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3. Die Schimmelpilzbildung

3.1. Wichtige Ursachen der Entstehung

Feuchte Wohnungen mit unterschiedlichen Ursachen hat es schon immer gegeben. Werden die Ursachen richtig erkannt, so können diese Schäden vermieden werden.

Leider haben die Erkenntnisse aus den Fehlern der Vergangenheit und vor allem der Gegenwart in Verbindung mit den Erkenntnissen aus den bauphysikalischen Zusammenhängen nicht zu schimmelfreien Wohnungen geführt.

Aus den vorangegangenen Ausführungen wird deutlich, dass wir uns dem Einfluss der Schimmelpilze nicht entziehen können. Lediglich die Konzentration der Sporen kann durch sinnvolle Maßnahmen reduziert werden. Bei optimalen Lebensbedingungen der Schimmelpilze in den Innenräumen werden Materialien und auch Lebensmittel befallen bzw. mit höheren Konzentrationen beauflagt, sodass neben der direkten auch eine indirekte Belastung auftritt. Die Zuordnung der Schimmelpilze zu den Vertretern unter Zygomyceten, Ascomyceten oder Deuteromyceten hat lediglich dann eine ausschlaggebende Bedeutung, wenn bestimmte Krankheitssymptome und die genaue Ursachenquelle bestimmt werden müssen und sich aus dem vorliegenden Bauzustand keine eindeutigen Schlussfolgerungen ziehen lassen.

Die einfachste Möglichkeit, höhere Schimmelpilzkonzentrationen in der Wohnung zu vermeiden, ist eine niedrige relative Luftfeuchtigkeit anzustreben, eine annähernd gleiche Temperatur auch an den Oberflächen zu erzielen und eine entsprechende Sauberkeit einzuhalten.4)

Weiterhin sind Einrichtungsgegenstände und Baustoffe trocken zu halten bzw. zu trocknen. Ein Schimmelpilz selbst in Duschen und im Bad lässt sich durch Lüften und Klimatisierung (trockene Wärme) vermeiden. Die relativ kurzen Feuchtespitzen stellen im Allgemeinen keine Gefahr dar, wenn anschießend wieder eine niedrigere Feuchte erreicht wird.

Die Schimmelschäden lassen sich nach folgenden Kriterien einteilen:

Sichtbare Schimmelschäden

Diese können in vielen Fällen bereits makroskopisch eindeutig erkannt werden. Die Kenntnis über die Größe des Befalls (Fläche, Tiefe und Intensität) ist allerdings eine entscheidende Voraussetzung für die Beurteilung eines Schimmelschadens und daraus resultierende entsprechende Sanierungsmaßnahmen.

Schimmelgeruch ohne sichtbaren Befall

In diesem Fall kann die Eingrenzung nur über die Wahrnehmung des Geruches erfolgen. Das können Unterseiten von Fußbodenbelägen oder die Rückseiten von Gipskartonständerwänden sein. Es ist zu beachten, dass holzzerstörende Pilze unter Umständen ähnliche Gerüche abgeben.

Feuchtigkeit ohne sichtbaren Befall

Bei erhöhter Feuchtigkeit ("aufsteigende" Feuchte, Wasserleitungsschaden o. ä.) in Baustoffen ist die Wahrscheinlichkeit eines mikrobiellen Befalls sehr groß. Daher ist die Ausdehnung des Schadens schnell zu erfassen und eine wirkungsvolle Trocknung durchzuführen. Befallene Baustoffe sind auszubauen bzw. zu sanieren.

Problemkonstruktionen ohne sichtbaren Befall

Bestimmte Bauteile neigen durch ihre Konstruktion zu Schwachstellen, bei denen zeitlich bedingt starke Temperaturschwankungen auftreten, sodass sich Kondenswasser an der Oberfläche bildet. In dieser Situation sind Kenntnisse der Bauphysik erforderlich. Diese Schäden können häufig nur aufgrund besonderer Erfahrungen lokalisiert werden. Beispiele sind hier Kellerwohnungen oder Fußböden im Erdgeschoss über kühle Keller.

Gesundheitliche Beschwerden ohne sichtbaren Befall

Sind keine Hinweise auf Feuchtigkeit oder einen Befall erkennbar, so ist dies durch einen Umweltmediziner und/oder Allergologen zu klären, ob eine Belastung durch Schimmelpilze für die Beschwerden verantwortlich ist. Die Beschwerden können auch auf Außenluftquellen zurückzuführen sein oder die Belastung erfolgt zeitlich und räumlich wo anders. [30]

Schimmelpilze benötigen bestimmte Lebensbedingungen (vgl. Pkt. 2.2.). Diese werden durch nachfolgende Kriterien begünstigt:

Vorschläge, wie das Aufstellen der Möbel 15 cm von der Wand sind vollkommener Unsinn. Früher hatte die Möbelindustrie die Schränke mit Beine hergestellt und so konnte von unten her auch die Rückseite des Schrankes hinterlüftet werden. Zum Beispiel bei einer 4 m langen Wand und einem Abstand von 15 cm werden so 0,6 m² Raumfläche verschenkt. Bei einer Miete von 5 Euro/m² sind das 60 Euro/Jahr, was ganz vereinfacht ausgedrückt bei einer Nutzungsdauer von 30 Jahren einen Wertverlust von ca. 900 Euro bedeutet. Wenn die Wohnung nur unter Einschränkung benutzbar ist, wo sind dann die Grenzen? Für den Mieter immer ein Anlass „Mängel“ zu suchen, ob berechtigt oder nicht, um eine Mietminderung zu erstreiten. Für den Vermieter gilt das Umgekehrte. Seit Jahrtausenden baut man Gebäude. Mit der Einführung der EnEV und die damit verbundenen Maßnahmen kann man die Gebäude nur noch mit einer komplizierten Nutzungsanleitung bewohnen und dort, wo es gar nicht klappt, dort legt man Nutzungseinschränkungen fest oder baut komplizierte Lüftungsgeräte ein.

Ohne Ursachenbeseitigung ist langfristig keine Schadensbehebung möglich!

3.2. Schimmelpilze in den Wohnungen

Feuchte Wände, klamme Wohnungen und die damit verbundene Schimmelpilzbildung hat es schon immer gegeben. Je nach wirtschaftlicher Situation wurden solide oder preiswerte Gebäude gebaut.

Abhängig von dieser Bauausführung und der verwendeten Baustoffe kam bzw. kommt es zu unterschiedlichen bauphysikalischen Erscheinungen in den Gebäuden. Es wurde hier mit Absicht der Begriff„Erscheinung“ gewählt, da eine Vielzahl der am Gebäude wirkenden Gesetzmäßigkeiten, vor allem ihre gegenseitige Wechselwirkungen, nicht hinreichend bekannt sind.

Sehr bedenklich ist nun, dass trotz des höheren Erkenntnisstandes und der Bauerfahrungen über viele Jahrhunderte oder besser seit Jahrtausenden sich ein statistisch belegter Trend abzeichnet, wo es innerhalb der letzten Jahre in Deutschland zunehmend zur sichtbaren Schimmelpilzbildung in Wohnräumen gekommen ist.

Nachfolgend ausgewählte Hinweise, die zu einer höheren Schimmelbelastung führen bzw. diese vermeiden können.

1. Die früher verwendeten Baustoffe wie Natursteine, Lehm oder Holz haben zum Teil günstigere bauphysikalische Eigenschaften als die neueren Baustoffe, wie Polystyrol u. a., in Bezug auf Dampfdiffusion und Wasserdampfaufnahmevermögen. Wobei aber auch zu beachten ist, dass die Naturprodukte nicht für jede Anwendung der optimale Baustoff ist.

2. Die Wandoberflächen wurden mit Kalk-, Kreide oder Leimfarben beschichtet, die eine ungehinderte Wasserdampfdiffusion ermöglichen und zusätzlich ein Festigkeits- und Spannungsausgleich bedingen (gleiche Eigenschaften hat auch die Silicatfarbe). Dagegen werden heute bindemittelreiche Dispersionsfarbenanstriche und Tapeten mit hohen Kunststoffanteilen verwendet, die eine Wasserdampfdiffusion bzw. die Adsorption (Eigenschaft der Baustoffe kurzzeitig Feuchtespitzen aufzunehmen) behindern. Einige Anstriche bilden eine Dampfsperre. Es kommt zur Durchfeuchtung zwischen dem Putz und der Beschichtung sowie zur Blasenbildung und zum Abblättern. Zu den Kaseinfarbanstrichen sei hier gesagt, dass sie eine hohe Empfindlichkeit gegen Schimmelpilze und Fäulnisbakterien haben und daher nur für trockene gut temperierte Räume geeignet sind.

3. Bei einer Beheizung mit Öfen wurde gleichzeitig für einen zusätzlichen Luftaustausch gesorgt. Die benötigte Verbrennungsluft bewirkte ein Nachströmen von kühlerer und somit trockener Außenluft durch die Fensterfugen. Bei einer Konvektionsheizung tritt dieser Effekt nicht auf. Demzufolge führt diese auch zu einer höheren Konzentration an Raumfeuchte, da eine geringere Lüftungsrate vorliegt. Hinzu kommt aber auch, dass Öfen Strahlungsheizungen sind und so die Wandoberflächen erwärmen. Damit erfolgt eine Temperierung der Außenwandoberfläche.

4. Die Entwicklung des Wohnungsstandards hat sich verändert. So betrug vor 40-50 Jahren der häusliche Wasserverbrauch nur einen Bruchteil des heutigen. Damit wurde auch nur ein kleinerer Teil der Wasserdampfmenge freigesetzt. So waren Toiletten zum Teil außerhalb der Wohnung, in den meisten Fällen gab es nur eine Wasserzapfstelle, und Waschmaschinen waren noch selten. Die Wäsche wurde im Waschhaus gewaschen. Wo kein Badezimmer vorhanden war, ging man in die öffentlichen Badeanstalten.

5. Die Dachböden wurden zum Wäschetrocknen genutzt. Heute gibt es diese nicht mehr, sodass oft die (kleine) Wäsche in der Wohnung getrocknet wird.

6. Durch die ständige Verringerung des zur Verfügung stehenden Haushaltseinkommens sind Sparmaßnahmen erforderlich. Dies drückt sich in einer kleineren Wohnung (Raumvolumen/Person) und in den Einsparungen bei der Heizung aus. Dem gegenüber steht aber auch eine ständige Verringerung der Familiengröße bzw. die Anzahl der Personen pro Haushalt. (Zunahme an Singlehaushalten). Die Wohnfläche bzw. das Raumvolumen pro Bewohner wird zwar in diesem Fall größer, aber in vielen Fällen gerade in den Einzimmerwohnungen finden der gesamte Tagesablauf und das Schlafen in einem Raum statt.

7. Sozioökonomische Merkmale, wie z. B. selbst genutztes Wohnungseigentum, beeinflussen die Schadenshäufigkeit, sodass die Anzahl der Feuchteschäden geringer ist. [31]

8. Bei den Fenstern hat eine Entwicklung stattgefunden, die gleich in mehrfacher Hinsicht die Feuchtigkeitsprobleme in den Wohnungen verschärft:

  1. An den Einfachverglasungen stellten sich die eindeutig niedrigsten Temperaturen in der gesamten Wandfläche ein. Waren die Scheiben beschlagen, wurde dem Wohnungsnutzer signalisiert, dass gelüftet werden sollte. Heute können z. B. selbst innen liegende Wohnungswände zum Treppenhaus, eine niedrigere Oberflächentemperatur haben als die Isolierverglasung.
  2. Durch den Einbau von Isolierverglasung speziell im Altbaubereich verlagert sich die kältere Temperaturzone an die Wandanschlüsse. Es entstehen so neue Wärmebrücken bzw. vorhandene werden jetzt deutlich. Es kommt zur Tauwasserbildung. (Bilde 3.2.1. und 3.2.2.)
  3. Gegenüber mehrflügeligen Fenstern ragt der heutige große Fensterflügel zu weit in den Raum. Es wird die Kippstellung zum Lüften bevorzugt, was jedoch feuchtetechnisch ungünstig und zu dem energieverschwendend ist und auch zu Feuchteschäden führen kann (siehe Bild 5.2.2.).
  4. Durch die Fugen zwischen Rahmen und Flügel konnte auch bei geschlossenem Fenster kontinuierlich ein Lüftungsausgleich erfolgen. Bei den heutigen Konstruktionen wird dies nahezu vollständig unterbunden. Ein bewusstes Lüftungsverhalten ist nur zu realisieren, wenn ein lüftender Bewohner ständig anwesend ist. Bei einer Berufsausübung ist man unter Umständen 10 oder mehr Std. nicht anwesend, sodass sich die Lüftung auf 1 bis 2 Stoßlüftungen beschränken muss. Aus diesem Grund baut man heute undichte Dichtungen und Lüftungsschlitze in die modernen fugendichten Fenster ein.

  5. Bild 3.2.1.: Dieser Umfang an Schimmel in der Fensterlaibung zeigt, dass im Zimmer über eine lange Zeit eine hohe Luftfeuchtigkeit vorlag. Deutlich ist auch das Tauwasser an der Isolierverglasung zu erkennen. An den kühlen Wandflächen liegt eine Tauwasserbelastung vor.


    3.2.2.: Schaden wie im Bild 3.2.1. zusätzlich ist in diesem Fall die Wärmebrücke neben dem Fensterrahmen gut erkennbar. Es erfolgte beim Einbau der Fenster keine ausreichende Fugenabdichtung und Isolierung des Anschlusses.

9. Durch vorsätzliche und falsche Handlung einiger Mieter werden Schäden verursacht. Eine Außenwandecke ist eine geometrische Wärmebrücke und kein Baumangel. Diese Gegebenheit muss akzeptiert werden und es kann z. B. hier kein großer Schrank oder andere Einrichtungsgegenstände aufgestellt werden, sodass die Temperierung der Außenwand hier nicht unterbrochen wird. Ebenso ist in einer Wohnung nicht waschmaschinenweise die Wäsche zu trocknen.

10. Durch Eigentümer sind trockene, für Wohnzwecke geeignete Räume zur Verfügung zu stellen. Hier sollen nur beispielhaft aufgezählt werden, Baufeuchtigkeit, Feuchtigkeit nach größerem Wasserschaden, kaputte Dachentwässerung, aufsteigende Feuchtigkeit, fehlende ausreichende Lüftungs- und Heizungsmöglichkeiten usw.

11. Durch die ständig steigenden Energiepreise werden die Heizungskörper in einigen Räumen abgestellt. Die indirekte Heizung der Räume erfolgt über offene Zimmertüren. Wärmere Luft strömt an die kühlen Außenwände (meist über der Sockelleiste befindet sich die kälteste Wandoberfläche) und die Feuchtigkeit taut dort aus. Liegen unterschiedliche Raumtemperaturen in einer Wohnung vor, so sind die Türen geschlossen zu halten. In den kühleren Räumen ist an kalten Wintertagen die Heizung wenigsten zeitweise auf einer niedrigen Stufe zu betreiben, sodass es nicht zur vollständigen Auskühlung kommt.

12. Die Nachtabsenkung erfordert am nächsten Tag ein Aufwärmen des abgekühlten massiven Mauerwerkes. Nicht nur, dass an dieser kühleren Wandoberfläche eine höhere relative Luftfeuchte vorliegt, so beeinflusst die niedrigere Oberflächentemperatur auch die Behaglichkeit. Die Heizung wird daher etwas höher eingestellt. Die Nachtabsenkung bringt nur bei Leichtkonstruktionen Energieeinsparungen. Bei Massivbauten kann dies eher zum Gegenteil führen.

13. Kann sich die Luft vom Keller bis zum Dachboden über das Treppenhaus in einer Luftwalze bewegen, so kommt es zum Luft- und Feuchtigkeitsaustausch über mehrere Etagen. In vielen Fällen kann es am massiven Mauerwerk zum Kellereingang zum Tauwasserausfall kommen.

14. Es werden heute zusätzlich Räume zu Wohnzwecken oder als Büro genutzt, die bisher die Funktion einer Abstellkammer, Keller oder als Trockenboden hatten. Eine Funktionsänderung gerade bei vielen älteren Gebäuden war konstruktiv nicht vorgesehen. Statt der Wäschetrockenböden werden jetzt Trockenräume im (kalten und feuchten) Keller vorgesehen. Wohnräume stellen wesentlich höher Anforderungen an das Raumklima als Nebenräume. Diese Kriterien müssen bei der Planung und Ausführung berücksichtigt werden.

3.3. Beispiele für das Vorkommen der Schimmelpilze in Innenräume

Die Verbreitung kleiner Partikel in Innenräume wird durch die Bewegung der Luft bestimmt. Bereits ohne zusätzliche Lüftung reicht die thermische Konvektion aus, eine Zirkulation der Luft in einem Raum zu bewirken. Dies führt zu einer gleichmäßigen Verteilung der Pilzsporen, auch zwischen verschiedenen Räumen und Stockwerken. So kann ein Gramm Hausstaub bis zu 3,2 Millionen lebende Pilzsporen enthalten. So dominieren in der Außenluft Cladosporium-Arten und als typische „Raumpilze" kommen die Arten der Gattung Aspergillus und Penicillium vor, die auf Lebensmittel, feuchtem Leder, Papier, Baumwolle und Wolle wachsen. Daneben sind auch Alternaria, Aureobasidium, Fusarium und Wallemia sebinachweisbar. Penicillium-Arten für grünliche und Fusarium roseum für die rötlichen Flecken. (Beispiele Bild 3.3.1. u. 3.3.2.)

Fehlerhafte Innendämmung: Nach der Entfernung der Holzverkleidung mit Wärmedämmung wurde die vollständig verschimmelte Gebäudeaußenwand freigelegt. Es fehlte die Dampfbremse und zusätzlich ist die Gebäudeaußenecke eine Wärmebrücke, siehe Bild 3.3.2.


3.3.2.: Verschimmelte Innenwand einer Gebäudeecke.

Feuchte Tapete: Auf der Tapete bildeten sich nach einem kleineren Wasserleitungsschaden und fehlender Lüftung diese rötlichen Flecken auf der Tapete. Die rötlichen Flecken wurden aber auch mit dem Echten Hausschwamm (Serpula lacrimans) vorgefunden. Schimmelpilze haben nur ein sehr dünnes Myzel und meist nur unmittelbar an der Putzoberfläche. Das Myzel des noch "kleinen" Holz zerstörenden Pilzes ist dicker und wächst durch den Putz in das Mauerwerk, siehe Bild 3.3.3.


Bild 3.3.3.: Rötliche Flecken auf der Tapete.

Küchen: In Kühlschränken, an Brotschneidemaschinen, auf verschimmeltem Brot sowie über Mülleimer ist Penicillium roqueforti zu finden. Rosa, Rosaroter oder Roter Brotschimmel ist die Bezeichnung für Neurospora sitophila, die mit unter auch für andere Arten (Neurospora crassa, Neurospora tetrasperma) benutzt wird und auf die Myzelfarbe des oft besiedelten Brotes Bezug nimmt (Brotpilz, Bäckereipilz).[32] Selbst die Fruchtkörper vom Echten Hausschwamm (Serpula lacrimans) kommen in der Speisekammer vor(Bild 3.3.3.).

Echter Hausschwamm in der Speisekammer
Bild 3.3.3.: Echten Hausschwamm an der Unterseite des Einlegebrettes in der Speisekammer.

Toiletten und Bäder:Bei Temperaturen über 24 °C können in der Raumluft über den Vorleger vor Toilettenschüsseln Aspergillus flavus und Aspergillus parasiticusauftreten. [33] Insgesamt sind aber die Sanitärräume meistens sauberer als in der Küche, der Kühlschrank, das Schneidebrettchen oder der Aufwaschlappen. Letzterer sollte häufiger ausgetauscht werden, da er geradezu voller Keime ist.

Schlafzimmer: Der Matratzenstaub enthält ziemlich einheitlich zusammengesetzte xerophile (Trockenheit liebend) Schimmelpilzflora: Es überwiegen Eurotium (Aspergillus repens und Aspergillus penicilloides). Ebenso führt das Bettenmachen stets zu einem deutlichen Anstieg der Sporenzahl in der Luft. [33] Nach einer statischen Umfrage werden 70,3% aller Schimmelschäden im Schlafzimmer festgestellt. Mikroorganismen haften sich an Staubpartikel. Je sauberer die Räume sind, so geringer ist auch die Belastung durch die Mikroorganismen in der Raumluft und an den Oberflächen. Die meisten Mikroorganismen werden durch UV-Licht abgetötet. Dies wird erreicht, wenn die Sonnenstrahlung durch das geöffnete Fenster in das Zimmer gelangt. Bei einem angekippten Fenster geht das nicht.

Wohnzimmer: Die Höhe der Sporenanteile wird von der Nutzung und der Sauberkeit beeinflusst. Ein geringer Staubanteil wirkt sich günstig aus. Ebenso sollten die Wohnräume nicht zu einem Gewächshaus umfunktioniert werden. Ca. 70 % der Zimmerpflanzen enthalten in ihrer Blumenerde Aspergillus fumigatus. Aber auch ungepflegte Hydrokulturen können Aspergillus-Arten beinhalten. [33] Die Auswahl und das Aufstellen von Einrichtungsgegenständen darf die Luftzirkulation nicht behindern.

Verschlossene Räume: Fehlende Luftzirkulation kann im ungünstigen Fall zu einer Durchfeuchtung führen und so einen Schimmelpilzbefall begünstigen. Das sind, z. B. nicht belüftete Hohlräume im Dachgeschoss, Speisekammern (siehe Bild 3.3.3.) aber auch Hohlräume hinter einer Gipskartonvorsatzwand oder Kellerräume, wo statt einer Lattentür ein dichtes Türblatt eingesetzt wurde.

Spitzböden: Sind diese nicht belüftet, so kann sich z. B. durch die Klappe der Einstiegstreppe Feuchtigkeit ansammeln und zu einer starken Schimmelpilzbildung führen.

Schwimmbäder und Saunen: Die Schimmelpilze sind gleichmäßig auf Umkleidekabinen, Schwimmbereich, Dusche und WC’s verteilt. Die Fußböden sind am stärksten befallen. Es besteht eine große Gefährdung durch eine Infektion mit Fußpilzen. Daher ist das Tragen von Badeschuhen wichtig.

Sichtbare Schimmelpilzschäden treten vor allem im November und Dezember verstärkt auf. Die Luftfeuchtigkeit und die Feuchtigkeit der Baustoffe stehen in einem Feuchtegleichgewicht. Diese Feuchtigkeit ist im November und Dezember am höchsten und im März am niedrigsten. Zu Beginn der kühleren Jahreszeit kühlen die äußeren Wandflächen ab und die relative Luftfeuchtigkeit an der Oberfläche erhöht sich und es kommt auch teilweise zur Tauwasserbildung.
Offene Türen, kühlere Temperaturen beim Schlafen, abgestellte Heizkörper, aber auch zu kleine Zimmer begünstigen eine Erhöhung der Schimmelpilzkonzentration. Oft werden Schimmelflecken nach einer 14-tägigen Kälteperiode sichtbar.

Biotonnen: Sind vor den keimhemmenden UV-Strahlen geschützt. Analog trifft dies auch für die Abfalleimer zu. In diesen Behältnissen liegen optimale Wachstumsbedingungen in Bezug auf Feuchte und Nahrungsangebot vor, sodass sehr schnell größere Schimmelflächen entstehen können.

Beim Umgang mit Biomüll gelangen zwangsläufig Schimmelsporen in die umgebende Luft und von dort aus durch Einatmen auch in den menschlichen Körper. So kann Aspergillus fumigatus für Menschen mit verminderter Immunabwehr als Folge einer chronischen Grunderkrankung sehr gefährlich werden und zu tödlich verlaufenden invasive Aspergillose führen. Daher sollten abwehrgeschwächte Personen den Umgang und den Kontakt mit Bioabfall meiden. Kleine portionsweise Verpackung in Zeitungspapier sowie eine Reinigung der Tonne mit Essigwasser und das Aufstellen in einem schattigen Ort verringern deutlich den Sporenanteil. Die Leerung sollte 1 Woche nicht überschreiten. [29]

Jeder kennt verschimmeltes Brot und weiß, wie schnell dieses gerade im Sommer und vor allem an schwülwarmen Tagen verschimmeln kann. Lebensmittel und besonders Teigwaren stellen geradezu eine optimale Nahrungsgrundlage dar. Daher werden Rezepturen zugegeben, die eine gewisse Haltbarkeit ermöglichen. Brötchen und Brot verschimmeln5) nicht nur im Sommer bei einer Temperatur in der Küche von 23 bis 25 °C und einer rel. Luftfeuchte zwischen 40 bis 63 % bereits nach 4 bzw. 5 Tagen. Die Luftfeuchte im Gebäude liegt somit weit unterhalb der Wachstumsgrenzen, wie sie im Isoplethensysteme im Bild 2.2.1. oder 2.2.2. dargestellt werden.

Liegen bestimmte optimale Wachstumsbedingungen für Mikroorganismen vor, so wachsen diese auch bei einer relativen Luftfeuchte < 70 %. Die Ursache dürfte darin begründbar sein, dass neben dem optimalen Nahrungsangebot (Teigware und sicherlich etwas Eigenfeuchte) noch weitere Einflussfaktoren wirken und ihre gegenseitige Wechselbeziehungen nicht hinreichend erfasst werden können (in jeder Wohnung liegen andere klimatische Bedingungen vor) und auch nicht bekannt sind. Wenn bestimmte Grenzbereiche bereits erreicht wurden, so kann z. B. der zusätzliche kleine Blumentopf im Wohnraum den optisch sichtbaren Schimmelbefall bewirken. Die Ursache ist nicht der kleine Blumentopf mit seiner feuchten Erde mit Aspergillus fumigatus, sondern die Summe aus den vielen einzelnen Einflussfaktoren. Dies dürfte sicherlich auch der Grund dafür sein, warum in 9 von 10 gleichen Wohnungen kein Schimmelpilzbefall visuell erkennbar ist. Auch wenn in dieser zehnten Wohnung 1 m² Schimmelfläche feststellbar ist, kann jedoch insgesamt eine geringere Schimmelpilzkonzentration in der gesamten Raumluft vorliegen als in den übrigen 9 Wohnungen, wo optisch nichts sichtbar ist.

Aus den ausgewählten Beispielen wird bereits deutlich, dass die Argumente, „Es wird zu wenig oder falsch gelüftet.“ nicht stimmen müssen. In der Regel treffen meist mehre Faktoren gemeinsam zu, die zu einer sichtbaren Schädigung führen.
Besonders kommt es dann vor, wenn funktionstüchtige bewährte Altbaukonstruktionen durch unüberlegte Sanierungsmaßnahmen außer Kraft gesetzt werden. Aber auch Neubauten leiden darunter. Weder der Estrich noch der Putz sind ausgetrocknet und schon versucht man aus Kostengründen sich zwischen feuchten Tapeten und verflüchtigenden Lösungsmitteln wohnhaft zu machen. Das Austrocknen mit gründlichen Lüften gehört zum technologischen Bauablauf. Sicherlich kann man durch zusätzliche intensive Lüftung und Heizung den Trocknungsprozess verkürzen. Die damit verbundenen zusätzlichen Kosten sind geringer als eine mehrmonatige Miete, die man durch den früheren Bezug einspart.

4)Hierunter ist die normale Sauberkeit mit geringem Staubanteil gemeint. Ein aseptischer Zustand ist nicht erforderlich.
5)Wenn normal gelagerte Lebensmittel innerhalb kurzer Zeit durch Schimmelpilze befallen werden, dann kann man auch von einer höheren Sporenbelastung im Raum selbst ausgehen. Ergänzung: Die Verfahren zur Vermeidung und zur Bekämpfung von Schimmelpilzen in der Lebensmittel- und Futtermittelindustrie sind sehr weit entwickelt. Auf dieses spezielle Thema wird in diesem Buch nicht weiter eingegangen.

Schimmelpilze in Wohngebäuden ISBN 9783000129469 2007 und Ergänzungen 2021
- Peter Rauch PhD -

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