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Kriechkellerkonstruktionen mit Holzbodenplatten, Feuchtigkeit beim neuen Blockhaus
Anfrage: Kriechkellerkonstruktionen mit Holzbodenplatten, Feuchtigkeit beim neuen Blockhaus
Anfrage vom 16.05.2010
Frage: Guten Tag, ich wende mich mit einer für Deutschland eher ungewöhnlichen Frage an Sie und hoffe Sie können mir diese beantworten.
Ich habe im YUKON/Kanada ein Blockhaus gebaut, das auf einem umlaufenden Streifenfundament steht. Der Fußboden ist in Brettsparenform gebaut, sodass sich zwischen Erdboden (mit Folie abgedeckt) und Fußboden ein Hohlraum von ca 60 cm Höhe befindet.
Während der Bauzeit hat es stark geregnet, sodass sich unter dem Fußboden Wasser, oder zumindest eine sehr hohe Luftfeuchte befinden dürfte.
Die Frage ist nun ob ich in dem eher kalten und trockenen Klima (im Durchschnitt -1°C), Permafrost ab ca 60 cm Tiefe, mit Schimmel / Fäule rechnen muss, oder nicht. Wenn ja stellt sich die Frage nach der einfachsten Möglichkeit der Entfeuchtung. Es gibt keinen Zugang zu dem Raum unter dem Boden. Man könnte jedoch durch die Außenwand (Holz) 75 mm Löcher Bohren und entweder blasend oder saugend mit 12 V Lüftern die Luft austauschen. Ich bin dabei nur etwas besorgt, ob ich durch Einblasen von warmer Umgebungsluft (15-25°C) diese nicht unter dem Haus (ca 1-5°C) zum Kondensieren bringe und die Situation sich eher verschlechtert.
Antwort: Die Bauausführung erfolgte sicherlich von einer kanadischen Firma. Ich denke, die werden genügend Erfahrung haben, welche Bauausführung funktioniert. Auf keinem Fall sollte warme Luft hineingeblasen werden. Er ist richtig, die kondensiert. Holz zerstörende Pilze benötigen eine Temperatur ab etwa 5°C. Bei etwa 20 bis 27°C liegt ein Wachstumsoptimum vor. Die Schädigung dürfte bei -1°C sehr gering sein. Eine Trocknung der Felder ist sehr kompliziert. Wenn ja, dann nur kalte trockene Luft von außen nachströmen lassen.
Ich war in der Deutschen Nationalbibliothek und konnte noch einige Informationen zu Ihrer Konstruktion finden. Sicherlich wird es Ihnen helfen.
Kriechkellerkonstruktionen mit Holzbodenplatten werden seit Mitte der 19. Jh. in den Niederlanden, Skandinavien und Nordamerika gebaut. In den Baugrund werden einbindende Streifenfundamente (Beton, Betonfertigteile oder früher aus Mauerwerk) erstellt, die als Auflager für Bodenplatte und Fußbodenaufbau dienen. Der 30 bis 80 cm hohe Kriechkeller kann belüftet oder unbelüftet ausgeführt sein.[1/S.2]
Nach internationalen Erfahrungen werden für diese Ausführungen belüftet Konstruktionen empfohlen. Die Lüftungsöffnungen werden in den Streifenfundamenten eingelassen. Das Erdreich wird sowohl mit Kies-, Sand- und Muschelaufschüttungen oder auch mit Magerbeton oder PE-Folien abgedeckt.
Internationale Erfahrungen besagen, dass für eine dauerhafte und schadensfreie Konstruktion sind hinsichtlich auftretender Feuchtebedingungen entsprechende Holzschutzmaßnahmen vorzunehmen sind. Im Mittelpunkt der konstruktiven Grundregeln stehen die Belüftung und die Bodenabdeckung. Durch die Belüftung soll die eingedrungene Außenluftfeuchte, aufsteigende Erdfeuchte, Feuchte durch Diffusion aus dem Wohnraum, Baufeuchte, aber auch nicht geplante eingedrungene Niederschlagsfeuchte durch Luftzirkulation abgeführt werden. Es werden aber Gase aus dem Kriechkeller abgeführt. Bei hohen Verdunstungsraten aus dem Erdreich sollte auf eine Bodenabdeckung nicht verzichtet werden. Die Reduzierung der Feuchte hängt von der absoluten Feuchte in der Außenluft ab, die im Winter niedrig und in den wärmeren Jahreszeiten in der Regel höher ist. [1/S.5]
Feuchteeinträge durch Diffusion, Baufeuchte oder Bodenfeuchte können trotz aufwendiger Abdichtung nicht vollständig vermieden werden. Bei unbelüfteten Kriechkellern kommt es so zur Erhöhung der Feuchte und damit zur Schädigung.
Unbelüftet Kriechkeller sind bei Stahlbetonbodenplatten möglich, da dieser Baustoff feuchteunempfindlich ist. Sinnvoll ist aber auch hier eine Belüftung, z B. in Niederlande 2 cm/m2, um eine Gasanreicherung, z. B. Radon aus dem Erdreich, zu vermeiden. [1/S.6]
In der DIN 68800-2 1996-5 sind keine Aussagen zur Konstruktion von Holzbodenplatten über Kriechkellern zu finden. In Schulze H.; Holzbau Handbuch Reihe 3 Teil 5 Folge 2, Baulicher Holzschutz, Entwicklungsgemeinschaft Holzbau in der DGfH 1981 wurden nochmals die Anforderungen und Konstruktionsvorschläge der DIN 68800 - 2 1972 (Gelbdruck) aufgeführt, welche im Weißdruck 1974 nicht mehr enthalten waren.
Danach sind Holzbodenplatten über Kriechkeller extrem feuchtegefährdet, selbst Holzwerkstoffe der Klasse 100 G dürfen nicht verwendet werden, wenn diese Keller nicht ausreichend belüftet sind. Die Lüftungsöffnung sollte deutlich mehr als 1/500 der zu belüfteten Grundfläche betragen. Der Erdboden ist vollflächig mit einer Dampfsperre abzudecken und alle die mit dem Klima im Kriechkeller berührenden Holzbauteile sind der Gefährdungsklasse 3 einzuordnen, was einen chemischen Holzschutz bedarf. [1/S.7]
In Niederlande geht man bei einer natürlichen Ventilation mit einem Luftwechsel von 0,6 h-1 und einer Höhe des Kriechkellers von 60 cm aus. Die Lüftungsöffnungen sollen mindestens 40 mm betragen und ein Lüftungsverhältnis von 4 bi 20 cm2/m2 haben. Die Öffnungen sind mit Gitter zu verschließen, damit keine Kleintiere in den Keller gelangen. Hier versucht man, auch durch entsprechende Abdichtungen den Gehalt an Radongas zu reduzieren. Eine Reduktion der Höhe des Kriechkellers verringert den Wärmeverlust aber führt zum Anstieg der Wasserdampfkonzentration. Die Bodenplatte ist mit einem Wärmedurchlasswiderstand R=1,3 m2K/W auszuführen. [1/S.8]
Versuche zeigen, dass das Klima im Kriechkeller mit dem Außenklima korreliert. Die absolute Feuchte im Keller steigt deutlich über die der Außenluft an, was auf den unabgedeckten Bodenbereich zurückzuführen ist. Hier werden relative Luftfeuchten von 90-95% über den Jahresverlauf genannt. [1/S.9]
In Skandinavien hat man die größten Erfahrungen zu Kriechkellerkonstruktionen mit Holzfußböden und hölzernen Bodenplatten. Die Kellerhöhe liegt zwischen 30 bis 50 cm. Für die Lüftungsöffnung wird mindestens eine Fläche von 150 cm² gefordert. Der Gesamtlüftungsquerschnitt liegt bei 5 - 10 cm2/m2 der G1rundfläche, als optimal wird 20 cm2/m2 angesehen. Der Abstand der Holzbauteile zur Einhaltung des Spritzwasserschutzes liegt bei 20 cm. [1/S.10]
Es sind auf das Erdreich Folien oder Kiesschüttungen gefordert. Eine zusätzliche Bodendämmung erhöht gerade in den feuchten Sommermonaten die Temperatur und trägt zur Reduktion der relativen Luftfeuchte bei. [Kavaja R.; Rakennuksen Puutyöt. Rakentajain Kustannus Oy 1988; Silikanen U.; Puurakenusten suunnittelu. Puuinformaatio ry 1987]
Auf der Unterseite der Holzbodenplatte ist eine Winddichtheit herzustellen, damit das Eindringen von kalter Luft in den Wohnraum vermieden wird. Oberhalb der Wärmedämmung ist eine Dampfbremse anzuordnen, die zur Minimierung der Feuchte im Keller durch Diffusion aus dem warmen Wohnraum beitragen soll.
Untersuchungen zeigen, dass keine oder nur geringe Luftwechsel im Kriechkeller zu einer anhaltenden relativen Luftfeuchte von über 90% führen. Hohe Luftwechsel (10-fach) führen im Sommer zu geringen Feuchten aber im Winter zu hohen Feuchten von ca. 80%. Nach den finnischen Untersuchungen führen Luftwechsel zwischen 0,5 und 1 h-1 bei vollständigem Ausschluss der Verdunstung aus dem Boden zu kaum einer Erhöhung der relativen Luftfeuchte im Kellerbereich. [1/S.11]
Die relative Luftfeuchte liegt dauerhaft unterhalb von 60% bei einer Luftwechselrate 1 h-1.
Liegt eine Dampfbremse im Bodenbereich, so erhöht sich durchschnittlich die Temperatur um 2°C, was auf die fehlende Verdunstungskälte zurückzuführen ist.
Kriechkeller mit Bodendämmung und Folienabdeckungen zeigen bei üblichen Lüftungsverhältnissen keine Risiken für eine Schimmelpilzbildung. [1/S.12]
Quelle:
[1] Winter, Stefan; Bauer, Peter; Werther, Norman; Abschlussbericht Untersuchungen der klimatischen Verhältnisse in Kriechkellern unter gedämmten Holzbodenplatten zur Vermeidung von Bauschäden bei nicht unterkellerten Gebäuden und zur Kostenreduzierung. Gesellschaft für Materialforschung und Prüfungsanstalt für das Bauwesen Leipzig mbH und Technische Universität München, Fakultät für das Bauingenieur- und Vermessungswesen, Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion, Fraunhofer IRB Verlag 2009
Frage:Herzlichen Dank für Ihre sehr ausführlichen und interessanten Recherchen.
Die helfen uns sicher weiter.
Wir sind gestern aus dem YUKON zurückgekommen.
Bei Ankunft habe ich die Feuchte im noch unbelüfteten Kriechkeller gemessen.
Sie betrug 98,8%, was mich zwar nicht verwundert, aber doch etwas erschreckt
hat. Ich hab nun vier Öffnungen mit je 75mm Innendurchmesser angebracht, die sich
diagonal gegenüberliegen. Ich habe dann für mehrere Stunden heiße Luft
mittels einer Diesel Standheizung aus dem Wohnmobil eingeblasen. Die
Umgebungsluftfeuchte betrug zu dieser Zeit unter 30%.
Die erneute Messung der Luftfeuchte im Kriechkeller, nach der
Zwangsbelüftung, ergab dann bereits eine Reduktion auf 82%.
Leider war dann unser Urlaub zu Ende und ich musste die Zwangsbelüftung
abbauen. Die Öffnungen blieben offen, mit Nagerschutz, sodass nun während
des Sommers eine passive Entlüftung stattfinden kann. Man kann jetzt bereits
feststellen, daß sich ein fühlbares Ausströmen von kalter/feuchter Luft
ergibt, wenn der Wind auf der jeweils gegenüberliegenden Hausseite ansteht.
Im September werden wir erneut in Kanada sein und auch nachsehen, wie der
Feuchtestand ist. Da der Winter extrem trocken ist, werden wir die Belüftung einfach offen
lassen.
Antwort:Vielen Dank für Ihre Informationen. Mit der Belüftung ist das ein Problem. Im Sommer wird feuchte Luft hinein gelüftet und im Winter sehr gut getrocknet. Da Sie sagten, dass ein Dauerfrostboden vorliegt, ist es möglich, wenn die obere Bodenschicht auftaut, dass so im Kriechkeller, also unter dem Holzfußboden, die Feuchte über den Boden zunimmt.
Bei der Dieselstandheizung bin ich mir nicht sicher, ob hier im Gerät nur eine Wärmeübertragung erfolgt. Die Verbrennungsluft hat einen hohen Feuchteanteil und eignet sich nicht für eine Trocknung. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und freue mich auf Nachrichten einer erfolgreichen Trocknung.
Antwort von
Peter Rauch Ph.D.
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