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8. Sanierung des Schimmelpilzbefalls

8.1. Allgemeine Grundlagen

Das Leben beruht auf drei Grundvoraussetzungen, das flüssige Wasser, Energie und Nahrungssubstanz. Im Verlauf der Evolution haben sich solche Lebensformen durchgesetzt, die unter den jeweiligen klimatischen Bedingungen am zweckmäßigsten Überleben und zur Erhaltung ihrer Art beitragen. Hierfür haben die Nukleinsäuren als Funktionselemente überragende Bedeutung. Die DNA (Desoxyribonukleinsäuren) dient als Träger der genetischen Informationen in den Chromosomen des Zellkerns und in den äquivalenten Strukturen der Mitochondrien, Chloroplasten, der kernlosen Organismen und vieler Viren sowie in Plasmiden. [152] Die (Transfer)- RNA (Ribonukleinsäure) stellen das Bindeglied zwischen der Übermittlung und Realisierung dieser genetischen Informationen in den meisten lebenden Zellbestandteilen den eigentlichen Funktionsträgern einer Zelle, den Eiweißen, dar. [153]

Beim Studium des Archaebakteriums Nanoarchaeum equitans wurde ein bisher unbekannter Weg entdeckt, zentrale zelluläre Nachrichtenüberträger zu bilden, die den Aufbau von Zellen steuern. [153] Betrachtet man weiterhin, unter welchen extremen Bedingungen Leben existiert, wie z. B. Bakteriums Thermus thermophilus, welche bei 60 bis 85 °C wächst, die Proteine enthalten, die offenbar bei Hitze sehr gut arbeiten und damit besonders stabil sind. [154] Dagegen wachsen andere Kulturen im Eis. Es wird deutlich, unter welchem breiten Spektrum die o. g. drei Grundvoraussetzungen vorhanden sein können, um eine Erhaltung bzw. Bildung des Lebens zu ermöglichen.

Vereinfacht ausgedrückt heißt das, jedes Lebewesen ist bestrebt auch unter extremen Bedingungen zu überleben, um sich irgendwann fortzupflanzen, wenn seine spezifischen optimalen Lebensbedingungen wieder vorliegen. Einige haben sich sogar an die extremen Bedingungen angepasst. Es gibt so gut wie keinen Ort auf der Erde, wo nicht Leben existiert.

Eine erfolgreiche Bekämpfung der Mikroorganismen hat nur dann Erfolg, wenn die o. g. Bedingungen berücksichtigt werden. Ziel muss es sein, mit minimalen bzw. vertretbaren Aufwendungen einen hohen Nutzeffekt zu erzielen. Es ist Unsinn die Wohnung in einen sterilen Raum verwandeln zu wollen. Weiterhin darf durch diese Maßnahmen die Wohnqualität nicht verringert werden und es darf keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch „chemische Keulen“ auftreten. (Beachte: Austausch der Schimmelpilze durch Fungizide.)

Die meisten uns umgebenden Mikroorganismen stellen keine gesundheitliche Gefährdung dar. Werden diese mit den vermeintlichen gesundheitsschädigenden Mikroorganismen abgetötet, so entstehen „Lebensraumnischen“, wo sich stattdessen andere Kulturen ansiedeln können. So kann das Vorhandensein bestimmter Mikroorganismen (harmlose) ein begrenzter Schutz darstellen. Auf neue Kulturen, die bisher nur eine untergeordnete Rolle spielten, jetzt aber sich ausbreiten können, ist unser Immunsystem nicht in jedem Fall ausreichend eingestellt. Eine Verschiebung des natürlichen Mikroklimas sollte daher immer mit Bedacht vorgenommen werden.

Wichtigste Maßnahme muss daher der Entzug bzw. die Reduzierung des flüssigen Wassers und der Nahrungssubstanz sein. Welche Maßnahmen erforderlich und geeignet sind, wurde bereits in den vorangehenden Abschnitten ausführlich erläutert. Oft reichen bereits geringfügige Veränderungen aus, die in vielen Fällen durch die Bewohner selbst ohne großen Aufwand realisiert werden können.

Bevor eine erfolgreiche Bekämpfung erfolgt, müssen weiterhin noch eine Reihe von weiteren Fragen geklärt werden.

Bei einem kleinen Befall, z. B. nur oberflächlicher Befall nicht größer als ca. 0,4 m² (sind keine Bauwerksmängel), ist kein Risiko für gesunde Personen zu erwarten. Diese Schädigungen können im Allgemeinen ohne Beteiligung von Fachpersonal selbst23) beseitigt werden. [116]

Nach folgender Reihenfolge könnte vorgegangen werden:

  1. Welchen Umfang hat der Schimmelpilzschaden?
    Nur einzelne Flecken oder dicker Schimmelbelag, Tiefe des Befalls und Art der befallenen Materialien (ausbaubar oder Mauerwerk bzw. tragende Konstruktionen).
  2. Um was für einen Schaden handelt es sich hierbei?
    Zu beachten ist, dass es neben typischen „Wohnraumschimmelpilzen“ auch eine Vielzahl von Lebensmittelschimmelpilzen gibt und das ihre toxische Wirkung nicht zu unterschätzen ist. Es sollte hier eine genaue Zuordnung erfolgen, z. B. verschimmeltes Brot oder Schimmel im Abfalleimer, feucht oder nass gelagerte Textilien können einen Befall begünstigen oder auch verursachen. Zur Beseitigung reichen hier bereits einfache Maßnahmen aus.
    Weiterhin können auch Holz zerstörende Pilze auf der Tapete, wie z. B. ein kleiner Fruchtkörper des Echten Hausschwamms optisch wie ein Schimmelpilzbefall aussehen (siehe Bild 6.4.3.).
  3. Es wird die relative Luftfeuchte über eine längere Zeit überprüft.
    Dabei sind auch die Zimmertemperatur und auch die Temperatur an der kühlen Wandoberfläche zu überprüfen. Das sollte über einen längeren Zeitraum erfolgen. Eine Momentaufnahme gibt keine zuverlässige Aussage. (Erläuterung zur Bestimmung der relativen Luftfeuchte an der Wandoberfläche, siehe Anlage 7.)
  4. Es ist zu prüfen, ob nicht andere Ursachen für eine höhere Feuchtigkeit infrage kommen. Hier kann ein veränderter Grundwasserspiegel (Grundwasser im Keller), lang anhaltender Niederschlag, Baufeuchte nach umfangreichen Sanierungsmaßnahmen, Veränderung von Bauteilen (Fenster, Türen, Wände) oder anderes verantwortlich sein.
  5. Wie ist der Zustand des betroffenen Raums bzw. Gebäudes und welche Nutzungsart liegt vor?
    - Lage und Größe, Umgebung (Betriebe wie Kompostierung, Landwirtschaft u. a.)
    - Bewohner, Haustiere (hier ist auch die Anzahl der Bewohner pro Fläche bzw. Raumvolumen wichtig.)
    - Reinigungsgewohnheiten, Müllentsorgung, Sammeln von Biomüll in der Wohnung.
    - Ausstattung der Räume (Fußbodenbelag, Luftbefeuchter, raumlufttechnische Anlagen, große Anzahl von Topfpflanzen u. a.)
    - Heizungs- und Lüftungsverhalten
    - Nutzung als Lagerraum, Wohnung, Kindergarten, Krankenhaus o. a.
  6. Welche bautechnischen Maßnahmen wurden in den vergangenen Jahren durchgeführt oder lagen Bauschäden vor? Änderung der Raumaufteilung, Fallrohrverstopfungen, Wärmebrücken usw.
  7. Gibt es eine Nutzungsänderung?
    Z. B. es werden auch alte Scheunen oder alte Burgkeller ausgebaut, die eventuell früher Stallungen waren oder es werden Wintergärten (Gewächshäuser) angebaut, die jetzt zum Bestandteil der Wohnung gehören.
  8. Welche Baustoffe wurden verwendet bzw. sind diese feucht?
    Das können Dämmmaterialien auf Zellulosebasis, Silikonfugenmaterial, Tapeten, Holz, Stroh, Papier u. a. sein. Besonders bei Leichtbauweisen können bei unsachgemäßer Ausführung sehr schnell Feuchteschäden auftretet oder wurden z. B. gipshaltige Baustoffe verwendet, wo konstruktiv eine Feuchtebelastung vorliegt, z. B. im Keller.
  9. Nicht immer gibt es nur eine Ursache, sondern die Summe der zum Teil sehr unterschiedlichen Kriterien führt zum vorliegenden Schaden. Es empfiehlt sich daher, schrittweise an die Schadensbehebung heranzugehen. Zweckmäßig beginnt man mit der Maßnahme, die den wenigsten Aufwand verursacht. Mit dem folgenden interessanten Beispiel im Bild 8.1.1. soll stellvertretend ein Schadensfall genannt werden.

    Beispiel: In der Wohnung tritt im Januar an den beiden inneren Ecken der Außenwand bis in einer Höhe von ca. 1,5 m Schimmelpilz auf der Tapete auf. Die Außenwand besteht aus einer 38er Ziegelsteinwand. Das Raumklima ist in Ordnung. Es sind keine weiteren Schäden erkennbar. Es handelt sich hierbei um ein altes sehr ordentlich saniertes Mehrfamilienhaus. Der Mieter wollte die Schäden mehr oder weniger der Baufirma anlasten, da an der Innenwand auch ein schräger Setzungsriss vorliegt. (Die beiden Schäden haben nichts miteinander zu tun.) Im Bild ist die Zergliederung des Raumes zu erkennen.

    Ungünstige Raumgeometrie ermöglicht Schimmelpilzbefall
    Bild 8.1.1.: Schadensbereich mit Schimmelpilzbefall an der inneren Ecke der Außenwand

    Die einfachste Lösung ist hier, den Schrank aus dieser Nische zu entfernen oder wenigstens einfach um 90° zu drehen und an die Innenwand aufstellen. Damit kann die geometrische Wärmebrücke besser mit der warmen Raumluft erwärmt werden. Wobei hier das Problem besteht, dass die Luftwalze wegen dem Standort des Heizkörpers unter dem Fenster nicht sehr wirkungsvoll ist. Weil aber der Schrank so schön in diese Nische passt, soll er nicht umgestellt werden. Die weiteren Ratschläge sind dann zweitrangig. Den Schrank weiter an die Innenwand rutschen und auf Leisten stellen und von der Wand abrücken.
    Die Raufasertapete im Eckbereich entfernen und die Wandfläche nur mit Kalkfarbe oder Silicatfarbe beschichten. Ist dies nicht ausreichend, könnte im unteren Abschnitt der Außenwand eine kleine Tapetenheizung mit Thermostatfühler angebracht werden, welche nur bei kalten Außentemperaturen zeitweise die Wandoberfläche um wenige Grad erhöht. Das Regal in der Zimmerecke zum Balkon muss so aufgestellt werden, dass genügend warme Luft von der Heizung heran strömen kann oder was besser ist, es wird an einem anderen Standort aufgestellt. Mit einer Konvektionsheizung ist keine gleichmäßige Temperierung aller Wandabschnitte möglich. Als konstruktive Lösung könnte hier eine Randleistenheizung dienen.

    Durch ein undichtes Dach wurde die Betonaußenwand durchfeuchtet und es bildete sich Schimmelpilz an der Putzoberfläche und an der Tapete. Die Wandoberfläche wurde mit einer Infrarotheizung getrocknet. Bereits nach wenigen Stunden konnte ein sichtbarer Erfolg festgestellt werden. Im Bild 8.1.2. wird eine noch in der Versuchsphase getestete Strahlungsheizung gezeigt. In der Zwischenzeit gehören die IR-Trocknungsgeräte zur Standardausrüstung einer Trocknungsfirma.

    Trocknunf mit Infrarotstrahler
    Bild 8.1.2.: Hier noch aus der Versuchsphase zur Trocknung einer durchfeuchteten Wand mithilfe der Infrarotstrahlung. [155]

    8.2. Bestimmung von Schimmelpilzbelastung

    Die Bestimmung einer Schimmelpilzbelastung dient unterschiedlichen Zielen. Dazu gehören:

    Nachweis einer Außenluftquelle, Nachweis einer Innenraumluftquelle oder eine gesundheitliche Bewertung der Schimmelpilzbelastung.

    Die Bestimmung von Schimmelpilzbelastungen ist durch qualifizierte Fachleute nach entsprechender abgestimmter Empfehlung, vergleiche [5], auszuführen. Es wird auf die entsprechenden TRBA-Richtlinien, Verfahren der BIA und VDI-Richtlinien und auf die allgemein übliche mikrobiologische Praxis hingewiesen. Weiterhin gelten die Verfahren nach TRBA 405 und 430 für die Messung in Arbeitsräumen.

    Für die Klärung, ob eine Schimmelpilzbelastung in den Räumen vorliegt, sind Proben zu nehmen und zu untersuchen:

    Eine Schimmelpilzquelle im Gebäude ist zu vermuten, wenn die Anzahl der Schimmelpilze in der Innenraumluft deutlich höher ist als außen und sich die Zusammensetzung der Arten deutlich voneinander abweichen. Allerdings wird eine genaue Aussage erschwert, da

    Dem gegenüber ergeben Untersuchungen von Haustaubproben eine Auskunft über eine mögliche längere Schimmelpilzbelastung im Gebäude, da sich Schimmelpilze im Hausstaub über eine längere Zeit anreichern.

    Die Messung der kultivierbaren Schimmelpilze von Material- und Oberflächenproben (Holz, Putz, Tapeten, Estrich, Dämmstoffe u. a.) geben mögliche Hinweise auf Schimmelpilzquellen und ermöglichen auch eine klare Abgrenzung des Keimspektrums im Gebäude von der Außenluft. Die Oberflächenkontaktprobe erfolgt mit der Hilfe einer Abklatschprobe24) oder eines Klebefilmpräparates25). Beide Verfahren erlauben keine quantitative Aussage. Neuere Methoden basieren auf der Analyse der Sporenbelastung im sedimentierten Hausstaub.

    Toxische und sensibilisierende Wirkungen luftgetragener Pilzsporen gehen sowohl von kultivierbaren als auch von nicht kultivierbaren Schimmelpilzen aus, daher ist eine Bestimmung der Gesamtsporenzahl erforderlich, die z. B. mit der Schlitzdüsenimpaktion oder der Camnea-Filtermethode erfolgen kann. [156]

    8.3. Chemische Bekämpfung

    8.3.1. Was ist eine chemische Bekämpfung?

    Die chemische Bekämpfung beseitigt nicht die Ursache, sondern reduziert nur die Auswirkung. Grundsätzlich ist immer erst die Ursache zu beseitigen. Sind diese beseitigt, so können die Reste des Schimmelpilzbefalls auch durch den sinnvollen Einsatz chemischer Bekämpfungsmittel oder auch durch Hitze beseitigt werden. Besteht bei der Entfernung die Gefahr einer unkontrollierten Ausbreitung, so ist in diesem Fall eine Abtötung sinnvoll. Pilzteile sind in der Lage sich in Materialvertiefungen oder Ritzen abzulagern. Wenn sich wieder günstige Wachstumsbedingungen einstellen, erfolgt ein Neubefall. In einem abgeschlossenen Projekt wurde festgestellt, dass eine bloße Reinigung (ohne Biozide) denselben Langzeiteffekt bewirkt, wie eine Biozidanwendung vor der Reinigung. Entscheidend ist die vollständige Erfassung und Beseitigung des Bewuchses. [157] Unter diesen Überlegungen sollte die Anwendung der chemischen Bekämpfung erfolgen.

    Eine Bekämpfung von Schimmelpilzbefall bei Materialien aller Art, bei Farben und Anstrichen ist durch Phenol-, Methyl- oder anorganische und organische Schwermetall-Verbindungen leicht möglich, aber wegen der Giftigkeit stellen diese Substanzen für die Umwelt eine Problematik dar. Andere Verbindungen, wie quartäre Ammonium-Verbindungen (Quats)26), halogenierte Sulfonylpyridine, Captane, Triazine sind weniger giftig. Die Forderung an solche fungizide Substanzen, für den Menschen und Tier quasi ungiftig, geruchlos, nicht flüchtig sowie licht- und luftbeständig zu sein, ist nur schwer zu erfüllen. [13]

    Die fungizide Wirkung der meisten angebotenen Schimmelbekämpfungsmittel, vor allem auf dem Baumarkt, basieren auf Chlor-, Schwefel-, Stickstoff- und organische Zinnverbindungen. In der Anlage 8 sind einige Bekämpfungsmittel mit Ihren Anwendungsbereichen aufgeführt. Haushaltsreiniger mit „Aktiv-Chlor“, die sog. Chlorbleichlauge wirkt bleichend und abtötend auf Schimmelpilze. Der eingeatmete Sprühnebel solcher Mittel bildet im Körper schädliche chlororganische Verbindungen. Eine Anwendung sollte möglichst gar nicht erfolgen oder auf ein Minimum reduziert sein.

    Analog wie die Schimmelbekämpfungsmittel, allerdings etwas minimiert verhält es sich mit den „Schimmelfarben“, wo Fungizide zugesetzt werden. Besser sind „schimmelhemmende“ Anstriche, deren Schutz auf physikalische Verfahren beruht. Bei der Anwendung dieser chemischen Bekämpfungsmittel erfolgt praktisch ein Austauschen eines Giftes durch ein anderes. Bei einigen Anwendungsfällen mit den „Chemischen Keulen“ vom Baumarkt konnten die Mieter den Wohnraum trotz guter Lüftung für einige Tage nicht nutzen. Für eine vorübergehende, oberflächliche Beseitigung erfüllen auch weniger unbedenkliche Mittel den Zweck. Das Problem dieser Bekämpfungsmaßnahme war, es wurde weder die Ursache erkannt noch beseitigt.

    8.3.2. Bekämpfungsvarianten

    1. Ist z.B. eine mit Dispersionsfarbe beschichtete Raufasertapete in der Fensterlichte oder an einer anderen Stelle leicht befallen, so kann die Entfernung der Tapete einschließlich der Zellleimreste (Nahrung) ausreichend sein. Statt der Dispersionsfarbe wird eine Silicat- oder Kalkfarbe verwendet.
    2. Im Anfangsstadium des Bewuchses reicht ein bloßes feuchtes Reinigen der Fläche.
      a) Wasser und Brennspiritus im Verhältnis von 90 zu 10 Gewichtanteile
      b) 5%-ige Sodalösung herstellen
      c) hochprozentiger Essig (Essigessenz)27)
      Diesen Stoffen können auch geringe Tensidbeigaben28)zur Verringerung der Oberflächenspannung beigegeben werden. Eine vorbeugende Wirkung ist nicht gegeben. Die Pilze können sich wieder ansiedeln.
    3. Zur Bekämpfung können die befallenen Stellen übergangsweise bis zum Beginn der Sanierung möglichst ohne Staubentwicklung gereinigt und desinfiziert werden.
      a) 70 %-igem Ethylalkohol bzw. Brennspiritus bei trockenen Flächen, (Apotheke bzw. Drogerie)
      b) 80 %-igem Ethylalkohol bei feuchten Flächen (Achtung: Nicht großflächig in Räumen anwenden, da explosive Luft-Alkohol-Gemische entstehen können!)
      c) Salmiak (Konzentration so hoch, wie verträglich, mindestens 5 %-ig.) Die Ammoniaklösung wirkt stark reizend auf die Atemorgane.
      d) 5 % oder 10 %-ige Wasserstoffperoxidlösung (Apotheke), wirkt abtötend auf die Schimmelpilze und gleichzeitig bleichend (bei Befall durch Bläupilze, siehe Holz). Hat aber keine vorbeugende Wirkung gegen einen Neubefall. [119, 158]
      e) Da die meisten Schimmelpilze im neutralen oder leicht sauren Milieu vorkommen, ist auch eine Verschiebung des pH-Wertes in den leicht alkalischen Bereich als Bekämpfungsmaßnahme zu werten. Z. B. Einsatz von alkalischen Baustoffen, statt eines Gipsputzes sind Kalkputze, Zementkalkputze oder Silikatplatten zu verwenden.
    4. Der Einsatz antimikrobielle Oberflächen hemmt das Wachstum von Keimen und wirkt einer mikrobiellen Besiedlung entgegen oder es werden die Mikroorganismen abgetötet. Die Wirkung ist immer auf die Materialoberfläche begrenzt, deren massenhafte Besiedelung mit Keimen verhindert werden soll. Es werden zwei Wirkungsprinzipien unterschieden:
      a) Bei den passiven Materialien wird die mikrobielle Besiedlung allein durch die Oberflächenstruktur verhindert. Durch die mikrodomänenstrukturierten Oberflächen (oder auch Lotus-Effekt genannt) wird das Anhaften der Mikroorganismen an der Materialoberfläche verhindert. Es erfolgt keine Bekämpfung.
      b) Aktive antimikrobielle Materialien greifen die Mikroorganismen an der Zellwand, im Stoffwechsel oder in der Erbsubstanz (Genom) mithilfe biozider Bestandteile an. Das Wirkprinzip gegenüber Bakterien bzw. Schimmelpilze nennt sich antibakterielle bzw. antimykotische Aktivität. Anwendungsbereiche sind hygienerelevante Lebensbereiche, wie Spezialbeschichtungen in Kühlschränken, keimreduzierende OP-Textilien oder antimikrobielle Oberflächen in Lebensmittelbetrieben. [159]
      c) Weitere Mittel zur Bekämpfung mit Kurzbeschreibung und ihre Anwendung werden in der Anlage 8 aufgeführt.

    8.3.3. Anwendung und Umgang mit chemischen Mitteln

    Die Stellen werden gut durch getränkt und ausgerieben. Die Augen und Schleimhäute sind zu schützen und es ist intensiv zu lüften, keine offene Flamme oder Funken erzeugen. Es empfiehlt sich, bei den Maßnahmen Handschuhe und eventuell eine Staubrille sowie Mundschutz zu tragen. (In zahlreicher Literatur wird dies zwingend vorgeschrieben, aber beim Umtopfen der Zimmerpflanze trägt man auch keine Handschuhe, obwohl die Blumentopferde die höchste Konzentration an Aspergillus fumigatus aufweist.) Bei den Maßnahmen ist eine Staubentwicklung und damit Sporenausbreitung möglichst zu vermeiden.

    Daneben muss man sich vor den Bekämpfungsmitteln schützen. Spritzer z. B. von Ammoniak in die Augen sind unangenehm, daher ist ein Augenschutz sinnvoll. In der Regel reicht eine normale Brille aus. Bei einer Ausführung durch ein Gewerbe ist eine Schutzbrille oder ein Schutzvisier (gleichzeitiger Gesichtsschutz) erforderlich.

    Die befallenen Materialien, wie Tapete, Leime, Farbanstriche und andere organische Bestandteile sind zu entfernen und gleich in Plastiktüten, z. B. Mülltüten, zu stecken. Es ist möglichst eine staubfreie Ausführung zu garantieren, damit eine unnötige Verteilung der Sporen und Myzelteile vermieden wird. Schimmelpilze benötigen vorwiegend organische Materialien als Nahrung. Diese sind im Gefährdungsbereich zu entfernen, z. B. an kalten Wandflächen. Über die Entfernung des Putzes ist fallweise zu entscheiden. In der Regel dürfte eine gründliche Säuberung der Wand- bzw. Putzoberfläche, z. B. mit Spachtel und Drahtbürste, ausreichen. Mineralische Putze dienen nicht als Nahrungsgrundlage. Das Myzel bewächst daher vorwiegend die Oberfläche und eventuell wenige Millimeter tief, um an der Oberfläche eingelagerte Feuchtigkeit und organische Bestandteile aufzunehmen. Bei altem sprödem Putz sind die Einlagerungen natürlich viel tiefer. Auch kann hier das Myzel durch das lockere Gefüge leichter eindringen. Ob ein teilweiser Putzaustausch erforderlich ist, muss je nach Befallsstärke durch Schimmelpilzmyzel eingeschätzt werden. Bei sichtbar durchfeuchtetem, mit Salzausblühungen versehenem oder sehr altem losen Putz ist ein Austausch des Putzes generell zu empfehlen. [17]

    23) Ausnahme für Allergiker oder Personen mit chronischer Erkrankung der Atemwege sowie geschwächtem Immunsystem.
    24) Es wird ein geeignetes präpariertes Nährmedium gegen die Befallsfläche gedrückt und bebrütet.
    25) Die Schimmelpilze vom Material werden auf eine durchsichtige Klebefolie überführt und anschließend mikroskopisch nachgewiesen.
    26) Sie wirken meist selektiv. Einige Schimmelpilze werden nicht bekämpft, sondern verlieren ihre Nahrungskonkurrenten und entwickeln sich umso besser. [119]
    27) Besonders Kalk hat eine neutralisierende Wirkung und außerdem gelangen mit dem Essig organische Nährstoffe auf das Material, daher ist die Anwendung von Essiglösung meist nicht sinnvoll.
    28) Für alle wasserlöslichen, grenzflächenaktiven Stoffe, die man auch als waschaktive Stoffe (WAS), Netz- und Emulgiermittel bezeichnet. In Waschmittel sind anionaktive Tenside. [160]

    Schimmelpilze in Wohngebäuden ISBN 9783000129469 2007 und Ergänzungen 2021
    - Peter Rauch PhD -

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