Fugenlose Wände und Böden sind seit einigen Jahren ein Trend, dem man immer weiter folgt. Anfangs nur in Bädern im Einsatz, hat sich der Trend auch in anderen Bereichen weiter fortgesetzt. Wer bis heute noch kein fugenloses Badezimmer oder keine entsprechende Küchengestaltung hat, der darf sich hier nun genauer informieren.
Die meisten Badezimmer sind bis heute gefliest. Nur wenige Haushalte greifen zu einer Alternative zurück. Doch was versteht man unter einem fugenlosen Bad oder einem ähnlichen Konzept in der Küche? Normalerweise befindet sich an Wände und Böden, die mit Fliesen belegt sind, zwischen diesen Fliesen eine Fuge. Die Breite dieser Fuge ist laut DIN 18 157 abhängig von der Seitenlänge der verwendeten Fliese. Bis zu einer Seitenlänge von 150 mm bedarf es einer Fuge von etwa 2 mm Breite. Bei der Verwendung größerer Fliesen erhöht sich das ideale Fugenmaß auf bis zu 8 mm.
Bei einem fugenlosen Badezimmer werden Materialien verwendet, die auf solch eine Fuge verzichten können. Es werden ebene Oberflächen verarbeitet, wodurch sich viele Vorteile für den einzelnen Nutzer ergeben.
Räume in denen großflächige Fliesen verwendet werden, erzeugen ein optisch größeres Raumvolumen. Allerdings wird dieses Raumgefühl durch die dadurch entstehende größere Fugenbreite reduziert. (Vergleich)
Das ist allerdings nicht der einzige Grund, warum sich der Verzicht auf Fugen lohnen kann. Das gilt im Übrigen nicht nur für Badezimmer, sondern für alle Räume. Fugen haben Nachteile, die besonders die Hygiene betreffen. Beim Reinigen der Fliesen kommt es deswegen immer wieder dazu, dass vor allem Schmutzreste in den Fugen hängen bleiben
Zusätzlich kann sich in den Fugen Feuchtigkeit absetzen, was wiederum gleich zwei Nachteile aufwirft. Zum einen werden die Fugen rissig und platzen auf. Zum anderen erhöht die dauerhafte Nässe die Wahrscheinlichkeit der Schimmelbildung. Sogar unterhalb der Fliesenoberfläche kann sich Schimmel bilden, wenn durch die Fugen Wasser eintritt.
Um seine Wand oder seinen Boden fugenlos zu gestalten, sind spezielle "Putze" geeignet. Kalkputz, Sichtestrich oder Kunstharz beispielsweise. Häufig werden diese Systeme als Mikrozement umschrieben, eine Mischung aus einem zementartigen Bindemittel, welchem Pigmente und Harze beigemischt werden. Aufgetragen wird die Masse über einen Spachtel.
Das Verputzen erzeugt spiegelglatte und nahtlose Oberfläche und erzeugt eine moderne und edle Optik. Für den Einsatz im Badezimmer ist der Mikrozement optimal, denn er ist zu 100 % wasserdicht. Beziehungsweise wird mittels verwendeter Siegel wasserdicht und sogar wetterbeständig. Damit kann er auf dem Boden, in der Dusche an der Wand und im Außenbereich verwendet werden.
Mikrozemente sind außerdem wesentlich robuster, als man das vielleicht von einem Hausputz oder anderen Wand- und Bodenmaterialien kennt.
Neben einem fugenlosen Erscheinungsbild ist Mikrozement optisch ähnlich variabel, wie es der Fliesenbelag ist. Wer an Zement denkt, der wird automatisch an eine graue Wand oder einen grauen Fußboden denken. Doch dem ist nicht so oder muss nicht so bleiben. Mittels Zugabe von Farbpigmenten oder beispielsweise glitzernden Additiven wird der Zement individuell angepasst. Durch unterschiedliche Spachteltechniken erfolgen gewollte Muster und Konturen.
Idealerweise kann man selbst die Fußbodenheizung nutzen, wenn der Mikrozement auf dem Boden dünn genug aufgetragen ist. Die Aufbauhöhe beträgt sowieso lediglich bis zu 3 Millimeter. Wenn sich die Kinder künstlerisch verewigt haben, lassen sich diese Stellen ohne viel Arbeitsaufwand beseitigen. Ein paar Spritzer Reinigungsalkohol auf ein Tuch verteilt, kurz über die Stelle wischen, eventuell etwas schruppen und die Farbe sollte entfernt sein. Das Vorgehen ist somit identisch zur Reinigung von Fliesen. Wichtig ist allerdings, dass keine Lösungsmittel verwendet werden. Diese würden die Oberfläche angreifen und empfindlicher werden lassen.
Etwaig auftretende Kratzer lassen sich durch eine stellenweise Neu-Versiegelung beheben und gefällt die Oberfläche nicht mehr, kann sie als Untergrund für ein neues Material verwendet werden. Es lassen sich somit tatsächlich Fliesen auf diesen Putz aufkleben. Aber wer will das schon?
Genau wie Fliesen und Tapeten lässt sich ein Putz wie Mikrozement auch außerhalb des Badezimmers anwenden. Allerdings werden Fliesen im Wohnbereich selten als Wandbelag verwendet und Tapete ist nicht das bevorzugte Material für Wände im Nassbereich. Systeme die auf Mikrozement basieren werden allumfassend verwendet, egal ob in der Küche, im Kinderzimmer oder im Schlafzimmer. Sogar im Pool oder in der Sauna kommt das Material zum Einsatz.
Preislich kann mit Materialkosten um die 30 bis 50 Euro je Quadratmeter gerechnet werden. Selbstverständlich unterscheiden sich die Kosten je nach Größe der Fläche, der Wunschfarbe und etwaigen Spachteltechniken. Ebenfalls zu bedenken ist, dass der Untergrund beispielsweise mit Tiefengrund behandelt werden muss. Je nach abschließendem Siegel erhöhen sich die Kosten ebenfalls.
Wer sich die Arbeiten nicht selbst zutraut, sollte sich an einen Fachhandwerker wenden. Zu bedenken hierbei ist, dass nicht jeder Putzer (Bsp.: A), Maler (Bsp.: B, C) oder Fliesenleger (Bsp.: D, E, F) diese Leistung anbietet.
Tipp: Wer seinen Mikrozement selbstständig aufspachteln möchte, der sollte sich für ein Set entscheiden. Dieses bietet alle wichtigen Utensilien in der notwendigen Menge.
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