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4. Die Temperatur als Wachstumsfaktoren für den Echten Hausschwamm

Holz zerstörende Pilze entwickeln sich in einem Temperaturbereich der minimal bei etwa 2...5ºC und maximal bei 35...40ºC liegt. Innerhalb dieses Bereiches hat jede Pilzart ein bestimmtes Optimum. Dabei liegt die höhere Wachstumsgeschwindigkeit im höheren Bereich. In der nachfolgenden Tabelle werden ausgewählte holzzerstörende Pilze gegenübergestellt.

Pilzart optimale Temperatur Wachstum
mm pro Tag
Serpula lacrimans (Echter Hausschwamm) 20ºC um 81)
Serpula himantioides (Wilder Hausschwamm) 20-25 7
Coniophora puteana (Brauner Kellerschwamm) 22 11
Antrodia vaillantii (Weißer Porenschwamm) 28 12
Gloephyllum trabeum (Balkenblättling) 34 14-15
Stereum hirsutum (Zottiger Schichtpilz) 25 19
Trametes versicolor (Schmetterlingsporling) 30 18

1)(nach Cartwright und Findlay) sowie Schmidt 1994  1-10 mm, Jennings und Bravery 1991  1,5 - 9 mm

Aus dieser kleinen Übersicht kann entnommen werden, dass die Temperaturhöhe einen wesentlichen Einfluss auf das Wachstum der jeweiligen Pilzart hat. (Siehe auch Temperatureinfluss auf die Wachstumsgeschwindigkeit.) Die Temperatur in einem Haus beziehungsweise Wohnung liegt bei 20°C. Hier hat der Echte Hausschwamm gegenüber den anderen Arten zusätzlich günstigere Wachstumsbedingungen. An Bauteilen, wo in Zusammenhang mit der Feuchtigkeit höhere Temperaturen vorliegen, wächst der Weiße Porenschwamm eher. Der Balkenblättling (Gloephyllum trabeum) hat bereits bei 20°C die gleiche Wachstumszunahme, wie der Echte Hausschwamm und liegt bei seinem Optimum bei fast dem Doppelten. Also in einem Bereich wo der Echte Hausschwamm (bei zirka 25°C) bereits sein Wachstum einstellt. (Zu beachten ist, wenn die Raumtemperatur 27°C beträgt, kann die Wandoberfläche eine Temperatur von 20°C und im Wandinneren noch weniger vorliegen. Im Wandinneren befindet sich das Pilzmycel. Es wächst in diesem Fall besonders gut.)
Der Echte Hausschwamm ist von der Sache nicht gefährlicher als die anderen holzzerstörenden Pilze. Es hängt von den jeweiligen Einflußfaktoren insgesamt ab. Die höchste hier genannte Zuwachsrate wird durch einen Weißfäulepilz, der Zottiger Schichtpilz, erreicht, der am lebenden Baum vorkommt.

Wird der Temperaturbereich über- oder unterschritten, so stellt sich Hitze- beziehungsweise Kältestarre ein, die über längere Zeit zum biologischen Tod führt.

Laboruntesuchungen in der BAM-Berlin-Dahlem ergaben, dass der Echte Hausschwamm im trockenen Holz in der Trockenstarre, bei einem gleich bleibenden Klima, wie folgt überlebt:

7,5°C ca. 7 Jahre
20 °C ca. 1 Jahr
27°C ca. 0,5 Jahre.

Dabei wurde festgestellt, dass die Überführung in die Trockenstarre ausgewogen und sehr langsam erfolgen muss, damit der Pilz im Holz nicht irreversibel abstirbt. Am Gebäude herrschen ständig klimatische Wechsel, so dass von einem kürzeren Starreprozess ausgegangen werden kann. (Ingo Müller 1999)

Dieser Fakt wird für alternative Bekämpfungsmethoden mithilfe des Heißluftverfahrens ausgenutzt. In Dänemark ist dieses überwachungspflichtige Verfahren eine anerkannte Bekämpfungsmethode. Wobei die Möglichkeiten des Verfahrens von Anfang an sehr differenziert bewertet wurde. Es wird auch auf wesentliche Anwendungsbeschränkungen wie auch auf notwendige chemische Maßnahmen verwiesen. Begleitende/ergänzende chemische und bauliche Maßnahmen haben wesentlich zum Erfolg der bis 1995 durchgeführten Bekämpfungen mit dem Heißluftverfahren beigetragen.

In Deutschland findet diese Methode als flankierende Maßnahme vor allem nur bei Baudenkmälern zulässig Anwendung. Das Problem besteht hier, dass zum Beispiel das massive Mauerwerk mit einer hohen Wärmekapazität aufgeheizt werden muss. Bei Kellermauerwerk, erdberührendes, stärkeres und feuchtes Mauerwerk lässt sich daher keine Bekämpfung durchführen. Ebenso stellen mehrschalige Mauerwerke sowie angrenzende Hauswände zum Nachbargebäude ein Problem dar. Holzkonstruktionen müssen mindestens von zwei Seiten zugänglich sein und einen Querschnitt von 140 x 140 mm nicht überschreiten.
Die Ausführung der Heißluftverfahren ist nur von qualifizierten Fachbetrieben für Holzschutz auszuführen, die eine entsprechende spezielle Qualifikation besitzen und über die erforderlichen Geräte sowie Erfahrung besitzen. Daneben ist die Qualitätskontrolle (Fremdüberwachung) der Bekämpfungsmaßnahme begleitend durch einen unabhängigen Sachverständigen mit entsprechender nachweisbarer spezieller Qualifikation durchzuführen. Als Problem stellt sich die Prüfung der möglichen Vitalität des Mycels im Holz dar. Da nicht überall Proben entnommen werden können. Versuche mit befallenen Prüfkörpern bedürfen noch weiteren Forschungsbedarf. Im Forschungsbericht E-1998/14 wurden 9 gutachterlich begleitete Objekte bewertet, in den Heißluftverfahren zur Anwendung kamen. Das Verfahren stößt auf eine Reihe von Anwendungsgrenzen, sodass diese nicht uneingeschränkt zur Bekämpfung des Echten Hausschwamms anwendbar ist. Im Einzelfall ist ein mehr oder weniger hoher zusätzlicher Aufwand an flankierenden konventionellen Maßnahmen entsprechend der DIN 68800 Teil 4 erforderlich.

Der Verbrauch an Heizenergie und der Rauchgasausstoß muss in einem realistischen Verhältnis zur herkömmlichen Bekämpfungsmethode entsprechend DIN 68800 Teil 4 stehen. Ein Gerät benötigt für die Erzeugung von 80.000 kcal/h zirka 7,8 kg Heizöl. Bei einem Betrieb von 2 Geräten über 4 Std. entstehen so ca. 700 m3 Rauchgas mit 80 m3 C02, 36 Liter CO, 0,3 -0,6 kg Schwefel und 200 bis 400 l Schwefelgase, (Basiszahlen nach Uwe Sallmann) die Bekämpfungszeit für den Echten Hausschwamm liegt bei 3 - 6 Std. (Dr. Unger). Für die letale Wärmedosis haben sich folgende Temperatur-Zeit-Verhältnisse als ausreichend erwiesen: 50ºC/16 Stunden, 55ºC /5 Stunden, 60ºC / 2 Stunden. (Grosser 2008)

Mit dem SELAREX-Verfahren wurden in die Balkenköpfe beziehungsweise Balken in einem bestimmten Abstand Heizstäbe eingebracht und so das Holz über eine bestimmte Zeit aufgeheizt. Diese Kontaktverfahren konnte sich wegen seiner sehr begrenzten Anwendbarkeit und wenig praktikablen Anwendungsweise nicht durchsetzen und wird inzwischen vom Entwickler nicht mehr weiter betrieben.

Aus Finnland kommt eine spezielle thermische Behandlung des Holzes, was unter den Namen Thermoholz bezeichnet wird. Bereits aus den zwanziger Jahren stammen erste Hinweise zu diesem Verfahren. Neben den anderen günstigen Eigenschaften soll dieses Holz durch den Hausschwamm nicht mehr befallen werden. (Sanni Rytke 1999). Allerdings sind die veränderten statischen Beanspruchungen zu beachten. Bei Günter Langendorf wird die Möglichkeit zum Abtöten von Pilzmycel im Holz erwähnt. Nach Liese 1931 erfolgt der Hitzetod des Myzels für verschiedene Pilzarten:

Pilzarten Hitzetod nach Minuten bei
 40°C50°C 60°C
Serpula lacrimans (Echter Hausschwamm) - 15 Minuten -
Coniophora puteana (Brauner Kellerschwamm) 15 Minuten - -
Antrodia vaillantii (Weißer Porenschwamm) - 30 Minuten -
Gloeophyllum sepiarum (Zaunblättling) - - 60 Minuten

Die Sporen an der Oberfläche müssen einer Temperatur von 100°C über 4 Stunden oder 80°C über 6 Stunden ausgesetzt werden. (Dr. Unger 1996) In der Biotechnologie werden zum Sterilisieren der Produktionsanlage (Fermentor Tanks usw.) wesentlich höhere Temperaturen verwendet.

Eine weitere Alternative zeigt das Trocknungsgerät auf Mikrowellenbasis. Durch das "Aufheizen" des Mauerwerkes wird auch gleichzeitig das Mycel erwärmt. Die Eiweißstruktur wird so zerstört. Die Anwendung ist auf kleine Flächen beschränkt, die der jeweiligen Strahlungs-Austrittsöffnung der Antenne entspricht. Eine großflächige Bekämpfung ist daher wirtschaftlich nicht gegeben. Das Verfahren ist daher auf Sonderfälle, wie kleine Holzteile beschränkt. Wobei zum Beispiel auf die Aufheizung von Metallteilen (Nägel) zu achten ist. In wie weit hier eine durchgängige Bekämpfung des Mycels im Mauerwerk erfolgt, ist nicht bekannt. Hierzu liegt kein Nachweis vor. Im Forschungsbericht E-1998/14 (Grosser) kommt man zur Aussage, dass "die bisherigen Mikrowellensysteme zur Abtötung Holz zerstörender Pilze für die Praxis kaum geeignet sind." Allerdings dürfte allein durch dieses Verfahren kein Langzeitschutz vorliegen. In Kombination mit den anderen Bekämpfungsmethoden können hier sicherlich sinnvolle Lösungen gerade im Denkmalschutz erzielt werden.


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