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7.3. Beschichtung der Innenwand

7.3.1. Einleitung

Die Beschichtung ist ein Sammelbegriff für eine oder mehrere in sich zusammenhängende, aus Beschichtungsstoffen hergestellte Schicht auf dem Untergrund. Im nachfolgenden Abschnitt werden nur ausgewählte Systeme, die eine Schimmelpilzbildung begünstigen oder das Wachstum erschweren vorgestellt. Gleichzeitig werden auch die Vor- und Nachteile einiger Innendämmungssysteme, Tapeten und Ähnliches aufgeführt.

Die Wandoberflächen wurden früher mit Kalk-, Kreide oder Leimfarben gestrichen, die eine ungehinderte Wasserdampfdiffusion ermöglichen und zusätzlich ein Festigkeits- und Spannungsausgleich bedingen (gleiche Eigenschaften hat auch die Silicatfarbe). Dagegen werden heute bindemittelreiche Dispersionsfarbenanstriche und Tapeten mit hohen Kunststoffanteilen verwendet. Diese zeigen ungünstige bauphysikalische Eigenschaften. Andere dichtschließende Anstrich, z. B. Ölfarbe bildet eine Dampfsperre, es kommt zur Durchfeuchtung zwischen dem Putz und der Beschichtung sowie zur Blasenbildung und zum Abblättern. Ebenso bringt eine diffusionsoffene Farbbeschichtung auf einer Folie, z. B. Dampfbremse, oder eine wenig feuchteregulierende Wandkonstruktion bzw. Putzbeschichtung kaum etwas.

7.3.2. Anstriche/Beschichtungen

Ein Anstrichstoff besteht aus Bindemitteln sowie gegebenenfalls aus Pigmenten und anderen Farbmitteln, Füllstoffen, Lösungsmitteln bzw. Verdünnungsmitteln. Diese müssen am Untergrund fest haften und die Oberfläche soll gleichmäßig und ohne Streifen erscheinen.

Wasserglasfarbanstrich
Die wird auch als Silicat- oder Mineralfarbanstrich bezeichnet. Das Bindemittel ist Kaliwasserglas K2SiO3 in wässriger Lösung. Das Wasserglas bewirkt eine Versteinerung oder Verkieselung des Untergrundes. Durch die Alkalität wirkt dieser Anstrich keimtötend. Die Silicatfarben können Zusätze wie Kalkhydrat enthalten. Es gibt auch Dispersionssilicatfarben die bis zu 5 % Kunststoffdispersionen enthalten. Auch dieser Anstrich hat wie die Kalkfarbe einen niedrigen Dampfdiffusionswiderstand. [143] Hydrophobierte Silikatfarbe für außenstehende mineralische Untergründe haben einen sd-Wert von 0,01 m, sind hochgradig durchlässig. Ihre Wasseraufnahme liegt bei < 0,1 kg/m²h0,5 und die Einstufung ist undurchlässig, wasserabweisend. Dispersionssilikatfarben haben eine sd-Wert von 0,02, sind durchlässig. Ihre Wasseraufnahme liegt bei 0,1 bis 0,5 kg/m²h0,5 und die Einstufung ist wasserabweisend. [144]

Kalkfarben
Das Bindemittel ist mit Wasser verdünnter gelöschter Weißkalk Ca(OH)2. Das Weißen wird meist nur noch für einfache Räume, wie Keller, Garagen und Ställe benutzt. Wegen seines hohen pH-Wertes kann es gleichzeitig desinfizieren. Eine Einfärbung bis 5 % Bunt-Pigmente ist möglich. Für die Erhöhung einer Wischbeständigkeit kann Kochsalz zugegeben werden. Die genaue Dosierung ist nicht bekannt. (Zu empfehlen ist auf einen Maurerkübel gelöschten Kalk ca. ein Päckchen Kochsalz einrühren.) Damit wird auch eine gewisse Wetterbeständigkeit erzielt, wenn diese Wandfläche nicht unmittelbar durch die Witterung belastet wird. Auch andere Zusätze Erhöhen die Wetterbeständigkeit, wie hydraulische Zusätze, Leinöl (10 bis 30 g/Liter Kalktünche) oder Kaliwasserglas K2SiO3 (1 Liter Wasserglas auf 10 bis 12 Liter Kalkmilch). [143] Im Bild 7.3.1. wurde die kaum belastete Nordseite mit einer Kalkfarbe und Kochsalzzusatz beschichtet. Nach 15 Jahren Standzeit gibt es keine Probleme. Diese Farbe ist z. B. nicht für die Beschichtung von Gipskartonbauplatten geeignet. Hydrophobierte Kalkfarben für außenstehende mineralische Untergründe haben einen sd-Wert von 0,05 – 0,1 m, sind hochgradig durchlässig. Ihre Wasseraufnahme liegt bei < 0,1 kg/m²h0,5 und die Einstufung ist undurchlässig, wasserabweisend. [144]

Zementschlämme
Die Qualitätsspanne dieser preisgünstigen, einfach auszuführenden Anstriche reicht vom Schlämmanstrich zum Weißfärben, Glätten und Abdichten von Beton sowie zu kalk- und zementgebundenen Putz über hellgetönten Decken- und Wandanstriche von antiseptischer Wirkung in Feuchträumen bis zum Fassadenanstrich an ländlichen und historischen Gebäuden. Als Untergrund sind geeignet Beton, kalk- und zementgebundene Putze, alte kalk- und zementgebundene Anstriche in festem und sauberem Zustand. Ungünstig sind alkalisch reagierende und feuchte Untergründe. Wegen der Reaktion des Kalkhydrats zu Kalziumkarbonat als auch die Umsetzung des Zements zu Kalziumsilikat erfordert die Anwesenheit von Feuchtigkeit. Daher ist ein zu schnelles Trocknen der Anstriche zu verhindern.

Im Bild 7.3.1. und 7.3.2. Das historische Gebäude aus Stampflehm, Lehmsteine und Ziegelsteine hatte einen langen Leerstand und war dem Verfall preisgegeben (Bild 7.3.1.). In den Räumen und im Mauerwerk lag eine hohe Feuchtigkeit vor. Der schadhafte Altputz wurde mit einem Putz I-II ausgebessert und einem Zementkalkanstrich (Bild 7.3.2.) versehen. Je nach Niederschlagsbelastung wurden unterschiedliche Farbbeschichtungen ausgewählt. Für die Fassade auf der Straßenseite (Südost bis Süd) wurde eine Silikatfarbe gewählt. Die nördliche Fassade war vor Niederschlag geschützt. Hier wurde ein Kalkanstrich verwendet. Bei sehr hoher Luftfeuchtigkeit entstanden Farbunterschiede in der Fläche, welche auch nach 15 Jahren immer wieder abtrockneten. Die stark durch Niederschlag belastete Südwest- und Westfassade wurden mit einer hochwertigen Dispersionsfarbe mit dünnen Farbfilm beschichtet.

Alte Fassade
Bild 7.3.1.: Alter Zustand der schadhaften Fassade des Lehmhauses

Fassade mit Kalkzementputz
Bild 7.3.2.: Die Putzschäden wurden mit Kalkputz und etwas Zement ausgebessert und eine Kalkzementschlämme aufgespachtelt.

Leimfarbanstriche
Als Bindemittel dient eine Leimlösung in nasser oder trockener Form. Leime reagieren in der Regel chemisch nicht und es sind fast alle Pigmente mit guter Deckkraft verwendbar. Die Zelluloseleime bieten als organische Stoffe einen guten Nährboden für Bakterien und Pilze. Sie sind zwar nicht wasserlöslich, sollten jedoch nur in trockenen Räumen verwendet werden. Durch ihren geringen Dampfdiffusionswiderstand kann der Untergrund gut die Feuchtespitzen regulieren und die Kondenswasserbildung an der Oberfläche kommt weniger als bei Dispersionsfarben zum Tragen. [143] Tritt hier Schimmelpilzbefall auf, so ist auf fäulnisbeständige Anstriche auszuweichen, wie Silikat- oder Kalkfarbenanstriche. [92]

Kaseinleimanstrich
Kasein ist Milcheiweiß. Wird das an sich wasserunlösliche Kasein mit Kalkhydrat in Wasser verrührt, so wird es alkalisch aufgeschlossen, d. h. wasserlöslich. Kalkkaseine sind stark und Alkalikaseine schwach alkalisch. [143]

Kunststoffdispersionsfarben
Sie enthalten in Wasser dispergierte Polymerisationsharze als Bindemittel, z. B. Polyvinylazetate, Polyvinylpropionate, Polyacrylate bzw. Acrylharze u. a. Als Wasser verdünnbare Anstrichstoffe lassen sie sich wie Leimfarben verarbeiten. Die Filme haben eine höhere Festigkeit und sind wetterbeständig. Sie nehmen eine Übergangsstellung zu Lösungsmittel verdünnbaren Anstrichstoffen wie Ölfarben oder Lacke ein. [143] Ihr Dampfdiffusionswiderstand ist gegenüber den o. g. Farben größer (ca. 6 bis 10-fache). In den bereits o. g. Schadensbildern mit Schimmelpilzbildung wurden die Raufasertapeten mit Dispersionsfarben gestrichen. Nahezu alle Kunststoffdispersionen bieten die Möglichkeit, als Nahrungsgrundlage für Schimmelpilze zu dienen. Der Farbindustrie ist bekannt, dass bei reiner Lagerhalterung Fungizide und Bakterizide beigegeben werden müssen. [145]

Zusätzlich bietet die Raufasertapete mit ihren Bestandteilen sowie der eventuell angelagerte Staub und Fettfilm als zusätzliche Nahrungsgrundlage.

Dispersionsfarben werden durch Cladosporium resinae kolonisiert und angegriffen. [102]

Dispersionsfarbe (füllstoffreich) für außenstehende mineralische Untergründe haben eine sd-Wert von 0,1 bis 0,5 m, sind gering durchlässig. Ihre Wasseraufnahme liegt bei 0,1 bis 0,5 kg/m²h0,5 und ist somit Wasser abweisend. [144]

Andere Beschichtungen
Hierzu zählen verschiedenartige Arten. Zwei Beschichtungssysteme sollen hier kurz vorgestellt werden.

Die Wirkung z. B. von Masan (Antischimmelfarbe) beruht auf die Bildung von Kristallen. Durch diese Verfahrensweise wird vollständig auf die üblichen Fungizide und Bakterizide verzichtet. Schimmelpilze, Bakterien und Algen haben so auf der Oberfläche der Beschichtung keine Lebensgrundlage und sollen laut Produktbeschreibung diese sogar in die Kristallbildung einbeziehen und werden so unschädlich gemacht. Das gleiche gilt auch für gasförmige Stoffe, wie Aromen, Zigarettenrauch u. a. Das ist gleichzeitig ein weiterer positiver Aspekt. In entsprechende Gutachten, z. B. Dr.-Ing. Chr. Drexler + Partner (Ingenieurgesell. für chem. Analytik und Beratung GbR), u. a. wird eine positive Wirkung nachgewiesen. [146]

Hier soll ein weiteres Produkt vorgestellt werden, welches auf der Grundlage eines Mikroporensystems funktioniert. Die Oberfläche ist ähnlich eines Schwamms mit sehr kleinen Poren. Daraus ergibt sich eine sehr große Oberfläche. Z. B. wird für das Produkt BioRid eine riesige Oberfläche beschrieben, sodass 1 m² in 1,5 mm Stärke einer totalen Oberfläche von ca.18.000 m² entspricht. Damit ist diese Beschichtung in der Lage entstehendes Kondenswasser in großen Mengen über eine lange Zeit aufzunehmen, die Oberflächenspannung zu brechen und schnell in Gasform bei entsprechenden Luftverhältnissen (relative Luftfeuchte) wieder abzugeben. Der Vorteil besteht darin, dass sich bei dieser wesentlich größeren Oberfläche mehr Wassermoleküle anlagern und auch wieder abgegeben werden können, ohne dass die typischen Merkmale der Kondenswasserbildung auftreten. Ausgenommen sind natürlich Extrembedingungen.

Entwickelt wurde das System für stark feuchtebelastete Wandflächen in Kühlräumen oder Schwimmbädern. Treten kurzzeitig bautechnisch bedingt kleine lokale Wärmebrücken auf, die nur über einen hohen Aufwand beseitigt werden können oder es liegen Mauerdurchfeuchtungen vor, z. B. durch eine ehemalige defekte Dachentwässerung, wo eine konventionelle Trocknung nicht eingesetzt werden kann, dann ist eine kleinflächige Anwendung möglich. Das Beschichten ganzer Zimmerwände ist keine Lösung, da die Ursachen nicht beseitigt und nur verdeckt werden. Für die Malerfirma sicherlich ein lohnendes Geschäftsfeld. Das System enthält sehr geringe Mengen einer Kombination aus Fungiziden und Bakteriziden. Die Verarbeitung und das Aussehen ähneln der flüssigen Raufasertapete.

7.3.3. Tapeten

Tapeten, tapetenähnliche Stoffe, Wand- und Deckenbeläge und Spannstoffe werden im Innenausbau zur Oberflächengestaltung von Wänden und Decken verwandt. Sie dienen in erster Linie als Gestaltungsmittel. Bauphysikalische und bauchemische Anforderungen werden nur im begrenzten Umfang gestellt. [147] Es finden vorwiegend Papiertapeten Anwendung. Zu unterscheiden sind: Naturelltapete, Fondtapete, Prägetapete, Textiltapete, Relieftapete, Kunststofftapete, Wandbildtapete, Strukturtapete, Raufasertapete, Fotopapier und Fotoleinen.

Zum Anbringen der Tapeten werden meist Zellulosekleister verwendet. In Verbindung gerade mit der Raufasertapete aus holzhaltigem Papier mit Zusätzen an Holzfasern ist diese Beschichtung eine gute Nahrungsgrundlage für Schimmelpilz (Pkt. 6.4.). Andere Tapeten sind auch empfindlich gegenüber einem Schimmelpilzbefall, der je nach Art etwas geringer ausfällt. Die anschließende Beschichtung mit Dispersionsfarben wirkt sich zusätzlich ungünstig auf einem möglichen Schimmelbefall aus.

Schimmelbefall an Tapete nach Wasserschäden
Bild 7.3.3.1: Verschimmelte Tapete nach Wasserschaden und hoher Luftfeuchtigkeit.

Schimmelwiderstand ist nur bei Textiltapeten gegeben, bei denen das Gewebe mittels Schmelzträger auf dem Papierträger aufgebracht wurde. Dispersionskaschierung bietet keinen Schimmelwiderstand.

Die metallbeschichteten Tapeten stellen eine diffusionsdichte Beschichtung dar. Es kann weder Feuchtigkeit durch das Mauerwerk zum Zweck der Feuchteregulierung aufgenommen werden, noch kann die Feuchtigkeit aus dem Mauerwerk entweichen. Kommt die Feuchtigkeit aus dem Mauerwerk, so bildet sich das Schimmelpilzgeflecht vorwiegend unter der Tapete. Liegt Kondenswasser vor, so bildet sich der Schimmel zuerst vorwiegend auf der Oberfläche.

Textilfasertapeten und Naturfasertapeten bestehen aus Papierbahnen, auf welche Geflechte aus Leinen, Jute und Baumwolle aufgeklebt werden. Auch Geflechte aus Kokos, Gras oder Sisal können dazu verwendet werden. Achtung: Entscheidend für eine mögliche Schadstoffabgabe sind der verwendete Kleber und die Ausrüstung der Tapeten mit formaldehydhaltigen Faserschutz- und Antipilzmitteln.

Pigmente ältere Tapeten bestanden auch aus Arsen, die durch Scopulariopsis Spezies zu giftigen Gasen umgesetzt wurden. Die heutigen Tapetenpigmente enthalten kein Arsen mehr, sodass das nicht mehr passieren kann. [40]

7.3.4. Unterschiedliche Ausführung einer Innenverkleidung

Die Funktionsweise der Innendämmung wird in der Anlage 3 bei den Varianten 4 bis 6 dargestellt. Der Effekt besteht darin, dass die Oberflächentemperatur an der Innenwand sich erhöht und damit die Tauwassergefährdung an der Oberfläche verringert wird. Das setzt eine fugendichte Ausführung voraus. Im Punkt 5.3.3. werden ausgewählte Problembereiche benannt. Ein wesentlicher Nachteil ist das hinein wandern des Frostpunktes in den Konstruktionsquerschnitt. Messungen haben ergeben, dass bei einer 28er Ziegelsteinwand inkl. Putz und einer Innendämmung von 2 cm Hartschaum mit Gipskartonbauplatten bei einer Innentemperatur von 20 °C und einer Außentemperatur in der Nacht von -15°C und am Tag bei 0 °C (Sonneneinstrahlung) in einem Abstand zur äußeren Oberfläche von 10 cm über -8 °C vorlagen. Die hohe Belastung des Außenmauerwerkes durch den Wechsel des Frostpunktes lässt sich recht gut erkennen. Die Entscheidung für eine Innendämmung sollte immer als letzte Maßnahme ausgewählt werden.

Isoliertapete
Die wenigen Millimeter Dämmung bringen nur eine geringe Erhöhung der Oberflächentemperatur und dazu sind diese noch diffusionsdicht. Das darunter befindliche Mauerwerk kann so keine Feuchtespitzen aufnehmen. Nicht überdeckte Abschnitte der Wandfläche (Fugen) werden so zur „verstärkten“ Wärmebrücke und sind daher oft intensiv mit Schimmelpilz befallen. Das kann man sehr deutlich feststellen, wenn die zur Dekoration verwendeten Hartschaumplatten an kühle Wand- und oder Deckenflächen geklebt werden. Der Putz zwischen den Fugen ist die kühlste Oberfläche, sodass an dieser Stelle eine hohe Feuchte mit folgender Schimmelpilzbildung vorliegt. Der Kunststoff nimmt keine Feuchte auf und bringt so keinen Beitrag zur Regulierung der Raumfeuchte.

Korkplatten
Hier gilt das Gleiche wie bei den Isoliertapeten, aber mit dem Unterschied, dass der Kork selbst feuchteregulierend wirkt und so eine elegantere Variante darstellt. Die theoretische Veränderung der Temperatur an der Innenwandoberfläche kann aus der Anlage 3 Variante 5 entnommen werden.

Innendämmung mit Unterkonstruktion und Dämmmaterial
Hier gibt es verschiedene Varianten. Auf der Wandfläche werden Holzlatten befestigt oder Metallprofile vor die Wand aufgestellt (siehe Bilder 5.3.3.10. bis 5.3.3.12.). Die eingelegte Dämmung wird mit Holz, Paneele, Holzwerkstoff- oder Gipskartonbauplatte verkleidet. Das Wichtigste ist hier die richtige Ausführung der Dampfbremse. Ist diese nicht fugendicht an die anderen Wandanschlüsse befestigt, so kommt es zu schweren Schäden zwischen der Vorsatzwand und der Innenseite des Mauerwerkes. Gerade bei Fachwerkbauten kann eine mangelhafte Ausführung innerhalb von kurzer Zeit zur völligen Zerstörung der Konstruktionshölzer führen. Organische Dämmstoffe sind nur bedingt einsatzfähig. Durch die Möglichkeit der Feuchtebelastung unterliegen sie sehr schnell dem natürlichen biologischen Abbauprozess.
Um diese Gefährdung zu verringern, werden dann Fungizide und Insektizide zugegeben. Der Aufbau und die Funktion einer Innendämmung werden im Punkt 5.3.3. ausführlich beschrieben.

Innendämmung durch Aufkleben von Dämmplatten
Eine sehr gute Variante ist das Anbringen von 2,5 cm dicken Kalzium-Silikat-Platten. Diese Lösung fand bei dem Problemfall im Bild 5.3.2.1. Anwendung. Diese Materialien haben einen hohen pH-Wert von ca. 11 und wirken daher keimtötend bzw. -hemmend. Ebenso wirkt diese feuchteregulierend, nimmt Feuchtigkeit aus der Raumluft auf und gibt diese auch wieder ab. Diese Platten werden fugengenau zugeschnitten und geliefert.

Eine preiswertere Variante sind die Mehrschichtplatten. Sie bestehend aus einer Gipskartonbau- und einer 2 cm Hartschaumplatte. Der Autor hat diese Innendämmung vor 5 Jahren auf eine 28er Außenwand angebracht und kann bisher keinerlei Nachteile oder kritische Bereiche feststellen.

Holzwolle-Leichtbauplatten
Bei magnesia- oder zementgebundenen Platten soll der Spritzbewurf hauptsächlich vor eindringender Feuchtigkeit schützen. Werden diese Platten unter nicht ausgebauten Dachräumen oder unmittelbar unter der Dachhaut angebracht und unterseitig verputzt, so ist auch die Plattenrückseite mit einem Porenverschluss zu versehen. Dadurch wird die Wärmedämmung erhöht und die Gefahr einseitiger Spannung beseitigt. Die Plattenfugen und die Fugen zu den angrenzenden anderen Baustoffen sind mit mindestens 80 mm breiten, korrosionsgeschützten Drahtnetzstreifen zu bewehren. [148]

Andere Innenverkleidungen

Holzvertäfelung und Holzverkleidungen im Sockelbereich wurden immer mit einer Hinterlüftung ausgeführt. Wird die verkleidete Wand, meist aus Ziegelmauerwerk, z. B. durch aufsteigende Feuchtigkeit, zu feucht, so kommt es in dem Zwischenraum zum Feuchtestau. Die Folgen sind eine erhöhte Schimmelpilzbildung und auch später zu einer Zerstörung des Holzes durch Holz zerstörende Pilze. Für den Bewohner wird dieser Sachverhalt nur selten und meist erst sehr spät bewusst. Im Bild 7.3.3. befand sich über viele Jahre an der Außenwand eine Holzverkleidung angebracht. Nach der Demontage zeigte sich dahinter ein völlig verschimmelter Putz.

In der gesamten Wohnung war dadurch eine hohe Konzentration an Schimmelpilzen vorhanden. Das wurde erst deutlich, nach dem sich über das Wochenende im Sommer großflächig auf allen Wandflächen des Raumes sowie im Korridor Schimmelrasen gebildet hatten. Wodurch wurde das verursacht? Es wurden Vorbereitungsarbeiten zum Malern der Wohnung getroffen und lediglich wenige Quadratmeter unebener Wandflächen mit einem Malerspachtel überzogen. Die Oberlichte sowie zwei Fenster der großen Wohnung waren einige Stunden geöffnet. An diesem sonnigen Tag hatte allerdings die Außenluft auch eine hohe Luftfeuchtigkeit, was erst am späten Nachmittag durch die Bildung der Gewitterwolken erkennbar war. Die zwei offenen Oberlichte wurden durch den Hausbesitzer über das Wochenende verschlossen, sodass die feuchte Luft an den beiden Tagen nicht ausgetauscht wurde. Man kann also gerade im Sommer eine große Menge Feuchtigkeit in das Gebäude hinein lüften und eine Schimmelpilzbildung bewirken bzw. die Keimzahl in der Wohnung wesentlich erhöhen.

Schimmelpilz auf dem alten Kalkputz
Bild 7.3.3.: Schimmelpilz auf dem alten Kalkputz einer Außenwand hinter einer Wandverkleidung

7.4. Fußboden

Eine Schimmelpilzbildung im Fußboden ist nicht immer sofort zu erkennen. Trockene Fußböden schimmeln in der Regel nicht. Hier soll auf zwei Fälle eingegangen werden.

Befindet sich ein Holzfußboden (Lagerholz und Dielung) direkt über dem Erdreich, Kies- oder Schlackeschüttung, so können bei entsprechender Feuchtebelastung neben den Holz zerstörenden Pilzen auch Schimmelpilze auftreten. Das ist eine Bauausführung von vielen älteren Gebäuden gerade im ländlichen Gebiet. Bisher konnte ein Teil der Feuchte über die Dielenfugen in den Raum entweichen. Wird jedoch ein dichtschließender Bodenbelag aufgelegt, so kommt es zum Feuchtestau. Das gilt auch für das Laminat. Auch in Einzelfällen, besonders bei älteren Gebäuden, tritt diese Feuchtebelastung über das Kellergewölbe, vergleiche Bild 5.4.6.9.

Ist das Auflegen von Bodenbelägen vorgesehen, so sollten alle organischen Bestandteile, z. B. Holzfußboden, entfernt22 und durch einen mineralischen Fußbodenaufbau ersetzt werden. Nur wenn die Holz- bzw. Holzwerkstoffkonstruktion dauerhaft trocken bleiben, können diese verbleiben. Analoge Bedingungen gelten auch für gipshaltige Estriche bzw. Trockenestriche.

Leistungswasserschäden bei Holzbalkendecken, bei einem Fußbodenaufbau mit Spanverlege-, Fermacellestrich- oder Mehrschichtgipsestrichplatten sind unverzüglich zu trocknen. Alle diese Baustoffe neigen bei zu langer Feuchtebeeinflussung zur Schimmelpilzbildung. So werden Fermacellestrichplatten bei einer Zwischenlagerung im Keller allein über die Luftfeuchtigkeit sehr feucht. Neben dem muffigen Geruch bildet sich ein rötlicher Schimmelpilzbelag.

Spanverlegeplatten haben ein sehr breites Anwendungsfeld. Daher soll hier auf die wichtigsten Eigenschaften eingegangen werden.

Spanplatten (DIN 68 761 bis 68 765) werden aus kleinen Holzteilen und/oder anderen holzartigen Faserstoffen (Hanf- oder Flachsschäben) hergestellt und mit Bindemittel verpresst. Als Bindemittel kommen sowohl härtbare Kunstharzleime als auch Zement oder Magnesiabinder infrage. Man unterscheidet Flachpressplatten und Strangpressplatten.

Die Einteilung der Spanplatten erfolgt in Holzwerkstoffklassen:
V20 für allgemein niedrige Luftfeuchte, nicht wetterbeständige Verleimung,
Bindemittel: Aminoplast. (Dauerhaft begrenzte Freisetzung von Formaldehyd.) Feuchte max. u = 15%.

V100 der Beständigkeit gegen hohe Luftfeuchtigkeit mit begrenzt wetterbeständiger Verleimung. Eine kurzzeitige hohe Luftfeuchte mit anschließender ausreichender Trocknung ist ohne Probleme möglich.
Bindemittel: alkalisch härtende Phenolplaste, Phenolresorcinharze. (Setzt praktisch kein Formaldehyd frei.) Feuchte max. u = 18 %.

V100 G sind wie V100, sind aber zusätzlich mit einem Holzschutzmittel gegen Pilzwuchs geschützt. Damit sind die V100G für den Innenraum nicht zulässig, vgl. DIN 68 800. Auch hier führt eine ständige hohe Feuchte zur Zerstörung des Werkstoffs trotz Holzschutzmittel. Eine kurzzeitige hohe Luftfeuchte mit anschließender ausreichender Trocknung ist ohne Probleme möglich. Feuchte max. u = 21 %.

Als Bindemittel von Holzwerkstoffen werden hauptsächlich Phenol-Formaldehydharze (PF) sowie Aminoplaste: Melamin-Formaldehydharz (MF) und Harnstoff-Formaldehydharz (UF) verwendet.

Bei Phenolharzverleimungen treten Formaldehydemissionen nahezu nicht auf, sie werden bei Aminoplastverleimungen beobachtet. Die Ausdunstung erhöht sich mit wachsender Temperatur und Zunahme der relativen Luftfeuchte von 35 auf 80%. Bekannt ist, dass die Formaldehydabspaltung bei entsprechenden Bedingungen (Temperatur und Feuchte) über ein Jahr und länger andauern kann. Nach 8 Monaten Lagerzeit verringert sich das Formaldehydniveau deutlich.

Formaldehydfreie Spanplatten sind, wenn sie nicht mit Gips, Kalk oder Zement gebunden sind, fast immer mit Kleber gebunden, die Diisocyanate enthalten. Die Härterkomponente ist immer ein Diisocyanat. Bei der Spanplattenverleimung kann aus Diphenylmethan-4,4'-diisocyanat durch Hydrolyse, das heißt durch die verändernde Wirkung von Wassermolekülen, das im Tierversuch krebserregende 4,4'-Diaminodiphenylmethan entstehen. Zugleich entsteht auch Kohlendioxid.

Bei großflächiger Anwendung bleibt die Raumluft auch nach dem vollständigen Abbinden noch stark belastet. Der MAK-Wert liegt bei 0,01 ppm bzw. ml/m3. Isocyanate sind außerordentlich starke Allergene, die asthma- oder heuschnupfenähnliche Symptome hervorrufen. Die Asthmaanfälle können bereits bei einem Zehntel des o. g. MAK-Wertes ausgelöst werden. [149, 150]

Soll auf Spanplatten zugunsten anderer Verkleidungsmaterialien nicht verzichtet werden, muss die Produktwahl und durch konstruktive Vorkehrungen versucht werden, die Ausgasung auf ein tolerierbares Maß zu begrenzen. Die feuchtbeständigen Spanplatten vom Typ V100 setzten praktisch kein Formaldehyd gegenüber den billigeren V20 frei. Zu beachten ist, dass Baukleber und -leime, Einbaumöbel, Zigarettenrauch, offen Flammen, Reinigungs- und Desinfektionsmittel Formaldehydquellen sind. [151]

Durch die Kombinationswirkungen der Alltaggifte können die o. g. Lösungsmittel gemeinsam mit Schimmelpilzteilen eine Allergie oder andere gesundheitliche Probleme für den Bewohner verursachen. Bei der Bewertung bei Schimmelpilzuntersuchen sollten auch diese Kriterien berücksichtigt werden.

22)Aus holzschutztechnischen Gründen erforderlich, vergleiche DIN 68800 und DIN 68365
Schimmelpilze in Wohngebäuden ISBN 9783000129469 2007 und Ergänzungen 2021
- Peter Rauch PhD -

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