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Funktion und Aufgabe des Sanierputzes

Die Wirkungsweise der ein- und zweischichtigen Sanierputze beruht darauf, dass eine gewisse kapillare Saugfähigkeit im Putzsystem erhalten bleibt, um vorhandene Salze in das Putzsystem zu transportieren aber diese nicht bis an der Oberfläche ablagert. Ein großes Luftporenvolumen schafft Lagerräume für die Salze. Die Struktur des Putzes (Kapillarporensystem) ist so aufgebaut, dass die Feuchtigkeitsabgabe des Mauerwerks nicht behindert wird. Die Verdunstung der Feuchtigkeit erfolgt im Putz selbst und wird nicht kapillar bis an die Oberfläche geleitet, um die Salzablagerung im Inneren des Putzes zu belassen. Damit wird die Gesamtoptik der salz- und feuchtebelasteten Wand langfristig verbessert. Die Druckfestigkeit dieser Putze liegt bei < 6 N/mm2, das Porenvolumen des Festmörtels über 40 Vol-% und die Wasserdampfdiffusion bei μ < 12. [1] (Im WTA-Merkblatt werden weitere Anforderungen gestellt. [4]) Der Putz hat aber auch die Aufgabe das Eindringen von Feuchtigkeit in das Mauerwerk zu verhindern.

Sanierputz

Die Eigenschaften werden durch die Zusammensetzung des Putzes bestimmt. Die Porosität wird durch Tensidluftporen oder Leichtzuschläge erreicht. Zusätze von hydrophobierend wirkende Additiven beeinflussen die kapillare Wasserwanderung im Kapillarporensystem. [2] Weiterhin werden die Eigenschaften auch durch mineralische Bindemittel, wie z.B. Mariensteiner Kalk, Portlandzement oder Trasszement, bestimmt.
In einer Untersuchung 1992/1994 im Bereich einer Schlossanlage in Oberschleißheim wurden 18 verschiedene Putze beziehungsweise Putzsystem einbezogen. "Die mit Abstand besten Ergebnisse in Bezug auf den Salzeintrag erreicht man mit zementgebundenen, einschichtigen oder zweischichtigen Sanierputzsystemen nach WTA-Merkblatt 2-2-91. Diese zeigen auch unter den extremen Verhältnissen des Versuchs nach mehreren Jahren Standzeit keinen Salzdurchtritt. Im Gegenteil, der Salzeintrag erfolgt langsam und im Sinne des Wirkungsprinzips der Sanierputze... Die Sanierputze auf der Basis anderer hydraulischer Bindemittel zeigen eine höhere Salzbefrachtungsrate, so dass sich insgesamt mit Sicherheit eine geringere Lebensdauer ergibt." Die Untersuchung lieferte kein einwandfrei zuordnungsfähiges Ergebnis in Bezug auf eine Veränderung der Feuchtegehalte im Mauerwerk. Eine Entfeuchtung des Mauerwerkes mit allen aufgebrachten Putzsystemen (klassische WTA-Sanierputze, reine kalk-hydratgebundene Putze und so genannter Entfeuchtungsputz) wurde nicht erreicht. [2] (Ob zuvor die Feuchtigkeitsursachen beseitigt wurden, kommt in diesem Bericht nicht zu Ausdruck.)
Die Sanierputzsysteme können unter extremen Bedingungen mindestens 10 Jahre und bei mittlerer Salz- und Feuchtebelastung Jahrzehnte optisch schadensfreie Mauerwerke und Fassaden ergeben. [2] Allerdings gibt es auch Problemzonen, wo die Putze bereits nach 1 bis 2 Jahren vollständig mit Salz, vorwiegend aus den Mörtelfugen stammend, übersättigt sind. Auch hier ist eine ordnungsgemäße Verarbeitung wichtig. Dazu zählt auch, dass lose (sandende) mit Salz angereicherte Mörtelfugen (2-3 cm) ausgekratzt und Salze trocken von den Wänden entfernt werden.

Durch die hydrophobe Ausrüstung von Sanierputz-WTA kann die anstehende Feuchtigkeit nur ca. 5 mm kapillar eindringen. Die restlichen 15 mm der 2 cm Putzstärke muss die Feuchtigkeit per Diffusion überwinden. Je länger der Diffusionsweg ist, umso größer wird der Diffusionswiderstand und die Austrocknungsleistung verringert sich. Daher wird die maximale Putzstärke auf 40 mm beschränkt. Bei 23ºC verdunsten bei den o.g. 15 mm etwa 140 g/m²d Wasser und bei einer Diffusionsstrecke von 35 mm nur noch 60 g/m² Tag.[5]

Vor der Anwendung des Sanierputzes ist die Ursache der Durchfeuchtung zu klären. Nicht jedes Kellermauerwerk muss ausschließlich durch seitlich eindringendes Wasser durchfeuchtet werden. Es kann auch eine vordergründige Durchfeuchtung durch Kondenswasserbildung oder unzweckmäßige Nutzung vorliegen. Liegt eine äußere Durchfeuchtung vor, so ist dies durch ein Feuchtegefälle nach innen erkennbar (siehe Beispiel).

Beispiel für den Feuchteverlauf bei einer äußeren Belastung. Rechts nach dem Anbringen einer Vertikalabdichtung.
Feuchteverlauf an einer Wand nach einer Vertikalabdichtung

Bei einer Kondenswasserbildung ist der innere Wandabschnitt am feuchtesten. Wobei aber auch hier die Salzbelastung, durch die hygroskopischen Eigenschaften, zu berücksichtigen ist. Ist die Wanddurchfeuchtung nicht all zu stark, so kann der Sanierputz auch allein raumklimatisch Verbesserungen bringen. Bei zu starken Durchfeuchtungen liegen in der Regel feuchte- oder wärmetechnische Probleme vor. Hier ist zu erst die Ursache zu beseitigen. Dabei ist zu erst die Vertikalabdichtung zu wählen. Allein eine horizontale Sperre bringt nur in wenigen Fällen einen Erfolg. Es kann aber auch eine zu starke Abkühlung der Außenwand, zum Beispiel in einer Kellerwohnung/Büro, gegenüber der Wandfläche unterhalb der Geländeoberfläche vorliegen. Dies wirkt sich besonders in der wärmeren Jahreszeit aus. Hier ist eventuell nachträglich eine äußere Dämmung erforderlich. In diesem Zusammenhang wird auch gleich eine Vertikalabdichtung angelegt.
Der Sanierputz kann hier als flankierende Maßnahme Anwendung finden. Bei Räumen mit Nutzungsanforderungen, zum Beispiel Büro, Hobbyraum und anderes, ist dies auf jedem Fall erforderlich. Als deckender Anstrich sind hier Silicat- beziehungsweise Wasserglasfarbanstrich zu wählen.

Folgende positiven Aspekte sollen hier noch einmal zusammengefasst werden:

Bei einem feuchteregulierenden Putz liegt durch eine optimale Verteilung von verschieden großen Poren eine günstig ausgeprägte Kapillarität vor, so dass das flüssiges Wasser beliebig weit transportiert und somit fast ungehindert durch die Putzschicht geleitet wird. Besteht der darunter befindliche Wandbaustoff aus gröberen oder unvollkommeneren Kapillaren (beziehungsweise kleineren Werten für w), so wird diese Wand geradezu "trockengesaugt". Es kann aber nur soviel Feuchte kapillar weitertransportiert werden, wie das Mauerwerk auch liefert. Kapillare Transporte finden nur bei hohen Feuchten statt. Die Übrige Wandfeuchte kann dann nur noch über Diffusion entweichen. Durch die niedrige Dampfdiffusionswiderstandszahl µ dieses Putzes kann die Entfeuchtung ungehindert und schnell ablaufen. Durch die selbstregulierende Verdunstungszone kommt es zur Verteilung der Salze in den Poren aber auch unter Umständen an der Oberfläche (Salzausblühung). Es wird für lange Zeit keine "Sperrschicht" durch auskristallisierte Mauersalze innerhalb der Putzschicht aufgebaut, so dass über einen langen Zeitraum eine gute Feuchteregulierung erfolgt. Dadurch werden auch die Steighöhen reduziert. Im Außenbereich hat dieser Putz den Nachteil, da sich der ablaufende Regen mit der Feuchtigkeit im Untergrund verbindet. Daher muss er bei einer Anwendung im Außenbereich hydrophobiert werden.

Literatur:
[1] Scholz, Wilhelm, Hiese, Wolfram u. a.; Baustoffkenntnisse 13. Aufl., Werner-Verlag GmbH Düsseldorf 1995, S. 361
[2] Weber, Helmut; 20 Jahre Sanierputze im Langzeiteinsatz - Ein Erfahrungsbericht, ARCONIS 1/97, S. 42ff
[3] Wolf-Peter Ettel; unda.; Bautenschutztaschenbuch Verlag für Bauwesen Berlin München 1992, S. 91
[4]WTA-Merkblatt 2-2-91 Sanierputzsysteme, Herausgegeben von der Wiss.-Techn. Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege e.V. Referat Oberflächentechnologie
[5] Erfurth, Uwe; Was sind Wunder, was ist Wirklichkeit? Beuen im Bestand B+B Verlag Rudolf Müller 7/06 S.26ff


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