ib-rauch.de
Bauratgeber ::  Bücher  |  Publikation  |  Fragen  |  Impressum  |  Datenschutz

5.1.4. Wärmeenergiebedarf - Gas-Gemisch und Erwärmung (Lüftungsaustausch)

Es soll in einem 50 m3 großem Zimmer ein einfacher Lüftungsaustausch erfolgen. Die Lufttemperatur des Schlafzimmers am Morgen soll 17 °C mit einer relativen Luftfeuchtigkeit von 85 % betragen. Die Außenluft hat eine Temperatur von 5 °C mit einer relativen Luftfeuchtigkeit von 90 %. Nach dem einfachen Luftaustausch soll die relative Luftfeuchtigkeit 65 % betragen.

Berechnung

Gegeben: t = 17 ºC, φ = 85 %, p = 0,1 MPa, RG = 287,1 Nm/kgK (Gaskonstante Luft), Rd = 461,5 Nm/kgK (Gaskonstante Wasserdampf), h = 44 kJ/kg (Enthalpie) [siehe Mollier-h,x-Diagramm für feuchte Luft], Raumvolumen 50 m3

mG = (p - φ x ps / RGT)V
mG = (105 N/m2- [0,85 x 1936,3]N/m²) / 287,1 Nm/kgK x 290K)x 50m3
mG = 59 kg trockene Luft

mD = (φ x ps/RDT)V
mD = (0,85 x 1936,3Nm2/461,5N/kgK x 290K) x 50 m3
mD = 0,615 kg Wasserdampf

Berechnung von ps = 288,88(1,098 + J /100)8,02 [N/m2]

Die Wasserdampfmenge entspricht 10,4 g/kg Luft aus m D/m G (vergleiche Mollier-Diagramm) beziehungsweise x 1=12,3 g/m3 aus 0,615 kg/50 m3Luft.

Die Berechnung für die 50 m3 Außenluft erfolgt analog wie oben. Es ergeben sich folgende Werte:
T = 5 ºC, φ =90 %, p = 0,1 MPa, m G = 62,1 kg trockene Luft, m D = 0,306 kg Wasserdampf beziehungsweise x 2 =6,1 g/m3Luft Die Raum- und Außenluft werden gemischt.

xm = mG1x1 +mx2x2 / mg1 + mg2
xm = 1,18 kg/m3 x 12,3 g/m3 + 1,2 kg/m3 x 6,1 g/m3 / 1,18 kg/m3 + 1,24 kg/m3
xm = 9,1 g Wasserdampf/m3Luft

Es wird eine Mischungsgerade in das Mollier-h,x-Diagramm projektiert. (siehe Bild 2). Es können so die anderen Werte entnommen werden. Es ergibt für die Enthalpie 37,5 kJ/kg, t = 14ºC, φ= 90 % (relative Luftfeuchtigkeit).

Mischen zweier Gas-Dampf-Gemische
Bild 5.1.4.: Mischen zweier Gas-Dampf-Gemische

Senkung der relativen Luftfeuchtigkeit durch Erwärmung des Gas-Dampf-Gemisches
Bild 5.1.5.: Senkung der relativen Luftfeuchtigkeit durch Erwärmung des Gas-Dampf-Gemisches

Es ist zu einer Abkühlung der im Raum befindlichen Mischluft gekommen. Damit ist eine Energieabführung erfolgt. Bei 50 m3 beträgt dies:

50 m3 x 1,18 kg/m3 (44 kJ/kg - 37,5 kJ/kg)= 383,5 kJ/kg
383,5 kJ/kg x 278 x 10-4 kWh / 1 kJ = 106 Wh

Durch die Lüftung wurde die Luft auf 14ºC abgekühlt. Um wieder die Innentemperatur von 17 ºC zu erreichen, muss eine Wärme von:

2,5 kJ/kg x 50 m3 x 1,2 kg/m3 = 150 kJ
150 KJ x 2,78 x 10-4 KWh / 1 KJ = 41,7 Wh
zugeführt werden (siehe Bild 5.1.5.).

Die einfache Lüftung bedarf bei den gegebenen Ausgangswerten
ca. 148 Wh (aus 106 Wh + 41,7 Wh) bzw. 533,5 kJ/kg Wärmeenergie. Damit im Raum keine höhere Kohlenstoffdioxidkonzentration die beim Ausatmen entsteht, nicht die 1 º/oo Grenze überschreitet, ist bei einfachem Lüftungswechsel je Stunde ein Luftraum von 32 m3 für jeden Erwachsenen erforderlich. Auch aus dieser Sicht und der Notwendigkeit, Schadstoffe abzulüften, sollte in diesem Raum, wenn er von 2 Personen genutzt wird, die Lüftungsrate circa 1,2 pro Stunde betragen. Da der Schlafraum effektiv circa 8 Stunden pro Tag genutzt wird, ergibt sich eine durchschnittliche Mindestlüftung von 0,4 pro Stunde am Tag. (Für Langschläfer ist Mindestlüftung etwas höher ebenso, wenn der Raum am Tag genutzt wird.) Bei dieser Betrachtung wird die Abführung der Luftfeuchtigkeit vernachlässigt.

Der Wärmeverlust durch Lüftung pro Stunde ergibt aich aus
148 W x 0,4 = 59,2 W ~ 60 W

Im folgenden Abschnitt soll der Anteil des Lüftungswärmeverlustes betrachtet werden. Zunächst wird der Wärmedurchgangskoeffizient12) bestimmt. Das Schlafzimmer soll eine Außenwandfläche von 10 m2 mit einem U-Wert von 0,5 W/m2K und einem Fensteranteil von 2,5 m2 mit U = 1,5 W/m2K haben. Die Berechnung erfolgt nach:

      1         1                    1
U =  --- = -------------   =  ----------------------
      Rk    Ri + R + Ra         1         1      1
                               ----  +  ---- +  ----
                                hi       Λ       ha

Die anderen Flächen zu den Nachbarräumen werden vernachlässigt, da die Temperaturdifferenzen zu diesen annähernd gleich sein sollen. Es ergibt sich ein Temperaturunterschied von 12 K (17ºC innen und 5ºC außen).

(2,5 m2 x 1,5 W/m2K + 7,5m2 x 0,5 W/m2K) x 12 K = 90,0 W.

Wärmeverlust durch die Außenwand 90 W
+ Wärmeverlust durch Lüftung ~ 60 W
= Gesamtwärmeverlust 150 W (pro Stunde).

Der Anteil des Lüftungswärmeverlustes beträgt danach:

      Lueftungswaermeverlust x 100%     60 W x 100%
x% = ------------------------------- = ------------- = 40%
       Gesamtwaermeverlust                  150 W

Durch die EnEV und der weiteren Verschärfung werden niedrige U-Werte vorgeschrieben. Es sollen daher für die Außenwand ein U-Wert von 0,2 W/m2K und die Fenster 0,8 W/m2K gelten. Das ergibt bei den gleichen klimatischen Bedingungen ein Wärmevelust durch die Außenwand:
(2,5 m2 x 0,8 W/m2K + 7,5m2 x 0,2 W/m2K) x 12 K = 42,0 W.

Der Anteil des Lüftungswärmeverlustes bei der verbesserten Wärmedämmung beträgt danach

       Lueftungswaermeverlust x 100%     60 W x 100%
x% = --------------------------------- = -------------- = 59%
         Gesamtwaermeverlust                 102 W

Bei diesem Beispiel wurde die angenommene Mindestlüftungsrate verwendet, die sich auf den Kohlendioxidanteil in der Raumluft bezieht. Da sich aber auch Schadstoffe, Staub und Mikroorganismen in der Raumluft befinden, sollte aus wohnhygienischer Sicht diese Lüftungsrate 0,8 pro Stunde betragen. Damit ergibt sich ein

Lüftungswärmeverlust von 0,8 x 148 W = 118,4 W ~ 118 W.

Wird dieser Wert bei der verbesserten Wärmedämmung eingesetzt, so ergibt sich ein Lüftungswärmeverlustanteil von

      118 W x 100%
x% = -------------- = 73,8% !!!
         160 W

Um Kondensatbildung an den Wandoberflächen zu vermeiden, muss die Raumfeuchtigkeit hinausgelüftet werden. Werden die Lüftungswärmeverluste als eine gleichbleibende Größe betrachtet, so verändert sich das Verhältnis mit zunehmender Wärmedämmung zugunsten der Lüftung. Bei einer Superdämmung beträgt der Lüftungswärmeverlust rechnerisch etwa das 3-Fache vom Transmissionswärmeverlust. Damit das Verhältnis nicht so krass aussieht, ist die Lüftungszahl wesentlich zu reduzieren, man spricht von kontrollierter Lüftung. Dies wird durch vollständig abgedichtet Fenster und Türen und einer Zwangslüftung erreicht.

Diese Zusatzlüftungen funktionierten früher über den separaten Schornsteinzug und wurden über eine kleine mechanische Lüftungsklappe per Hand betätigt. Heute übernehmen das ständig laufende Elektroventilatoren mit einem Tagesverbrauch von circa 240 bis 350 W, pro Jahr 86 bis 126 KW Strom. Eine Alternative ist die Wärmerückgewinnung, die einen Teil des Lüftungswärmeverlustes reduzieren kann. Hat jedoch den Nachteil des hohen anlagentechnischen Aufwandes und der ständigen Wartung. Bei größeren Gebäuden und vor allem bei Verwaltungsgebäuden werden seit vielen Jahren lüftungstechnische Anlagen betrieben. Hier gelten aber vollständig andere wirtschaftliche und technische Kriterien.

Aus technischer und wirtschaftlicher Sicht ist eine Grenze der sinnvollen Stärke einer Wärmedämmung gesetzt. Diese liegt etwa bei einem U-Wert von 0,4 bis 0,5 W/m2K.

Dies ergibt sich aus dem Anteil des Lüftungswärmeverlustes, welcher mit sinkendem U-Wert zunimmt und aus der Kurve des theoretischen U-Wertes (siehe Beitrag Wärmedurchgangskoeffizient).
Wenn die EnEV weiter verschärft wird, lässt dies nur erkennen, dass die Entscheider nur über geringe Kenntnisse thermodynamischer Zusammenhänge am Gebäude verfügen und blindlings theoretischer Abhandlungen, die in Computermodellen optisch aufgearbeitet wurden, vertrauen. Dabei wird der Bewohner als biologisches Wesen zum Störfaktor, weil er immer mehr durch Allergien und andere gesundheitliche Einschränkungen auf die in den letzten Jahren durchgeführten Wärmedämm- und Wärmesparmaßnahmen reagiert.

5.1.5. Der Zusammenhang zwischen Feuchteproduktion und dem Lüften

In dieser Modellrechnung (Tabelle 5.3) wird von einer 8-stündigen Nachtruhe ausgegangen, wo die Fenster verschlossen sind. Der Raum umfasst ein Volumen von 50 m2, die Feuchteproduktion durch das Atmen eines erwachsenen Menschen beträgt 0,1 Liter Wasser/Std.

Innen: relativen Luftfeuchte von 50 % entspricht 7 g Wasser/ m2Luft, Temperatur 17°C als gleichbleibend betrachtet und Außen: 5 °C bei einer relativen Luftfeuchte von 90 % entspricht 6 g Wasser/m2Luft.

Tabelle 5.3: Relative Luftfeuchtigkeit in Abhängigkeit von der Lüftungsrate und der Personenzahl

Zeitdauer Relative Luftfeuchtigkeit in Abhängigkeit von der Lüftungsrate [h-1] und der Personenanzahl
[Std.] Wasser/Luft
[g/m3]
0,3 [h-1]
und 1 Person
Wasser/Luft
[g/m3]
0,3 [h-1]
und 2 Personen
Wasser/Luft
[g/m3]
0,5 Luftwechsel/Std.
und 1 Person
Wasser/Luft
[g/m3]
0,5 [h-1]
und 2 Personen
Wasser/Luft
[g/m3]
0,8 [h-1]
und 2 Personen
0 7 7 7 7 7
1 8,5 10,1 8,3 9,5 8,6
2 9,5 12,3 8,6 10,8 8,9
3 10,2 13,8 8,8 11,2 9,0 (ca. 61 %)
4 10,6 14,3 (100 %) 8,9 11,6 9,0
5 10,9 14,3 (100 %) 9,0 11,8 9,0
6 11,2 14,3 (100 %) 9,0 (ca.61 %) 11,9 9,0
7 11,3 14,3 (100 %) 9,0 12,0 (ca.83 %) 9,0
8 11,4 (ca.80 %) 14,3 (100 %) 9,0 12,0 9,0

Es wird deutlich, dass ein Lüftungsaustausch unter 0,5 h-1 sehr kritisch zu betrachten ist, da die Luftfeuchtigkeit nicht ausreichend abgeführt werden kann. Der Lüftungsaustausch sollte wenigsten so groß sein, dass die produzierte Feuchtigkeit nicht weiter ansteigt. Nun hat man nicht den o. g. Idealzustand, sondern ständige klimatische Veränderungen und auch noch andere Feuchtigkeitsquellen im Haushalt, die Luftfeuchtigkeit erzeugen. Würden die Handwerker wirklich solche luftdichten Häuser herstellen, wie es gefordert wird, so müsste bei vielen Schlafzimmern aller 3 Std. eine vorschriftsmäßige Stoßlüftung vorgenommen werden, und das auch in der Nacht. Wenn aber, wie in der Tabelle eine relative Luftfeuchte von 61 % bei den o. g. Temperaturbedingungen erreicht und bei normalem Mauerwerk die Oberflächentemperatur nicht weniger als 15-14°C wird, kommt es in der Regel nicht zur Schimmelpilzbildung. Bei einer kühleren Jahreszeit ist es jedoch möglich. Bereits bei der o. g. Bedingung tritt bei einem Luftwechsel ≤ 0,5 h-1 und 2 Personen eine Schimmelpilzbildung auf. Auf der Grundlage des Schemas in der Anlage 4 und des Isoplethensystems im Bild 2.2.2. können diese Aussagen überprüft werden. In der Broschüre vom Umweltbundes Amt [66] werden Angaben zur Feuchtigkeit und eine erforderliche tägliche Lüftung von siebenmal täglich (entspricht 0,3 h-1 zuzüglich dem unkontrollierten Luftaustausch durch Fugen u. a.) genannt. Dieser Aussage kann sich nicht angeschlossen werden. Davon abgesehen, dass berufstätige Mieter bei einer täglichen Abwesenheit von 10-12 oder mehr Stunden diese Bedingung nicht erfüllen können (ausgenommen bei Lüftungsanlagen), führt diese kleine Lüftungsrate in bestimmten Situationen unweigerlich zu Feuchteschäden. Untersuchungen zeigen, ein Luftwechsel durch Undichtheiten, z. B. Fugen, Risse oder Bauteilanschlüsse, ist eine unkontrollierte Lüftung durch die Bauteile, welche in vielen Fällen zu Feuchteschäden in der Konstruktion führen. Diese sind grundsätzlich zu vermeiden. Fugen und Risse bieten auch keine Garantie für eine gute Raumluftqualität und einen ausreichenden Feuchteaustausch (Feuchteabführung). [67, 68] Allein das Argument, „dichte Fenster führen zu Feuchteschäden“ und damit in einigen Fällen zur Schimmelpilzbildung ist nicht ausreichend begründet. Es muss das komplexe Zusammenspiel aller Einflussfaktoren hinterfragt werden. In der Anlage 10 werden Beispiele genannt und näher betrachtet.

5.1.6. Betrachtung der möglichen Schimmelbildung an einer kühlen Wandoberfläche

In den nachfolgenden Beispielen soll die mögliche Schimmelpilzbildung an einer kühlen Wandoberfläche in Abhängigkeit von der relativen Luftfeuchtigkeit und Zeit betrachtet werden.

Beispiel 1: Die Lufttemperatur im Zimmer soll 20 ºC bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 65 % betragen. Bei einer 36er Ziegelwand und einer Außentemperatur von -10 ºC beträgt die Temperatur an der Innenseite ca. 14,2 ºC (siehe Anlage 3 Variante 1), das entspricht einer relativen Luftfeuchtigkeit von circa 90% (siehe Anlage 4) Jetzt ist es aber nicht jeden Tag -10ºC und in einer massiven Außenwand liegen instationäre Verhältnisse vor, eine Folge des Wechsels der Temperatur am Tag und in der Nacht sowie des Einflusses des Sonnenscheins (solare Wärmespeicherung). In der Regel liegt im Winter die relative Luftfeuchtigkeit bei normaler Nutzung bei 50 % oder weniger vor. Wird nur die oben genannte Außenwand betrachtet, so kann sich bei dem Extremfall eine relative Luftfeuchtigkeit von 71 % einstellen, siehe Anlage 4. Damit kommt es unter normalen Bedingungen auch nicht zur Schimmelpilzbildung.

Beispiel 2: Der Wandaufbau besteht aus einer 36er Ziegelwand beidseitig verputzt. Ziegelwand beidseitig verputzt. Außentemperatur -10 ºC, die absolute Luftfeuchtigkeit soll gleich bleiben. Es erfolgt aber eine ständige nächtliche Temperaturabsenkung, um Heizenergie zu sparen.
Mit der Absenkung der Zimmertemperatur (Nachtabsenkung) von 23 °C auf 18 °C erhöht sich gleichzeitig die relative Luftfeuchtigkeit von 75 auf 93%. Aber durch das große Wärmespeichervermögen der massiven Wand dauert es doch eine längere Zeit, bis die Temperatur der Innenseite der Außenwand von 13 ºC auf 16,5 ºC ansteigt. Die relative Luftfeuchtigkeit bleibt an der kühlen Wandoberfläche für viele Stunden sehr hoch und der mögliche Wachstum von Schimmelpilzen an der kühlen Wandoberfläche kann bereits nach wenigen Tagen erfolgen, siehe Tabelle 5.4.
Würde die Wohnung aus zwei Zimmer bestehen und das Schlafzimmer hat eine gleichbleibende Temperatur von 16 ºC mit einer durchschnittlichen relativen Luftfeuchtigkeit von 60 % (Tabelle 5.5), so tritt hier der Regel keine Schimmelpilzbildung auf, da bei der absoluten Luftfeuchtigkeit von 8 g/m3 Raumluft an der kühlen Wandoberfläche mit 11,4 °C eine relative Luftfeuchtigkeit von 77% vorliegt. Nach dem Isoplethensystem für Sporenauskeimung der Schimmelpilze (Bild 2.2.2.) besteht unter diesen Bedingungen keine Auskeimung der Sporen.

Tabelle 5.4: Die Abhängigkeit des Wachstums von Schimmel von der relativen Luftfeuchtigkeit und der Zeit.

Zimmer-temperaturabsoluter Wasserdampf-gehalt g/m3 relative Luftfeuchtigkeitrelative Luftfeuchtigkeit an der Innenseite der Außenwandmöglicher Wachstum von Schimmelpilzen an der Wandoberfläche nach Isoplethensystem
23 ºC10,5 51 %75 % (bei 16,5 ºC)keine unmittelbare Gefährdung
20 ºC10,5 60 %85 % (bei 14,2 ºC)circa 6 Tage
18 ºC10,567 %93 % (bei 13 ºC)circa 2 Tage
16 ºC10,578 %100 % (bei 11,4 ºC)circa 1 Tag

Tabelle 3.5: Die Abhängigkeit des Wachstums von Schimmel von der absoluten Luftfeuchtigkeit und der Zeit.

Zimmer-temperaturabsoluter Wasserdampf-gehalt g/m3 relative Luftfeuchtigkeitrelative Luftfeuchtigkeit an der Innenseite der Außenwandmöglicher Wachstum von Schimmelpilzen an der Wandoberfläche nach Isoplethensystem
23ºC12,460 %89 % (bei 16,5 ºC)circa 1,5 Tage
20ºC10,560 %85 % (bei 14,2 ºC)circa 6 Tage
18ºC9,260 %91 % (bei 13ºC)circa 20 Tage
16ºC860 %77 % (bei 11,4 ºC)keine unmittelbare Gefährdung

Natürlich sinkt die Zimmertemperatur in der Einzimmerwohnung nicht so schnell. Um eine niedrigere Temperatur zu erreichen, wird gelüftet und die absolute beziehungsweise relative Luftfeuchtigkeit sinkt. Ebenso verfügt das massive Mauerwerk über ein entsprechendes Wärmespeichervermögen, sodass die Oberflächentemperatur der Außenwand nicht auf 13 ºC sinkt, sondern zwischen 14 und 15 ºC liegen dürfte. Aber auch hier liegt die relative Luftfeuchtigkeit an der Wandoberfläche bereits bei über 80 % und die mögliche Schimmelpilzbildung liegt zwischen 4 und 10 Tage.

In diesen vereinfachten Beispielen wird deutlich, dass also nicht nur die relative Luftfeuchtigkeit allein, sondern auch die Temperatur, das Nutzungsverhalten und weitere Faktoren für eine mögliche Schimmelpilzbildung verantwortlich sein können. Es wird weiterhin deutlich, dass auch bei einer niedrigen Zimmertemperatur eine Schimmelfreiheit vorliegen kann, da bei einer Unterschreitung der erforderlichen Temperatur keine Sporenauskeimung erfolgt. Die Argumente, durch das Heizen wird die Schimmelpilzgefährdung gemindert, ist damit nicht ganz richtig. Viel richtiger ist eine Temperierung der Wandflächen. Dies wird nicht allein durch eine möglichst dicke Wärmedämmung erreicht, hier können zum Beispiel Wärmebrücken auftreten, die bisher nur eine untergeordnete Rolle spielten. Wichtig sind die Art der Heizung und die Anordnung der Heizkörper, sodass möglichst alle Wandflächen gleichmäßig erwärmt werden. Eine solche Heizung ist die Strahlenheizung.

5.1.7. Beispiel Lüftungswärmebedarf bei einem Einfamilienhaus

Stark vereinfacht soll der Lüftungswärmebedarf für ein Einfamilienhaus mit 140 m2 Nutzfläche betrachtet werden. Es soll hier eine Mindestlüftungsrate von 0,5 pro Stunde angesetzt werden. Da aber Abstellflächen oder wenig genutzte Räume nicht so oft gelüftet werden brauchen, soll bei diesem Beispiel 70% des Raumvolumens ständig gelüftet werden.
Das zu belüften Raumvolumen ergibt sich aus:

140 m2x 0,7 = 98 m2
98 m2 x 2,6 m(Raumhöhe) x 0,5 (Lüftungsrate)= 127,4 m3 ~ 127 m3.

Die oben berechnete erforderliche Wärme für eine einfache Lüftung beträgt 148 Wh (533,5 kJ/kg) pro 50 m3 Raumluft. Dies bezieht sich auf eine Temperaturdifferenz von innen zu außen von 12 K.
Für den Wärmeverlust pro 1 K Temperaturdifferenz und für 1 m3 Raumluft ergibt sich:

533,5 kJ/kg /(50 m3 x 12 K) = 0,889 kJ/kg pro m3K.

Die Heiztagzahl für Halle/Leipzig liegt bei 3350 Kd/a. (Setzt sich zusammen aus mittlerer Zahl der Heiztage und der mittleren Lufttemperatur aller Heiztage und liegt für Leipzig/Halle bei circa 6,1ºC. Für die Innentemperatur gilt 20ºC und es ergibt sich eine Differenz von 13,9 K, die ist bereits in der Heiztagzahl enthalten.) Für Hamburg gelten 3375 und für Frankfurt 3030.

Berechnung des Wärmebedarfes für die jährliche Lüftung
Luftvolumen 127 m3/Stunde und 3350 Kd/a Heizgradtage, Wärmeverlust 0,89 kJ/kg m3K, Heizöl L (42 MJ/kg).


0,89 kJ x 127 m3 x 3350 Kd x 24 h
---------------------------------- = 9087612 kJ/kg
kg m3 K          h            d


9087,612 MJ/kg / 42 MJ/kg = 216,37(Liter Heizoel)

Der Energieverbrauch für das Lüften bei einer Lüftungsrate von 0,5 pro Stunde liegt bei circa 200 Liter Heizöl pro Jahr. Eine hygienische notwendige Lüftung (0,8 pro Stunde) erfordert circa 320 Liter Heizöl pro Jahr. Bei der Berechnung ist die notwendige Lüftung zur ausreichenden Reduzierung der relativen Luftfeuchtigkeit nicht berücksichtigt. Bei einer hohen Feuchteentstehung im Gebäude kann dann die erforderliche Lüftungsrate unter Umständen größer sein. Ebenso ist der Wirkungsgrad der Heizung nicht berücksichtigt. Man kann für den Wärmebedarf bei einer Mindestlüftung ( 0,5 pro Stunde) mit circa 2 Liter Heizöl pro m2 genutzte Wohnfläche (98 m2) für die Lüftung rechnen. Für eine hygienisch notwendige Lüftung sind circa 3 Liter Heizöl pro m2 erforderlich. Hier sollte man aber auch das menschliche Verhalten berücksichtigen. Wenn es sehr kalt ist, dann lüftet man etwas weniger und kürzer. Es wirkt aber die Druckdifferenz entgegen, die bei einem Temperaturunterschied auftritt, sodass eine Lüftung über die Fugen erfolgt. Ein Teil des verhaltenen Lüftens wird so ausgeglichen.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass ein zusätzlicher Wärmebedarf, welcher durch die Lüftung entsteht, etwa dem Verbrauch zwischen 2 bis 3 Liter Heizöl pro m2 Wohnfläche entspricht.

Tabelle 5.6: Zum Vergleich von BUSS [63]

Hygienische LüftungGebäudegesamter Jahresverbrauch an Öl je Wohnfläche [Liter/m2/Jahr]Jahresverbrauch an Öl für Lüftung [Liter/m2/Jahr]Lüftungsanteil
0,5 pro StundeReihenhaus35,03,159 %
0,5 pro Stundefrei stehendes Einfamilienhaus42,03,48 %
1,0 pro StundeReihenhaus39,66,316 %
1,0 pro Stundefrei stehendes Einfamilienhaus46,96,714 %


12) Der U-Wert kennzeichnet die Wärmemenge, die in einer Stunde durch jeden Quadratmeter eines Bauteils bekannter Dicke im Dauerzustand der Beheizung hindurchgeht, wenn der Temperaturunterschied zwischen der Luft auf beiden Seiten dieser Wand 1 K beträgt.
Schimmelpilze in Wohngebäuden ISBN 9783000129469 2007 und Ergänzungen 2021
- Peter Rauch PhD -

Seite: 01  02  03  04  05  06  07  08  09  10  11  12  13  14  15  16  17  18  19  20  21  22  23

Das eBook Schimmelpilze bestellen (10 Euro) oder auf Amazon als Kindle eBook 10,00 Euro oder als Taschenbuch (ISBN: 9781078182386) für 23,80 Euro kaufen.


 © Bauratgeber  |  Marktplatz der Bauideen  |  Sanierungskosten  |  Bauökonomie   |  Datenschutzerklärung  |  Impressum | 01/2021