Altbauten haben Charme, keine Frage. Aber sie haben auch ihre ganz spezifischen Schwächen. Besonders in puncto Schallschutz zeigt sich schnell: Massive Wände helfen wenig, wenn der Trittschall über Holzbalkendecken und Schallbrücken ungebremst in den Wohnraum dringt.
Diejenigen, die in diesen Bereich investieren, erwarten eine spürbare Verbesserung. Doch viele Sanierungsmaßnahmen, die regelmäßig empfohlen werden, halten nicht, was sie versprechen. Was wirklich wirkt - und was nur den Geldbeutel belastet - zeigt der folgende Überblick.
In Altbauten besteht die oberste Geschossdecke in der Regel aus Holzbalken mit Einschub und Dielen. Diese Konstruktion zeigt sich schalltechnisch problematisch, denn sie überträgt Vibrationen sehr effektiv.
Soll der Trittschall reduziert werden, muss genau an diesem Punkt angesetzt werden - und zwar mit Entkopplung und Masse. Eine abgehängte Decke allein hilft dagegen kaum, sofern sie fest mit der Unterkonstruktion verbunden ist. Ohne schalltechnische Trennung mithilfe von Federschienen bleibt der Effekt gering. Ebenso muss der schwimmend verlegte Fußboden auf der Oberseite von den angrenzenden Wänden entkoppelt ausgeführt werden.
Ein häufiger Irrtum: Ein neuer Bodenbelag allein verbessert den Schallschutz. Entscheidend ist nämlich vor allem, was darunter passiert. Schwimmend verlegte Systeme mit einer integrierten Dämmung zeigen hier Vorteile - insbesondere, wenn sie keine direkte Verbindung zur Unterkonstruktion herstellen.
Ein SPC Vinylboden kann beispielsweise im Vergleich zu Laminat oder zu herkömmlichem Klickvinyl durch seine starre Trägerschicht in Kombination mit einer hochwertigen Dämmunterlage den Trittschall deutlich reduzieren. Die Voraussetzung: Der Untergrund muss ausreichend vorbereitet und entkoppelt werden - etwa in Form einer trittschallreduzierenden Zwischenlage,wie zum Beispiel Holzfaserplatten, die auch geringe oder eine Ausgleichschüttung größere Unebenheiten ausgleicht.
1. textiler Fußbodenbelag, Vinylboden, Laminat, Dielung
2. Zwischenlage (Papier, Pappe, Filz o. ä.) für Laminat, Dielung
3. Spanverlegeplatte, Fermacellplatte, andere Trockenestrichelemente
4. Ausgleichsschüttung
5. Rieselschutz
6. Dielung
7. Schüttung (Koksasche-Füllung, Lehm)
8. Deckenbalken
9. Fehlboden
10. Schalbretter
11. Rohrgewebe und Deckenputz
Wände und Türen wirken in Altbauten oft als Schallbrücken. Dünne Zwischenwände, nicht abgedichtete Türrahmen oder einfache Zimmertüren lassen Sprache und Geräusche ungefiltert passieren. Entscheidend zeigen sich daher zwei Maßnahmen: das Erhöhen der Masse (beispielsweise durch schwere Türblätter oder Vorsatzschalen) und das Abdichten von Fugen.
Auch bei Wandverkleidungen gilt, dass eine spürbare Verbesserung nur mit einer entkoppelten Vorsatzwand, z. B. Gipskartonplatten auf Federschienen, erzielt wird. Direkt verschraubte Gipskartonplatten oder im Batzenverfahren an die Innenwand angebrachte Verkleidungsplatten bringen keine Verbesserung des Luftschallschutzes. Es besteht eher die Gefahr, dass sich teilweise eine Resonanz bilde, zusätzliche Schallbrücken entstehen und so sogar das Gegenteil bewirken und eine Schallübertragung zusätzlich verstärken.
Eine normale Isolierverglasung erreicht nicht die Schallschutzwerte eines intakten Kastenfensters. Sie ist aber viel besser als bei alten undichten Fenstern. Eine spezielle Schallschutzverglasung sollte bei einer verkehrsreichen Straße Standard sein.
In Altbauten sind teilweise noch Einfachverglasungen oder undichte Rahmenkonstruktionen vorhanden. Die Nachrüstung mit Dichtprofilen oder der Austausch gegen moderne Fenster kann die Lärmbelastung daher deutlich senken.
Die Türen stellen oft den größten Schwachpunkt dar: Leichtbau-Zimmertüren mit Hohlkern lassen Lärm nahezu ungebremst durch. Eine einfache Lösung stellt an diesem Punkt ein massives Türblatt samt umlaufender Dichtung dar - eine vergleichsweise kostengünstige, aber effektive Maßnahme.
Immer wieder werden Produkte beworben, die kaum zu einer spürbaren Verbesserung beitragen. Dünne Schaumstoffmatten, verklebte Textilbeläge oder einfache Wandpaneele bringen bei konstruktiven Schwächen wenig. Auch eine bloße Erneuerung des Bodenbelags ohne Konzept führt nur selten zum Ziel.
Selbst ein neuer Vinylboden - so vorteilhaft er in vielen Bereichen auch ist - kann ohne die passende Unterbaukonstruktion seine akustischen Stärken nicht ausspielen. Es gilt also: Schallschutz ist kein einzelnes Produkt, sondern ein System aus gezielten Maßnahmen.
Wer im Altbau für mehr Ruhe sorgen will, braucht ein durchdachtes Konzept - nicht nur einzelne Produkte. Ein effektiver Schallschutz entsteht durch das gezielte Zusammenspiel aus Entkopplung, Masse, Dämmung und Abdichtung. Einzelmaßnahmen ohne dahinterstehenden bautechnischem Verständnis sind dagegen häufig teuer, aber nutzlos.
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