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Schimmelpilze in der Wohnung - gesundheitliche Gefahren

Schimmelpilzbefall im Fenster  Schimmelpilze neben dem Fenster, fehlerhafte Fugenausführung

Eine richtige Bekämpfung der Schimmelpilze erfolgt nicht durch Schimmelsprays und Schimmelfarben, sondern nur durch die Beseitigung der Ursachen!!!
Hier erfahren Sie vom Sachverständigen, wie Schimmelpilze entstehen, welche Ursachen für die Bildung von Schimmelpilzen verantwortlich sind und welche Sanierungsmaßnahmen sinnvoll sind.

1. Einführung zu Schimmelpilze
2.1. Charakteristik der Schimmelpilze und ihre Stoffwechselprodukte
2.2. Nahrung und Lebensbedingung der Schimmelpilze
Einflüsse auf das Wachstum von Schimmelpilzen

Um nicht erst die Existenz von Schimmelpilzen aufkommen zu lassen, muss richtig für eine einfache Nutzung gebaut werden. Viele Jahrtausende wurde das Wohngebäude abhängig von Geldbeutel für die Bewohner errichtet. Heute dient die Immobilie vorwiegend als Kapitalanlage und weniger zum Wohnen. Dies ist unter anderem an der Zunahme von Schimmelpilzschäden erkennbar.

Um eine Schimmelpilzbildung zu vermeiden, müssen nachfolgende ausgewählte Bedingungen erfüllt werden:

Laut Deutscher Mieterbund waren bereits über 3,5 Millionen Wohnungen in Deutschland von einem Befall durch Schimmelpilze betroffen. Ein Ergebnis der groß angelegten Feldversuche mit der heimischen Bevölkerung. Die Klima- und Energiepolitik der Bundesregierung führt zu bauphysikalisch schlechten Gebäudekonstruktionen und zum Sparzwang der Bewohner. Nutznießer sind die Dämmindustrie und die Gesundheitsindustrie. Was die Dämmung wirklich bringt, lesen Sie im Artikel "Dämmen wir die Häuser oder die Dämmung?" Die Pharmaindustrie kann zusätzlich Pillen an die erkrankte Bevölkerung verkaufen.

Wichtige Ursachen für die Erhöhung der Konzentration an Schimmelpilzen und Schadstoffen in der Raumluft der Wohnungen sind die Verringerung des Luftaustausches (dichte Fenster), niedrigere Raumtemperaturen (Energiesparen), falsche Baustoffe bzw. Wandbeschichtungen und zu kleine Raumvolumen vor allem der Schlafzimmer. Siehe Statistik Schimmelschäden.

Bei gleicher Nutzung der Wohnung aber bei niedrigerer Raumtemperatur erhöht sich die relative Luftfeuchte. So können schnell Schimmelflecken auf den Tapeten entstehen. Besonders betroffen sind kalte Wandflächen, wie zum Beispiel im Schlafzimmer über den Fußboden an der Außenwand.

1. Einführung zu Schimmelpilze

Schimmel ist die Trivialbezeichnung für makroskopisch erkennbare meist watteartige Myzelien und/oder Konidienträger. Pilze, die Schimmel bilden, lassen sich nicht systematisch eingrenzen. Sie gehören verschiedenen Gruppen an. Mit dem Schimmelbegriff werden verschiedene Strukturen und Erscheinungen in Verbindung gebracht, zum Beispiel Schwarzschimmel und Grünschimmel, roter Brotschimmel, Edelschimmel, Gießkannenschimmel, Pinselschimmel, Köpfchenschimmel und andere. Darüber hinaus werden auch viele als Schimmel bezeichnet, wie zum Beispiel Blauschimmel, Grauschimmel, Schneeschimmel und so weiter [1] ...

Schimmelpilze sind ubiquitär, d. h., diese Pilzarten kommen allgegenwärtig vor. Diese können aber zur gesundheitlichen Beeinträchtigung beim Menschen führen, wenn ständig eine höhere Konzentration in der Raumluft vorliegt. Treten Schimmelpilzbelastungen in Wohnräumen auf, so leiden viele Bewohner häufig unter Augenbrennen, Kopfschmerzen oder Erkältungssymptomen. Ist das Immunsystem geschwächt, so kann es bei längerem Einatmen von Schimmelpilzsporen zur Allergie kommen. Diese körperliche Abwehrreaktion kann zu einem Bronchialasthma führen und andere gesundheitliche Probleme an den Atmungsorganen verursachen. [6]

Die Schimmelpilze gehören zu den Mikroorganismen. In diesen Sammelbegriff werden viele verschiedene Gruppen von Kleinstlebewesen, wie Bakterien, Hefen, Aktinomyzenten, Algen, Pilze und Protozoen zusammengefasst. Eine Zuordnung in die Flora oder Fauna ist möglich. Algen, Bakterien, Aktinomyzeten und Pilze werden dem Reich der Pflanzen, insbesondere der Mikroflora zugeordnet; lediglich die Algen sind eindeutig Pflanzen. Dies macht sich unter anderem durch die zelluloseartige Zellwand und das Chlorophyll zur Energiegewinnung mit Fotosynthese bemerkbar.

Die tierischen Eigenschaften der Bakterien, Aktinomyzeten und Pilze sind unter anderem die überwiegend chemoheterotrophe Lebensweise und die Bildung von Glykogen, einem stärkeähnlichen Polysaccharid, das auch als tierische Stärke bezeichnet wird. Dennoch lässt die Zellstruktur die Zuordnung zur Fauna nicht zu und eine Ausnahme sind die Protozoen, die eindeutig zum Tierreich gehören. [7]

In Deutschland gibt es noch keine verbindlichen Bewertungskriterien für eine Schimmelpilzbelastung im Innenraum. Der Nachweis der Belastung durch Schimmelpilze dient dabei unterschiedlichen Zielen, dazugehören:

Von den circa 100.000 Schimmelpilzarten weisen circa 30 Allergene auf. Sie haben in der Natur die Aufgabe, organische Substanz abzubauen und in Form von Erdboden den Pflanzen als Nährstoffquelle zugänglich zu machen. [2] Der Mensch ist deshalb an ein Vorkommen von Schimmelpilzen in seiner Umgebung angepasst und weist eine hohe Resistenz auf. Er reagiert folglich nur selten mit Krankheitssymptomen auf eine Schimmelpilzexposition.

Kleine Schimmelflecken auf der Tapete an einer kühlen Außenwandoberfläche bedeuten nicht, dass eine hohe Schimmelpilzexposition im Zimmer vorliegt. Dagegen ist im Sommer bei einer schwülwarmen Luft die Belastung durch Schimmelpilze in der Wohnung in der Regel hoch. Der Schimmel ist nirgendwo im Zimmer optisch erkennbar.

Entscheidend für die Wirkung von inhalativ aufgenommenen Schimmelpilzen ist die Konstitution, die Pathogenität, die Gesamtanzahl der einwirkenden Pilze und die Häufigkeit. Die Belastung der Menschen und ihre Beanspruchung sind bei Außen- und Innenraumquellen im Wesentlichen gleich. [5]

Es ist aber auch zu unterscheiden, ob der Raum mit der Belastung durch Schimmelpilze ständig bewohnt oder nur gelegentlich betreten wird. Zum Beispiel ein Abstellraum wird nicht bewohnt. Optisch dünne Schimmelpilzschichten auf Oberflächen können nach einer größeren Sanierung oder nach dem Neubau auftreten. Die hohe Luftfeuchtigkeit wird durch die technologisch bedingten Abbindeprozesse der Baustoffe verursacht. Es sind kurzzeitig auftretende Erscheinungen der Schimmelpilzbildung. Früher wurde eine genügend lange Trocknungszeit (Auswintern oder trocken wohnen) eingehalten. Eine technologisch bedingte Trockenzeit der Bindemittel (Zement, Kalk oder Gips) dauert abhängig von der Bauausführung etwa 2 Jahre. Durch dichte Fenster und auch durch die Unterspannbahn im Dachgeschoss wird der Austausch der feuchten Luft stark behindert. Von einem Mangel kann man erst sprechen, wenn dieser durch eine schlechte Konstruktion oder einen falschen Baustoff verursacht wird. Bei einer Renovierung der Wohnung trifft dies nicht zu. Es hilft hier nur eine intensive Lüftung und Heizung.

Eine Schimmelpilzbestimmung ist dann zur Klärung von spezifischen Sachverhalten sinnvoll,

Die eigentliche Schadenslösung kann nur durch die Veränderung der Ursachen erfolgen. Das sind bauphysikalische und oder spezifische Eigenschaften der Baustoffe und natürlich auch das Nutzungsverhalten.

2.1. Charakteristik der Schimmelpilze und ihre Stoffwechselprodukte

Als Schimmelpilze werden alle Pilze bezeichnet, welche überwiegend morphologische aber auch eine Reihe ökologischer Gemeinsamkeiten aufweisen.
Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie auf der Oberfläche ein watteförmiges, fädiges oder pulverartiges Aussehen (schimmelig) haben. Dies wird verursacht, da das Wachstum nicht nur im Materialinneren, sondern an der Oberfläche erfolgt. Es gibt aber auch Bakterien, die ein pilzartiges Aussehen beim Wachstum zeigen. Hierzu gehören die sogenannten Strahlenpilze oder Actinomyceten.

Man kann zur Charakterisierung der Schimmelpilze hervorheben:
Aspergillus und Penicillium (Bild 2.1.1.) sind die am weitesten verbreiteten Schimmelpilze. Sie gehören der Abteilung Eumycota (Echte Pilze), Klasse Ascomycetes (Schlauchpilz), Unterklasse Euascomycetidae, Ordnung Eurotiales, Familie Eurotiaceae an. Es handelt sich bei allen um Saprotrophe, also Pilze, welche sich von toten, abgestorbenen oder künstlich synthetisierten organischen Substraten ernähren, zum Beispiel auf Nahrungsmittel, wie Brot, Früchten, Milch u. a. Die Pilze entwickeln ein ganz typisches echtes Myzel, welches reich verzweigt ist und sich im Substrat oder auf dessen Oberfläche ausbreitet.

Bild Penicillium (Pinselschimmel)
Bild: Penicillium (Pinselschimmel) [8]

Ihre Vermehrung erfolgt fast ausschließlich durch ungeschlechtliche Mitosporen (anamorphe Fruktifikation), durch Ausbildung von Endosporen (Sporangiosporen) oder Exosporen (Konidien), mitunter Chlamydosporen. Die Konidienträger sind jeweils recht typisch gestaltet und bieten die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale. So enden bei Aspergillus die konidienbildenden Hyphen in einer Blase, die intensiv mit stäbchenförmigen einzelligen Organen bedeckt ist und als Sterigmen bezeichnet wird. Die Konidienträger von Penicillium verzweigen sich an der Spitze in dünne Ästchen. Jedes dieser Ästchen trägt ein Sterigma, das von einer Konidienkette bekrönt wird. Das Myzel ist mehr oder weniger farblos. Die Konidien tragen Farbstoffe, die der Pilzkolonie ihre spezifische Färbung, schwarz, braun, grün, gelb oder weiß bei Aspergillus und hauptsächlich blaugrün bei Penicillium (auch grüner Schimmel), verleihen. Bei Aspergillus ist die Farbgebung von Spurenelementen im vorgefundenen Substrat abhängig, zum Beispiel Aspergillus nieger färbt sich intensiv schwarz (auch Schwarzschimmel), wenn Kupfer anwesend ist, ansonsten nimmt es eine hellgelbe Färbung an. [9]

Da die Fortpflanzung fast ausschließlich durch die oben genannten Konidien erfolgt, werden keine auffälligen Fruchtkörper hervorgebracht. Wenn überhaupt sexuelle Fortpflanzungsorgane gebildet werden, dann nur winzig kleine.
Zellsprossung und Bildung von Sprosszellen, wie sie Hefen oder hefeähnliche Pilze charakterisieren, tritt nur in ganz seltenen Fällen unter bestimmten Bedingungen ein.
Ihr Lebensraum ist bevorzugt der Erdboden, vermögen auch andere Lebensräume zu erobern, wie feuchte Räume oder Klimazonen. [13]

Die charakteristisch flüchtigen Stoffwechselprodukte von Schimmelpilze MVOC (Microbial Volatile Organic Compounds) umfassen Verbindungen mit Siedepunkten von 0 - 250 ºC und können ein breites Spektrum unterschiedlicher chemischer Stoffklassen zugeordnet werden, wie zum Beispiel den Alkanolen, Alkenolen, Ketonen, Terpenen, Aldehyden, Alkanen, schwefelhaltige Verbindungen, Ethenen, Ester, Karbonsäuren u. a. Es wurde bis zum Jahr 2001 ca. 30 solcher Verbindungen in Innenräumen und in der Außenluft nachgewiesen, die von Schimmelpilzen gebildet werden können. [14]

Der muffige Geruch ist häufig auf die Bildung von MVOC durch Schimmelpilze oder Bakterien zurückzuführen. Folgendes Spektrum von Verbindungen ist charakteristisch:
3-Methylfuran, Geosmin, 1-Octen-3-ol, 3-Methyl-1-butanol, 2-Pentanol, 2-Hexanon, 2-Heptanon, 3-Octanon und Dimethyldisulfid. [14] In höheren Konzentrationen weisen einige MVOC eine toxische Wirkung auf. In den Innenräumen liegen meist niedrige Werte vor, die zu keiner gesundheitlichen Beeinträchtigung beitragen. Die Bedeutung der MVOC ist noch nicht ausreichend erforscht. [15] Es ist auch zu beachten, dass nicht alle flüchtigen Stoffwechselprodukte, die von Mikroorganismen produziert werden, nur von mikrobieller Herkunft stammen. Sie werden auch von Pflanzen produziert, sind Bestandteil von Aromastoffen und technischen Lösungsmitteln.

2.2. Nahrung und Lebensbedingung der Schimmelpilze

Pilze sind chlorphyllfreie Organismen. Die Pilze ernähren sich vorwiegend heterotroph - von organischen Substanzen lebender und toter Organismen. [17]

Die wesentlichen Wachstumsvoraussetzungen sind eng an das Vorhandensein von Wasser gekoppelt, welches zur Synthese von Zellmaterial und zur Energiegewinnung der im Wasser gelösten Nährstoffe benötigt wird. [16] In unserer natürlichen Umgebung erfolgt ein Wachstum, wenn bei einer bestimmten Temperatur, einer genügend hohen relativen Feuchte und dem Vorhandensein der erforderlichen Nahrungssubstrate über eine bestimmte Zeitperiode vorliegen.

Ändern sich diese Bedingungen, so wird das Wachstum eingeschränkt, verbessern sich diese wieder, so kann selbst scheinbar abgestorbenes Myzel auch nach Monaten neu auskeimen.[18] Aus diesem Grund führt eine Bekämpfung von Schimmelpilzen nicht zum langfristigen Erfolg, wenn nicht die Ursache beseitigt wird.

Gute Lebensbedingungen für einen Befall durch Schimmelpilze liegen bei einem pH-Wert zwischen 2 bis 6,5 auch bis 8 und einer Temperatur von 0ºC bis +40ºC vor. Schimmelpilze bevorzugen allgemein Nährmedien mit geringen pH-Werten, dagegen bevorzugen Bakterien einen neutralen bis alkalischen Bereich. Die meisten Organismen wachsen in einem pH-Bereich zwischen 6-8 und werden neutrophil genannt. Die Wachstumsgeschwindigkeit einer Zelle hängt vom pH-Wert des umgebenden Mediums ab. Daneben kann auch der Stoffwechselprozess, die Zellmorphologie, die Zusammensetzung der Zellwand und der Zellumhüllung und anderes beeinflusst. [19] Ändert sich sprunghaft der pH-Wert, meist reicht hier schon eine Änderung des pH-Wertes von 1 bis 2 aus (auch nur für einen kurzen Zeitraum), so kann aus der Wachstumsphase (exponentielle oder stationäre Phase) sehr schnell eine Absterbephase werden. Im Fermentationsbetrieb (technische Herstellung von Mikroorganismen) nennt man diesen Fall einen pH-Schock. Im Gebäude können sich durchaus auch die pH-Werte ändern. Dies erfolgte früher durch den regelmäßigen Anstrich mit Kalkfarbe. Das wird aber auch mit den Baustoffen Kalkputz oder Silicatplatten erreicht.

Auch das Redoxpotenzial der Nährlösung ist wichtig. Die Schimmelpilze stellen keine besonderen Ansprüche an die Zusammensetzung der Atmosphäre, wenn sie im üblichen klimatischen Bereich liegen.

Als Nährmedien für die Schimmelpilze müssen vorhanden sein:

Diese Nährmedien befinden sich in unserer natürlichen Umgebung und somit auch im Gebäude. Hierzu zählen zum Beispiel Glucose, Maltose und Saccharose, Tapetenkleber, Raufasertapete, Dispersionsfarben, Holz, Papier, Textilien, Kunststoffe und Gummi durch die beigefügten Weichmacher, Staub, Fette uvm. Die jeweiligen Mikroorganismen haben sich in der Regel auf den Abbau bestimmter Substanzen unter bestimmten klimatischen Bedingungen spezialisiert. Auch bei annähernd gleichen klimatischen Bedingungen können in den Räumen jeweils unterschiedliche Pilzkonzentrationen auftreten.

Für eine mögliche Erhöhung der Pilzkonzentration ist nicht nur der Anstieg der Raumluftfeuchte (dichtere Fenster und sparsamere Heizungsnutzung) oder die Temperatur verantwortlich. Es spielt daneben auch das Vorhandensein bestimmter Nährmedien eine Rolle. Allein das Vorhandensein von Kohlenhydraten reicht nicht aus. Es müssen auch bestimmte Spurenelemente Kationen (zum Beispiel Co++, Mg++) und Anionen (zum Beispiel P, S, N) vorhanden sein. Dagegen wirkt Kalzium (Kalkstein CaCO3) als Inhibitor.

Für viele Mikroorganismen sind die Nährstoffbedürfnisse noch unbekannt. Für die Kultivierung werden daher keine reinen oder definierten Verbindungen verwendet, sondern komplexe Gemische wie Molke, Maisquellwasser oder Sojabohnenextrakt. Diese Nährmedien werden als komplex oder undefiniert bezeichnet. [16]

Heutige Bau- und Beschichtungsstoffe sowie vor allem synthetischer Einrichtungsgegenständen im Haushalt (durch Ausgasung von Lösungsmitteln oder Weichmachern) können die erforderlichen Nährsubstanzen liefern, die für einen optimalen Wachstumsprozess erforderlich sind oder auch diesen Prozess hemmen. Selbst bei älterem Mauermörteln, zum Beispiel welche aus Luftkalk oder Sumpfkalk hergestellt wurden, bestehen aus einer Vielzahl an chemischen Zusätzen, um die Verarbeitbarkeit zu verbessern. Zum Beispiel dient Acryl2)-Hydrosol (Tiefengrund) zur Verbesserung der Eigenschaft der Wandoberfläche. Welche Wechselwirkungen treten aber auf? Auch wenn es lösungsmittelfrei sein soll und so die Gesundheit aus heutiger Sicht nicht gefährdet. Genau diese Stoffgemische können die erforderlichen Spurenelemente und Wachstumsfaktoren für die Mikroorganismen liefern.

Waren die Haushalte vor 40 Jahren noch annähernd frei von synthetischen Stoffen, so haben sich diese in der Zwischenzeit in kleine chemische Laboratorien verwandelt, angefangen von Duftstoffen, WC-Reiniger, über Ausgasungen aus Wohnraumtextilien und Möbel bis hin zur Bauhülle.

Die Wechselwirkung der Entstehung von Schimmelpilzen und vorhandener Schadstoffe in der Raumluft beziehungsweise an den Oberflächen sollte daher Gegenstand künftiger Forschungsthemen sein. Gegenwärtig wird sich vorwiegend nur auf das Lüftungsverhalten beschränkt.

Schimmelpilz begünstigende synthetische Textilfasern finden sich allerdings nicht nur in Innenräumen, sondern häufig auch im Außenbereich. Weitläufig verbreitet gelten diese Fasern als unempfindlich gegen Feuchtigkeit. Das gilt jedoch nur, wenn sie zwischen den Feuchtigkeitsphasen auch wieder ausreichend Gelegenheit zum Trocknen haben. Markisen werden bei Regen im eingerollten Zustand oft feucht und können in den Textilfalten nicht richtig trocknen. Die Folge sind sog. Stockflecken, die durch Schimmel hervorgerufen werden. Mehr Sicherheit vor solchen Schimmelflecken bieten die sog. Kassettenmarkisen, die bei Einrollen komplett von einer wasserschützenden Kassette umgeben werden. Aber auch hier gilt es darauf zu achten, dass die Markise nicht im feuchten Zustand eingerollt wird.

Leider ist in naher Zukunft keine gezielte Forschung zur Vermeidung von Schimmelpilzen in Wohngebäuden zu erwarten, da eine Bekämpfung der Schimmelpilze für die Wirtschaft ein attraktives Nebengeschäft geworden ist. Die Lehrstühle und Institute der Universitäten werden durch die Wirtschaft finanziert, und welcher Hochschullehrer riskiert seinen sicheren Job nur für die Wahrheit. Die Studenten lernen eben nur die offizielle Auffassung und das, was die Wirtschaft vorgibt. Mehr unter dem Beitrag zur neoliberalen Baupolitik.

Einflüsse auf das Wachstum von Schimmelpilzen

Die Temperatur beeinflusst den Stoffwechsel, die Nährstoffansprüche, die Biomassezusammensetzung der Zelle und vor allem die Wachstumsgeschwindigkeit der Mikroorganismen. Liegt die Temperatur 10-25ºC unterhalb des Temperaturoptimums, so verlangsamen sich die Transportprozesse und die Wachstumsgeschwindigkeit bewegt sich in Richtung null. Dagegen bewirkt eine Temperaturerhöhung im optimalen Bereich eine überproportionale Steigerung der Wachstumsgeschwindigkeit. In der Praxis wird dies deutlich, warum in einem Gebäude bei annähernder gleicher relativer Luftfeuchte und Nutzungsverhalten in 5 Wohnungen kein und in einer Wohnung Schimmelpilzbefall festgestellt wird. Hier können Temperaturunterschiede von 2-3 K vorliegen. Diese Tatsache wird auch im folgenden Isoplethensystem berücksichtigt. (Ausführliche Erläuterung im Schimmelbuch.)

Bild: Isoplethensysteme für Sporenauskeimung der Schimmelpilze (Aspergillus restrictus (links) und Aspergillus versicolor (rechts). [25]

Isoplethensysteme

Bild: Temperatureinfluss auf die Wachstumsgeschwindigkeit von Mikroorganismen

Temperatureinfluss auf die Wachstumsgeschwindigkeit von Mikroorganismen

Erläuterung zur Wachstumskurve:
Minimum geleeartige Membran, langsamer Transportprozess
Optimal maximale Geschwindigkeit der enzymatischen Reaktion
Maximum Protein-Denaturierung, Zusammenbruch der Cytoplasmamembran, thermische Lyse

 

Hinsichtlich ihrer Ansprüche an optimale Temperaturbedingungen verhalten sich Mikroorganismen sehr unterschiedlich. Man unterscheidet die Schimmelpilze nach ihren optimalen Wachstumstemperaturen, mesophile Schimmelpilze bei 25-35ºC, thermotolerante Schimmelpilze bei 30-40ºC und thermophile Schimmelpilze bei 35-55ºC (max. ca. 60ºC) [22] Vervollständigt werden soll die Einteilung mit den psychrophilen Organismen (unter 0ºC bis 20ºC). Hierzu gehören vorwiegend marine Bakterien und Eisenbakterien. Thermophile Bakterien erreichen ihre Grenze bei 70ºC und extrem thermophile Organismen zwischen 80-90ºC (zum Beispiel Gattungen Bacillus und Clostridium), Bakterien die oberhalb 90 und 100ºC wachsen nennt man hyperthermophile Organismen. [23]

Die Wechselwirkungen zwischen Feuchte, Temperatur und Nahrungssubstanz werden im Isoplethensystem für Sporenauskeimung der Schimmelpilze dargestellt.

Schimmel an der Wandoberfläche
Schimmel an der Wandoberfläche

Diese Schimmelpilze befinden sich in der Außenwand einem ständig benutzten Zimmer etwas 1 m unterhalb der Erdoberfläche einer Hotelanlage in Tunesien. Die Temperatur der Raumluft am 01.03.2016 liegt bei 20,4 °C und einer rel. Luftfeuchte von 46%. Die Oberflächentemperatur liegt bei 18,7 °C. Das würde etwa eine relative Luftfeuchte an der Wandoberfläche um 50 % betragen. Die relative Luftfeuchte während der Winterzeit liegt mehrheitlich unter 60 %. Es gibt auch keine großen Temperaturschwankungen. Deutlich kann man die Salzausblühungen auf dem Zementputz erkennen. Die Salze sind stark hydroskopisch. Der Zementputz bildet zudem eine Sperrschicht. Die Feuchtigkeit aus der Luft wird durch das Salz gebunden, diese kann aber auch nicht über eine Porenstruktur entweichen.

Eine aufsteigende Feuchtigkeit gibt es hier so gut wie nicht, da nur sehr wenig Niederschlag während des ganzen Jahres fällt und der Grundwasserspiegel viele Meter tief ist. Es gibt auch kein Fallrohr oder andere wasserführende Leitungen, welche kaputt sein könnten. An anderen Wandabschnitten in dieser Etage gibt es keine Salzablagerungen und auch keinen Schimmel. Die Ursache ist demnach das Mauersalz, die sperrende Wirkung des Putzes und die konstruktive Besonderheit genau an diesem Wandabschnitt. Die Ursache in diesem Fall ist nicht eine zu hohe Luftfeuchte oder mangelhafte Lüftung.

1) Als Prävention bezeichnet man Maßnahmen zur Abwendung von unerwünschten Zuständen, welche eintreffen können, wenn keine geeigneten Maßnahmen eingeleitet werden. Sind also Maßnahmen, welche auf die Wirkung gerichtet sind.
2)Die gegenwärtige Energiepolitik soll auch zum Energiesparen anregen, verursacht aber auf der anderen Seite eine kranke Bevölkerung.
3)Bezeichnung für Kunststoffe, die aus polymerisierten Verbindungen der Acrylsäure und/oder der Methakrylsäure bestehen. Acrylsäure ist die einfachste ungesättigte Karbonsäure.

Zum Buch Schimmelpilze in Wohngebäude

Schimmelpilzbuch

Literaturquellen:
[1] Dörfelt, Heinrich, BI-Lexikon Mykologie Pilzkunde, 1988, VEB Bibliographisches Institut Leipzig, S. 344
[2] Davis, P.,J: Molds, Toxic Molds, and Indoor Air Quality, California Research Bureau, California State Library CRB Note., 8, (1), 1-17 (2001)
[5] Schimmelpilze in Innenräumen - Nachweis, Bewertung, Qualitätsmanagement, 14.12.2001; Abgestimmtes Arbeitsergebnis des Arbeitskreises "Qualitätssicherung - Schimmelpilze in Innenräumen" am Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg, Dr. Gabrio, Wiederholdstr. 15, 70174 Stuttgart, gabrio@lga.bwl.de, S. 16
[6] biomass Ingenieurbüro mbH, Herzbroicher Weg 49, 41352 K.; (www.biomess.de/Inhalt/Detailinfos/Schimmelpilze/Pilzarten/hauptteil_pilzarten.htm)
[7] Glathe, H.; Farkasdi, G.: Morphologie der Rotteorganismen. In Häsel, G.; Schenkel, W.; Schnurer, H.: Müll-Handbuch, Kennzahl 5020, Lieferung 7/65, Erich Schmidt Verlag, Berlin
[8] Boedijn, K. B.; Knauers Pflanzenreich in Farben, a.a.O., S. 144
[9] Boedijn, K. B.; Knauers Pflanzenreich in Farben, a.a.O., S.108-109
[13] Schwantes, H.-O.; Biologie der Pilze 1995, Stuttgart Ulm 1996, S. 230-235, 250
[14] Schimmelpilze in Innenräumen - Nachweis, Bewertung, a.a.O., S. 14
[15] Schimmelpilze in Innenräumen - Nachweis, Bewertung, a.a.O., S. 23
[16] Schwister, Karl u.a.; Taschenbuch der Verfahrenstechnik Fachbuchverlag Leipzig im Carl Hanser Verlag 2000 S. 438-440
[17] Zachäus, D.; Biologische Abfallbehandlung, Karl J. Thom© Enzyklopädie S. 215; in DB 1995 Te 13707
[18] Rauch, Peter: Schimmelpilzbildung infolge Wärmebrückenbildung - Allgemeine Darstellung und Aufzeigen konstruktiver Mängel beim Dachgeschossausbau, Vortrag 4.5.1994 Bauberatungszentrum Leipzig
[19] Schwister, Karl u.a.; a.a.O., S. 443
[22] Möck, M.; Lehmann, Ch.; Schimmelpilze, Vorkommen, Gesundheitsgefahren, Schutzmaßnahmen, ecomed-Verlagsgesellschaft, Landsberg 1999
[23] Schwister, Karl u.a.; a.a.O. S. 441-442
[25] Smith, S.L.; Hill, S. T.: Influence of temperature and water activity on germination and growth of Aspergillus restrictus and Aspergillus versicolor. Transoctions of Brtish Mycological Society Vol. 79 (1982), H. 3, S. 558 - 560

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