Aus den vorangegangenen Ausführungen wird deutlich, dass wir uns dem Einfluss der Schimmelpilze nicht entziehen können. Lediglich die Konzentration der Sporen kann durch sinnvolle Maßnahmen reduziert werden. Bei optimalen Lebensbedingungen der Schimmelpilze in den Innenräumen werden nicht nur Materialien sondern auch die Lebensmittel befallen beziehungsweise mit höheren Konzentrationen beaufschlagt, sodass neben der direkten auch eine indirekte Belastung auftritt. Die Zuordnung der Schimmelpilze zu den Vertretern unter Zygomyceten, Ascomyceten oder Deuteromyceten hat lediglich dann eine ausschlaggebende Bedeutung, wenn bestimmte Krankheitssymptome und die genaue Ursachenquelle bestimmt werden müssen und sich aus dem vorliegenden Bauzustand keine eindeutigen Schlußfolgerungen ziehen lassen.
Das einfachste Verfahren Schimmelpilze zu bekämpfen, ist ein Niedrighalten der relativen Luftfeuchtigkeit auf kleiner 70%, also auch an der kalten Wandoberfläche, dies bedeutet etwa eine relative Luftfeuchte der Raumluft von zirka 50%. (Die genauen Zusammenhänge sind im Beitrag Luftfeuchtigkeit und im eBook erläutert.) Ein Schimmelpilz selbst in Duschen und im Bad lässt sich durch Lüften und Klimatisierung (trockene Wärme) vermeiden.
Eine Bekämpfung von Schimmelpilzbefall bei Materialien aller Art, bei Farben und Anstrichen ist durch Phenol-, Methyl- oder anorganische und organische Schwermetall-Verbindungen leicht möglich, aber wegen der Giftigkeit stellen diese Substanzen für die Umwelt eine Problematik dar. Andere Verbindungen, wie quartäre Ammonium-Verbindungen, halogenierte Sulfonylpyridine, Captane, Triazine sind weniger giftig. Die Forderung an solche fungizide Substanzen1), für den Menschen und Tier quasi ungiftig, geruchlos, nicht flüchtig sowie licht- und luftbeständig zu sein, ist nur schwer zu erfüllen./5/
Die fungizide Wirkung der meisten angebotenen Schimmelbekämpfungsmittel basiert auf Chlor-, Schwefel-, Stickstoff- und organische Zinnverbindungen. (Vergleiche hierzu Artikel Alltaggift.) Es erfolgt bei der Anwendung praktisch ein Austauschen eines Giftes durch ein anderes. Für eine vorübergehende, oberflächliche Beseitigung erfüllen auch weniger unbedenkliche Mittel den Zweck. Dazu gehören
Die Stellen werden gut durchgetränkt und ausgerieben. Die Augen und Schleimhäute sind zu schützen und es ist intensiv zu lüften.
Die befallenen Materialien, wie Tapete, Leime, Farbanstriche,... sollten entfernt werden. Da Schimmelpilze vorwiegend organische Materialien als Nahrung benötigen, ist über die Entfernung des Putzes fallweise zu entscheiden. In der Regel dürfte eine gründliche Säuberung der Wand- beziehungsweise Putzoberfläche, zum Beispiel mit Spachtel und Drahtbürste, ausreichen./4/
Für die meisten auf dem Baumarkt angebotenen Antischimmelfarben gilt das oben genannte. Nur wenige nutzen bauphysikalische und materialspezifische Veränderungen der Oberfläche, so dass zwar nicht die Ursache beseitigt, jedoch die Ansiedlung der Schimmelpilze wesentlich erschwert wird. Damit kann der Mieter wenigstens in Eigenleistung kritische Bauteiloberflächen zeitweise schimmelpilzfrei halten. Zwei Systeme sollen hier kurz vorgestellt werden.
BioRid ist ein Beschichtungssystem mit großer Ähnlichkeit einer weißen flüssigen Raufasertapete. Es hat eine riesige Oberfläche, so dass 1 m2 in 1,5 mm Stärke einer totalen Oberfläche von ca. 18.000 m2 entspricht. Damit ist diese Beschichtung in der Lage entstehendes Kondenswasser in großen Mengen über eine lange Zeit aufzunehmen, die Oberflächenspannung zu brechen und schnell in Gasform bei entsprechenden Luftverhältnissen (relative Luftfeuchte) wieder abzugeben. Das System enthält sehr geringe Mengen einer Kombination aus Fungiziden und Bakteriziden.
Die Wirkung von Masan (Antischimmelfarbe) beruht auf die Bildung von Kristalle. Durch diese Verfahrensweise wird vollständig auf die üblichen Fungizide1) und Bakterizide verzichtet. Schimmelpilze, Bakterien und Algen haben so auf der Oberfläche der Beschichtung keine Lebensgrundlage und sollen laut Produktbeschreibung diese sogar in die Kristallbildung einbeziehen und werden so unschädlich gemacht. Das gleiche gilt auch für gasförmige Stoffe, wie Aromate, Zigarettenrauch unda. Das ist gleichzeitig ein weiterer positiver Aspekt. In entsprechende Gutachten, zum Beispiel Dr.-Ing. Chr. Drexler + Partner (Ingenieurgesell. für chem. Analytik und Beratung GbR), unda. wird eine positive Wirkung nachgewiesen. [44]
...Einrichtungsgegenstände oder Haushalttextilien können sowohl durch hohe Luftfeuchtigkeit aber auch nach einem Leitungswasserschaden oder Hochwasser durch Schimmelpilze geschädigt werden. Je eher beim Erkennen eines Schimmelschadens, was meist in Verbindung mit einem muffigen Geruch steht, reagiert wird, so geringer ist der Aufwand zur Erhaltung es Gegenstandes beziehungsweise es muss nicht alle entsorgt werden. Werden die Gegenstände unmittelbar durch Wasser durchfeuchtet, dann ist eine schnelle Trocknung erforderlich. Sind diese verschmutzt, so ist vorher noch eine Säuberung mit sauberem Wasser erforderlich. Bauteile sind so zu öffnen, dass möglichst viel Luft diese umspült. Weitere Ausführungen unter [109]. ...
1)Fungizide Wirkstoffe= greifen in zentrale Stoffwechselvorgänge in den Pilzzellen störend ein und entfalten so ihre Wirkung. Angriffsziele können zum Beispiel die Zellmembran, die Zellwand, Struktur- oder Enzymproteine oder Bestandteile des genetischen Apparates sein. Verwendung als Pflanzenschutzmittel gegen Pilze beziehungsweise Pilzkrankheiten in der Landwirtschaft und im Gartenbau oder als Holzschutzmittel in der Bau- und Holzwirtschaft.
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