Wegen der gegenwärtigen europäischen Finanzpolitik hat der Immobilienmarkt als Kapitalanlageform an Bedeutung gewonnen, was natürlich zusätzlich die Immobilienpreise in die Höhe treibt.
Ebenso sind die unkalkulierbaren politischen Maßnahmen bezüglich der Bevölkerungsstruktur. Diese lassen keine langfristigen Aussagen zu.
Gegenüber der Wohnungsnot stehen teure Wohnungen mit hohen Standards und mit Baukosten bereits über 2000 Euro/qm mit steigendem Trend. Das ist ein Ergebnis, welches sich in den letzten Jahrzehnten aus den steigenden Forderungen an den Schallschutz, den Wärmeschutz und unzählige Regulierungen mit Schutzzielen ergibt.
"Bis Ende 2007 wurden in Ostdeutschland etwa 220.000 nicht mehr benötigte Wohnungen abgerissen!" [1] Das sind Wohnungen, welche bei der Unterbringung der Flüchtlinge fehlen.
Wie extrem der die Immobilienpreise für Wohnungen schwanken können, habe ich in Kiew (Ukraine) erleben. 2009 hatte ich in der Technischen Bibliothek bei Recherchearbeiten auch eine Zeitung mit Immobilienanzeigen in der Hand. Die Kosten für 1-Raumwohnungen lagen zwischen 60 bis 100.000 Dollar. Eine Wohnung mit dem Kaufpreis von 50.000-60.000 Dollar ist heute (2018) für 15.000-20.000 Dollar zu haben. Die Mieteinnahmen lagen 2010 bei etwas mehr als 200 Euro, so waren diese teilweise auf 100 Euro gesunken. Vergleicht man die Kaufpreise der Immobilien in der eher unbedeutenden Stadt Uschhorod an der slowakischen Grenze mit etwa 130.000 Einwohner und der Millionenstadt Kiew, so sind diese in der kleinen Stadt viel höher.
Die Folgen der wirtschaftlichen Veränderung im Ruhrgebiet sind auch heute noch nicht überwunden. Da ich persönlich dies nicht kenne, möchte ich mich auch nicht dazu äußern. Fakt ist, politische und wirtschaftliche Veränderungen haben einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf den Immobilienmarkt.
Immer mehr Leistungsträger verlassen das Land. Das sind diejenigen, welche gehobene Wohnungssprüche bevorzugen. Dagegen werden eher einfache Wohnungen benötigt.
Die in Deutschland leer stehende 1,5 Millionen Wohnungen befinden sich in vorwiegend in wirtschaftlich schwachen Regionen. So hatte z. B. Leipzig vor einigen Jahren noch einen Leerstand von 12,1 % mit 38.590 freie Wohnungen. Dieser Leerstand war noch viel höher. Es wurden viele preiswerte und ältere Wohngebäude abgerissen, welche bereits heute benötigt werden.
Trotz der Zunahme der Wohnungsgröße orientiert sich der Wohnungsmarkt immer nach dem Wohnungstyp der Fünfziger- und Sechzigerjahre, Wohnzimmer, Eltern- und Kinderschlafzimmer, Bad und Küche. Die verändernden Anforderungen an das Wohnen und das Arbeiten werden kaum berücksichtigt. Tatsächlich können Wohnungen mit Baukosten von 1000 Euro/qm gebaut werden ohne wesentliche Abstriche. Aber der Standard müsste nur wieder zu den normalen Bedingungen zurückkehren. In der Automobilbranche macht man es vor. Es gibt eine Grundausstattung und die Extras werden wunschgemäß geliefert.
Allein aus diesen Gedanken ließe sich eine sinnvolle Wohnkonzeption ableiten. Allerdings baut man lieber in dem Level Hochpreis, da hier ein größerer Gewinn zu erwarten ist.
Gegenüber 2015 stieg in 2016 die Anzahl der erteilten Baugenehmigungen um 25 Prozent. Das entspricht den Bau von 245.300 Wohnungen vorwiegend in einem Segment, wo kein Mangel vorliegt. 2018 wurden 285.900 neue Wohnungen wurden fertiggestellt. Es fehlten und fehlen aber auch heute immer noch bezahlbare Wohnungen.
Obwohl noch Anfang 2020 die Baubranche sehr viele Aufträge hatte, wird sich künftig eine ganz andere Entwicklung ergeben. In dem Beitrag die Zukunft der Städte werden Vorstellungen genannt, denen ich mich anschließen kann und nach den wir so weit es geht bereits leben. Das sind Vorstellungen wie die Zukunft unseres Zusammenlebens und damit die Strukturen der Städte und Gemeinden aussehen werden.
Zum Teil 13 Wie entsteht das Wissen im Bausektor?
Quelle:
[1] Anja Petkov; Freiflächen durch Stadtumbau - Folgt nach dem Abriss die "grüne Stadt"? http://idw-online.de/pages/de/news321106
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Ingenieurbüro für Arbeitsgestaltung und Baubiologie Peter Rauch