Bauphysikalisch ist eine Innendämmung die ungünstige Lösung. Für diese Ausführung sollte man sich nur dann entscheiden, wenn eine Außendämmung nicht angebracht werden kann, z. B. bei denkmalgeschützten Gebäuden, Dachausbau oder die Isolierung einzelner Wandbereiche, z. B. in den oberen Etagen eines Gebäudes, wo nur eine 24er Außenwand vorhanden ist, oder wo eine komplette Außendämmung aus wirtschaftlichen Überlegungen derzeit nicht möglich ist.
Die Innendämmung dient zur Oberflächentemperierung, also zur Erhöhung der Oberflächentemperatur (vgl. Anlage 3, Variante 4 und 5) an der Innenwand. Die richtige Erstellung einer Innendämmung erfordert gute Fachkenntnis und hohes handwerkliches Können.
Nachteile bei einer Innendämmung bestehen darin, dass gerade in der Übergangszeit die Solareffekte nur ungenügend genutzt werden können, es muss praktisch etwas öfter geheizt werden, da zwar die Sonne das Mauerwerk von außen aufwärmt, aber diese Wärme durch die Wärmedämmung nicht nach innen gelangt bzw. zeitlich sehr verzögert. Ein weiterer Nachteil ist der Frostpunkt, welcher sich sehr weit in den Mauerquerschnitt verlagert. Durch den Wechsel der Aggregatzustände, Eis in Wasser und umgekehrt, kann es zur Materialzerstörung innerhalb des Mauerwerkes kommen.
Es gibt aber auch positive Effekte. Bei einer Innendämmung kann insgesamt etwas weniger Heizenergie verbraucht werden. Das wird durch die höhere Oberflächentemperatur bewirkt. Ist diese höher, so wird das Raumklima auch bei etwas niedrigerer Raumtemperatur genauso behaglich empfunden. Die Temperaturdifferenz zwischen Raumluft und der Wandoberfläche wird verkleinert und so auch die relative Luftfeuchte an der Innenwandoberfläche verringert. Damit sinkt auch die Gefährdung einer möglichen Schimmelpilzbildung.
Insgesamt wird eine gleichmäßigere Oberflächentemperatur erreicht, was auch für eine niedrigere Strömungsgeschwindigkeit der Raumluft (Zugerscheinungen) vom Vorteil ist.
Durch die angrenzenden Bauteile (Wände, Decke, Böden) kann die Innendämmung nicht durchgängig als Fläche ausgeführt werden. Die Wand- oder Deckenanschlüsse haben eine niedrigere Oberflächentemperatur, sodass sich gerade an diesen Stellen Tauwasser bilden kann. Die anzubringende Dampfsperre 14) soll den Dämmstoff vor Feuchtigkeit aus der Raumluft schützen, da sonst die Dämmwirkung sehr stark gemindert wird. Durch die Dampfsperre wird jedoch die Sorption (Fähigkeit der Baustoffe, Wasserdampf aufzunehmen und wieder abzugeben) der Wand verhindert bzw. ist nur noch durch die Wandverkleidung möglich. Beim Auftreten einer hohen Raumluftfeuchte kann es so schneller zu Tauwasserbildung kommen. Im Bild 5.3.3.1. und 5.3.3.2. werden die Anschlussstellen zu den anbindenden Bauteilen (Wände und Decke) dargestellt, wo eine mögliche Bildung von Tauwasser und Schimmelpilze erfolgen können.
Maßnahmen: Ein ausreichendes Heizen und Lüften besonders nach dem Kochen, Duschen u. a. vermindert eine Tauwassergefährdung an den Anschlussstellen. Bei der Innendämmung kommt vor die Dampfsperre ein sorptionsoffener Baustoff, wie Gipskartonbauplatten oder ein Kalk- oder Gipskalkputz. Bei den Innenwänden, Decken und Fußböden ist die Innendämmung um circa 1 m in den Raum hinein zu verlängern (Bild 5.3.3.3.). Optisch sieht dies nicht gut aus und ist nicht immer realisierbar. Alternativ werden Kalzium-Silikat-Profile angeboten, die in die Eckebereiche eingeklebt werden. Damit können teilweise die kritischen Eckbereiche temperiert werden. Erfolgt ein neuer Fußbodenaufbau, so kann die Dämmschicht in die neue Konstruktion eingebunden werden.
Bei ordnungsgemäßer Ausführung (Vermeidung von Fugen an den Anschlussstellen und Verbindungen) gibt es bei der Verwendung von Gipskartonverbundplatten in der Regel keine Probleme. Es kann jedoch eine Temperaturdifferenz an der Oberfläche zwischen der gedämmten und nicht gedämmten Wandoberfläche, z. B. an der anstoßenden Innenwand, von ca. 2 bis 3 K auftreten.
Das führt unter Umständen lokal zur Schimmelpilzbildung, wenn z. B. eine lang anhaltende Kälteperiode vorliegt und die Gebäudehülle stark abkühlt. Dies zeigt sich als kleiner Streifen oder Flecken neben den Anschlussstellen. Wenn es hier bereits zur leichten Schimmelpilzbildung gekommen ist, so reicht es oft bereits aus, dass diese Flecken mit etwas Alkohol o. ä. abgetupft werden. Man sollte hier auch prüfen, ob diese Bauteiloberflächen besser mit der warmen Raumluft klimatisiert werden kann. Werden diese Wandoberflächen z.B. nur durch einen Stuhl oder ein Schränkchen verstellt, so brauchen diese nur im Winter etwas abgerückt
werden. Tritt das Problem ständig auf, so ist die Dämmung, um die Ecke zuziehen. Wichtig ist hier auch, dass alle Fugenstöße und Anschlüsse mit Dämmstoff ausgefüllt sind, sonst kann es auch zur Konvektion hinter den Platten kommen.
In einem weiteren Schema (Bild 5.3.3.4.) wird noch einmal die vereinfachte Schnittansicht einer Innendämmung dargestellt. Hierbei geht es um die fugendichte Ausführung der Anschlüsse und die Funktionsfähigkeit der Dampfbremse. Bei korrekter Ausführung treten kaum Probleme auf.
Im Bild 5.3.3.5. liegen kleine Undichtheiten in der Dampfbremse vor, die über längere Zeit zur Durchfeuchtung des Mauerwerkes und der Holzbalkenenden führen. Diese Durchfeuchtung ist zwar nicht so stark, wie bei einer Leichtbaukonstruktion, z. B. wie bei einer Dachschräge, da keine bzw. nur eine sehr geringe Konvektion vorliegt.
Aber durch die Diffusion wird über eine lange Zeit auch genügend Feuchtigkeit eingetragen, die nur noch nach außen hin entweichen kann. Diese Undichtheiten können z. B. Durchdringungen von Elektrokabel und Steckdoseneinsätze (Bild 5.3.3.6.) oder eine fehlende fugendichte Anbindung der Dampfbremse an die massive Konstruktion sein.
Diese Durchfeuchtung verschlechtert die Wärmeleitfähigkeit der Außenwand. Da aber auch der Frosttaupunkt sehr weit in das Mauerwerk wandert, wird gerade bei feuchtem Mauerwerk eine Materialschädigung begünstigt. An den Stellen, wo sich Kondenswasser in der Dämmung bildet, ist auch die Oberflächentemperatur niedriger und es kommt hier sehr schnell zur Schimmelpilzbildung hinter der Verkleidung aus Holz, Gipsplatten o. ä.
Im folgenden Bild 5.3.3.7. wird bei einer Trockenbauwand (Innendämmung) der Fensteranschluss gezeigt. Die Dampfbremse wurde nur bis zum Profil verlegt. Der Anschluss bis zum Fensterrahmen fehlt. Über die zwei Fugen, Profil (CW 50/50) und Stiel sowie Stiel und Fensterrahmen kann das Luft-Dampf-Gemisch in die Konstruktion gelangen. Der gleiche Fehler wurde auch an der Fensterlichte gemacht (Bild 5.3.3.8.).
Bestehen bei einer fehlerhaften Innendämmung die Verkleidungsplatten aus Gipskartonbauplatten, so wird gerade auf der Rückseite das Papier feucht, was zur Schimmelpilzbildung führen kann. Dies ist visuell nicht erkennbar und ist unter Umständen die Ursache für eine höhere Sporenbelastung im Raum.
Wie erkennt man nun solche Stellen? Eine Feuchtigkeitsmessung mit einem kapazitiven oder elektrischen Feuchtigkeitsmessgerät wird hier keine sinnvollen Ergebnisse liefern. Zur Feststellung solcher Feuchtigkeitsansammlungen ist die Messung der Wärmestrahlung an kalten Tagen eine Möglichkeit. Die Infrarotaufnahme von der Innenseite (Bild 5.3.3.9.) zeigt unterschiedliche Temperaturflächen. Die dunkelblaue Fläche ist eine Durchfeuchtung der Mineralwatte bzw. eine Stoßfuge der Dämmstoffplatten. Ebenso deutlich ist das Metallprofil der Ständerwand erkennbar. Die Infrarotaufnahme von der Innenseite (Bild 5.3.3.9.) zeigt unterschiedliche Temperaturflächen. Die dunkelblaue Fläche ist eine Durchfeuchtung der Mineralwatte bzw. eine Stoßfuge der Dämmstoffplatten. Ebenso deutlich ist das Metallprofil der Ständerwand erkennbar. Die blauen Flächen haben eine niedrige Oberflächentemperatur. Inwieweit eine Durchfeuchtung der Gipskartonbauplatten mit einer Schimmelbildung auf der Rückseite erfolgte, kann erst mit einer Öffnung der Verkleidungsplatte bestimmt werden. Unabhängig von den Feuchteschäden in der Konstruktion kann von einer höheren Schimmelpilzbelastung in der Raumluft ausgegangen werden, auch wenn optisch an der Innenseite der Gipsplatten nichts zu sehen ist.
Statt der teuren Variante kann man sich aber auch mit einem einfachen Infrarot-Thermometer behelfen. Man zeichnet eine Skizze mit einem Raster von der Wand. Anschließend bewegt man das Thermometer über die Wandfläche und überträgt die Messdaten auf die Skizze. Treten an bestimmten Stellen größere Differenzen auf, so können diese durch diese einfache und kostengünstige Methode eingegrenzt werden. Besteht ein begründeter Verdacht, so wird an dieser Stelle die Gipsplatte geöffnet und nachgesehen. Man kann aber auch diese Stellen beobachten, in dem einfach die Temperaturmessung zu einem späteren Zeitpunkt wiederholt wird. Mit dieser Methode kann man praktisch alle Bauteile eines Raums beobachten und kontrollieren.
Es muss aber nicht immer an der Konstruktion oder an einer Durchfeuchtung liegen. Durch das Aufstellen der Möbel an ungünstigen Stellen kann dazu führen, dass die Luftwalze nicht optimal strömen oder die Wärmestrahlung der Strahlenheizung die Bauteiloberfläche nicht erreicht. Durch geringes Verrutschen oder Umstellen einzelner Möbel kann das Problem unter Umständen bereits gelöst werden. Aber es wurden zum Teil auch die Heizkörper an einem ungünstigen Standort aufgestellt. Nicht immer erfolgte eine ordnungsgemäße Heizungsplanung. Das Aufstellen von Heizkörper nach der Wärmebedarfsberechnung oder einfach nach Erfahrungen muss nicht immer stimmen. In einigen Fällen sind zwei kleinere Heizkörper günstiger als ein großer. Der Standort der Heizkörper wird durch die Funktion der Räume bestimmt.
Als Innendämmung können verschiedene Konstruktionen ausgeführt werden. Eine günstige Lösung ist das Vorsetzen einer Innenwand mit massiven Mauersteinen, die eine hohe Wärmedämmeigenschaft haben, z. B. Gasbetonsteine, Leichthochlochziegel u. ä. Bevor das zusätzliche Mauerwerk erstellt wird, sind an dieser Stelle die Dielenbretter zu entfernen. Wenn möglich sollte Holz generell nicht in eine Innendämmung reichen. Bei Feuchtebelastung kann das Holz durch Holz zerstörende Insekten oder Pilze geschädigt werden.
Eine sehr oft angewendete Ausführung ist eine vorgesetzte Gipskarton-Ständerwand oder auch freitragende Vorsatzschale (Bild 5.3.3.10.).
Als Erstes werden die verzinkten Profile, z. B. CW 50/50, lotrecht in einem Abstand von 62,5 cm in die UW-Profile aufgestellt. Anschließend wird die Dämmung, z. B. TW1, fugendichten eingebracht. Darauf kommt die Dampfbremse, die an allen seitlichen Anschlüssen fugendicht angebunden wird, damit keine Feuchtigkeit aus dem Raum in die Wandkonstruktion gelangt. Fehler wie bei den o. g. Anschlüssen an der Fensterlaibung sind zu vermeiden. Anschließend wird eine Verkleidung angeschraubt. In diesem Fall eignet sich eine Gipskartonbauplatte.
Eine weitere Möglichkeit ist z. B. die Verbundplatte PS, die aus 2 cm Styropor und 1,25 cm Gipskartonplatte besteht oder eine Silikatplatte (Klimaplatte), die auf den vorhandenen Putz oder direkt auf das Mauerwerk aufgeklebt werden. Ist die Wand nicht ganz eben oder sind in der Wand Absätze, so kann hier auch eine Unterkonstruktion (Bild 5.3.3.11. links) angebracht werden. Die Platten werden dann nicht mit dem Patzenverfahren angeklebt, sondern mit Schnellbauschrauben angeschraubt. Da diese Platten vorwiegend an einer Außenwand angebracht werden, ist besonders auf eine fugendichte Montage dieser Platten, speziell der Dämmung zu achten. Ansonsten kondensiert die Feuchtigkeit aus dem Raum in dem dünnen Luftraum zwischen der Dämmplatte und der massiven Wandoberfläche und es bildet sich Schimmel.
Die großen Platten werden gleichmäßig mit Schwung an die Wand angekippt, sodass die Platte gleichmäßig anliegt und nur noch wenig ausgerichtet werden muss. Hierzu nimmt man ein etwa 0,5 bis 1,0 m langes Brett, welches auf die Gipsplatte aufgelegt wird, und mit Hammerschläge erfolgt das Ausrichten. Die Platten müssen aneinander Fugendicht anliegen. Das Richtscheit bzw. die Wasserwaage zur Kontrolle der Ebenheit und der lotrechten Ausführung sollte 2 m lang sein. Im Bild 5.3.3.12. wird ein Ausbau mit der Verbundplatte PS gezeigt.
Weitere Innendämmungen können aus dünnen Korkplatten hergestellt werden. Diese sind gut feuchteregulierend. Nicht geeignet sind aufgeklebte Styroporplatten oder Ähnliches, die es auf dem Baumarkt mit attraktivem Muster gibt. Diese synthetischen Baustoffe nehmen selbst keine Feuchtigkeit auf. Aber dafür der darunter befindliche Putz an den Stößen. Da auch hier die Oberflächentemperatur niedriger ist, erfolgt eine Kondenswasserbildung im Rasterformat (in den Fugen der Platten) mit der dazugehörigen intensiven Schimmelpilzbildung. Aber auch die ehemals auf den Baumärkten angebotenen aluminiumkaschierte Styroportapeten „Thermopete" verursachte mehr Bauschäden als Nutzen. Es ist sehr wichtig, eine möglichst große sorptionsoffene Fläche zu erhalten, damit die Feuchtigkeit aus der Raumluft ungehindert durch das poröse Mauerwerk aufgenommen werden kann.
Auch eine Holzverkleidung mit Dämmung kann zu Schäden führen. Im folgenden Bild 5.3.3.13. befand sich bis etwa Fensterhöhe eine Sockelverkleidung aus Holz mit einer Innendämmung aus Mineralwolle. Die dunklen Absätze an der Wand wurden durch Myzel eines Schimmelpilzes verursacht. Die Mineralwolle war verklumpt und teilweise verschimmelt. Vor der Entfernung der Holzverkleidung war dieser Schaden nicht erkennbar.
Wurde in den Bildern 5.3.3.11. und 5.3.3.12. die Anwendung der Verbundplatte PS gezeigt, so soll in einem weiteren Beispiel die missglückte Anwendung einer provisorische Innendämmung gezeigt werden. In dieser Fensternische war es sehr kalt. Provisorisch wurde erst einmal fugendicht eine 2 cm dicke Styroporplatte an den Putz angeklebt und sorgfältig alle Plattenstöße verschlossen und eine Raufasertapete auf die Platten gelebt, siehe Bild 5.3.3.14. Aus dem vorübergehenden Provisorium wurden etwa 8 Jahre. Hinter den Styroporplatten hatte sich ein Schimmelbelag auf der Putzfläche der Stampflehmwand gebildet. Die bessere Ausführung ist das vollständige Ausmauern der Fensternische, Bild 5.3.3.15. Dieses Beispiel soll zeigen, dass eine Innendämmung immer mit einem kritischen Auge zu betrachten ist. Wenn die Möglichkeiten vorhanden sind, dann ist bei einer geplanten energetischen Ertüchtigung eine innere Vorsatzschale mit Gasbetonsteinen die bessere Lösung. Hohlräume sind zu vermeiden, damit keine Luftzirkulation auftritt.
In dem Beispiel aus EICHLER/ARNDT [75] führt eine Dampfbremse zu einem Bauschaden. Diffusionstechnische Fehler werden besonders bei der Ausbildung von leichten Unterschalen gemacht. Im Bild 5.3.3.16. a) wurde die Holzschalung sehr schnell durch holzzerstörende Pilze befallen. Diese Fäule wurde von der vollständig überflüssigen Dampfbremse im Zusammenhang mit der feuchten Luft im Stall verursacht. An der Unterseite der Dampfbremse kam es zum Feuchtigkeitsstau. Zweckmäßiger ist die Ausbildung ohne Dampfbremse nach b) in Kombination mit einer intensiven Durchlüftung des Dachraums.
Im Punkt 7.3.4. zu den unterschiedlichen Ausführung einer Innenverkleidung wird noch einmal auf die Innendämmung eingegangen.
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