Frage:
Mit Interesse habe ich Ihre Internetseiten gelesen. Trotz der umfassenden Informationen bleibt für mich noch eine Frage unbeantwortet:
Wir möchten/müssen unser frei stehendes Einfamilienhaus (neues gedämmtes Dach; Keller & Dachspeicher nicht bewohnt und nicht beheizt; Kellerdecke wird noch gedämmt) mit neuen Fenstern ausrüsten (derzeit Alufenster mit Thermopenscheiben Baujahr 1978). Wir werden die Außenwand nicht dämmen. Das Mauerwerk ist eine 40 cm Ziegelmauer mit je 2 cm Putz (außen und innen). Die Fenster sind auf der Ost- und der Westseite; d. h. U-Wand = 0,95-1,4; U-Wand eff = 0,41-0,61.
Ist bei Einbau von Fenstern mit U-Fenster > 0.7 nach Stand der Technik mit Schimmelpilzbefall z. B. in den Fensterlaibungen, resp. der Wand innen zu rechnen, wenn korrekt belüftet wird? (Kontrolle der Luftfeuchte und Temperatur durch Feuchtemesser in den Wohnräumen & Zwangslüftung in den Bädern.
- Schön, aber nicht nötig, wäre eine Nutzung des KFW-Programms "Energetisch sanieren" (Teilmaßnahmen). Wenn ich es aber richtig lese ist die oben genannte Konstellation nicht förderfähig, vorbehaltlich es ist bauphysikalisch ok, da die technischen Mindestanforderungen nicht erfüllt werden. Stimmt dies? -
Ich freue mich auf Ihre Antwort.
P.S. Die Frage ist in der Fragenübersicht unter "Fenster neue und oder Wärmedämmung" schon mal gestellt worden, aus meiner Sicht aber nur schwammig beantwortet worden.
Antwort:
Ihre Fragen werden auf meiner Webseite ausreichend beantwortet. Hier noch ein paar Links. Grundsätzlich muss die Fensterfläche die kälteste Oberfläche sein. Die heutigen Fenster sind zu gut isoliert. Man baut daher heute Tauwasserfallen. Eigentlich nichts weiter als ein Loch in der Wand. An dieser Stelle liegt ein großer U-Wert vor und dort wird das Tauwasser gesammelt.
Ein Gebäude ist ein Gesamtkomplex. Wird ein Bauteil geändert, so verändert sich die Statik bzw. hier die Bauphysik. Hat das Gebäude bisher gut funktioniert, so sollte man es möglichst so belassen. Mann kann sich auch die Fenster aufarbeiten lassen bzw. von einer Fensterbaufirma neue anfertigen lassen, welche energetisch optimal in die Gebäudehülle passen.
Vorgaben des grünen Zeitgeistes oder die DIN-Norm sind nicht mit dem Stand der Technik zu verwechseln.
Um die Förderung der KFW-Programme nutzen zu können, müssen bestimmte Auflagen erfüllt werden. Aus meiner Sicht sollen diese Programme die Hauseigentümer zu aufwendigen Sanierungsmaßnahmen motivieren. Also mehr, was sie sonst machen würden. Dies sind Ergänzungen zum Bankkredit. Man begibt sich so in die finanzielle Abhängigkeit der Banken. Bei einer falschen Sanierung und das würde in Ihrem Fall so sein, da die Fenster einen kleineren U-Wert haben als die Außenwände und zudem auch den unkontrollierten Luftwechsel weiter reduzieren, führen zu einer Feuchteerhöhung im Gebäude. Die Folge ist eine Erhöhung der Konzentration an Mikroorganismen, wie Pilze und Bakterien. Eine dauerhafte Konzentrationserhöhung gefährte unsere Gesundheit. Es stellt sich die Frage, es wird zum Schluss etwas Energie eingespart. In vielen Fällen liegt die Wirtschaftlichkeit der energetischen Sanierungsmaßnahmen bei größer 20 Jahre. Die Einsparungen werden dann für Krankheitspflege benötigt. Besser ist halbwegs gesundes Haus zu behalten.
Nachfolgend einige Artikel zum Thema:
Tauwasser am Fenster,
Die Ursachen für ein feuchtes Mauerwerk und Beispiele
Restaurierung historischer Fenster und
Welchen Einfluss hat die Wandfeuchtigkeit auf den Wärmeschutz?
Antwort von
Peter Rauch Ph.D.
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