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So verhalten sich die Bauteile bei Wasserschäden!

Vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) wurde gemeinsam mit dem Bundesministerium für Umwelt und Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) 2009 ein bundesweite Auenzustandsbericht vorgelegte. Danach wurden zwei Drittel der ehemaligen Überschwemmungsflächen an den Flüssen in Deutschland vernichtet.

An den Flüssen zum Beispiel Rhein, Elbe, Donau, Oder oder Neisse sind durch den Bau von Hochwasserschutzdeichen an vielen Abschnitten sogar nur noch 10 bis 20 Prozent der ehemaligen Flussauen vorhanden, davon haben nur 10 Prozent noch einen naturnahen Zustand. 90 Prozent der Auen sind deutlich bis sehr stark verändert aufgrund der intensiven Nutzung, ausbleibender Überflutungen und Gewässerausbau. Siehe http://www.bfn.de/0324_gewaesser_u_auen.html, Bundesamt für Naturschutz
Ergänzend ein Video Zurück zur Natur: Macht die Gewässer wieder wild! - Prof. Dr. Bernd Gerken

Hochwasser 2011 Luppe Leipzig
Hochwasser an der Luppe/Elster in Leipzig, Januar 2011.

Es stehen heute dort Gebäude, wo früher keine bzw. nur sehr wenige Gebäude standen. Bei normalen Naturereignissen, wie Schneeschmelze oder lange anhaltenden Niederschlag, werden so schnell Katastrophen. Die bei naturverbundener Bebauung nur unerheblich währen. Am Gebäude können recht unterschiedliche Feuchteeinflüsse wirken, die von einer hohen Feuchtebelastung bis zu einer Überschwemmung reichen.

Hier ein Beispiel, Gewitterregen am 20.6.2013 in Leipzig. Der Gewitterregen brachte in Leipzig lokale Überschwemmungen. In diesem Video erfolgt der Zusammenfluss des Regenwassers aus Bucksdorffstraße und Slevogtstraße. Die Häuser am Ufer der Elster stehen jedes Mal im Wasser. Historisch gab es hier einen Bach, welcher bereits früher verfüllt wurde und so zu Überschwemmungen im Dorf führte. Heute ist er wieder verfüllt. Das Regenwasser sucht sich den natürlichen Verlauf zur Elster.

Bei den einzelnen Skizzen sind ausgewählte Kriterien dargestellt, die für eine richtige Austrocknung der Bauteile wichtig sind, um mögliche Folgeschäden auf ein Minimum zu reduzieren.

Bild 1: Feuchtigkeitsschutz bei einem Gebäude

Feuchtigkeitsschutz bei einem Gebäude

Den Schutz gegen den Niederschlag übernehmen die Dachhaut mit möglichst großem Dachüberstand und der Außenputz.
Das Kellermauerwerk sowie der Kellerfußboden wird durch eine äußere beziehungsweise integrierte Feuchtesperre vor Bodenfeuchtigkeit (Sickerwasser, Grundwasser, ...) geschützt.

Die Kapillarität von Kalksandsteinen, Bims- oder Gasbeton ist eher schwach ausgebildet. Es dauert deshalb sehr viel länger als etwa bei Ziegelsteinen, bis sie dieselbe Wassermenge aufgenommen haben. Dafür saugen sie aber auch dann noch Wasser, wenn ein Ziegelstein längst kein Wasser mehr aufnehmen kann. Besonders bei Gasbeton muss deshalb durch eine Grundierung die Saugfähigkeit vor dem Verputzen oder Streichen herabgesetzt werden.

Bauteile aus Materialien mit hoher Wasseraufnahme müssen immer gegen eindringende Feuchtigkeit durch eine Sperrschicht oder durch Hydrophobierung geschützt werden. Während ein durchfeuchtetes Ziegelmauerwerk schon nach verhältnismäßig kurzer Zeit (ein paar Monate) ausgetrocknet ist und saniert werden kann, dauert das unter Umständen bei einer Wand aus Gasbeton oder einem anderen Leichtbeton ein paar Jahre.

Liegen drückende Wässer an, zum Beispiel durch einen hohen Grundwasserspiegel neben einem Fluss, so ist bei der Abdichtung der Kellerwände ein höherer Aufwand erforderlich, wie zum Beispiel der Aufbau einer weißen Wanne. Diese Kellerwände sind in der Regel trocken. Aber auch hier ist eine Kondensatbildung an der kühlen Bauteiloberfläche möglich, sodass es über eine lange Zeit zu einer Durchfeuchtung kommt.
Bei älteren Gebäuden fehlen teilweise die Feuchtesperren beziehungsweise sie sind alt und funktionieren nur noch teilweise. Meist kann man hier dann Schadensbilder mit einer Salzausblühung an der Wandoberfläche erkennen.

Bild 2: Belastung des Gebäudes durch Wasser (Hochwasser)

Belastung des Gebäudes durch Wasser (Hochwasser)

Alle möglichen Feuchtesperren liegen unterhalb der Wasseroberfläche. Damit dringt das Wasser in das Mauerwerk ein. Zusätzlich wirken hohe seitliche Drücke. Lose Putze, Fugenmörtel und anderes werden ausgespült. Es wird durch den hohen Wasserdruck große Wandquerschnitte durchtränkt. Wurde ein Mauerwerk aus Hohlkammersteinen ausgeführt, so füllen sich die Hohlräume sehr schnell mit Wasser. Bei einer Trocknung werden die äußeren Wand- beziehungsweise Bauteiloberflächen getrocknet. Die Kapillaren reisen ab und das innere Wasser kann nicht schnell genug an die Oberfläche gelangen. Hier erfolgt eine Diffusion, die sehr lange andauert, bis eine vollständige Trocknung im gesamten Wandquerschnitt erfolgt. In die Hohlräume eingedrungenes Wasser bleibt sehr lange im Mauerwerk. Im Extremfall müssen diese Kammern zur Entwässerung angebohrt werden.

Durch das Wasser im unteren Gebäude selbst werden aber auch darüber befindlichen Gebäudeteile (1. oder 2. Etage) befeuchtet. Das liegt daran, dass alle Baustoffe sich der Umgebungsfeuchtigkeit anpassen (Gleichgewichtsfeuchte). Im geschädigten Gebäude ist zwangsweise die Luftfeuchtigkeit sehr hoch. Sind zum Beispiel die Windsperren/Dampfbremse im ausgebauten Dachgeschoss nicht fugendicht hergestellt (leider nur in den wenigsten Fällen), so kann bereits ein Wasserstand im Keller ausreichen, dass die mineralische Dämmung zwischen den Sparren sehr durchfeuchtet wird. Im Winter kann es daher an der Wand-/Deckenverkleidung zu Feuchteflecken oder verstärkte Wassertropfenbildung kommen. Die Türen sind daher zwischen den geschädigten nassen und den trockenen Räumen konsequent geschlossen zu halten. Die Gebäudeabschnitte (Etagen) sind getrennt zu lüften und zu trocknen.
Durchweichter Putz sollte entfernt und die Fugen etwas ausgekratzt werden. Damit kann das Mauerwerk schneller abtrocknen. Wenn das Mauerwerk abgetrocknet ist, sollte es abgekehrt werden. Alle losen Putzteile und das an der Oberfläche abgelagerte Mauersalz werden so entfernt.

Auch nach dem das Oberflächenwasser abgeflossen ist, bleibt für lange Zeit ein hoher Grundwasserspiegel. Bei vorzeitigem Abpumpen dringt wieder Wasser ein. Wenn in einigen Fällen das Wasser noch im Keller verbleibt, so heben sich die äußeren und inneren Drücke auf. Das Kellermauerwerk wird nicht noch zusätzlich belastet.

Bei strömenden Wässern treten sehr große Drücke und Abspülungen auf. Dabei kann das Fundament freigelegt werden. Es sind zuerst die statischen Sicherungsmaßnahmen vorzunehmen.

Bild 3: Aufbau eines Holzfußbodens über einer Kappe (Altbau)

Aufbau eines Holzfußbodens über einer Kappe

Der Fußbodenaufbau mit seiner Hochofenschlacke oder Sand sowie das gemauerte Gewölbe haben eine große Höhe. Ein Austrocknen ist nur über einen langen Zeitraum möglich. Diese Bereiche haben konstruktiv bereits eine höhere Feuchtigkeit. In der Schlacke, Lehmschüttung oder auch Bauschutt kann sich die Feuchtigkeit lange halten. In diese Schüttung sind die Lagerhölzer und die Dielung verlegt. Diese sind in vielen Fällen bereits durch holzzerstörende Insekten oder holzzerstörende Pilze geschädigt. Durch die optimalen Bedingungen (Wasser und Wärme) wird der Pilzbefall begünstigt. Hier kann mit Langzeitschäden gerechnet werden. Da die Dielung aufgequollen und eine teilweise Neuverlegung erforderlich ist, sollte dieser Fußboden vollständig beräumt und nur noch das verbleibende Mauerwerk (Gewölbe) getrocknet sowie ein neuer mineralischer Fußboden mit Fußbodendämmung aufgebaut werden. Mit Leichtbeton lässt sich schnell eine ebene Fläche über der Kappe herstellen. Auf diesen können eine weitere Wärmedämmung aufgelegt und ein Estrichbeton verlegt werden. Da wie bereits oben genannt, Leichtbeton eine sehr lange Trocknung benötigt, kann dieser Aufbau bei einer kurzen Bauzeit eventuell zu Feuchtigkeitsproblemen führen. Bei einer längeren Bauphase kann man nach dem Abbindeprozess und der Erhärtung des Betons mit einem Bautrockner die Feuchtigkeit reduzieren.

Bild 4: Fußbodenaufbau ohne Unterkellerung (Altbau)

Fußbodenaufbau ohne Unterkellerung (Altbau)

Die Dielung auf Lagerhölzer wurde in vielen Fällen in eine Sand- oder Lehmsandschüttung eingelegt. Ein wirkungsvoller Feuchteschutz nach unten gibt es in der Regel nicht. Durch das erhöhte Grundwasser oder auch Oberflächenwasser dringt so Wasser von unten in das Gebäude. Die Hölzer werden stark durchfeuchtet. Ebenso wurden die Innenwände zum Teil ohne Fundament ausgeführt, wenn, dann wurden Bruchsteine oder Feldsteine verlegt. Entweder wurde der Boden verfestigt und darauf die Lehmsteinwände gesetzt oder eine Schwelle aus Holz verlegt, auf die dann die Bundwände aufgesetzt wurden.
Eine Trocknung dieses Fußbodens ist so gut wie nicht möglich, da der Untergrund mit getrocknet werden müsste. Das hohe Grundwasser würde auch immer wieder hereinsickern. Hier hilft auch nur ein neuer Fußbodenaufbau aus einer kapillar brechenden Schicht, Sand, Feuchtesperre, Betonplatte, Dämmung, Feuchtesperre und Betonestrich. Die Schwellen aus Holz sind auszubauen und durch Streifenfundamente zu ersetzen. Bei Hochwasser konnte das drückende Wasser bei dem alten Fußbodenaufbau durch die Dielung in das Gebäude eindringen, so baut sich unter der Betonplatte ein solcher Druck auf, dass die Estrichplatte angehoben wird und sich eventuell an den Raumwänden verkeilt. Dies war bei dem Hochwasser an der Mulde in Eilenburg geschehen. Ähnlich kann es bei einem betonierten Kellerfußboden auftreten. Bei gefährdeten Standorten müsste hier konstruktiv eine Druckentlastung eingebaut werden, sodass die massive Bodenplatte nicht aufschwemmen kann.

Bild 5: Beispiel einer Holzbalkendecke nach einer Sanierung

Beispiel einer Holzbalkendecke nach einer Sanierung

1= Fußbodenbelag (Fliesen, Parkett, Laminat..)
2= Spanverlegeplatte, Fermacellplatte, Asphalt, Estrich, ..
3= Trittschallplatte (mineralisch, Kork, Holzfaser, Kokos, TSP, ..)
4= Ausgleichsschüttung (Blähton, Perlit, Korkschrot, ..)
4a= Gewachstes Papier oder Folie als Rieselschutz
5= Dielung
6= Lagerholz
7= Schüttung (Schlacke, Lehm, Blähton, Perlit, ...)
8= Fehlbodenbretter
9= Sparschalung
10= Deckenputz (Kalk, Gips, Gipskalk)
11= Mineralische Dämmplatten
12= Abgehängte Decke (Gipskarton-, Fermacellplatten, ..)
13= Deckenbalken

Jeder dieser Materialien hat spezielle Eigenschaften bezogen auf das Wasser. Eingedrungenes Wasser wird in Schichten geführt, da hier einige viel Wasser aufnehmen und andere haben eine sperrende Wirkung.
Gleichzeitig verlieren einige Baustoffe ihre ursprüngliche Eigenschaft. Eine durchgängige Trocknung ist kaum möglich. Ein Rückbau ist unvermeidlich. Hier sind so viele organische Baustoffe eingebaut, die alle durch holzzerstörende Pilze geschädigt beziehungsweise zerstört werden. (Vergleichsweise werden bei Wasserleitungsschäden nur einzelne Balkenfelder durchnässt. Ebenso sind die eingedrungenen Wassermengen ungleich weniger. Hier kann aus wirtschaftlicher Sicht eine technische Trocknung ausreichend sein.)



Bild 6: Außenwand mit Wärmedämmung

Außenwand mit Wärmedämmung, wo Feuchte eindringen kann

Das Hochwasser dringt über Fugen und Risse zwischen den Außenputz und Dämmung sowie Dämmung und Massivwand ein. Hier werden die Hohlstellen mit Wasser gefüllt. Bei Styropordämmung kann das Wasser nur abtropfen oder eventuell durch leichten Überdruck (Luftgebläse) und durch Diffusion (sehr langsam) entweichen.
Bei mineralischen Dämmplatten ist das Dämmmaterial selbst stark durchnässt. Glaswolle verklumpt und bietet so auch nach einer Trocknung nicht mehr die ursprünglichen Eigenschaften. Ein Austausch ist erforderlich.

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