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5.4.7. Tauwasserbildung an einer Wandoberfläche nach der Sanierung

Im nachfolgenden stark vereinfachten Beispiel wird die Veränderung der Oberflächentemperaturen in einem Zimmer nach einer Sanierung erläutert. Im Bild 5.4.7.1. wird der klimatische Zustand vor der Sanierung dargestellt. Die 36,5er Außenwand besteht aus Ziegelsteinen. Das Fenster ist ein Verbundfenster bzw. ein Kastenfenster. Die dünneren schweren Innenwände leiten die Wärme gut. Bei dem Raum handelt es sich um eine Küche. Daher die angenommene relative Luftfeuchte von 55%.

Raumtemperatur
Bild 5.4.7.1.: Beispiel der Oberflächentemperatur in einem Zimmer

Den ungünstigsten Wärmedämmwert hat das Fenster, sodass hier an der Glasscheibe auch die niedrigste Temperatur vorliegt. Erhöht sich im Raum die relative Luftfeuchte, so taut das Wasser zuerst an der Glasscheibe aus. Das ist ein sicheres Zeichen, dass die Raumluft mit trockener Außenluft ausgetauscht werden sollte. Bei diesem Beispiel haben die angrenzenden Räume eine niedrigere Temperatur, sodass die drei Wandoberflächen in 1,0 m Höhe annähernd die gleiche Temperatur um 15 bis 16°C haben, was an der Oberfläche etwa einer relativen Luftfeuchte von ca. 72 % entspricht. Die drei Bauteile stehen in einem Feuchtegleichgewicht zur Raumfeuchte. Eine relativ große Oberfläche nimmt die Feuchtigkeit auf und gibt diese auch wieder ab (Adsorption und Desorption). Vorausgesetzt, die Wandoberflächen verfügen über ein gutes Sorptionsverhalten. Bei einer Sanierung wurde das Fenster durch eine Isolierverglasung ausgetauscht. Ebenso wurde an die Außenwand eine Dämmung angebracht (Bild 5.4.7.2.).

Raumtemperatur nach Sanierung
Bild 5.4.7.2.: Verlagerung der Oberflächentemperatur nach einer Sanierung mit Isolierverglasung und Wärmedämmung

Die Temperatur der Wandoberfläche zur Außenwand erhöht sich infolge des kleineren Transmissionswärmeverlustes. Durch die Außendämmung steigt auch die Temperatur im unbeheizten Raum an. So wird die Oberflächentemperatur zum Treppenhaus, die vorher die höchste Temperatur hatte, zur niedrigsten Oberflächentemperatur. Die Wandoberfläche, die im Feuchtegleichgewicht zur Luftfeuchte von ca. 72 % steht, wurde so auf ein Drittel verringert. An den anderen Wandoberflächen ist die relative Luftfeuchte wegen der höheren Oberflächentemperatur niedriger. Ihre feuchteregulierende Wirkung ist damit auch kleiner geworden.

Hinzu kommt, dass an der Fensterscheibe eine höhere Temperatur vorliegt und das Wasser hier nur noch sehr selten austaut. Die kritischen Bauteile verlagern sich so von der Außenwand an andere Bauteile. Niedrige Oberflächentemperaturen haben so die Fensterlichten und die Innenwand zum Treppenhaus. Stehen an diesen Innenwänden dann auch noch Möbel, so kann sich dahinter sehr schnell an der Wandoberfläche eine Luftfeuchte von 80 % und mehr einstellen, da die Temperatur niedriger als bei der frei zugänglichen Fläche ist.

Dieser Sachverhalt hat sich bei der Sanierung eines Wohnhauses in Blockbauweise (Q 3 A bzw. Q 6) ergeben. Es verlagerte sich nach dem Anbringen einer Außendämmung die kühlste Wandoberfläche an die Innenwand zum Treppenhaus, die so durchfeuchtet wurde, dass man bereits nach einem Leitungswasserschaden suchte (Bild 5.4.7.3.) In der Küche im Erdgeschoss gab es bisher 2 kühlere Wandoberflächen. Die an der Außenwand mit dem Fenster und die Wand zum unbeheizten Treppenhaus.

Temperatur Wohnung und Treppenhaus
Bild 5.4.7.3.: Wohnungsansicht, Küche zum Treppenhaus

Durch die neue Wärmedämmung und der Austausch der Fenster wurde die dünne Innenwand zum Treppenhaus zur kühlsten Wandfläche. Hier bildete sich an der Oberfläche Kondensat.

Es veränderte sich der U-Wert der Innenwand aus Beton zu einem ungeheizten Treppenhaus von rechnerisch ca. 1,9 W/m²K auf über 4 W/m²K. Dies lässt sich aus der rasterförmigen Messung der Oberflächentemperatur ableiten, die bei 12 bis 13°C lag. Der Sachverständige hatte zwar richtig gemessen und gerechnet aber leider die Zusammenhänge nicht richtig beurteilt. Die Wandfläche wurde durch die ständige Tauwasserbildung an der Oberfläche immer mehr durchfeuchtet. Die Folge war eine Schimmelpilzbildung.

Bei der Sanierung der gleichen Haustypen in Leipzig hatte man im Rahmen der Sanierungskonzeption gleich einen Heizkörper im Treppenhaus neben dem Hauseingang aufgestellt. Dadurch wird die Temperaturdifferenz zwischen Treppenhaus und dem Wohnraum verringert. Im o.g. Fall wurde eine Silicatplatte als Innendämmung angebracht und so die Temperatur an der Wandoberfläche erhöht. (Aus technischen Gründen konnte kein Heizkörper im Treppenhaus installiert werden.)

Im nachfolgenden Beispiel wurden neue Konvektionsheizkörper und Isolierverglasung eingebaut. Eine Außendämmung erfolgte nicht. Bei diesem Schadensfall (Bild 5.4.7.4. und 5.4.7.5.) handelt es sich um eine Innenwand zum Treppenhaus im Erdgeschoss. Die Haustüren blieben auch im Winter längere Zeit offen, sodass es zu einer verstärkten Abkühlung der gesamten Innenwand kam.

Schimmel in Zimmerecke zum kalten Treppenhaus
Bild 5.4.7.4: Starke Schimmelbildung im Eckbereich und an der Innenwand zum kalten Treppenhaus.

Die Temperatur im Treppenflur betrug 6 °C und die Außentemperatur 3 °C. Hinter der Couch sowie an der daneben liegenden freien Wandfläche kam es zur starken Schimmelpilzbildung. Die hier gut sichtbare Schimmelpilzbildung wurde aber auch durch die hohe Luftfeuchtigkeit in der Wohnung verursacht, da der Mieter einfach zu wenig gelüftet hatte. Zudem war das neue Fenster nicht mehr die kühlste Oberfläche, sondern die Wand zum Treppenhaus.

Als erste Maßnahme sollte dafür gesorgt werden, dass die Haustüren besonders in der kalten Jahreszeit immer verschlossen bleiben. Grundsätzlich muss der Mieter aber auch richtig lüften, um die Luftfeuchtigkeit auf einem niedrigen Niveau zu halten. Damit allein kann aber in diesem Fall das Problem nicht vollständig abgestellt werden. Man kann einmal durch eine dünne Innendämmung, z. B. Silikatplatten, die Oberflächentemperatur erhöhen oder es wird die Teppichleiste durch eine Randleistenheizung ersetzt, die den unteren Wandabschnitt temperiert, siehe Beispiel Bild 5.4.6.12. Ist dies technisch nicht möglich, so könnte eine ca. 20 cm breite elektrische Heizfolie auf den unteren Wandabschnitt aufgeklebt werden. Über eine Zeituhr oder ein Temperaturfühler kann so die Oberflächentemperatur der Wand je nach Bedarf angehoben werden.

Wärmebrücke an Innenwand
Bild 5.4.7.5.: Wärmebrücke an einer kalten Innenwand

Bei einem weiteren Schadensfall (Bild 5.4.7.6.) wurde nach dem Abrücken der Couch die verschimmelte Tapete sichtbar. Wobei in diesem Wohnraum sicherlich auch über längere Zeit eine höhere Luftfeuchte vorlag bzw. die Möbel wurden bis in die Zimmerecke gestellt. Dieser Wandabschnitt wurde zunehmend durchfeuchtet und es konnte nicht ausreichend Wärme mit dem Wärmeträger Luft-Dampf-Gemisch an den Wandabschnitt zugeführt werden. Als Erstes müsste hier geprüft werden, ob die Verursachung nicht durch das Nutzungsverhalten der Mieter erfolgte, z. B. zu hohe relative Luftfeuchte.

Gleichzeitig ist zu prüfen, ob das Aufstellen der Möbel nicht an anderer Stelle erfolgen kann. Ebenso ist auch der Standort des Heizkörpers zu prüfen. Bei einer Konvektionsheizung darf die Luftzirkulation (Luftwalze) nicht behindert werden. Hierbei soll aber auch erwähnt werden, dass hinter den Möbeln nicht unbedingt eine (nahrungsreiche) Raufasertapete vorhanden sein muss. Hier reicht eine einfache Beschichtung mit Kalk- oder Silicatfarbe aus. Sollte diese Prüfung nicht das Problem zufriedenstellend lösen, so ist in Höhe der Teppichleiste eine Randleistenheizung anzubringen, damit der untere Wandabschnitt temperiert wird.

Schimmel hinter den Betten
Bild 5.4.7.6.: Schimmelpilzbildung über dem Fußboden hinter den Betten

Bei allen bisher dargestellten Schadensfällen kam es über eine längere Zeit zur Durchfeuchtung des Wandquerschnitts. Im Rahmen einer wirkungsvollen Schimmelpilzsanierung sollte der ursprüngliche trockene Zustand der Wand möglichst schnell erreicht werden. Dies kann nur durch sehr intensive Lüftung und Heizung oder mit technischen Hilfsmitteln (Lufttrockner) erfolgen. Auf die Mikrowellentrocknung soll hier nicht weiter eingegangen, da der Betrieb ein fachkundiges Personal erfordert. Im nachfolgenden Schema (Bild 5.4.7.7.) wird die Senkung der Kernfeuchtigkeit mithilfe der Strahlungswärme einer Infrarotheizung (Bild 5.4.7.8.) erreicht.

Dieses einfache Gerät kann von jedem bedient werden und ist auch in der Anschaffung preiswert. Erst wenn die Feuchte der Wand wieder die normale Gleichgewichtsfeuchte angenommen hat, kann eine Sanierung von Bestand sein. Das Gerät gibt dieselbe Wärmestrahlung wie die Sonne ab. Es wird nach einer bestimmten Zeit einfach weitergerutscht. Bereits nach verhältnismäßig kurzer Zeit kann eine gute Trocknung erzielt werden. Es ist eine gute preiswerte Alternative, wenn man schmutzintensive Mauer- bzw. Putzarbeiten bzw. das Aufstellen von lärmintensiven Trocknungsgeräten vermeiden möchte.

Nach einem langen Leerstand aber auch bei Bezug eines Neubaus kann das Aufstellen eines Bautrocknungsgerätes vorteilhaft sein, um die Trocknungszeit zu verkürzen.

Trocknung einer feuchten Wand
Bild 5.4.7.7.: Wirkung einer IR-Heizung bei der Trocknung einer feuchten Wand.
1 bedeutet eine hohe Sättigung der Poren mit Wasserdampf und/oder Wasser,
2 es ist noch eine hohe Wasserdampfmenge in den Poren vorhanden,
3 Feuchtigkeitsgleichgewicht mit der Umgebung.


IR-Heizplatten
Bild 5.4.7.8.: Versuchsanordnung zur Trocknung eines Wasserschadens mit IR-Heizplatten.

Sind die Bauteiloberflächen trocken, so gleichmäßiger sind auch die Oberflächentemperaturen, das heißt, die Temperaturdifferenzen sind niedriger als bei Durchfeuchtungen. Je größer die Temperaturdifferenzen innerhalb eines Raumes sind, so größer ist auch die Luftströmung, welche nicht nur zu einer unangenehmen Zugerscheinung führt, sondern auch die Verteilung der Sporen begünstigt. Die Sporen von Aspergillus fumigatus und Penicillium sp. werden bereits bei einer Luftgeschwindigkeit von 0,5 m/s freigesetzt. [107] So können Sporen aus verdeckten Wandflächen, z. B. hinter einem Schrank, in den Raum verteilt werden. Dies sollte auch zu denken geben, wenn ungewollt eine Querlüftung erfolgt. Die Sporen werden in die Nachbarräume transportiert und es treten dann dort Konzentrationen auf, deren Ursachen gar nichts mit dem Raum zu tun haben.

5.4.8. Feuchtigkeit durch Havarien und Überschwemmung

In diesem Abschnitt wird auf die Problematik der hohen und lang anhaltenden Feuchtebelastung des Gebäudes infolge einer hohen Niederschlagsbeanspruchung, einer Überschwemmung oder eines Leitungswasserschadens eingegangen. Bei einer Überschwemmung kommen zusätzlich eine Reihe nicht kalkulierbare Randbedingungen hinzu, die zu einer Schadenserweiterung führen. Dies sind z. B. Ölteppiche, kontaminierter Schlamm u. ä. Ein Ölbelag oder ein organisch belasteter Schlamm bietet mit der Feuchtigkeit eine gute Nahrungsgrundlage für Mikroorganismen. Unter diesem Gesichtspunkt sind hier zwei unterschiedliche Herangehensweisen bei der Schadensbeseitigung erforderlich.

Früher wurden die Gebäude aus massiven Baustoffen errichtet. Ebenso waren die Ausstattungen und Einrichtung einfacher. Mit der heutigen Bauweise und Ausstattung werden ungünstigere Bedingungen geschaffen, die eine schnelle und kontinuierliche Abtrocknung eines Gebäudes in einem o. g. Havariefall gestatten. Das sind zum Beispiel Leichtbaukonstruktionen mit ihren Hohlräumen, Wandbeschichtung mit Tapeten und Dispersionsfarbanstrichen, dicht schließende Fußbodenbeläge, Dämmstoffe die Wasser aufnehmen bzw. in deren Hohlräume Wasser läuft, Einrichtungsgegenstände, welche Feuchtigkeit speichern oder die dicht schließenden Fenster. Nach der Schadensbeseitigung liegt in den Gebäuden noch über eine längere Zeit eine hohe Luftfeuchtigkeit vor, die eine hohe Wachstumsrate der verschiedenen Mikroorganismen begünstigt.

Ein Gebäude wird so gebaut, dass es den üblichen Niederschlägen, der Bodenfeuchtigkeit und einer normalen Kondenswasserbildung im Gebäude einen ausreichenden Schutz bietet und so keine Gefahr einer Schimmelpilzbildung besteht. Diese Feuchtigkeit wird abgeführt bzw. kann wieder entweichen, sodass für das Gebäude keine Schädigung auftritt. Im Bild 5.4.8.1. werden die normal einwirkenden Feuchtigkeitsquellen dargestellt.

Wassereinwirkung auf ein Gebäude
Bild 5.4.8.1.: Schema der Feuchtigkeitsquellen, die auf ein Gebäude einwirken.

Erhöhtes Niederschlagswasser dringt nicht immer von oben oder außen ein. Oft kommt es zuerst aus der Abflussleitung. Das ist dann der Fall, wenn das Abflusssystem in der Straße nicht ausreichend das Niederschlagswasser ableitet und es zum Rückstau kommt. Es kann aber auch das eingebaute Rückschlagventil nicht funktionieren. Die Vertikalabdichtung an den Außenseiten der Kellerwände ist nur für die normal vorkommende Bodenfeuchte aber nicht für Stauwasser ausgelegt.

Steigt der Grundwasserspiegel an oder befindet sich ein mehrere Zentimeter hohes Oberflächenwasser, so wird das Wasser über Fugen, Risse oder über die Bodenplatte herein gedrückt. Es sei denn, der Keller bietet konstruktiv einen ausreichenden Schutz gegen drückende Wässer. Bei einem Leitungswasserschaden ist in der Regel die Wassermenge spürbar geringer. Aber auch diese Schäden dürfen nicht unterschätzt werden.

Bei einem Leitungswasserschaden kommt es neben der Ansammlung von Wasser auf dem Fußboden auch zu einer vollständigen Durchfeuchtung angrenzender Bauteile. Tritt nicht sehr viel Wasser aus, so werden diese Schäden meist erst nach langer Zeit bemerkt. Kritisch ist dabei, wenn verbaute Holzbauteile befeuchtet werden, wie sie in Holzbalkendecken vorkommen, ohne dass diese wieder schnell abtrocknen können. In diesem Fall tritt neben einer erhöhten Schimmelpilzbildung, die nicht immer visuell erkennbar sein muss, ein Holz zerstörender Pilzbefall auf. Der damit verbundene Sanierungsaufwand ist oft sehr umfangreich. Eine solche Schädigung wird in den Bildern 6.3.3., 6.3.4. und 5.4.8.4. dargestellt.

Dringt Wasser in das Gebäude ein, so füllen sich alle Hohl- und Zwischenräume innerhalb einer kurzen Zeit mit Wasser (Bild 5.4.8.2.). Das betrifft nicht nur die vorgesetzte Gipskartonwand mit Dämmung, sondern auch das massive Mauerwerk, wenn die Steine Hohlkammern haben. Fließt das Wasser wieder ab bzw. es wird abgepumpt, so befindet sich in diesen Hohlkammern der Steine immer noch über eine lange Zeit das Wasser. Bohrt man diese Steine an, so fließt das Wasser in einem Strahl heraus. Hat man einen solchen Baustoff im Keller verwendet, so sollte das Wasser so schnell wie möglich wieder abgepumpt werden, damit so wenig wie möglich Hohlräume mit Wasser gefüllt werden.

Wassereinwirkung bei Hochwasser
Bild 5.4.8.2.: Schema einer Wassereinwirkung bei einem Hochwasser

Massive Baustoffe, wie Vollziegel oder Beton, werden ebenso durchfeuchtet, aber die Poren nehmen wesentlich weniger Wasser auf, welches dann über die technische oder natürliche Trocknung entzogen werden muss.

Es sollten daher im Gründungsbereich Baustoffe zu Anwendung kommen, die möglichst wenig Wasser aufnehmen, also keine Hohlkammern haben. Aber auch z. B. Bimsstein und Gasbeton können eine hohe Gleichgewichtsfeuchte annehmen. Grundsätzlich sind keine Baustoffe aus Gips einzusetzen, da sie nicht feuchtebeständig sind. Es überrascht ein immer wieder, dass selbst bei Musterhäuser im Keller an der Außenwand Vorsatzwände mit Mineralwolle und Gipskartonbauplatten zum Verkauf angeboten werden. Das Peinliche ist nur, dass sie nach dem im Keller das Regenwasser 1 m hoch stand ersetzt werden müssen. (Wenn man nach der EnEV bauen muss, kommen natürlich solche schwachsinnigen Konstruktionen heraus.) In einen Keller gehören keine Gipsplatten und auch keine Gipswerkstoffe. Ausgenommen man hat eine funktionstüchtige Weiße Wanne und die Kellerräume sind ausreichend klimatisiert, dann könnten sie z. B. als Zwischenwände aufgestellt werden.

Zum Zweck der schnellen Trocknung sind alle Hohlräume zu öffnen, sodass einmal das restliche Wasser herauslaufen kann, aber auch eine ausreichende Hinterlüftung für eine schnelle Trocknung vorliegt. Trockenbauwände müssen dabei nicht vollständig zurückgebaut werden. Es reicht in der Regel aus, wenn man den nassen Teil der Gipsplatte (meist unten) plus ein paar Zentimeter sauber abschneidet und die feuchte Mineralwolle herauszieht. Eine Zwischenwand kann relativ schnell wieder verschlossen werden, bei einer Vorsatzschale muss allerdings die massive Wand dahinter noch abtrocknen. Wird die nasse Mineralwolle und die Gipsplatte nicht ausgebaut, so kommt es sehr schnell zur Schimmelpilzbildung an der Innenseite der Gipsplatte.

Die Erstellung gefliester Verkofferungen, z. B. im Bad, bereiten beim Rückbau und bei der Neuerrichtung einen hohen materiellen und zeitlichen Aufwand. Fallweise könnten hier oben und unten sauber in Fliesengröße Öffnungen eingeschnitten werden, sodass eine gute Lüftung erfolgt und auch eine Kontrolle erfolgen kann. Wenn sich dahinter Mineralwolle o. ä. befindet, so muss diese natürlich entfernt werden.

Alte Kalkputze trocknen relativ schlecht ab und behindern ein schnelles Trocknen der massiven Mauersteine. Ein Abschlagen des Putzes ist daher in vielen Fällen sinnvoll. Ein weiteres Problem stellen die Decken dar, gerade dann, wenn hier die Baustoffe Holz oder Trockenestrichelemente verbaut wurden. Nur in wenigen Fällen wird sich ein komplettes Öffnen bzw. ein Rückbau vermeiden lassen. Aber diese Entscheidung sollte dann die Trocknungsfirma als Fachfirma treffen.

Haben sich Reste vom Heizöl oder andere organische Bestandteile an den Wandflächen oder auf dem Fußboden abgesetzt, so sind diese zu entfernen, da sie neben der Feuchtigkeit eine gute Nahrungsgrundlage für Schimmelpilze aber auch für Holz zerstörende Pilze (z.B. Echter Hausschwamm) oder Bakterien bieten.

Wichtig ist es, dass gefährdete Räume, ob Keller oder tief gelegene Abstellräume, kontinuierlich kontrolliert werden, damit auch rechtzeitig reagiert werden kann und man nicht erst nach 14 Tagen bemerkt, dass im Keller das Wasser 2 m hoch steht, wie es bei einem Objekt in Sachsen der Fall war.

Befindet sich im Gebäude Wasser oder liegt noch eine hohe Restfeuchte vor, so ist diese grundsätzlich nach außen durch Lüften, am besten eine Querlüftung, abzuleiten. Türen zu andern Räumen, die bisher nicht mit der Feuchtigkeit belastet wurden, sind geschlossen zu halten. Eventuell sind diese abzudichten. Raumluft steigt nach oben und kann über das Treppenhaus die Feuchtigkeit in das ausgebaute Dachgeschoss tragen und so zur Durchfeuchtung der Dämmung und Konstruktion führen. Unabhängig von der gesamten Problematik sollte man generell einen Feuchtigkeitsaustausch innerhalb des Gebäudes vermeiden.

Feuchte und sich lösende Tapeten sind einschließlich des Tapetenleims zu entfernen. Diese bilden eine gute Nahrungsgrundlage für Mikroorganismen. Feucht gewordene Einrichtungsgegenstände, Textilien, Bücher und anderes sollten möglichst nicht im Gebäude getrocknet werden. Je weniger feuchte belastete Gegenstände und Gebäudeteile verbleiben, umso schneller kann die Raumluft die Feuchte aufnehmen und diese abführen. Technische Hilfsmittel verkürzen diesen Prozess. Je kürzer dieser Zeitrahmen ist, so niedriger ist auch der Anteil an Schimmelsporen, Myzelteilen oder andere Mikroorganismen.

Es muss aber nicht immer ein Hochwasser auftreten, um für eine erhöhte Schimmelbelastung verantwortlich zu sein. Die normale Bodenfeuchtigkeit selbst kann selbst zu Moderfäule und muffigen Geruch führen. Im nachfolgenden Bild wird ein typischer Fußbodenaufbau eines historischen Gebäudes gezeigt (Bild 5.4.8.3.) Die Holzdielung mit den Lagerhölzern wurden vielfach nur auf den lehmhaltigen Sand bzw. andere ortsübliche Bodenschicht aufgelegt. Aber auch zur damaligen Zeit wurde alles in diese „Ausgleichsschicht“ hineingekehrt.

Die Holzdielung, Lagerhölzer einschließlich der Holzteile in der lehmhaltigen Schicht werden durchfeuchtet und zum Teil auch durch Holz zerstörende Pilze und Schimmelpilze befallen. Da dies auf der Unterseite geschieht, bemerkt man dies nicht für lange Zeit nicht. Hier hilft nur eine komplette Erneuerung des Fußbodenaufbaus mit ordentlicher Feuchtigkeitssperre und einer ausreichenden Wärmedämmung aus nicht verrottbarem Baustoff. Solche alten Fußböden haben nichts mit Ökologie zu tun. Die Leute hatten zur damaligen Zeit nur keine anderen Baustoffe und mussten auch preiswert bauen.

Feuchtig bei aälteren Gebäuden
Bild 5.4.8.3.: Feuchtigkeitseintrag über den alten Fußboden

Die Leitungswasserschäden werden oft erst sehr spät erkannt. Das ist der Fall, wenn die Leitung nur „leckt“ und sichtbare Feuchtigkeitsmerkmale erst nach einigen Jahren erkennbar werden. Bei Holzbalkendecken können die folgenden Sanierungskosten extrem in die Höhe gehen und ohne Problem 20.000 bis 30.000 Euro betragen. Der hohe Sanierungsaufwand wird durch die Entstehung von Holz zerstörenden Pilze verursacht. Eine höhere Schimmelpilzbildung erfolgt vor allem in Baustoffen und -konstruktionen, die nur schlecht abtrocknen und lange die Feuchtigkeit einschließen können, wie z. B. Fußbodenbeläge.

Aber auch in Fehlböden der Holzbalkendecke können sich dicke Schimmelpilzschichten bilden (siehe hier Bild 6.3.3.). Diese Belastungen durch Schimmelpilze sind visuell nicht erkennbar und können so gut wie nicht lokalisiert werden. Im folgenden Bild 5.4.8.4. wird ein Leitungswasserschaden am Holzfußboden unter einer Dusche gezeigt, der lange Zeit nicht festgestellt wurde. Beim Holz zerstörenden Pilz handelt es sich um einen Fichtenfeuerschwamm, zusammen mit etwas Moderfäule und Schimmelpilzbildung. Aber auch hier, hatte sich der Pilz unter dem Fußbodenbelag über mehre Quadratmeter ausgebreitet.

Wasserschaden unter Dusche mit Schimmel
Bild 5.4.8.4.: Ein Wasserleitungsschaden unter einer Dusche führte zur Holz zerstörung und Schimmelpilzbildung an einer Holzbalkendecke.

Im nachfolgenden Beispiel soll kurz ein Leitungswasserschaden mit großer Auswirkung beschrieben werden. In einem leer stehenden Haus mit 4 Wohnungen war ein Leitungswasserschaden. Betroffen waren ein paar Quadratmeter Decke und zwei Räume im Erdgeschoss. Alle Fenster sowie Außentüren waren dicht verschlossen. Über die offenen Wohnungstüren konnte sich die Feuchtigkeit in alle 4 Wohnungen ausbreiten (Bild 5.4.8.5. und 5.4.8.6.) Es gab keinen Raum im Gebäude, wo sich nicht Schimmel an der Tapete befand. Kurz, die nachlässige Hausverwaltung hat aus einem relativ geringen Schaden das gesamte Gebäude in einen unbewohnbaren Zustand versetzt. Das Gebäude konnte nur noch mit Atemschutz betreten werden.

Schimmel im Treppenhaus
Bild 5.4.8.5.: Schimmelbildung im Treppenhaus nach Wasserleitungsschaden

Schimmel an den Wänden nach Wasserschaden
Bild 5.4.8.6.: Ein großer Teil der Wohnräume zeigte eine Schimmelbildung nach einem Wasserschaden.

5.4.9. Durchfeuchtung bei der Verwendung verschiedener Baustoffe

Es treten Durchfeuchtungen an Bauteilen auf, deren Ursachen nicht so einfach zu zuordnen sind. In den vorhergehenden Abschnitten wurden bereits wichtige Schadensbilder genannt, wo die Ursachen an einer fehlerhaften Wetterschale (z. B. Außenputz, Vorsatzschale, Wärmedämmverbundsystem u. a.), Innendämmung, eindringende Bodenfeuchtigkeit oder unzweckmäßige Raumnutzung lagen.

Eine weitere Ursache für eine Durchfeuchtung ist die Verwendung unzweckmäßiger Baustoffe, die sich z.B. bei einer unzureichenden Raumbeheizung, beim Neubau (für lange Zeit liegt noch eine hohe Baufeuchte vor) oder nach größeren Restaurationen auftreten können. Die einzelnen Baustoffeigenschaften werden in einem gesonderten Abschnitt behandelt. Hier sollen nur ausgewählte Fehler bei der Ausführung genannt werden. Wichtig ist, dass ein Gebäude möglichst aus einem Baustoff oder Baustoffe mit annähernd gleichen Eigenschaften errichtet werden sollte. In eine Wandkonstruktion gehören nicht unterschiedliche Baustoffe, die gerade griffbereit herum liegen, sodass ein Mischmauerwerk aus Kalksandstein, Gasbeton, Klinker, Bimsstein oder ähnliche Baustoffe entsteht.

Auch bei dem Bindemittel gibt es eine große Variationsmöglichkeit, die vom Kleber, Kalk, Leichtmörtel, Zementmörtel u. a. reichen kann. Es ist nicht schwer, in einem Quadratmeter Mauerwerk 7 verschiedene Baustoffe unterzubringen, wie es in einem Beispiel in der Praxis erfolgte. Bei einer Renovierung sollte man versuchen, die zu ersetzenden Baustoffe durch gleichwertige zu ergänzen.

Im nachfolgenden Bild 5.4.9.1. wird eine baustoffbedingte Durchfeuchtung gezeigt, die zu einer möglichen Schimmelpilzbildung führt. Diese Wand könnte hier z. B. aus Kalksandstein und Hochlochziegel mit einer besseren Wärmedämmeigenschaft erstellt worden sein. Die kleinen feuchten Flächen können bereits auftreten, wenn an einer Außenwand aus Kalkputz die schadhaften Stellen durch einen Gipshaftputz ersetzt werden. Aber die Ursache kann auch an der Außenwand liegen. Durch eine schadhafte Dachentwässerung kann es über eine lange Zeit zur Durchfeuchtung der äußeren Wand kommen, die so zur Veränderung des lokalen Wärmeflusses führt. Die Folge ist eine niedrigere Oberflächentemperatur an der Innenseite.

Schema Wanddurchfeuchtung
Bild 5.4.9.1.: Material bedingte Wanddurchfeuchtung kann zur Schimmelpilzbildung führen

Im Bild 5.4.9.2. treten typische Merkmale einer schlechten Bauausführung auf. Werden z.B. gut dämmende Mauersteine, wie z.B. wärmedämmende Hochlochziegel oder Gasbetonsteine, nicht mit dem vorgesehenen Leichtmörtel vermauert, so können die Fugen deutlich sichtbar werden, da der normale Mörtel eine höhere Wärmeleitfähigkeit hat.

Das Gleiche gilt auch, wenn bei einem Hochlochziegel- oder Gasbetonmauerwerk an verschiedenen Stellen Vollziegel, Ziegel- oder Betonstürze o. ä. in den Verband eingesetzt werden. Durch ihre höhere Wärmeleitfähigkeit werden diese zur Wärmebrücke. Senkrechte Streifen können sowohl von verdeckten Leitungsschächten aber auch von äußeren Fallrohren herrühren.

Tauwasserbildung an Wandflächen
Bild 5.4.9.2.: Normaler Mauermörtel bei Wärmedämmsteine und der Wechsel von Mauersteinen mit unterschiedlicher Wärmeleitfähigkeit sowie ein verdeckter Leitungskanal können zur Wärmebrücke werden.

Neben den bereits o. g. vermischen Baustoffen innerhalb eines Mauerwerkes können aber auch verdeckte Leitungsschächte im Außenmauerwerk vorliegen. Wenn statt des 36,5er Mauerwerkes nur eine 24er Außenwand errichtet wurde, so ist an dieser Stelle die Oberflächentemperatur niedriger (Bild 5.4.9.3.). Diese betroffenen Wandabschnitte müssen konstruktiv mit einer zusätzlichen Außendämmung versehen werden. Fehlt diese oder ist dies zu klein dimensioniert,so hilft hier nur eine zusätzliche Innendämmung.

Leitungsschacht
Bild 5.4.9.3.: Leitungsschacht als Wärmebrücke, Lösung durch zusätzliche Innendämmung

Genauso verhält es sich, wenn aus statischer Sicht Säulen oder Auflageflächen aus anderem Material in das Mauerwerk eingebunden werden und materialbedingt einen schlechteren Wärmedämmwert haben, z. B. eine Beton- oder Stahlstütze (Bild 5.4.9.4.).

Wärmebrücke Beton oder Stahlsäule
Bild 5.4.9.4.: Stahlstütze als Wärmebrücke, Lösung durch zusätzliche Innendämmung
Schimmelpilze in Wohngebäuden ISBN 9783000129469 2007 und Ergänzungen 2021
- Peter Rauch PhD -

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