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Seite 4: Gebäudeschäden durch Insekten und Pilze Teil II, ARCONIS 3/01 S. 26-29 - Dipl.-Ing.oec. Peter Rauch -

Schimmelpilz

Schimmelpilze können fast alle Bauteile befallen. Zunächst soll geklärt werden, warum man Schimmel vermeiden soll und worin die Ursachen des Schimmelbefalls liegen.

Die Pilze setzen sich aus drei wesentlichen Bestandteilen zusammen:

Sporen - Myzel - Fruchtkörper.

Die Samen der Pilze, die Sporen befinden sich wie Staubteilchen in der Atemluft und sie sind wie Bakterien oder Viren ein fester Bestandteil unserer Umwelt. Konzentrationen dieser Sporen ergeben sich immer dort, wo ein bereits vorhandener Pilz die Sporen produziert.

Mikropilze der Gattungen Aspergillus, Penicillium, Absidia, Mucor und Rhizopus sind nur durch direkten Kontakt übertragbar. Sie wirken sich auf einen gesunden Menschen in der Regel nicht aus. Ist jedoch das menschliche lmmunsystem geschwächt (Kleinkinder, Krankheit, Alter), so wirken die Sporen als Krankheitserreger.

Mykosen und mykogene Allergien sind Krankheitsformen, die durch direkten Kontakt mit Pilzen entstehen. Die Stoffwechselprodukte bestimmter Schimmelpilze können Erkrankungen durch Giftstoffe (Mykotoxine) hervorrufen. So können im geschwächten Immunsystem eingeatmete Sporen von Aspergillus fumigatus auskeimen und Lungenentzündungen, Tuberkulose oder Tumore hervorrufen.

Heftige Allergien lösen auch die Sporen bei Fruchtkörperbildung des Echten Hausschwamms aus. Liegt ein intensiver Befall vor, sollen gasförmige Stoffwechselprodukte des Pilzes Kopfschmerzen und Übelkeit hervorrufen (siehe [10] Otto Schwantes).

Nicht alle Pilzkulturen sind schädlich. So wurde zum Beispiel durch ein österreichisches Institut die Anwendung von Pilzen zum Zweck des Hausfassadenschutzes und für die Farbgestaltung untersucht. Die Kultur Epicoccum nigrum bringt im Labor ein recht gutes Ergebnis beim Fassadenschutz.

Treten im Haushalt Schimmelpilze auf, so sollten keine handelsüblichen Mittel zur Bekämpfung genommen werden. Ihre fungizide (pilztötende) Substanz basiert auf Chlor-, Schwefel-, Stickstoff- und organischen Zinnverbindungen. So erfolgt praktisch nur der Austausch eines Giftes durch ein anderes. Analog sind schimmelhemmende Farbanstriche zu bewerten.

Eine vorbeugende, oberflächliche Beseitigung des Schimmelpilzes kann mit

erfolgen. Die Stellen werden gut durch -getränkt und ausgerieben. Augen und Schleimhäute sind zu schützen und es ist intensiv zu lüften.

Die richtige und endgültige Bekämpfung ist erst durch die Beseitigung der Ursachen möglich. In Abb. 6 handelt es sich um eine Zimmerecke zwischen zwei Zimmern und der Außenwand. Durch ständige hohe Luftfeuchtigkeit konnte sich dieser Schimmelpilz bilden. Die stärker befallenen Bauteile (Putze) sollten, wenn möglich, entfernt werden. Erfolgt dies nicht, so kann immer wieder eine neue Ansiedlung erfolgen, da die Lebensbedingungen auf ein breites Spektrum der Klimafaktoren verteilt sind. Als Nahrung dient überwiegend Glucose, Maltose und Saccarose (zum Beispiel Tapete und Tapetenkleister, Dispersionsfarben, Holz, Papier, Textilien, Kunststoff und Gummi durch beigefügte Weichmacher sowie Staub). Gute Wachstumsbedingungen liegen bei einem pH-Wert zwischen 2 bis 6,5 auch bis 8 (die natürliche Umwelt hat pH-Wert 7) und einer Temperatur von 0°C bis +40°C. An die Zusammensetzung der Atmosphäre werden keine Ansprüche gestellt. Verbessern sich die Lebensbedingungen wieder, so können selbst scheinbar abgestorbenes Myzel auch nach langer Zeit neu auskeimen.

Ein wichtiger Wachstumsfaktor ist das Wasser. Holz wird mit einem Feuchtegehalt über 20 Prozent oder einer relativen Feuchtigkeit der Oberfläche von mehr als 70 Prozent angegriffen. Mauerwerk und Putze auf Mineralstoffbasis werden nicht geschädigt. Liegt jedoch ausreichende Feuchtigkeit vor, wie Kondensat durch Wärmebrücken oder Wände mit schlechter Wärmedämmung, so werden besonders Fettschichten und Staubfilme befallen. Die Befallsbereiche lassen sich in zwei Arten einteilen. Einmal in die Wärmebrücken mit der möglichen Kondensatbildung an der inneren Wandoberfläche und in die Adsorptionsfähigkeit der eingesetzten Baustoffe (das ist die Möglichkeit, Feuchtigkeit aus der Luft kurzfristig aufzunehmen).

Wärmebrücken sind konstruktive Fehler und sie können durch falsche Baustoffwahl entstehen. Durch die Verringerung des natürlichen Luftaustausches, wie es zum Beispiel durch den Einbau neuer dichtschließender Fenster geschieht, werden bereits vorhandene Mängel erst sichtbar.

Die zweite Art wird gekennzeichnet durch zimmerhohe Fliesenwände in den Bädern, Aluminiumtapeten, Ölsockel, die Verkleidung der Wände und Decken mit Styropor, auch Latexanstriche oder Dispersionsfarben stellen nicht immer eine zweckmäßige Wandbeschichtung dar. Alle diese Materialien nehmen keine kurzfristigen Feuchtigkeitspitzen, wie sie beispielsweise beim Duschen oder Kochen entstehen, auf. Es bildet sich ein Feuchtigkeitsfilm an der Wandoberfläche. Offene Beschichtungen, wie Kaseinfarbe, Kalkfarben oder Leimfarben werden seltener genommen, obwohl sie für das Raumklima günstiger sind.

Die oft vorgebrachten Argumente des zu geringen Lüftens können in vielen Fällen durch Messung der relativen Luftfeuchtigkeit (der Raumluft) und die Bestimmung der Temperaturdifferenz zwischen Raumluft und Wandoberfläche widerlegt beziehungsweise bestätigt werden. Neue dichtschließende Fenster verlangen ein verändertes Lüftungsverhalten.

Beim Auftreten von Schimmelpilzen sind die Ursachen zu beseitigen. Diese können wegen der zum Teil sehr komplizierten bauphysikalischen Zusammenhänge nur vom Fachmann herausgefunden werden.

Schimmel in Fensterecke
Abb 6: Diese Schimmelpilzbildung in einer Küche lässt auf unzureichende Lüftung schließen.

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