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7. Ausgewählte Baustoffeigenschaften

7.1. Wandbaustoffe

7.1.1. Keramische Baustoffe

Baustoffe, wie Ziegel und Klinker sollen frei von treibenden Einschlüssen (Kalkknollen) sein, die durch Wasseraufnahme des gebrannten Kalkes ein Abblättern oder Absprengen verursachen. Bei nicht verputztem Mauerwerk wird durch Risse das Eindringen von Wasser erleichtert. Der poröse Ziegel kann wesentlich mehr Wasser aufnehmen als der Klinker mit dichten Scherben. Dies wurde gerade beim Kellermauerwerk nach den Überschwemmungen an der Elbe 2002 deutlich. Die Hohlräume der Hochlochziegel hatten sich mit Wasser gefüllt. Bis das Wasser aus den Hohlräumen wieder entweicht, dauert es recht lange. Dagegen zeigten die Vollziegel bei ähnlicher Feuchtebelastung ein besseres Trocknungsverhalten. An feuchtem Ziegelmauerwerk findet man eher Algen und Moose.

Die Kapillarität von Kalksandsteinen, Bims- oder Gasbeton ist eher schwach ausgebildet. Es dauert deshalb sehr viel länger als etwa bei Ziegeln, bis sie dieselbe Wassermenge aufgenommen haben. Dafür saugen sie aber auch dann noch Wasser, wenn ein Ziegel längst kein Wasser mehr aufnehmen kann. Besonders bei Gasbeton muss deshalb durch eine Grundierung die Saugfähigkeit vor dem Verputzen oder Streichen herabgesetzt werden.

Bauteile aus Materialien mit hoher Wasseraufnahme müssen immer gegen eindringende Feuchtigkeit durch eine Sperrschicht oder durch Hydrophobierung geschützt werden. Während eine durchfeuchtete Ziegelwand schon nach verhältnismäßig kurzer Zeit (ein paar Monaten) ausgetrocknet ist und saniert werden kann, dauert das unter Umständen bei einer Wand aus Gasbeton oder einem anderen Leichtbeton ein paar Jahre.

Der Ziegel ist zu Recht der am häufigsten verwendete Wandbaustoff. Er erzielt sowohl bauphysikalisch als auch baubiologisch konstant gute bis sehr gute Werte.

7.1.2. Lehm

Die wichtigsten Baustoffeigenschaften von Lehm werden im Punkt 7.2.3. im Zusammenhang mit dem Lehmputz dargestellt. Hier soll jedoch noch eine Eigenschaft hervorgehoben werden, die gerade in der wärmeren Jahreszeit zur Erhöhung der Schimmelpilzsporen in der Raumluft führen kann. Durch die große Masse, vor allem bei Stampflehmwänden, dauert es sehr lange bis sich die Raumtemperatur den wärmeren Temperaturen im Außenbereich annähern. Es können so Temperaturdifferenzen von 10 K auftreten. Da an warmen Tagen die relative Luftfeuchte bei ca. 60 % und höher ist, steigt diese im Gebäude an und kann einige Tage bei 70 % und mehr liegen. Die Wandoberflächen werden nicht in erster Linie durch Schimmelpilze befallen, jedoch steigt die Konzentration in der Raumluft. Dies wird z. B. durch den Befall anderer Baustoffe, wie Leder, deutlich.

Durch eine geringe Heizung kann hier das Problem gemindert werden. Zur Kontrolle ist ein Hygrometer einzusetzen. Diese Nachteile werden jedoch wieder bei den Übergangsjahreszeiten und im Winter aufgehoben. Hier haben das hohe Wärmespeichervermögen und die Feuchteregulierung des Baustoffs seine Vorteile.

7.1.3. Kalksandstein

Kalksandsteine werden in einem Verhältnis von 1:12 aus gemahlenen Brandkalk und kieselsäurehaltigen Zuschlägen unter Wasserzusatz gemischt. Die weitere Herstellung erfolgt über die Löschung des Kalkes zu Kalkhydrat, die entsprechende Zwischenlagerung für die Reaktionszeiten und Pressung der Rohlinge bei hohen Temperaturen und Sattdampf. Dabei treten an der Kornoberfläche Calciumhydrosilicate in Kristallform auf, die die Sandkörner dauerhaft verkitten. Die Mauersteine sind nicht auf Frostbeständigkeit geprüft. Diese Bedingungen erfüllen die Vormauersteine und Verblender. Die glatten und ebenen KS-Wände veranlassen den Bauherrn oft, auf einen Putz bei untergeordneten Räumen zu verzichten. Bei geeigneten Anstrichsystemen wird dabei die Wasserdampfdiffusion kaum beeinträchtigt.

7.1.4. Porenbeton (Gasbetonsteine)

Die Zuschläge für den Gasbeton aus Quarzsand oder Natursand werden fein gemahlen, mit Zement oder Kalk zu einem sämigen Mörtel gemischt und mit einem gasbildendem Treibmittel (Aluminiumpulver) versetzt.

Im Porenbeton sind Kapillaren und Gasporen (0,15 bis 2 mm Durchmesser) enthalten. Diese Poren können schnell Wasser aufnehmen und durch die Kapillarwirkung weiterleiten. Bei einem Feuchtegehalt von weniger als 15 % erfolgt die Trocknung nur noch über Dampfdiffusion. Damit ist nur noch eine sehr langsame Austrocknung möglich. Diese Baustoffe eigenen sich daher nicht für Bauteile, die einer erhöhten Feuchtebelastung ausgesetzt werden. [135] Porenbeton erreicht aufgrund extrem vieler Luftporen zwar eine sehr gute Wärmedämmung, hat aber vergleichsweise wenig Masse. An erdberührenden Stellen ist zudem eine mängelfreie Wasser abweisende Putzausführung erforderlich, da eine hohe Wasseraufnahme besteht.

7.1.5. Beton

Der Beton ist ein idealer Baustoff und findet in fast allen Baubereichen eine breite Anwendung. Durch seine große Masse verfügt er über ein gutes Wärmespeichervermögen jedoch gleichzeitig ist die Wärmedämmwirkung sehr gering. Dies wird durch entsprechende konstruktive Ergänzungen (Kerndämmung, Außendämmung usw.) berücksichtigt. Bauteile aus Beton sind in der Regel „Massenbaustoffe“, sodass Zerstörungen und Eigenschaftsänderungen zeitlich nicht bzw. nur sehr verzögert wahrgenommen werden. Die Erstarrung und Erhärtung des Zements (Hydration) beruhen auf der Reaktion zwischen den Zementteilchen mit Wasser. Das Wasser wird so lange chemisch gebunden, bis der Hydrationsprozess abgeschlossen ist, auch wenn er zwischenzeitlich unterbrochen wurde. Die Struktur mit kleinen, abgeschlossenen Poren und Kapillaren bewirkt ein geringes Wasseraufnahme- und Feuchteabgabevermögen. Durch das hohe Wärmespeichervermögen kann sich zusätzlich auch noch Kondenswasser bilden. Das erfolgt jedoch in Ausnahmefällen. Beton wird eher von Bakterien geschädigt als von Schimmelpilzen. Erfolgt eine Schimmelpilzbildung an der Oberfläche, so sind die Ursachen vorwiegend der Beschichtung oder Ablagerung von organischen Stäuben, Fetten o. ä. zu zuordnen. [127]

7.1.6. Holz

Holz und Holzwerkstoffe sind ein idealer Baustoff. Es lässt sich gut verarbeiten, ist leicht und kann im Verhältnis große Kräfte aufnehmen. Holz überzeugt vor allem mit ökologischen Argumenten. Schwächen liegen bei Schall- und Brandschutz sowie dem Schutz vor Elektrosmog. Wichtig ist auch: Holz sollte naturbelassen verbaut, also möglichst frei von Holzschutzmitteln sein. Hier sind die Gefährdungsklassen zu beachten. (Hierzu DIN 68800 Teil 1 bis 4.) Holz ist ein Baustoff, der für eine kurze Zeit aus dem natürlichen Stoffkreislauf entnommen wurde. Es ist also ein normaler Prozess, dass Holz durch Holz zerstörende Insekten und Pilze abgebaut wird. Der Mensch ist bestrebt, den Baustoff Holz möglichst lange zu erhalten. (Es gibt natürlich auch Ausnahmen.) Durch die zweckmäßige Auswahl der Eigenresistenz der verschiedenen Holzarten, der richtigen Bewertung der Gefährdungsklassen, der Beachtung der Einbaufeuchtigkeit und der Einschnittart sowie andere Einflussfaktoren können viele Schäden vermieden werden. Ganz wichtig ist hier die Gewährleistung einer Fugendichtheit bei der Blockbauweise und im Fertigteilhaus, die durch das Schwinden und Quellen des Holzes bei Feuchtigkeitsänderungen beeinflusst wird. Die Trockenheit des Holzes ist konsequent auch im Wandquerschnitt, im Auflagebereich (Deckenbalken) und auch im Außenbereich zu gewährleisten. Das Holz kann unter zweckentsprechender Nutzung und Anwendung über viele Jahre schadensfrei genutzt werden. Allerdings sollten in Gefährdungsbereichen, wo Holz durch Feuchte belastet wird und eine vorzeitige Zerstörung nur durch den Einsatz von Holzschutzmitteln zur Überbrückung der fehlenden Eigenresistenz oder fehlerhafter Konstruktionen vermieden wird, anorganische Baustoffe ausgewählt werden.

7.2. Putze, Bindemittel und Mörtel

7.2.1. Gipsmörtel (CaSO4 . 2H2O)

Frischer, aber auch wieder durchfeuchteter, erhärteter Gipsmörtel enthalten gelöstes Sulfat, das Stahl zum Rosten bringt. Der pH-Wert einer Gipslösung liegt bei etwa 7. Das Wasser ist chemischen gebunden. Gips hat eine gute feuchteregulierende Wirkung, das heißt, Feuchtespitzen werden schnell abgebaut. Die „gespeicherte“ Feuchtigkeit wird anschließend wieder an die Raumluft abgegeben. Allerdings funktioniert dies nur in normal genutzten Räumen.

Liegt die Luftfeuchtigkeit in dem Raum über eine längere Zeit hoch, so kann keine ausreichende Trocknung erfolgen. Es kommt so an der Oberfläche zur verstärkten Schimmelpilzbildung. Das Gleiche gilt auch, wenn ein neuer Gipskalkputz zu stark aufgetragen wurde. Bei sehr ungleichmäßigem Steingefüge können hier schnell Schichtdicken von 3 bis 5 cm auftreten. Diese Putzabschnitte sind besonders gefährdet. Gut erkennbar ist die Schimmelpilzbildung an den Rändern zum alten Putz, wenn bei der Verlegung von neuem Elektrokabel unter Putz Gipshaftputze verwendet werden. Hier können sich grüne als auch leicht rote Schimmelstreifen bilden. Um dies zu verhindern, hilft nur eine schnelle Trocknung, abkehren bzw. abkratzen und eventuell die kleinen Flächen mit einem Fungizid abwaschen.

Im Bild 7.2.1. wurden die Kellerwände mit Gipskalkputz verputzt. Die neuen Wände waren noch nicht ausgetrocknet (1,5 Jahre alt). Im Rohbaukeller hatte sich das Regenwasser gesammelt, bevor das Dach gedeckt werden konnte. Im Keller ist eine höhere Feuchtigkeit nie vollständig auszuschließen. Daher sind solche Baustoffe grundsätzlich nicht in feuchtegefährdeten Bereichen einzusetzen. Feuchtigkeit löst Gips. Bei eintretender trockener Witterung verdunstet aus der Gipslösung das Wasser, welches sich in den Poren des Gipsputzes befindet. Dabei kristallisiert der gelöste Gips aus. Durch den Kristallisationsdruck wird die Festigkeit des Putzes gelockert. Diese Auflockerung begünstigt den Befall durch Schimmelpilze, besonders wenn dazu noch Leimfarbanstriche, Tapetenkleber oder andere organische Stoffe vorhanden sind. Die Feuchtigkeitsempfindlichkeit kann durch den Zusatz von Weißkalk (Gips-Kalkmörtel) oder von hydrophobierenden Zusätzen verringert werden. [136]

Den gleichen Kriterien unterliegen die Gipskartonbauplatten. Die GKI bzw. die grünen „Feuchtraumplatten“ sind nicht für Feuchträume gedacht, sondern für Räume wie Küchen oder Bäder in der Wohnung, wo nur kurzzeitig die Luftfeuchtigkeit ansteigt und vorwiegend normale Luftfeuchtigkeiten vorliegen. Sie sind auf keinem Fall für die Verkleidung von feuchten Kellerräumen oder Wänden geeignet. In der Praxis findet man sehr oft solche Schimmelpilze überzogene Konstruktionen, wie im Keller Bild 5.4.6.3.

Gipskalputz im Keller
Bild 7.2.1. : Gipskalkputz mit Schimmel im Kellerraum eines 1,5 Jahre alten Einfamilienhauses

7.2.2. Frische Kalk- und Zementmörtel

Die Kalk- und Zementmörtel sind basisch und greifen infolge ihres Gehaltes an gelöstem Kalkhydrat Ca(OH)2, bis 1,7 g/l, Zink, Blei und Aluminium stark, Kupfer und Zinn dagegen nicht an. Das Gleiche gilt auch von erhärtetem, aber wieder durchfeuchtetem Beton, aus dem noch Ca(OH)2 ausgelaugt wird. Dieses kann in CaCO3 übergehen.

Das gleiche tritt auch in den Fugen bei altem Mauerwerk auf, wenn eine hohe Feuchtebelastung zum Beispiel durch Regen vorliegt. Hier wird der Kalk in wasserlösliches Kalziumbikarbonat Ca(HCO3)2 umgebildet. Dieses zerfällt beim Verdunsten unter Ausscheiden von Kalk, in Wasser und CO2. Diese Karbonatausblühungen sind harmlos, also nur Schönheitsfehler. Beton hat einen hohen pH-Wert von 12,6.

Alternder Beton hat einen niedrigeren pH-Wert. Kalkmörtel gibt - im Gegensatz zum Zement - nach dem Erhärten kein Ca(OH)2 mehr ab. Infolge seiner größeren Porosität werden Luft und Feuchtigkeit durchgelassen. Der hohe pH-Wert wirkt wachstumshemmend auf Pilze. Auf frischen Kalk- oder Zementmörtel findet man daher seltener Pilzmyzel. Auf älterem Mörtel, auch Betonteile, wächst das Myzel, vor allem von spezialisierten Ständerpilzen. Für ein Wachstum spielen aber noch viele andere Kriterien eine Rolle, wie die Größe des Pilzes und welche Stoffe sich auf der Oberfläche oder auch im Mörtel befinden. Wurde z. B. organisch verschmutztes Anmachwasser oder Zuschlagstoffe verwendet, so ist die Wahrscheinlichkeit eines Pilzbefalls höher. Diese mineralischen Mörtelarten haben sich über viele Jahrzehnte bewährt und sind daher allen anderen vorzuziehen, wenn es die Bauausführung zulässt.

7.2.3. Lehm und Lehmputze

In Deutschland gibt es nicht mehr viele der ökologischen Lehmhäuser, aber die Verwendung von Lehmputz ist im Trend. Der Baustoff Lehm ist ein wohnbiologisch guter Baustoff. Allerdings neigt dieser bei falscher Nutzung relativ schnell zu einer Schimmelgefährdung in den Häusern. Daher wird etwas ausführlicher auf den interessanten Baustoff eingegangen.

Lehm ist ein aus der chemischen Gesteinsverwitterung hervorgegangenes Sediment, das aus Ton (Tonmineralien) und Quarzkörnern besteht, vermischt mit anderen Verwitterungsresten, vornehmlich Eisenverbindungen und Kalk. Lehm ist nicht so plastisch wie Ton; tonreiche Lehme werden als fett, tonarme Lehme als mager bezeichnet. Zwischen Ton und Lehm gibt es keine scharfe Grenze. Allgemein enthält Ton Teilchen kleiner als 0,002 mm Korngröße, Lehm enthält sehr ungleiche Korngrößen, vom Schluff bis zum Kies (etwa bis 20 mm).

Alle Lehme quellen bei Wasserzutritt und schwinden beim Trocknen. Die Größe der Volumenänderung ist abhängig vom Tongehalt und von der Art der Tonmineralien (Kaolinit nimmt wenig Wasser auf, Montmorillonit quillt sehr stark.)

Im feuchten Zustand ist Lehm formbar, die Form bleibt beim Trocknen - abgesehen von der Schwindverkürzung - erhalten.

Die Wasserzugabe wird in folgender chemischen Formel dargestellt:

Al2O3 . 2SiO<2 . 2H2O + nH2O ---> Al2O3 . 2SiO2 . (H2O)2+n (Formbarer Ton)

Lehm ist ein natürlicher Luftmörtel. Das Abbinden erfolgt physikalisch; Wasser verdunstet, Sandkörnchen werden durch den Ton verklebt. (Z. B. bei Kalk findet ein chemischer Abbindeprozess statt.) Die Trockenschwindung beträgt bei der Herstellung von Lehmsteinen (statt Ziegeln) etwa 3 bis 5 %‚ bei gestampftem Lehm etwa 2 % (zum Vergleich: Beton schwindet etwa 0,04 bis 0,05%), analog verhält sich auch der Lehmputz. Beim Trocknen entstehen so Schwindrisse.

Baulehm ist daher dauerhaft gegen eindringende Feuchtigkeit zu schützen, also auch während der Bauphase. Nur trockener Lehm ist frostbeständig.

Wegen der Erzielung schwindrissarmer Putze sollte der Putzmörtel große Mengen Grobsand enthalten (0,6-2,0 mm) und der Tongehalt sollte in der Regel 5-10 % nicht überschreiten. Je magerer der Putzmörtel ist, so geringer wird die Festigkeit des Putzes. Daher werden die Wandputze in Schichten aufgetragen. Der Unterputz beinhaltet daher gröbere Bestandteile und mehr Ton. Kleiner Schwindrisse sind dabei erwünscht, da diese die Haftung des Oberputzes begünstige. Diese Putze können auch auf Ziegel-, Kalksandstein-, Naturstein- und Betonoberflächen aufgebracht werden. Es besteht weiterhin die Möglichkeit Putzträger, z. B. Schilfrohrmatten o. ä., anzubringen. [137]

In Lehmputze werden auch Fasern zugegeben, wie Stroh, Hanf oder Tierhaare. Sie bewirken eine Rissbeschränkung und Verbesserung der Haftbeständigkeit des Lehmputzes. Die organischen Faserstoffe erhöhen die Schimmelgefahr des Putzes. [138] Schimmelpilze benötigen zum Wachstum eine bestimmte Feuchte, Temperatur und auch Substrat. Die organischen Bestandteile bilden so das Substrat.

Borgstädt und Rupp [138] beschreiben in Ihrem Artikel die Lehmprodukte von der Firma Bayosan, die faserlosen Lehmputze anbieten aber auf Kundenwunsch eine Zugabe erfolgt. Sie machen in ihrem Artikel auf die erhöhte Gefahr der Schimmelpilzbildung durch die Strohzusätze aufmerksam. Die Produktangebote z. B. von eiwa Lehm GmbH, Karl-Epple oder Ökologie in der Region (Schöneck) werden mit Strohzusätzen geliefert. Lehmputze werden mit Stroh oder anderen Fasern verarbeitet (siehe hier auch Niemeyer. [139] Die mehrlagige Lehmputzausführung mit Faserbestandteilen, z. B. aus Stroh, ist üblich.

Ausschlaggebend ist die Trocknung. Hier sollte eine Standzeit von mindestens 2 Tagen pro mm Putzstärke eingehalten werden, bevor der Oberputzauftrag erfolgt. Hier ist auf eine gute Lüftung und bzw. Heizung zu achten. Verbleibt die Feuchtigkeit in den Räumen, z. B. Putzarbeiten im Winterhalbjahr und ohne Heizung, so kommt es schnell zur Schimmelpilzbildung der Zusätze.

Die Wasserzugabe bei Lehm dient zur Formgewinnung, in diesem Fall einer glatten Oberfläche. Anschließend muss das Wasser wieder durch Verdunstung entweichen. Lehm selbst stellt eine gewisse konservierende Wirkung auf Holzteile und so auch auf Stroh dar. Dies wird durch die vielen Jahrhunderte alte Stampflehmwände, Strohwickeldecken u. a. praktisch nachgewiesen. Allerdings sind Lehmbauteile vor stärkerer Feuchtigkeit, wie z. B. Niederschlag oder Leitungswasser, zu schützen, sonst besteht die Gefahr eines Pilzbefalls.

Lehmwände sind auf mindestens 50 cm hohe Sockel über dem Erdreich aufzusetzen und es wird ein großer Dachüberstand gefordert. Trocken ist Lehm frostbeständig. Je nach Bauart werden organische Zuschlagstoffe beigegeben, wie Stroh, trockne Pflanzenfasern oder Holzspäne. Sind diese von Lehm eingeschlossen verfaulen und verrotten diese nicht. Allerdings muss der Lehm trocken bleiben. Bei längerer Durchfeuchtung, wie z. B. ein undichtes Dach, werden die organischen Bestandteile durch Schimmelpilze und auch durch Ständerpilze (hier der Echte Hausschwamm) befallen und zersetzt (Bild 7.2.2.). Zusätzlich gelöste Mineralien oder Schadstoffe aus der Umgebungsluft begünstigen den Korrosionsprozess bei Stahl und Gusseisen. Die günstigste Bauzeit ist von April bis September.

Befall einer Stampflehmwand durch den Echten Hausschwamm
Bild 7.2.2.: Die Stampflehmwand wurde über eine lange Zeit durchfeuchtet. Die Schimmelpilzbildung ist auf dem Bild weniger deutlich erkennbar. Dafür sind die Stränge bzw. das Myzel vom Echten Hausschwamm unter dem entfernten Putz deutlich erkennbar. Es wurde das Stroh befallen.

7.2.4. Sanierputzsysteme-WTA

Sanierputzsysteme dienen zum Verputzen feuchter und/oder salzhaltiger Mauerwerke. Das ist eine der verschiedenen Maßnahmen, um die relative Luftfeuchtigkeit in den Wohnräumen bei feuchtem Mauerwerk zu reduzieren und die Gefahr einer Schimmelpilzbildung zu verringern.

Die den Baustoff schädigenden Salze werden im Sanierputz eingelagert und somit von der Putzoberfläche ferngehalten. Eine hohe Wasserdampfdurchlässigkeit des Putzsystems bewirkt günstige Austrocknungsbedingungen für das Mauerwerk. Werden spezielle Anforderungen an die Oberflächenstruktur gestellt, so darf zusätzlich ein mineralischer Oberputz aufgebracht werden. Dabei muss ein den Regeln der Technik entsprechendes Festigkeitsgefälle gewährleistet sein. Putze, Anstriche und sonstige Beschichtungen auf Sanierputz-WTA dürfen die Wasserdampfdurchlässigkeit des Systems nicht negativ beeinflussen, für den Innenbereich gilt eine diffusionsgleichwertige Luftschichtdicke von sd < 0,2 m (jede einzelne Schicht). [140] Mit Feuchtigkeit salzbelastete alte Kalkputze begünstigt die Schimmelpilzbildung indirekt, da die Räume insgesamt feuchter sind. Hier bietet sich ein Austausch durch einen neuen Kalk- bzw. Sanierputz an.

7.2.5. Gipskartonbauplatten

Gipskartonbauplatten CaS04 . 2H2O, (GKB) DIN 18 180 sind werkseitig gefertigte Platten für Wand- und Deckenverkleidungen, bestehend aus einem Gipskern, der beidseitig mit festhaftendem Karton beschichtet und mit Stärkederivat verleimt ist. Dadurch wird die Festigkeit und Elastizität der Platte erzielt. Parallel zur Faser des Kartons sind die Festigkeit und Elastizität größer als quer zur Faser. Geliefert werden Plattendicken in 9,5, 12,5, 15, 18, 20 und 25 mm. Durch die Zugabe bestimmter Stoffe in den Gips, werden die Eigenschaften verändert, z. B. höhere Beständigkeit bei Brandlasten durch Glasfasern oder günstigere Eigenschaften gegenüber einer kurzzeitigen Feuchtebelastung.

Gips hat eine gute feuchteregulierende Wirkung (Adsorptionsverhalten), das heißt, Feuchtespitzen werden schnell abgebaut. Die „gespeicherte" Feuchtigkeit wird bei der Verringerung der Luftfeuchte anschließend wieder an die Raumluft abgegeben (Desorption). Fermacell nimmt gegenüber Gipsplatten in Bezug auf die Wasseraufnahme etwas mehr Wasser auf. Allerdings funktioniert dies nur in normal genutzten Räumen. Liegt die Luftfeuchtigkeit in dem Raum über eine längere Zeit hoch, so kann keine ausreichende Trocknung erfolgen und die Papieroberfläche bzw. die Papierfasern werden durch Schimmelpilze, wie z. B. von Alternaria und Cladosporium-Arten, die eine grauschwarze Verfärbung verursachen, befallen.

Bei Gipskartonimprägnierplatten (GKBI) ist der Karton mit Silikonimprägnierung getränkt. Dadurch erfolgt eine verzögerte Wasseraufnahme gegenüber anderen Gipskartonplatten, in der Regel ist der grüne Karton zusätzlich fungizid ausgerüstet. Auch wenn sie „Feuchtraumplatten“ genannt werden, sind sie nur für Räume zulässig, wo eine kurzzeitige Feuchtebelastung auftritt, wie im Bad oder Küche. Werden diese in einem feuchten Keller als Wandverkleidung verwendet, so verschimmelt der Karton sehr schnell, siehe Beispiel Bild 5.4.6.3.

Gipsfaserplatten sind mit Papierfasern (Cellulosefasern) verstärkt und imprägniert. Die Fasern sind gleichmäßig verteilt und bilden eine Armierung und gehören meist Baustoffklasse A2 an. Die Verlegung erfolgt mit 5 mm Fuge, die voll ausgespachtelt wird. Bewehrungsstreifen sind nicht erforderlich.

Eine Neuentwicklung sind die Knauf Cleaneo-Platten. Sie dienen zur Verbesserung der Raumluft. Es handelt sich hierbei um eine katalytisch wirkende Gipsplatte. Das Additiv ist ein mineralisches Gesteinsmehl vulkanischen Ursprungs. Das Zeolith ist ein natürlicher Katalysator, der sich selbst chemisch nicht verändert aber die Geruchsstoffe, wie Zigarettenrauch, Ammoniak, Formaldehyd, aromatische oder chlorierte Kohlenwasserstoffe u. a. in niedermolekulare Verbindungen, wie Wasser oder Kohlendioxid abbaut. Die Platte gehört der Baustoffklasse A2 an. Vom Hersteller wird eine Belegungsrate von mindestens 0,2 m²/m³ Rauminhalt empfohlen. [141]

Diese Platten sind nicht für eine Reduzierung der Schimmelpilzteile in der Raumluft vorgesehen. Liegen aber in der Raumluft auch andere Schadstoffbelastungen vor, so kann sich im Zusammenhang mit einer geringen Schimmelpilzbelastung eine Kombinationswirkung oder Synergismen bei gleichzeitiger Anwesenheit verschiedener Alltagsgifte entstehen. Je nach Art dieser Faktoren können sich ihre Wirkungen einfach summieren, sie können aber auch exponentiell zunehmen (wie z. B. Blei und Quecksilber, PCP und Dioxinen, Pyrethroiden und Lösungsmitteln, PCB und Dioxinen) oder sich gegenseitig aufheben. [142]


Schimmelpilze in Wohngebäuden ISBN 9783000129469 2007 und Ergänzungen 2021
- Peter Rauch PhD -

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