Die Verbreitung kleiner Partikel in Innenräume wird durch die Bewegung der Luft bestimmt. Bereits ohne zusätzliche Lüftung reicht die thermische Konvektion aus, eine Zirkulation der Luft in einem Raum zu bewirken. Dies führt zu einer gleichmäßigen Verteilung der Pilzsporen, auch zwischen verschiedenen Räumen und Stockwerke. So kann ein Gramm Hausstaub bis zu 3,2 Millionen lebende Pilzsporen enthalten. So dominieren in der Außenluft Cladosporium-Arten und als typische "Raumpilze" kommen die Arten der Gattung Aspergillus und Penicillium vor, die auf Lebensmittel, feuchtem Leder, Papier, Baumwolle und Wolle wachsen. Daneben sind auch Alternaria, Aureobasidium,Fusarium und Wallemia sebi nachweisbar. (Beispiele Bild 4.1. und 4.2.)
Bild 4.1. und 4.2.: Penicillium-Arten für grünliche und Fusarium roseum für die rötlichen Flecken. Links hinter einer Holzverkleidung (Wärmebrücke und fehlende Hinterlüftung) und rechts auf einer Tapete nach einem Wasserleitungsschaden im Raum und fehlende Lüftung. Diese rötlichen Flecken wurden auch schon mit dem Vorhandensein vom Echten Hausschwamm (Serpula lacrimans) vorgefunden. So wurde statt einer Schwammsanierung eine Schimmelpilzbekämpfung (irgendwelche Gifte) durchgeführt.
Küchen: In Kühlschränken, an Brotschneidemaschinen,auf verschimmeltem Brot sowie über Mülleimer ist Penicillium roqueforti zu finden.
Toiletten und Bäder: Bei Temperaturen über 24 °C können in der Raumluft über den Vorlegern vor Toilettenschüsseln Aspergillus flavus und A. parasiticus auftreten.
Wohnzimmer: Das Klopfen der Bodenbeläge führt zu einer starken Erhöhung der Keimzahlen. So wurden in Belgien in 130 Wohnzimmer überwiegend Aspergillus vericolor und Cladosporium sphaerospermum gefunden.
Schlafzimmer:Der Matratzenstaub enthält ziemlich einheitlich zusammengesetzte xerophile(Trockenheit liebend) Schimmelpilzflora: es überwiegen Eurotium (Aspergillus repens und A. penicilloides). In der Schlafzimmerluft tritt die höchste Keimzahl im November und Dezember bedingt durch die Heizung auf. Der Matratzenstaub erreicht das Maximum im Juli. Dies beruht auf die erhöhte relative Luftfeuchtigkeit (70-80%). Ebenso führen das Bettenmachen stets zu einem deutlichen Anstieg der Sporenzahl in der Luft.
Schwimmbäder und Saunen: Die Schimmelpilze sind gleichmäßig auf Umkleidekabinen, Schwimmbereich, Dusche und WCs verteilt. Die Fußböden sind am stärksten befallen. Im Marburg wurden besonders häufig die Vertreter der Dematiceae (Fungi imperfecti mit dunklen Sporen und/oder Hypen) festgestellt.
Schulräume: Studien an US-amerikanischen Schulen ergaben Luftkeimgehalte im Bereich 100-15.000 Sporen/m3. Dabei waren am häufigsten die Vertreter der Gattung Cladosporium anwesend.
Krankenhäuser: Sporen der Außenluft gelangen regelmäßig in Krankenhäuser und können dort zu einem ausgeprägten Schimmelwachstum führen. (So fand man in einem Behandlungsraum in den USA thermotolerante Penicillin.)
Biotonnen: sind Innenräume besonderer Art, die vor den keimhemmenden UV-Strahlen geschützt sind. Beim Umgang mit Biomüll gelangen zwangsläufig Schimmelsporen in die umgebende Luft und von dort aus durch Einatmen auch in den menschlichen Körper. So kann A. fumigatus für Menschen mit verminderter Immunabwehr als Folge einer chronischen Grunderkrankung sehr gefährlich werden und zu tödlich verlaufenden invasive Aspergillose führen. Daher sollten abwehrgeschwächte Personen den Umgang und den Kontakt mit Bioabfall meiden. Kleine portionsweise Verpackung in Zeitungspapier sowie eine Reinigung der Tonne mit Essigwasser und das Aufstellen in einem schattigen Ort verringern deutlich den Sporenanteil. Die Leerung sollte 1 Woche nicht überschreiten.[6]
Jeder kennt verschimmeltes Brot und weiß, wie schnell dieses gerade im Sommer und vor allem an schwülwarmen verschimmeln kann. Lebensmittel und gerade Teigwaren stellen geradezu eine optimale Nahrungsgrundlage dar. Daher werden Rezepturen zugegeben, die eine gewisse Haltbarkeit ermöglichen. Ich musste jetzt zweimal feststellen, dass die Brötchen und das Brot bereits nach 4 beziehungsweise 5 Tage verschimmelt waren. Während dieser Zeit lag die Temperatur in der Küche zw. 23 bis 25 ºC und die rel. Luftfeuchte lag zwischen 40 bis 63%. Die Luftfeuchte im Gebäude lagen weit unterhalb der Wachstumsgrenze, wie sie im Isoplethensysteme im Bild 2.1. oder 2.2. dargestellt wird, wo eine Schimmelpilzbildung (theoretisch) erfolgen kann. Liegen bestimmte optimale Wachstumsbedingungen für Mikroorganismen vor, so wachsen diese auch bei einer relativen Luftfeuchte > 70%. Die Ursache dürfte darin begründend sein, dass nicht alle Einflussfaktoren und ihre gegenseitige Wechselbeziehungen hinreichend bekannt sind. Wenn bestimmte Grenzbereiche bereits erreicht wurden, so kann zum Beispiel der zusätzliche kleine Blumentopf den optisch sichtbaren Schimmelbefall bewirken. Die Ursache ist nun nicht der kleine Blumentopf, sondern die Summe aus den vielen einzelnen Einflussfaktoren.
Das ist eigentlich der Grund, warum in 9 von 10 gleichen Wohnungen kein Schimmelpilzbefall sichtbar ist. Auch wenn in der zehnten Wohnung 1 m2 Wandfläche verschimmelt ist, kann insgesamt die Konzentration der Pilzteile geringer sein, als in den übrigen 9 Wohnungen, wo optisch nichts sichtbar ist.
Das Argument, wenn sichtbar Schimmelpilze in der Wohnung vorhanden sind, "es wird zu wenig oder falsch gelüftet", sollte wirklich nur unter Vorbehalt verwendet werden.
Es gibt natürlich auch Ausnahmen, wo man annehmen kann, der Lebensinhalt des Nutzers besteht geradezu darin, große Mengen an Mikroorganismen in der Wohnung zu züchten.
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