Balkone und Dachterrassen erhöhen den Wohnwert einer Geschosswohnung erheblich. Sie laden zum gemütlichen Frühstücken, zum entspannten Sonnenbaden oder zu beschäftigem Gärtnern ein. Wer gerne im Freien ist, weiß den Luxus eines großzügig bemessenen Balkons sehr zu schätzen. Ist der Balkon zu klein für die gewünschten Zwecke, ist eine Erweiterung die Lösung. Welche Optionen es gibt, welche Dinge zu beachten sind und welche Kosten anfallen, ist jetzt das Thema.
Wer einen Balkon erweitern will, verändert die Fassade. Zudem ist ein Balkon technisch gesehen ein tragendes Bauteil Die Folge daraus ist, dass eine Baugenehmigung einzuholen ist, zu der eine Bauzeichnung nebst statischer Berechnung gehört. Bauherren haben die Wahl zwischen einem Architekten, einem Ingenieur oder einem Baustatiker. Die Honorare für die Grundlagenermittlung bis zur Genehmigungsplanung entsprechend der Honorarordnung (HOIA) sind annähernd gleich, aber trotzdem lohnt sich ein Kostenvergleich. Die Erfahrungen zeigen, dass die Ausführungsplanung und die Bauüberwachung in einer Hand bleiben sollte. Die vermeintliche Kostenersparnis kann sich später durch zusätzliche Kosten rechen.
Es ist durchaus möglich, dass Bauherren die Balkonerweiterung planen und mit ihren Vorstellungen zum Architekten/Statiker gehen, um die Machbarkeit prüfen zu lassen. Wer keine ausgefallenen Sonderwünsche in Sachen Gestaltung und Bauweise hat, kann unter Umständen auf die kostenintensive Arbeit eines Architekten verzichten. Weitergehende Informationen zu den Kosten eines Statikers sowie zu seinen Aufgaben liefert der Beitrag "Was kostet ein Prüfstatiker?" Vom Kostenrahmen her müssen sich Bauherren auf einen mittleren vierstelligen bis fünfstelligen Betrag einstellen, den die Balkonerweiterung insgesamt mit sich bringt.
Die folgende Übersicht listet die Aspekte auf, die im Vorfeld des Bauvorhabens zu berücksichtigen sind:
Mit dem Bau darf erst begonnen werden, wenn die Genehmigung vom Bauamt vorliegt! Bei einer Eigentümergemeinschaft ist vor der Planung eine Zustimmung einzuholen.
Grundsätzlich können bestehende Balkone auf drei Arten erweitert werden. Zu bedenken ist, dass es zwar unterschiedliche Balkonkonstruktionen gibt, doch jede ihre Eigenheiten und Einschränkungen aufweist:
Wird beim Balkonausbau die Bodenplatte erweitert, steigt das Gewicht enorm, weil Materialien wie Beton aufgrund der hohen Dichte sehr schwer sind. Die Erweiterung erfordert den Einbau von Stahl, Beton und Estrich. Hinzu kommt der Bodenbelag: Fliesen oder Natursteine sind ebenfalls sehr schwer und belasten die Konstruktion zusätzlich. Die Folge davon ist, dass dieser technischen Lösung enge Grenzen gesetzt sind. Denkbar ist eine leichtere Konstruktion aus Stahlträgern, die auf den bestehenden Balkon montiert und mit weniger schweren Holzdielen versehen werden. Dennoch, die Einschränkung bleibt: In der Regel sind nicht mehr als 50 cm Erweiterung mit dieser Technik machbar.
Die Balkonerweiterung muss vom Statiker genau berechnet werden, damit sie genehmigungsfähig ist. Es geht bei dieser technischen Lösung vor allem darum, dass die Ausführung perfekt zum Bestandsgebäude passt. Wenn Fehler bei der Ausführung auftreten, dann zeigt sich das schon bald in Form von Setzrissen und anderen Schäden am Bau.
Wird die Bodenplatte erweitert, muss das Geländer des bestehenden Balkons demontiert und die Erweiterung der vorhandenen Situation angepasst werden. Da es sich um eine Maßanfertigung handelt, lassen sich keine konkreten Kostenangaben machen. Liegt der Balkon zum Beispiel im vierten Stockwerk und die Materialien müssen allesamt hochgetragen oder mit einem Baukran von außen bereitgestellt werden, werden hierfür Extrakosten fällig. Ist das Haus verwinkelt und die Form ungewöhnlich aufwendig, ist auch dafür mit Zusatzkosten zu rechnen. Ein Richtwert liegt zwischen 8.000 und 12.000 Euro als Minimum, wobei nur ein Angebotsvergleich regional zutreffende Angaben zu möglichen Preisen bringt.
Für die hängend konstruierte Erweiterung eines Balkons sind Traversen erforderlich. Diese werden mit der Bodenplatte des bestehenden Balkons und mit der Fassade verbunden. Bei dieser Bauweise lässt sich die Bautechnik optisch "verstecken", denn die Aufhängung kann etwas nach innen gerückt werden. Das lässt sich gestalterisch zurücktreten. Bauherren, die die Konstruktion aber bewusst in Szene setzen wollen, können auffällig designte Bauteile verwenden. Zu bedenken ist, dass die Befestigung an der Wand für zusätzliche Belastung sorgt. Die Fassade muss mehr tragen als vorher. Auch hier ist natürlich eine exakte statische Berechnung das A und O.
Genauso wie bei der Erweiterung einer Bodenplatte lassen sich für hängende Konstruktionen keine pauschalen Kostenangaben machen. Zu viele Faktoren spielen eine Rolle. Schätzungsweise sind aber mindestens mit Kosten zwischen 9.000 und 15.000 Euro (2019) zu rechnen. Ein Vergleich mehrerer Angebote ist dringend zu empfehlen.
Die dritte Variante der Balkonerweiterung ist, ein eigenes Bauwerk auf Stützen zu stellen und diese Konstruktion an der Fassade zu befestigen, ohne diese maßgeblich zu belasten. Das gesamte Gewicht ruht auf den Stützpfeilern, die sicher und frostfrei im Boden verankert werden müssen. Die Größe ist variabel und kann durch dich technisch korrekte Anordnung der Trägerbalken und Stützpfeiler beliebig gestaltet werden. Denkbar ist auch eine Doppelnutzung, zum Beispiel ein Carport mit Dachterrasse. Das schafft enorm viel zusätzlichen Platz, der sich mit neuen Terrassenmöbeln und frisch bepflanzten Blumenkästen ganz neu gestalten lässt.
Balkone auf Stützen gibt es in Standardgrößen und werden von vielen verschiedenen Anbietern online und offline offeriert. Je nach Konstruktion, Material und Qualität fangen die Kosten für das Material von unkomplizierten Mini-Balkonen inklusive Standard-Geländer ab 3 Quadratmeter bei ungefähr 2.000 Euro an. Hinzu kommen Handwerker- und Montagekosten, Kosten für zusätzliche Geräte sowie Genehmigungskosten. Insgesamt kommen so circa 5.000 bis 10.000 Euro (2019) zusammen. Ein Vorteil des Fertigbalkons ist, dass ihm oft bereits eine statische Berechnung beiliegt, die lediglich dem Bauantrag beigefügt wird.
Selbstverständlich kann eine Kombination der genannten technischen Lösungen zu einem Konzept führen, das alle Vorteile miteinander vereint. So könnte eine dezente Stützkonstruktion mit einer zusätzlichen Aufhängung zu einem eher modernen Baustil passen. Ein aus massivem Holz konstruierter Balkon auf Stützen mit einer zusätzlichen, unauffälligen Aufhängung an der Fassade passt besser zu rustikal gestalteten Immobilien.
Insbesondere bei Mehrfamilienhäusern, bei denen mehrere Balkone praktisch übereinander angebracht werden, können kombinierte Lösungen dafür sorgen, dass der Wohnwert aller Wohneinheiten aufgewertet und nicht etwa durch zu massive Konstruktionen aufgrund der Beschattung beeinträchtigt wird.
Bilder:
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