Jährlich werden bei der Altbausanierung pauschal Hunderttausende Fenster ausgetauscht. Nur in wenigen Fällen werden die Fenster auf ihre Sanierungsmöglichkeit untersucht. Viele der Altbaufenster sind reparaturfähig und können schall- und wärmeschutzmäßig nachgerüstet werden. Neben der Erhaltung des Bauteils wird der Gesamteindruck des Gebäudes erhalten und wird nicht durch zum Teil schlechte Attrappe verändert. Es ist nicht nur der ästhetische Eindruck, sondern es beeinflusst auch deutlich den geschätzten Wert des Hauses.
Zusätzlich ist diese Maßnahme auch umweltfreundlich, da weniger Ressourcen benötigt werden und Abfälle anfallen.
Durch den äußeren Eindruck, wie abblätternde Farbe, geht man von größeren Schäden aus. Oft sind diese nur wenige Millimeter tief und das Holz ist in Ordnung. Vielfach kam langjährig getrocknetes Nadelholz für den Fensterbau zum Einsatz.
Was sind typische Schäden?
Der Wärmeverlust bei einem Gebäude erfolgt über die äußere Gebäudehülle und den Lüftungsaustausch. Die Größe und Qualität der Fenster und ihre Himmelsausrichtung spielt hier eine entscheidende Rolle. Über die Fenster geht nicht nur Wärme verloren (besser ausgedrückt, der Wärmestrom ist von innen nach außen gerichtet), sondern es können erhebliche Strahlungsgewinne erzielt werden. Diese sind gerade bei Fensterflächen auf der Südseite hoch. Hier liegt der Solargewinnfaktor bei 2,4 gegenüber der Nordseite mit 1,2.
Bei guter Planung kann der Transmissionswärmeverlust über die Fenster kleiner als der Wärmegewinn sein. So vermindert sich der Wärmeverlust eines Fensters mit Zweifachverglasung gegenüber einer Einfachverglasung um ca. 40 %. Bei einer Dreifachverglasung oder Fenstern mit geringem U-Wert ist die Energieeinsparung natürlich noch größer.
Der U-Wert eines einfach verglasten Holzfensters liegt etwa bei 5,5 W/m2K, bei einer Zweischeiben-Isolierverglasung liegt dieser Wert um 2,9 W/m2K und bei einem Kastenfenster mit Einfachverglasung bei 2,5 W/m2K. Wird die innere Einfachverglasung des Kastenfensters durch eine Wärmeschutzverglasung ausgetauscht, so können U-Werte um 1 erreicht werden. Vorher muss geprüft werden, ob die Beschläge das zusätzliche Glasgewicht tragen und ob die Fensterflügel die erforderliche Profiltiefe haben. Diese Kosten liegen etwa 30% niedriger als bei neuen isolierverglasten Fenstern.
Werden in die Fensterflügel umlaufend eine Nut eingefräst und hochwertige Anpressdichtung eingelegt, so können Zugerscheinungen beseitigt werden.
Nicht in jedem Fall ist eine Aufarbeitung der alten Holzfenster sinnvoll oder möglich. Bei der Auswahl neuer Fenster oder bei der Sanierung ist zu beachten, dass zwei Größen gegeneinander wirken. Der Transmissionswärmeverlust, der klein sein sollte (aber größer als bei der Außenwand sein muss) und der Gesamtenergiedurchlassgrad, welcher hoch sein sollte, wenn Solarenergiegewinne gewünscht sind. Bei Doppelverglasung aus Klarglas liegt dieser bei 0,8, bei einer Wärmeschutzverglasung kann dieser auf 0,2 sinken. Ein Solargewinn ist somit sehr niedrig.
Eine Amortisation der energetischen Verbesserung eines Fensters kann zeitnah erreicht werden, unabhängig ob neues Fenster oder die energetische Sanierung des Altfensters.
Beim Austausch alter Fenster muss die gesamte Bauhülle betrachtet werden.
Das historische Fenster dokumentiert Zeitgeschichte und die Handwerkskunst in der Region und passt in die Gestaltung, Funktion, Wärmeschutz und Dichtigkeit des Hauses. Ein Fehler, der nicht nur national gemacht wird und in vielen Fällen auch eine Ursache von plötzlich auftretendem Schimmelpilz ist.
Das Fenster muss immer den schlechtesten U-Wert in der Gebäudehülle haben. Die Luftfeuchte taut bei kalten Außentemperaturen an der Glasscheibe aus und kann weggewischt werden, ohne dass ein Schaden entsteht. Ist die kälteste Fläche an der Wandoberfläche (meistens über dem Fußboden an der Wandoberfläche oder in der Außenecke), so kommt es dort zur Kondenswasserbildung mit der bekannten Schimmelpilzbildung. Bei einem Austausch älterer Fenster ist in der Regel auch eine energetische Verbesserung der Fassade erforderlich. Hier geht es zwar auch um die Einsparung von Energie, aber in erster Linie um die Vermeidung von Feuchteschäden.
Ebenso ist zu beachten, dass die modernen Fenster durch die Lippendichtungen wesentlich luftdichter sind als ältere Fenster. Der Vorteil besteht darin, dass weniger warme Luft nach außen gelangt. Die kleine Luftwechselrate erfordert jedoch eine Lüftung im Intervall, etwa 3-4 Mal pro Tag 5-10 Minuten auf Durchzug. Wie oft das Fenster geöffnet werden muss, hängt von der Raumgröße und der Feuchteproduktion (Personenanzahl, Pflanzen, Duschen usw.) ab. Es wird nicht nur die Feuchte nach außen gelüftet, sondern auch die Schadstoffe in der Raumluft. Die Raumluft sollte aller 1 bis 2 Stunden einmal ausgetauscht werden.
Kastenfenster haben zum Beispiel gute Schallschutzwerte. Die Verringerung des Wärmeverlustes kann auch durch einen nachträglich angebrachten Rollladen oder einer Jalousie erreicht werden. Es gibt vielfältige Varianten und Möglichkeiten.
Auf diese Problematik soll hier nur kurz eingegangen werden. Tropenhölzer sind gegenüber Feuchte resistenter. Der Widerstand gegenüber Pilzbefall ist größer. Da diese Hölzer beim richtigen Einbau immer abtrocknen können, ist in der Regel kein Pilzbefall zu erwarten. Es gibt natürlich Ausnahmen, wenn Niederschlag unter die Farbbeschichtung (Fugen, kleine Risse) kommt und diese Feuchte nicht wieder durch Diffusion entweichen kann. Einheimische Nadelhölzer erfüllen ausreichend einer langen Nutzungszeit. Es wird eine Abholzung der Regenwälder und lange Transportwege vermieden. Die wichtigste Schutzmaßnahme ist ein diffusionsfähiger Anstrich der Außenseite. Es darf niemals eine Lackierung auf der Außenseite und eine einfache Lasur auf Innenseite gewählt werden. Der auf der Innenseite anfallende Wasserdampf kann nicht außen entweichen, da die Lackschicht eine Sperrschicht darstellt und sich hier die Feuchte staut. Es soll daher entweder auf beiden Seiten (Außen und Innen) lackiert oder lasiert werden.
Holzfenster bedürfen immer eine Pflege. Aber durch die elektrostatische Aufladung verschmutzen die Kunststofffenster etwas mehr und müssen somit etwas öfter geputzt werden. Der Austausch funktionsfähiger Holzfenster durch PVC- und Aluminiumfenster ist trotz gegenteiliger Werbung ökologisch bedenklich. Diese Fenster lassen sich kaum reparieren. Nach längerer Nutzungszeit ist auch hier ein hoher Pflegeaufwand erforderlich, sodass nach einer langen Nutzung diese Kunststofffenster insgesamt teurer werden. Diese Aussage bezieht sich auf das normale Fenster in einer Fassade.
Der Ersatz funktionstüchtiger Kastenfenster durch ein PVC-Fenster mit Isolierverglasung ist keine Modernisierungsmaßnahme. Dem theoretisch besseren U-Wert stehen aber Nachteile der kleineren Laibungstiefe gegenüber. Vielfach ein Problem der Schimmelpilzbildung in der Fensterlaibung wegen der niedrigen Temperatur an den Wandanschlüssen. Ebenso stellt der Austausch der Holzfenster durch Kunststofffenster keine Wertverbesserung dar.
Für die Herstellung der Fenster gibt es in Deutschland eine Vielfalt von Regeln, Vorschriften und Normen. Zu beachten ist, dass nicht alle Reglungen für den Neubau auch für den Altbau gelten. Zum Beispiel die Richtlinie der Rahmenprofilquerschnitte (DIN 68 128) ist nicht für die Anwendung am Altbau gedacht. Der Schreiner soll ein funktionstüchtiges und qualitätsvolles Fenster erstellen bzw. aufarbeiten.
Quellen:
Krusche Per; Althaus, Dirk; Gabriel, Ingo; Weig-Krusche, Maria; Ökologisches Bauen, 1982 Bauverlag GmbH Wiesbaden u. Berlin, S. 120
Prox, Werner; Passive Sonnenenergienutzung - Planungshinweise und Bauteile, RKW Merkblatt 80 in Wirtschaftliche Energienutzung an Gebäuden, 1989, RKW Verlag, S. 6
Schulze, Jörg; Rudolphi, Alexander; Muss das alte Fenster weg? Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände e.V. 1992
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