Was ist bei Hochwasserschäden an Häusern zu machen?
Besonders im Frühjahr gab und gibt es Hochwasser nach der Schneeschmelze. Der Mensch siedelt gern in der Nähe eines Wasserlaufs. Durch Veränderungen des Fußbettes (Begradigung) und der Besiedlung in den natürlichen Überschwemmungsgebieten in den Auen werden diese Siedlungen vom Wasser bedroht.
Es wurden daher Deichanlagen und zusätzliche Flussregulierungen gebaut, die nicht immer ausreichen. Durch den Raubbau der Wälder kann das Wasser nicht ausreichend zurückgehalten werden und es fließt gleich in die Bäche und in die Flüsse. Ein korrekter Hochwasserschutz setzt dort an, wo das Hochwasser entsteht.
Kommt es einmal zur Überschwemmung oder einem starken Anstieg des Grundwasserspiegels so wird das Mauerwerk der angrenzenden Häuser stark durchfeuchtet. Hier einige Tipps für die Trocknung und eine bessere konstruktive Ausführung.
In Grimma war der Hochwasserschutz im Juni 2013 nur teilweise fertig. Rechts neben dem Tor fehlt die Schutzmauer, sodass Grimma wieder unter Wasser stand.
4 Monate nach dem Hochwasser in Grimma durch die Mulde sind noch deutlich die Schäden an den Häusern der Altstadt zu erkennen. Viele Ladengeschäfte waren noch geschlossen und das Mauerwerk wurde getrocknet.
Neben den zahlreichen Verlusten an Einrichtungsgegenständen treten extrem viele Schäden durch die Feuchtigkeit an der Bausubstanz auf. Mit den nachfolgenden Hinweisen kann nicht das Leid beseitigt oder rückgängig gemacht werden aber sicherlich kann man durch richtige und schnelle Maßnahmen weitere kostenintensive Schäden vermeiden.
Wichtig ist, dass alle Gebäudeteile nach dem Rückgang der Überflutung möglichst sehr schnell abtrocknen können. Nicht überall können sofort geeignete Trocknungsgeräte aufgestellt werden. Hier sollen einige wichtige Maßnahmen genannt werden, die man selbst durchführen kann.
- Schlammbeseitigung und Prüfung der Standsicherheit der Wände. Eventuell Stützen stellen oder Unterspülungen wenigstens provisorisch ausfüllen. (Aufgeweichte Lehmwände tragen nicht mehr und sollten abgestützt werden.)
- Alle nassen Einrichtungsgegenstände, Teppiche, Bodenbeläge usw. herausnehmen.
- Alle Spanplatten, Holzteile (Fußboden, Wände) o. a. abbauen beziehungsweise so rückbauen, dass sie gut abtrocknen und hinter lüftet werden. Damit wird verhindert, dass sich möglichst wenig Schimmelpilze und keine holzzerstörenden Pilze bilden können.
- Trockenbauwände öffnen, besser gleich die nassen Gipskartonbauplatten mit der Mineralwolle ausbauen, damit auch die Hohlräume und die tragenden Wandbauteile abtrocknen können. (Die Profile können verbleiben.) Die Mineralwolle kann gleich entsorgt werden. Sie ist nicht mehr zu verwenden.
- Bei Fertigteilhäusern übernehmen die Spanplatten auch eine aussteifende Funktion. Am sichersten ist es, man befragt den Hersteller, wie und welche geschädigten Bauteile ausgewechselt werden können. Eigene Aktivitäten können das Gebäude unter Umständen zum Einsturz bringen.
- Für eine sehr ordentliche Querlüftung sorgen. Eventuell sind Kellerfenster oder Türen auszuhängen. Eventuell sollte eine zusätzliche Wandöffnung geschaffen werden, die sich später wieder leicht verschließen lässt. Hier könnten auch Ventilatoren zur Unterstützung eingesetzt werden oder den Schornsteinzug ausnutzen, in dem die Verschlüsse der Schornsteine geöffnet werden. (Bei Benutzung natürlich nicht möglich.) Besteht zusätzlich die Möglichkeit, die Temperatur der Raumluft zu erhöhen, so kann dies den Trocknungsprozess beschleunigen.
- Ist eine weitestgehende Trocknung erfolgt, so ist später für die Resttrocknung die richtige Lüftungsmethode anzuwenden. (Warme Luft beinhaltet mehr Wasser als kalte Luft und es kann so Feuchtigkeit in den Keller gelüftet werden. Hier kann auch ein einfaches Luftfeuchtigkeitsmessgerät verwendet werden.)
- Feuchte Gips- oder Gipskalkputze sollten entfernt werden. Bei längerer Durchfeuchtung bilden diese Salze an der Oberfläche (chemische Umwandlung), zerfallen und sind ohnehin später auszutauschen. Gipsbaustoffe binden sehr viel Feuchtigkeit und behindern so auch eine schnelle Trocknung. Bei der Entfernung kann das darunter befindliche Mauerwerk schneller abtrocknen.
- Völlig aufgeweichte Tapete kann auch entfernt werden.
- Verbliebene Möbel oder andere Gegenstände sollten von den Wänden abgerückt werden. Sie sollten auf Leisten gestellt werden, damit auch der Boden genügend abtrocknen kann.
- Ganz wichtig ist, dass man durchnässte Holzbauteile möglichst nicht sofort verkleidet. Die Holzbalkendecken stellen ein weiteres großes Problem dar. Große Teile, vor allem die Wandauflager sind durch Insekten oder Pilze bereits geschädigt. Durch diese Feuchtigkeit und die Wärme nach dem Hochwasser (ab 12.08.02) werden die Lebensbedingungen optimiert. Es sollten alle losen Deckenputzteile entfernt, die Dielung geöffnet und feuchte Schüttung getrocknet beziehungsweise entfernt werden. An den Randbereich sind 1 bis 2 Fehlbodenbretter auf beiden Seiten der Balken herauszunehmen. Dadurch entsteht eine Zugluft und diese Böden können trocknen. Möglichst eine technische Trocknung einleiten. (Bereits nach wenigen Tagen [1- bis 2 Wochen] hat sich Myzel von holzzerstörenden Pilzen gebildet.) Auch nach einer Trocknung besteht ein Restrisiko, da tiefere Wand- oder Deckenbereiche erst nach längerer Zeit vollständig abtrocknen.
Eine hohe Feuchtigkeit im Gebäude wirkt sich auch negativ auf Bauteile und Einrichtungsgegenstände aus, die nicht unmittelbar betroffen sind. Die Folgen sind Schimmelpilze, Stockflecken, holzzerstörende Pilze (wie der Echte Hausschwamm), Zerstörung beziehungsweise Schädigung der Baumaterialien u. a. Daher sollten die noch trocken gebliebenen Gebäudeteile vor einer Durchfeuchtung geschützt werden, in dem die Türen zu diesem Bereich nicht unnötig offen stehen. (Austausch der sehr hohen Luftfeuchtigkeit.)
Durch Feuchtigkeit gefährdete Bauteile aus Materialien mit hoher Wasseraufnahme müssen immer gegen eindringende Feuchtigkeit durch eine Sperrschicht oder durch Hydrophobierung geschützt werden. Während eine durchfeuchtetes Ziegelmauerwerk schon nach verhältnismäßig kurzer Zeit (ein paar Monate) ausgetrocknet ist und saniert werden kann, dauert das unter Umständen bei einer Wand aus Gasbeton oder einem Leichtbeton ein paar Jahre.
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