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Die historischen Wohngebäude mit Tonnengewölbe in Tunesien

Gewölbe

Die historischen Wohngebäude in Tunesien wurden mit einem runden Tonnengewölbe (Wangen und Walme) oder einer Kuppel ausgeführt. Hierzu wurden die Steine der Umgebung verwendet. Die Steine der äußeren Wandschichten wurden mit Bindemittel verbunden. Dazwischen wurden die Steine hinein geschichtet mit Hohlräumen. Nur beim Gewölbe sind keine Hohlräume. Ob diese Bauausführung erfolgte, um Bindemittel zu sparen, ist nicht ganz klar. Dies erfolgte bei allen Gebäuden auf der Insel Djerba oder am Rand der Sahara, welche wir sahen. Durch diese Hohlräume erfolgt der gleiche isolierende Effekt unser heutigen Lochziegel. Weiterhin haben die Gewölbe eine kleine Oberfläche. Es wird immer nur eine kleine Fläche direkt durch die Sonne beschienen und stärker als die andere Fläche erwärmt wird. Auf dem Gewölbe gibt es eine unterschiedliche Verteilung der Oberflächentemperatur. Das ist gerade in dieser warmen Region wichtig. Der nächste Effekt ist der Strahlungsaustausch mit der Umgebung und in Richtung Weltall. Nur die obere längst Verlängerung des Scheitelpunktes (Schlußstein) wird in der Nacht sehr kalt. Alle anderen Oberflächentemperaturen sind höher. Zum Vergleich unterliegt eine horizontale Dachfläche einer höheren Temperaturschwankung.

Interessant wäre zu wissen, wie groß die Auskühl- bzw. Aufheizdauer der Gewölbe ist. Um hier genaue Aussagen treffen zu können, müssten genaue Messungen erfolgen. Die Steine des Gewölbes heizen sich bis Nachmittag auf. Ein Teil der nicht durch die Sonne beschienene Teil kühlt bereits zu dieser Zeit durch den Strahlungsaustausch mit dem kühleren Himmel oder auch Umgebung ab. Die Oberflächentemperatur liegt unterhalb der Lufttemperatur (siehe IR Messung an einem Gewölbe). In der Nacht bzw. in den frühen Morgenstunden wirkt die Gewölbekonstruktion kühlend auf das Raumklima. Diese Konstruktion und das verwendete Material wirken wie eine Klimaanlage und beugen eine Überhitzung und starke Abkühlung des Raumes vor. Siehe auch Messung IR Strahlung an Kuppel und Messtechnische Erfassung

Natürlich darf dies nicht mit dem heutigen Klima verwöhnenden Raumklima um 20°C in allen Räumen verwechselt werden. Früher kamen die Menschen viel besser mit Kälte und Hitze zurecht als wir heute. Diese wichtige Eigenschaft haben wir verlernt.
Ökonomische Gesichtspunkte veranlassen uns, Häuser mit den denkbar energetisch ungünstigen Flachdächern zu bauen.

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Ingenieurbüro für Arbeitsgestaltung und Baubiologie Peter Rauch