Krankheiten, die durch Pilze entstehen, sind bei den Pflanzen gänzlich anders als bei den Menschen und höheren tierischen Organismus. Aber auch hierbei ergeben sich dennoch manche Übereinstimmungen, welcher durch die parasitäre heterotrophe Ernährungsweise hervorgerufen wird.
Auf der gesunden Haut und den Schleimhäuten der Menschen leben Schimmelpilze, ohne pathogen zu sein. Hierzu gehören Vertreter der Gattung Aspergillus, Penicillium oder Mucor. Allerdings treten dann Gefahren auf, wenn das Immunsystem durch Krankheiten geschwächt ist. Das können z. B. vorübergehende Abwehrschwächen sein, die durch Stress, Krankheit, ungewohntes Klima oder bei der Einnahme bestimmter Medikamente auftreten. Diese Infektion erfolgt dadurch, dass die Pilzhyphen in tiefere Körperteile eindringen, sie besiedeln und innere Organe angreifen. Besonders gefährdet sind Krebspatienten nach einer Chemotherapie, da neben einer Schwächung der Immunabwehr auch die Schleimhäute von Mund und Darm geschädigt werden und so die Pilze leicht in den Körper eindringen können. In sehr schweren Fällen können sich die Pilze im Atmungstrakt ausbreiten und tödliche Erkrankungen hervorrufen. [34]
Je nach Art des Schädigungsbildes kann unterschieden werden:
AllergoseIn feuchten (unter Umständen) mit Schimmelpilz befallene Gebäude werden Sick-building-Symptomatiken wie Ausschläge, Juckreiz, Nasenbluten, Husten und Kopfschmerzen [35] ebenso werden Magen-Darm-Probleme und ZNS-Symptomatiken (Schwindel, Übelkeit, Konzentrationsschwächen, Müdigkeit) geschildert. Diese Krankheitsbilder treten dann auf, wenn man ständig und über eine lange Zeit6) einer hohen Belastung durch Schimmelpilzsporen oder Konidien ausgesetzt wird.
Die gesundheitlichen Auswirkungen werden hier kurz zusammengefasst und in den folgenden Punkten ausführlicher erläutert.
Allergene Wirkung
Der Dosis-Wirkungszusammenhang ist in diesem Fall sehr komplex. Er hängt u. a. von der individuellen Prädisposition (empfänglich für eine Krankheit) sowie vom allergenen Potenzial der Schimmelpilzsporen ab. Bei Sensibilisierungen richtet sich das auftreten allergischer Reaktionen nach dem Grad der Sensibilisierung, der Membranfunktion von Haut und Schleimhäuten und der Allergendosis pro Fläche. Ca. 5 % der Bevölkerung der BRD sind sensibel gegen Schimmelpilze.
Toxische Wirkung
Die Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen (z. B. Mykotoxine), sowie die Zellwandbestandteile (Glukane) wirken toxisch. Als immuntoxische Wirkung ist auch die Freisetzung von Interleukinen und sonstigen Entzündungsmediatoren in Haut und Schleimhäuten bei Schimmelpilzeinwirkungen zu sehen. Ausgelöst durch Innenraumbelastungen ist allerdings kaum mit einer solchen Wirkung zu rechnen. Die auftretenden Konzentrationen an Mykotoxinen sind im Allgemeinen gering. Die Wirkung auf die Gesundheit bei einer langzeitigen Exposition der niedrigen Konzentration ist derzeit nicht bekannt. Aus Vorsorgegründen sind jedoch bei höheren Konzentrationen mykotoxinproduzierender Schimmelpilzen die Innenräume kritisch zu bewerten. [112]
Infektiöse Wirkung
Die infektiöse Wirkung spielt vor allem bei immungeschwächten Menschen eine Rolle. Ausgelöst durch Innenraumbelastungen ist allerdings kaum mit einer solchen Wirkung zu rechnen. [36]
Geruchsbelästigung
Diese beeinflusst beträchtlich die Lebensqualität. Sie kann aber auch durch Baustoffe (Lösungsmittel) verursacht werden. Der muffige Geruch ist häufig auf die Bildung von MVOC7) durch Schimmelpilze oder Bakterien zurückzuführen, die normalerweise keine gesundheitlichen Beschwerden verursachen, da die Konzentrationen im Innenraum gering sind und auch keine toxische Wirkung davon ausgeht. Allerdings liegt die Geruchsschwelle einiger MVOC im unteren µ/m³ Bereich. [112]
Nahrungsaufnahme
In der Lebensmittelindustrie werden Schimmelpilze zur Veredlung und zur Reifung von Nahrungsmittel verwendet. Aber auch das Verderben von Lebensmittel wird durch bestimmte Schimmelpilze verursacht. Gesundheitliche Gefährdungen treten dann mit der Aufnahme verdorbener Lebensmittel auf. Werden allerdings verschimmelte Essensreste oder Lebensmittel gelagert, so treten die gleichen oder ähnliche gesundheitliche Auswirkungen wie bereits oben genannt auf.
In der Anlage 6 werden die klinisch relevanten Schimmelpilze und die verursachten Erkrankungen zusammengefasst.
Auch wenn sich in den letzten Jahren typische Beschwerdebilder herauskristallisiert haben, sind die Kenntnisse über die genaue Pathogenese von Wirkungen der Schimmelpilze auf den Menschen zurzeit noch lückenhaft, sodass wissenschaftlich abgesicherte Aussagen hierzu nur sehr eingeschränkt möglich sind. Der Zusammenhang von Dosis und Wirkung zwischen Messungen von lebenden Pilzen in der Raumluft und gesundheitlichen Beschwerden ist nur sehr schwer nachzuweisen, da auch abgestorbene Schimmelpilze und von ihnen freigesetzte Stoffe Wirkungen haben. [37]
Es gibt aber auch eine Vielzahl von Schimmelpilzen, die bewusst genutzt werden. Bereits die Menschen in der vorgeschichtlichen Zeit verstanden es, unter Ausnutzung von Mikroorganismen organische Stoffe in besondere Genuss- und Nahrungsmittel umzuwandeln. Sicherlich dürften sie die Stoffwechselaktivitäten von Bakterien und Pilze nicht gekannt haben. Die Assyrer vergärten bereits vor 5500 Jahren Traubensaft zu Wein und Überlieferungen besagen, dass die Sumerer vor mehr als 6000 Jahren ein Bier brauten. [38] Zu dieser Zeit dürfte eingeweichtes Fladenbrot die stärkehaltige Grundsubstanz gewesen sein. In den Ansätzen könnten auch Milchsäure- und Essigsäurebakterien gewesen sein, die dem Bier einen säuerlichen Geschmack verliehen.
Die Babylonier, die Nachfolger der Sumerer, brauten bereits 20 verschiedene Biersorten. Aber auch in der ältesten Gesetzessammlung der Welt (ca. 1800 J. v.Chr.), im Kodex Hammurabi ist die Herstellung von Bier enthalten. Das Brauen von Bier wurde erst durch die christlichen Mönche zur „Männersache“. [39]
So führte die Entdeckung von dem schottischen Mikrobiologen Alexander Flemming 1928 zu den Antibiotika Penizillin, welches durch Penicillium notatum und Penicillium chrysogenum produziert wird. Bei der Lebensmittelproduktion wird das auffällige flavour mehrere Käse, wie Roquefort, dänisch blau, Camembert, und Brie durch den Reifeprozess in Anwesenheit von Schimmelpilzen (Edelschimmel), wie der Gattung Penicillium, erzielt. Zu nennen sind auch die Hefepilze, die zur Alkoholerzeugung genutzt werden, z. B. die Weinhefe (Saccharomyces ellipsoideus) und die Bierhefe (Saccharomyces cerevisiae). Weinhefe führt die im Most enthaltene Glucose in Alkohol über, während die Bierhefe auf die Vergärung der Maltose spezialisiert ist. [40, 41]
Auch im Sauerteig oder Brotteig verwandeln zugesetzt Hefepilze den Zucker in Alkohol, der während des Backprozesses verdampft und die Kohlensäurebläschen den Teig auflockern. An der Umwandlung frischer Milch in gegorene Milch, vor allem in der Form von Joghurt, sind maßgeblich Hefepilze beteiligt. Der Pilz, unter den Namen Mutterkorn (Claviceps purpurea) bekannt, ist ein Parasit auf Getreide, speziell auf Roggen, der eine sehr schwere Erkrankung (Kriebelkrankheit auch Ergotismus) hervorruft. Es traten immer wieder verheerende Epidemien auf. Aufgrund spezieller Reinigungsverfahren des Getreides sind in den Industrieländern Vergiftungen sehr selten geworden. Allerdings wurde in den letzten Jahren eine Zunahme des Befalls an Getreide beobachtet. Die Ursache dürfte in der geringeren Resistenz der angebauten Hybridensorten des Roggens liegen. [34] Die krampferzeugende Wirkung beruht in erster Linie dem Alkaloid Ergotoxin. Es verursacht nicht nur schwere Vergiftungen, sondern dient auch zur Herstellung von wichtigen Medikamenten in der Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Das Mutterkorn gehört zu den ältesten Heilpflanzen, dass bereits chinesische Ärzte der Frühzeit kannten. [41]
Auf der gesunden Haut, auf Schleimhäuten und in den Organsystemen befinden sich stets ubiquitäre (überall vorkommend) Vertreter der Gattung Aspergillus, Penicillium und der Familie der Mucoraceen (Absidia, Mucor, Rhizopus) ohne pathogen zu sein. Wird jedoch die Immunabwehr infolge von Infektionen oder chronischen Erkrankungen vermindert, so können sich diese Pilze bevorzugt im Bronchopneumonalsystem ausbreiten und Mykosen (direkter Kontakt mit Pilzen entstehend) hervorrufen.
Neben den o. g. Erkrankungsformen ist auch eine Vielzahl von Vergiftungserkrankungen bekannt, die durch niedermolekulare komplexe Giftstoffe, die Mykotoxine, hervorgerufen werden, die gewisse Schimmelpilze in ihrem Stoffwechsel produzieren und z. B. auf Nahrungsmittel ausscheiden. Diese Krankheitsform fasst man unter dem Begriff Mykotoxikosen zusammen.
Eine besondere ökologische Nische für Schimmelpilze sind die Fingernägel. In einer indischen Studie wird aufgeführt, dass im Fingernagelschmutz 61 Stämme von Aspergillus flavus isoliert wurden. Ein großer Teil von ihnen produziert Aflatoxine B18) und B2 (lebensschädigend und krebserregend)9). [29]
Ergänzend soll hier erwähnt werden, dass Aflatoxine auch auf Hasel- und Paranüssen vorkommen, die häufig befallen sind, siehe Bild 4.2.1. Den Nüssen kann man es nicht ansehen und sollte daher bitter schmeckende Kerne ausspucken. Kinder sollten daher wenige Paranüsse essen. Auf den Verzehr von Pistazien aus dem Iran sollte man ganz verzichten (Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz). [43] Diese Gifte (Aflatoxine) können bereits in geringen Mengen beim Menschen wie bereits o. g. die Leber schädigen und krebserregend sein. Die tödliche Menge für den Menschen wird auf 1-10 mg/kg Körpergewicht geschätzt. [44]
In geschlossenen Räumen werden fakultativ-pathologene Schimmelpilze überwiegend durch die Luft verbreitet. Diese Pilze können über drei Wege in den menschlichen Körper gelangen:
Akzidentelle Exposition:
Aufnahme von pilzlichem Material infolge bautechnischer Mängel (Belüftung mit sporenhaltiger Luft [Lüftungsanlagen], Feuchtigkeit in Wohnräumen) sowie über Lebensmittel, Müll und Schmutz.
Unauffällige konstante Exposition:
Diese geht aus von bestimmten Elementen der häuslichen Umwelt, wie von Zimmerpflanzenerde oder Futter für Haustiere. Auch der Mülleimer oder die falsch gelagerten Lebensmittel sollen hier genannt werden.
Berufliche Exposition:
Ein Einatmen von Konidien und Sporen ist in Bereichen gegeben, wo viel Staub vorliegt. Getreide, Heu, Stroh, Verarbeitung von Nüssen, Leder und Holz, Ölmühlen, Restaurierung von Archivalien, u. a.)
Mykotoxine führen anfangs beim Menschen selten zu akuten Beschwerden, sondern erst nach längerer Zeit kommt es zur chronischen Erkrankung. Daher ist eine Zuordnung nicht immer einfach. So wie die übertriebene Sterilität in der Wohnung nicht günstig für das menschliche Immunsystem ist, so sollte man erst recht das Gegenteil meiden. Ein gebrochener Arm ist nach einigen Wochen wieder in Ordnung, aber die Vergiftung durch diese heimtückischen Gifte kann lebenslang anhalten.
Die Mykotoxine haben recht unterschiedliche Eigenschaften. Sie können Krebs erzeugen, mutagen wirken, das Immunsystem beeinträchtigen, Nierenschäden verursachen, die Haut und Zellen schädigen, das Nervensystem angreifen, Blutungen hervorrufen und das Hormonsystem beeinflussen. [44] Interessant ist auch, dass das Wachstum der Schimmelpilze in einem weiten pH-Bereich erfolgt, aber die Synthese von Mykotoxinen stark pH-Wert abhängig ist [46] und das Optimum in einem anderen Bereich liegt. Damit können ähnlich aussehende Befallserscheinungen in zwei unterschiedlichen Wohnungen eine andere gesundheitliche Wirkung auf den Menschen oder das Tier haben.
Von der Unterhaltungsindustrie werden auch gern Themen, wie z. B. „Fluch des Pharaos“, zur Ausgrabung von Mumien in Ägypten ausgewählt, wo im Anschluss die beteiligten Personen mysteriöse Todesfälle erleiden. Dies beruht auf die Ausgrabung der Mumie des ägyptischen Königs Tutanchamun 1922. Im Anschluss aber auch erst nach Jahren verstarben 30 beteiligte Personen. Die Vermutung, dass dies durch Schimmelpilze verursacht wurde, konnte bisher nicht bestätigt werden. Wobei auf den konservierten Leichen auch sehr giftige Schimmelpilzarten nachweisbar waren. [44]
Das Problem des niedermolekularen komplexen Giftstoffes Mykotoxin besteht darin, dass diese Moleküle bemerkenswert stabil sind. Sie überstehen hohe Temperaturen und gewisse industrielle Verfahren. Verdorbene Lebensmittel, wie verschimmeltes Brot, sind grundsätzlich nicht zu verzehren. Auch beim Erhitzen werden die meisten Mykotoxine nicht zerstört, sodass durch Braten oder Kochen die Giftwirkung bestehen bleibt. Auch wenn der betreffende Pilz abgetötet wurde, kann das Gift noch vorhanden sein. Vorbeugende Maßnahmen können nur über die gesamte Lebensmittelkette, also auch auf den vorgelagerten Stufen, ausgehen.
Es werden auch andere Wege der Vorbeugung geprüft. So wirken gewisse antioxydierende Substanzen, insbesondere die essenziellen Öle, die Bildung von Mykotoxine entgegen. Es wird auch die „biologische Bekämpfung“ untersucht, wo man Kulturen bewusst zugibt, die eine spätere Einnistung eines gefährlichen Konkurrenten verhindern könnte und so die Toxinmenge um 60 bis 70 % senkt. Mehr leisten auch die chemischen Fungizide nicht. [45]
Wissenschaftler der Universität Bonn und des International Institute of Tropical Agriculture in Ibadan (IITA), Nigeria, wollen den hochgiftigen Schimmelpilz Aspergillus flavus durch "impfen" der Felder mit einer Aspergillus-Variante bekämpfen, die kein Toxin produzieren kann. Unterstützt werden sie dabei von Forschern aus dem US-Bundesstaat Arizona, die mit dieser Methode die Toxin-Belastung von Baumwolle bereits um 98 Prozent reduzieren konnten. [47]
Natürlich ist auch am Ende der Lebensmittelkette, also im Haushalt, ein entsprechender Umgang erforderlich, wie Lagerung, Haltbarkeitsdatum usw. Die Berichterstattung zur Lebensmittelüberwachung 2003 nennt 415.903 untersucht Proben, hiervon entfallen 386.044 Proben auf Lebensmittel, wovon 16,3 % mikrobiologische verunreinigt waren. [48] Immer wieder werden grobe Verstöße bekannt, wie z. B. der „Fleischskandal“ im Sommer 2006 in der BRD.
Aspergillosen entstehen, wenn einige Aspergillus-Arten vor allem das bronchopulmonale Organsystem besiedeln und dort Pilzkolonien bilden. Im Extremfall können klumpenförmige Mycelansammlungen, Aspergillome, entstehen.
Befallene Körperteile sind vor allem die Lunge, aber auch Zentralnervensystem, das Herz, die Leber, die Nieren und der Verdauungstrakt. Über 90 % der Aspergillosen sind auf Aspergillus fumigatus zurückzuführen. Er hat mit Abstand die stärksten pathogenen Potenzen, die vermutlich auf die Ausschüttung von Proteinasen und Ribonukleotoxin beruht. Sein Wachstumsoptimum liegt bei 37 bis 43°C. Häufig ist der Pilz in Substanzen zu finden, in denen es zu einer Selbsterhitzung kommen kann, wie Heu, Kompost, Torf, Blumenerde und Müll. Das betrifft auch die Topferde von Zimmerpflanzen besonders die über einem Heizkörper.
Aspergillus niger (siehe Bilder 4.3.1.und 4.3.2.) scheint seltener an der Entstehung von Aspergillose beteiligt zu sein. [29] Dieser Pilz findet z. B. bei der technischen Zitronensäureherstellung Anwendung. [49]Penicillium-Arten treten seltener als Krankheitserreger auf (Penicilliose). Die braunen Faulstellen im Obst können durch diese Arten verursacht werden. Dabei wird das Zellgift Patulin gebildet, welches auch krebserregend sein kann. [44]
Einige Schimmelpilzarten der Familie der Mucoraceen können bei dem Menschen insbesondere die Blutgefäße der Lunge, Rachen oder Magen-Darm-Trakt befallen (Phykomykose).
Ca. 20 % aller Menschen sind empfindlich gegenüber Allergenen. Die wichtigste Infektionsquelle ist die Innenraumluft mit dem Hausstaub. Daneben können auch Pilzkolonien auch an feuchten Wänden, Tapeten, Textilien, Polstermöbeln, Matratzen und Klimaanlagen allergieauslösende Sporen in die Luft abgeben. Niemand kann sich vor einem Kontakt mit allergenen Schimmelsporen schützen.
Besteht eine Schimmelpilzallergie, so wird empfohlen (Kersten 1985):
Allergene sind nicht nur an den Schimmelpilz oder seine Sporen gebunden, sondern werden auch an den umgebenden Staub abgegeben. Schimmelpilze, die zahlreiche Sporen an die Raumluft abgeben oder in hohen Konzentrationen in der Umwelt auftreten, wie z. B. die phytopatogenen (pflanzenfressend) Pilze im Sommer, verursachen häufiger Allergien. [5] Für Allergien können aber auch Fein- bis Ultrastäube verantwortlich sein.
Nachfolgend werden ausgewählte Allergien aufgeführt, die durch Schimmelpilze verursacht werden.
Asthma bronchiale
ist eine krampfartige Verengung der Atemwege und führt zur Atemnot. Sie tritt anfallsweise auf. Hierbei kann eine allergische Reaktion gegen Schimmelsporen
die Ursache sein. [51] Etwa 10 % der allergischen Asthmatiker sind gegen Schimmelpilz sensibilisiert. Im Frühjahr und Sommer ist die Sporenkonzentration am größten, daher sind gerade in dieser Zeit die meisten Asthmaanfälle.
Allergische Alveolitis
betrifft in allgemeinen die mittleren und oberen Atemorgane sowie das Lungenparenchym und ist durch periodische Schübe von Frösteln, Fieber, Husten
und Kurzatmigkeit gekennzeichnet. Hierzu gehören die Käsewäscher-Krankheit, Paprikaspalter-Lunge und die Farmerlunge.
Allergische bronchopulmonale Aspergillose
wird durch Aspergillus fumigatus ausgelöst. Nach Inhalation von Aspergillus-Conidien (Umgang mit verschimmeltem Heu, Arbeit im Bergwerkstollen, wo das Grubenholz stark mit Pilzen befallen ist oder Aspergillus besiedelte Zimmerpflanzen im Krankenzimmer) kommt es gelegentlich zur intrabronchialen Pilzbesiedlung und damit zur allergischen bronchopulmonale Aspergillose. [52]
Organisches Staubsynodrom
entsteht nach Inhalieren hoher Konzentrationen von organischen Substanzen z. B. Heu oder Silage etwa nach 4-5 Stunden und wird durch Kopf- und Muskelschmerzen,
Unwohlsein, Fieber und Leukocytose gekennzeichnet.
Es gibt auch noch eine Reihe andere Formen, die vorwiegend berufsbedingt verursacht werden, wie die Malzarbeiter-Krankheit, Bäcker-Asthma, Saunabesucherlunge, Getreidefieber und Holzarbeiter-Erkrankung.
Gefährliche Mykotoxine können durch bestimmte Pilze auf Getreide gebildet werden. Diese Toxine sind gegenüber einem Kochprozess und auch gegenüber Magensäure widerstandsfähig. So nimmt eine sehr große Zahl von Menschen ihr ganzes Leben lang diese Giftstoffe auf. Dieses Problem ist nicht erst neu, sondern es scheint bereits vor Jahrtausenden aktuell gewesen zu sein. Im 3. Buch Moses (vermutlich vor ca. 2200 Jahren geschrieben) (14. Kapitel, Vers 35-48) wird beschrieben, wie bei Anwesenheit von grünen oder rötlichen Grüblein an der Hauswand vorzugehen ist. Wahrscheinlich handelt es sich hier um Schimmelpilzkulturen an der feuchten Wand. Penicillium - Arten für grünliche und Fusarium roseum für die rötlichen Flecken. Schoental (1984) nimmt an, dass die zehnte Plage im alten Ägypten zur Zeit Moses- der Tod aller Erstgeborenen (2. Moses 11. Kapitel, Vers 5) - auf den Verzehr von verschimmelten Lebensmitteln zurückzuführen ist, die durch die Plagen (Regen, Hagel, Finsternis) verdorben worden waren. Gerade die erstgeborenen Kinder erhielten die meiste Nahrung und waren damit einem erhöhten Mykotoxin-Risiko ausgesetzt. Auch unter besonders trockenen Bedingungen können Getreidekörner durch bestimmte Spezies von Aspergillus, Penicillium und Eurotium befallen werden. [40]
2004 begünstigte in Kenia eine ungeeignete Lagerung von Mais in Silos die Aflatoxinbildung, welche für den Tod von 80 Personen verantwortlich war. 180 mussten in das Krankenhaus eingeliefert werden. [45]
Eine Reihe von Mykotoxine ist in der Lage, die angeborene und erworbene Widerstandskraft gegen Infektionskrankheitserreger herabzusetzen. Dies ist gekennzeichnet durch verminderte Aktivität der T- und B-Lymphozyten sowie durch unterdrückte Bildung von Immunglobulinen und Antikörper. [29]
Bisher konnten Mykotoxine nicht mit standardisierten Verfahren in der Luft nachgewiesen werden. Es gibt nur wenige Untersuchungen zur Wirkung luftgetragener Mykotoxine auf den Menschen, [53] damit kann keine Aussage zur Bedeutung in der Innenraumluft getroffen werden. Zur Entdeckung einer Verseuchung, z. B. für die Lebensmittelhersteller oder Gesundheitsbehörden hat das Mycotoxin Prävention Cluster verschiedene spezifische Instrumententypen entwickelt: DNS-Arrays, PCR in Echtzeit, Elisa-Test, lateral flow devices usw. Einige dieser Techniken reagieren höchst sensibel auf Konzentrationen von 0,02 ppm (parts per million). Andere weniger genaue Schnelltests sind kostengünstiger und für den Einsatz am Ort vorgesehen. Bisher sind nur wenige Personen und Labors fähig entsprechende Kontrollen durchzuführen. [45]
Verschimmelte Lebensmittel, besonders pflanzlichen Ursprungs, können Pilztoxine enthalten, aber müssen nicht. Dies betrifft besonders verschimmeltes Obst, Kompott oder Fruchtsäfte, die große Mengen Mykotoxine enthalten können. Dazu gehören aber auch die bereits weiter oben genannten Nüsse. Da man den verschimmelten Lebensmitteln dies nicht ansehen kann, genügt es nicht nur, die verschimmelten Stellen zu entfernen, sondern die Schadstoffe verteilen sich auch im nicht verschimmelten Teil der Lebensmittel. Wegwerfen ist hier die sichere Methode. Das Gleiche gilt auch bei der Tierfütterung.
Unter Myzetismus versteht man eine Vergiftung durch Pilze. Hier werden Pilztoxine aufgenommen, wenn sich in der Pilzmahlzeit giftige Fruchtkörper befinden. Im Mitteleuropa sind ca. 100 Pilze giftig, vierzig als lebensgefährlich und zehn als unbedingt tödlich zuzuordnen. Der gefährlichste Giftpilz unserer Wälder ist der Grüne Knollenblätterpilz (Amanita phalloides). Giftstoffe sind die Amatoxine (z. B. alpha-Amatinin), Phalloin, Phalloidin und Phallacin. Für einen Erwachsenen sind ca. 50 Gramm des frischen Pilzes bereits tödlich, wobei diese etwa 6 bis 8 mg Amanitine beinhalten. Durch das Gift werden besonders die Leber und die Niere geschädigt, wo die Synthese von bestimmten Nukleinsäuren und so die lebenswichtige Bildung von Eiweißstoffen verhindert werden. Die Latenzzeit liegt zwischen mehreren Stunden bis Tage, ehe die Vergiftung erkennbar wird. Bei dieser fortgeschrittenen Giftschädigung ist eine Heilung nicht mehr möglich. [54]
Ebenso tödlich giftig ist der Weiße Knollenblätterpilz (Amanita verna). Diese beiden Knollenblätterpilze verursachen ca. 95 % aller tödlichen Vergiftungen. Sehr giftig sind auch der Fliegenpilz mit den Giften (Muscarin, Muscaridin, Acetylcholin und Cholin) und der Orangefuchsige Raukopf (Cortinarius orellanus). Weitere giftige Pilze sind die Frühjahrslorchel, der Kahle Krempling und der Grünling. Das Erdmycel verschiedener Pilze nehmen auch Schwermetalle und radioaktive Verbindungen auf, daher sollten Erwachsene höchstens 250 g Wildpilze pro Woche essen. [54] [55] So speichern Steinpilze bevorzugt Bleiverbindungen, Wald-Champignons Cadmium und Quecksilber und Maronen in höheren Mengen Caesium ein. [54]
Einige Pilze enthalten Substanzen, die im menschlichen und tierischen Körper eine Sensibilisierung mit dem Erscheinungsbild einer Allergie hervorrufen. Auf den Unterschied zur Tiefen Mykose soll hier nicht eingegangen werden. Als Allergene können aber auch inhalierte Sporen kultivierter Plenrotus ostreatus (Austernseitlinge) oder des holzzerstörenden Echter Hausschwamm (Serpula lacrymans) sein und zu Erkrankung der oberen Luftwege führen. [13]
Toxine ist die Bezeichnung für alle Stoffwechselprodukte von Bakterien, Tieren oder Pflanzen, die eine starke Giftwirkung auf den Organismus von Säugetieren und besonders den des Menschen ausüben. Die größte Gefahr geht über die Nahrungsaufnahme aus. Bei stark belasteten Räumen erfolgt die Aufnahme über die Atmung oder auch in Einzelfällen durch den Kontakt. In der Anlage 2 sind ausgewählte Toxine von Schimmelpilzen aufgeführt.
Schimmelpilze können ebenso wie Zerfallsprodukte aus ihrer Zellwand (Glukane) auf Haut und Schleimhäute durch Freisetzung von Entzündungsmediatoren aus Epithelzellen und Makrophagen toxische Wirkung haben. [57] Gerade im Bereich der toxischen Effekte bewegt man sich noch in einer wissenschaftlichen Grauzone. Die genauen Ursachen der toxischen - irritativen Wirkung sind im Einzelnen nicht bekannt. Möglicherweise handelt es sich um additive Wirkungen einer Vielzahl von Einzelkomponenten. [53]
Wegen der adversen Effekte von Schimmelpilzen sollte eine Minimierung der Exposition angestrebt werden. Besonders wichtig ist dies bei Personen mit bestehender Schimmelpilzerkrankung und bei Risikogruppen. Auch aus Vorsorgegründen ist die Exposition im Wohn- und Arbeitsbereich niedrig zu halten.
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