgt ein Dachausschnitt, so sind diese statischen Merkmale zu berücksichtigen und gegebenenfalls Änderungen (Verstärkung) an der Konstruktion des Deckenabschnittes vorzunehmen.
Wärme- und feuchtetechnisch sind diese Ausführungen sehr kompliziert. Einmal darf von oben keine Feuchte durch Niederschlag eindringen, andererseits darf in der Holzbalkendecke sich keine Feuchte anlagern, die über Wasserdampf durch die Zimmerdecke eindringen kann. Siehe hier auch den Artikel Dampfbremse.
Neben den nachträglich errichteten Balkons im Dachgeschoss gibt es natürlich viel mehr Wohnungen mit geschlossenen und offenen Balkons. Abhängig von der Etagenhöhe und der Himmelsrichtung können Balkons unterschiedlich genutzt werden. Hat man in den unteren Etagen meist eine geringere Windlast, so kann dies in oberen Stockwerken unangenehm werden, wenn es auf dem Balkon ständig zieht und bei Regen dieser vollkommen durchnässt wird. Bei der Suche nach einer Wohnung mit Balkon sollte man auch die vorgesehene Nutzung des Balkons beachten. Ebenso erhält man nicht überall eine Zustimmung, wenn man sein Balkon (auch auf eigene Kosten) verglasen möchte. Im nachfolgenden Beispiel bei den Eigentumswohnungen in Kiew entscheidet der Eigentümer selbst, ob und wie der Balkon verglast wird. Wobei ein geschlossener Balkon für diese Wohnungen energetisch sehr von Vorteil ist.
Hier noch ein interessanter Balkon in einem Dorf im Gebiet Marmatiei (Rumänien). Welche Funktion dieser Balkon mit einer halben Bodenplatte hat? Sicherlich wird sich der Hauseigentümer etwas dabei gedacht haben.
Quelle:
[1] Schneider, Klaus-Jürgen; Bautabellen mit Berechnungshinweise und Beispiele, Werner Verlag, 9. Auflage 1990, S. 3.11
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