Eine richtige und intensive Lüftung der Wohnung ist erforderlich, um die verbrauchte Atemluft (höherer Kohlendioxid-Gehalt) auszutauschen, die Luftfeuchtigkeit, die Schadstoffkonzentration, die Staubbelastung sowie die Radioaktivität in den Räumen zu verringern. Eine ausreichende Reduzierung ist daher nur über das Lüften durch die Fenster möglich.
In den Rohrleitungssystemen der Lüftungsanlagen liegen gute Wachstumsbedingungen für Schimmelpilze, Bakterien und andere Mikroorganismen vor. Daher müssen diese Anlagen unbedingt regelmäßig gewartet werden. In dem Rohrleitungssystem kann sich an verschiedenen Stellen Feuchtigkeit niederschlagen. Die Feuchtigkeit bildet zusammen mit der warmen Luft und Staub einen hervorragenden Nährstoff für Bakterien und Pilze. Die radioaktiven Stäube setzen sich in Ecken und Bögen in diesem Rohrsystem oder in den Filtern fest und verlassen somit nicht das Haus. Im nachfolgenden Artikel wird auf die Notwendigkeit der richtigen Wohnungslüftung behandelt.
Alle Öffnungen der Lüftungsanlage in einer großen Hotelanlage in Tunesien wurden geputzt. Nur zwei Stück hatte man vergessen zu putzen. Wie es dahinter in der Rohranlage aussieht, lässt sich nur erahnen. Ähnlich sieht es mit den Klimaanlagen aus. Nur, dass der abgelagerte Staub und die Mikroorganismen mit der warmen bzw. kalten Luft direkt in die Räume hineingelüftet werden.
In Schweden wurde in stark wärmegedämmten Wohnungen eine Erhöhung von der Dosis 110 mrem bis auf 380 mrem festgestellt. (Jede radioaktive Strahlung - ob natürlich oder künstlich - ist lebensfeindlich. Prof. Fritz-Niggli) Zu empfehlen ist daher ein Luftwechsel von 2 bis 3.
Analoge Feststellungen mit gesundheitlichen Auswirkungen auf die Bewohner als Folge von Wärmeschutzmaßnahmen wurden in der Studie (2015) "Are our homes making people sick?" gemacht.
Neben diesem Fakt ist die Reduzierung der Luftfeuchtigkeit ein wichtiger Aspekt der Lüftung.
Daneben sind aber auch, die im Gebäude vorkommenden chemischen Schadstoffe und der Feinstaub von kleiner 10 Mikrometer zu beachten. Die internationale Forschergemeinschaft hat sich zur Beurteilung von Innenraumbelastungen auf etwa 20 chemische Hauptschadstoffe geeinigt 1). Chemische Schadstoffe im Gebäude kommen etwa zehnmal so häufig vor, wie unter freiem Himmel. Der Feinstaub bis Ultrafeinstaub kann unmittelbar mit Atemwegserkrankungen und Allergien zu tun haben. Sie können vermutlich auch das Herz-Kreislauf-System beeinflussen. Es ist aber auch festzustellen, dass besonders das Rauchen oder Abbrennen von Räucherstäbchen, die mit Abstand größte Luftbelastung im Gebäude darstellt. Gefolgt wird dies von Ausdünstungen aus der Küche und beim Heizen. Eine ganzjährige Luftzirkulation ist das beste Mittel, Schadstoffe im Gebäude gering zu halten. [1]
Die Energie-Einsparverordnung (EnEV), Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), EEWärmeG, BImSchV, Lüftungskonzept-Pflicht (DIN 1946-6) und Heizkostenverordnung dienen in Deutschland zur Energieeinsparung. Die Lüftung von fensterlosen Räumen wird in der DIN 18017-3 geregelt. Die neuen Spargesetze und Verordnungen beziehungsweise die enthaltenen Neuerungen müssen beachtet werden. Diese müssen seit 2009 bei jedem neuen Bauantrag oder einer Bauanzeige berücksichtigt werden. Alles zusammen bedeutet weitere Verschärfungen zur Energieeinsparung sowie strenge Geldbußen bei Verstößen gegen die neuen Auflagen.
Aber aus Gründen der Hygiene ist ein Mindestluftwechsel zu beachten. Die Auflagen in der DIN 1946-6 verlangen von den Planern neben einem ausgewogenen Dämmkonzept auch die Planung eines stimmigen Lüftungskonzeptes. Die Rechtslage: Schimmelpilzbildung wird als bautechnischer Fehler zulasten des Eigentümers bzw. Planers ausgelegt. Die DIN 1946-6 wird als eine anerkannte Regel der Technik bezeichnet. (Hierzu ein Kommentar zur DIN.) Dies gilt für Deutschland. In anderen Ländern hat man zur Wärmedämmung und Lüftung eine andere Auffassung.
Unser Körper gibt ständig Feuchtigkeit an die Raumluft ab. Ebenso entsteht die Luftfeuchtigkeit beim Kochen, Duschen und durch Zimmerpflanzen. Die relative Luftfeuchtigkeit steigt an, wenn diese feuchtere Luft nicht von Zeit zu Zeit ausgetauscht wird. Erfolgt dies nicht ausreichend, so kann es unter Umständen an kühleren Bauteilen zur Kondensatbildung, wie früher an den einfachen Fensterscheiben, kommen oder in diesem Bereich ist die angrenzende Luftfeuchtigkeit höher. Das liegt daran, dass kühlere Luft weniger Feuchtigkeit aufnehmen kann.
Menschen atmen Sauerstoff mit der Luft ein und scheiden Kohlensäure und Wasserdampf aus. Diese sind je nach Gewicht, Nahrung, Tätigkeit und Umwelt des Menschen in den Mengen verschieden. Man rechnet im Mittel je Person 0,02 m3/Stunde Kohlensäure und 40 g/Stunde Wasserdampferzeugung. Der Kohlensäuregehalt von 1-3 º/oo regt zum tieferen Atmen an, daher sollte der Anteil in der Wohnungsluft möglichst nicht über 1 º/oo liegen. Das bedingt bei einfachem Lüftungswechsel je Stunde einen Luftraum von 32 m3 für jeden Erwachsenen und 15 m3 für jedes Kind. (Die EnEV schreibt ein Lüftungswechsel von 0,6 beziehungsweise 0,7 h-1 vor.) Das Raumvolumen der Schlafzimmer und Kinderzimmer sind oft viel zu klein. Das sind meistens die kleinsten Räume in der Wohnung oder in den Einfamilienhäusern. Die Architekten opfern diese Raumgröße zugunsten großer Wohnzimmer, in denen man sich zeitlich viel weniger aufhält als im Schlafzimmer.
Die Schimmelpilzbildung allein einer falschen Lüftung zuzuordnen ist nicht korrekt. Es sind hierfür meist mehrere Ursachen, zum Beispiel unzureichende Temperierung der Oberfläche, diffusionsdichte Wandbeschichtungen und ein zu kleines Raumvolumen.
Schimmelpilze entstehen aber nicht nur an der kalten, sondern sogar noch besser an den warmen Wandoberflächen, also auch an einer feuchten wärmegedämmten Außenwand. In beiden Fällen müssen entsprechenden Lebensbedingungen vorhanden sein. In einem speziellen Tool können Sie eine Onlineberechnung zur Schimmelpilzbildung ausführen.
Durch das Fraunhofer-Institut wurde die Luftwechselzahl untersucht. In einer Tabelle werden die Werte aufgeführt.
Lüftungsart | Luftwechselrate pro Stunde | Dauer der Lüftung für einen Luftaustausch |
---|---|---|
geschlossene Fenster und Türen | 0,0 bis 0,5 | mindestens 2 Stunden (je dichter die Fenster, so geht der Wert gegen unendlich) |
Fenster gekippt | 0,5 bis 2,0 | 0,5 Std. bis 2 Stunden |
halb geöffnetes Fenster | 5 bis 10 | 6 bis 12 Minuten |
völlig offenes Fenster | 9 bis 15 | 4 bis 7 Minuten |
Querlüftung | 40 | 1,5 Minuten |
Sehr dichte Fenster sind für das Raumklima ungünstig. Ebenso bringen gekippte Fenster nur einen geringen Luftaustausch. Besser ist ein offenes Fenster und noch besser eine kurze Querlüftung. Die Argumente, täglich 3 bis 4 Mal eine kräftige Lüftung ist in der Praxis nicht erfüllbar. Diese erfordern immer die Anwesenheit einer Person in der Wohnung, welche nach einigen Stunden das Fenster öffnet. Auch bei einer Abwesenheit erhöht sich die Luftfeuchtigkeit in den Räumen durch die Zimmerpflanzen oder durch den Feuchtigkeitsausgleich mit den Wänden und Einrichtungsgegenständen.
Die korrekte Lüftung ist die wichtigste Maßnahme, um die Luftfeuchtigkeit in den Räumen zu senken. Wie bereits oben genannt, geht es auch um die Senkung der Schadstoffkonzentration in der Raumluft. Das ist für eine hygienisch gesunde Atemluft meiner Erachtens wichtiger als die Reduzierung der Luftfeuchtigkeit. In den Sommermonaten herrscht in den Wohnräumen eine relative Luftfeuchtigkeit von 65 % und an einigen Tagen sogar über 70 % vor.
In Schweden wurde daher eine zusätzliche Zwangsbe- und Entlüftung eingeführt. Es gibt einfache Systeme, die nur aus dem Schlafzimmer, der Küche und dem Badezimmer die Luft absaugen und durch regelbare Lüfterdosen in den Wänden der Wohnräume Luft nach strömen lassen.
Auf diese Weise kann die Schimmelbildung im Badezimmer - zum Beispiel auf Badarmaturen, in Fugen von Badewannen, Duschen und Waschtischen sowie an Fensterlaibungen - vermieden werden.
Neuerdings werden in Deutschland hochgedämmte dichte Fenster mit undichten Lippendichtungen eingebaut. Nach der energetischen Sanierung eingebaute und ständig laufende Abluftventilatoren in der Wohnung (Bad oder Toilette) sollen eine Zwangslüftung bewirken. Ein Abschalten dieser Lüfter ist natürlich seitens des Vermieters untersagt.
Gemeint werden sorptionsoffene Wandbeschichtungen, wie zum Beispiel Kalkputze, die schnell Luftfeuchtigkeit beim Kochen oder Duschen aufnehmen können und diese wieder an die Raumluft abgeben. Dagegen schlägt sich die Feuchte an Wandfliesen als Kondenswasser nieder. Diese hohe Feuchtigkeit muss dann entsprechend weggelüftet werden.
Dann gibt es das Diffusionsgefälle von innen nach außen. Der gesamte Wandaufbau darf keine sperrenden Schichten oder Grenzschichten haben. Hier kann es zum Feuchtestau kommen und im ungünstigen Fall wird der gesamte Querschnitt der Konstruktion durchfeuchtet. Solche Sperrschichten können zum Beispiel bei einer Kunstharzbeschichtung oder beim Wärmedämmverbundsystem auftreten. Insgesamt wird durch die Diffusion im Verhältnis zur korrekten Lüftung relativ wenig Feuchtigkeit nach außen abgegeben.
Aber, und das wird bei der Lüftungsargumentation vergessen, nur über die ungehinderte Diffusion kann die Wandkonstruktion trocken bleiben. Ist die Wand nass, so erhöht sich die Wärmeleitfähigkeit je Baustoff extrem und die Folge ist ein hoher Verbrauch von Wärmeenergie. In einem extremen Fall in Zwickau (2001) veränderte sich der U-Wert einer Innenwand aus Beton zu einem ungeheizten Treppenhaus von ca. 1,9 W/m2K auf über 4 W/m2K. Diese enorme Verschlechterung war das Ergebnis einer langfristigen Durchfeuchtung durch eine Kondenswasserbildung auf der Wandfläche in der Küche.
In der folgenden Tabelle wird die aus dem Raum abgeführte Feuchtigkeit durch Diffusion und Lüften in Abhängigkeit von der Außenlufttemperatur gegenübergestellt.
Temperatur der Außenluft [ºC] | Diffusion durch die Außenwand [g/h] (Abhängig von der Größe und dem Wandaufbau/Materialien) | durch einfachen Luftwechsel (Abhängig vom Raumvolumen, der Innentemperatur und Feuchtigkeit und der Feuchtigkeit der Außenluft. |
---|---|---|
- 20 | 5,5 | 436 |
-10 | 4,8 | 378 |
0 | 3,2 | 242 |
+10 | 0,4 | 15 |
In einer Studie kommt das Passivhaus Institut zu folgendem Ergebnis: "Eine Verbesserung der Luftdichtheit in Gebäuden mit Fensterlüftung auf das Anforderungsniveau von Gebäuden mit raumlufttechnischen Anlagen ist eine sehr wirtschaftliche Energiesparmaßnahme. Es wurde angenommen, dass mit einer Luftdichtheitsmessung diese Werte erzielt werden können. Neben der Energieeinsparung hilft diese Maßnahme ferner Bauschäden zu vermeiden. Eine erhöhte Luftdichtheit der Gebäudehülle kann daher dem Anforderungsniveau für den Neubau zugrunde gelegt werden."[2] A joint in a construction (wall or roof) causes moisture damage due to the outflowing air. A joint on the window serves for air exchange and no moisture damage occurs.
Die große Zunahme an Schimmelschäden in deutschen Wohnungen ist allgemein bekannt. Das Gleiche ist aber auch in den Wohnungen und Häusern in der Ukraine zu verzeichnen. In vielen Fällen entsteht dies nach einer Veränderung innerhalb der Zimmer bzw. an der Bauhülle. Im Zimmer durch eine andere Farbbeschichtung (Qualität), Veränderung der Heizung von der Strahlenheizung (Ofen) zur Konvektionsheizung (Zentralheizung mit Heizkörpern) und durch den Einbau von neuen Fenstern mit Isolierverglasung. Gerade das Letztere scheint den größten Einfluss auf die raumklimatischen Veränderungen zu haben. Die Häuser auf dem Land sind konstruktiv so errichtet worden, dass sie funktionell in Ordnung waren, also keine wohnhygienischen Probleme für die Bewohner verursachen.
Zum Teil 2
1)Das Umweltforschungszentrum (www.ufz.de) hat die Zahl längst auf insgesamt 120 Substanzen erweitert.
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