Es ist eine jahrtausendealte Erfahrungstatsache, dass direkte Sonnenstrahlung eine effektive und materialschonende Trocknungsmethode ist.
Unsere Vorväter nutzten sie auf vielfältige Weise. Auch zur Austrocknung von Bauwerken im Rohbauzustand waren natürliche Lüftung und Besonnung üblich.
Dieses Verfahren beruht auf der Nutzung der Erkenntnisse aus der natürlichen Bauwerkstrocknung, in dem genau der Strahlungsbereich der Sonne nachgebildet wird. So kann an jedem Bauteil anlog der sommerliche Zustand wie an der Außenwand (siehe Bild 1) hergestellt werden.
Bild 1: Außenwand im Sommerzustand
1 Wärmestrom verläuft nach innen,
2 Wasserdampf diffundiert (in der Regel) nach innen, da pe > pi,
3 kapillarer Wassertransport zur erwärmten Außenwand
Bei äußeren Wandkonstruktionen wirken im Zusammenspiel drei Transportkomponenten
Bei ordnungsgemäß ausgeführten Konstruktionen wird weniger Feuchtigkeit zugeführt, als es desorbieren (Abgabe) kann. Wenn das Mauerwerk mehr Feuchtigkeit aufnimmt, als es in der günstigen Jahreszeit abgeben kann, so wird sich dieses von Jahr zu Jahr mit Feuchtigkeit immer mehr anreichern. Ähnlich ist es auch bei Kellermauerwerk, welches von außen durch Spritz- und Sickerwasser sowie Wasser führende Schichten oder bei Wasserleitungsschäden, Überflutungen oder Ähnliches, mit Feuchtigkeit belastet wird. Hier spielen noch die Funktionsfähigkeit der Bauwerksabdichtungen und die Salzbelastungen eine wichtige Rolle. Dies wird ausführlich in den Beträgen Mauerfeuchtigkeit und Mauersalze behandelt.
Die feuchte Wandoberfläche wird mit einer geregelten Wärmeenergie je Baustoff zwischen 30 bis etwa 60 ºC durch Flächenheizungen (Infrarot) erwärmt. Das ist die Strahlung von einigen Mikrometer, welche eine fühlbare Wärme bewirkt. Genau in diesem Spektrum erfolgt die Erwärmung und ist daher sehr effektiv. Dies wird auch in einer Modellrechnung dargestellt.1) Bei sehr feuchten Bauteilen über dem kritischen Feuchtegehalt erfolgt anfänglich ein kapillarer Wassertransport zur erwärmten Wandfläche. Es wirkt der Kapillarsog. Bei Ziegelmauerwerk liegt der kritische Feuchtegehalt bei einer relativen Luftfeuchte zwischen 80 - 100 Prozent. Bei der Verdunstung an der Wandoberfläche verlagert sich der Feuchtehorizont in den Wandquerschnitt hinein. Vom Kern wird Feuchtigkeit in Richtung Wandoberfläche nachgeliefert. Dabei wird der Feuchtegehalt im Wandinneren reduziert. Erfolgt eine "allmähliche" Abtrocknung, so kann die Feuchtigkeit im Inneren durch den Kapillarsog entweichen. Erfolgt eine zu schnelle Abtrocknung nur an der Oberfläche, so reist der Kapillarsog ab und die übrige Feuchtigkeit kann dann nur über die langsamere Diffusion entweichen. Ziel ist es möglichst schnell und über den gesamten Wandquerschnitt die Feuchtigkeit zu reduzieren, bis zu einem Niveau, wo dann allerdings die weitere Trocknung nur noch über Dampfdiffusion möglich ist.
Nicht eindeutig ist geklärt, wie sich die Dampfdiffusion bei den unterschiedlichen Baustoffen und Wandquerschnitten verhält. Der Wasserdampf diffundiert (in der Regel) in die gleiche Richtung wie der Wärmestrom, da pe > pi ist. Handelt es sich um ein Bauteil, was an der Gegenseite (außen) nicht verschlossen ist, so können kontinuierlich gute Abtrocknungen erreicht werden. Bei Kellermauerwerken im Erdreich und mit einer äußeren Feuchtigkeitssperre kann die Feuchtigkeit ohne hin nur nach innen in den Kellerraum entweichen. Die warme mit Wasserdampf angereicherte Luft muss kontinuierlich aus dem Gebäude abgeführt werden, da der Baustoff und die Raumluft ständig in einer Wechselwirkung stehen. Es stellt sich zwischen beiden Stoffen immer ein Feuchtegleichgewicht ein.
Analog ist der Baustoff immer bestrebt, im gesamten Querschnitt eine gleiche Feuchtigkeit anzustreben. Durch die Erhöhung der Wandtemperatur wird dieser Prozess begünstigt.
Seit kurzer Zeit werden hochwassergeschädigte Gebäude getrocknet.
Bild 2: Prinzip der Abtrocknung durch die Infrarotstrahlung. Zu erst wird die Kernfeuchte über den Kapillarsog und später durch die Diffusion reduziert.
Jeder Transport in flüssiger Phase ist quantitativ um ein Vielfaches den Feuchtetransport in dampfförmiger Form überlegen.
Die Intensität der Austrocknung wird dabei entscheidend von der Spezifik des Wandbaustoffes bestimmt. Eine Konstruktion mit seinem gut ausgebauten Kapillarsystem, wie zum Beispiel Ziegel und Gips, verhält sich in dieser Hinsicht wesentlich günstiger als eine Wand mit geschlossenzelliger Struktur mit wenigen Kapillaren zwischen den Zellen (zum Beispiel Gasbeton) oder Strukturen mit kleinen Poren und Kapillaren (Schwerbeton, Blähtonbeton). Bei diesen Baustoffen erfolgt eine Trocknung überwiegend über die Diffusion.
Im Bild links ist noch eine praktische Versuchsdurchführung zur Trocknung eines Wasserschadens zu sehen. Kurze Zeit später wurden bereits die ersten Geräte erfolgreich zum Trocknen nach dem großen Hochwasser 2002 in Sachsen und Sachsen Anhalt in Einsatz gebracht. Zwischenzeitlich wurden diese Flächenstrahler weiterentwickelt und fanden nach erfolgreicher Einführung bereits einen breiten Abnehmerkreis. Die Flächenstrahler können sehr einfach eingesetzt und bedient werden. Ist das betreffende Mauerwerk abgetrocknet, so kann der Strahler versetzt werden. Eine gesonderte fachliche Unterweisung und Aufsicht ist nicht erforderlich. Es handelt sich hier um ein sehr preiswertes und materialschonendes Verfahren.
© Altbausanierung | Bauideen | Download eBook | Impressum | Datenschutzerklärung | 3/2006